Harry Potter und die Methoden Rationalen Denkens

von Eliezer Yudkowski

Deutsche Übersetzung von Jürgen Nickelsen <ni@w21.org>

Vorbemerkungen
Anmerkungen des Übersetzers
Kapitel 1: Ein Tag von sehr geringer Wahrscheinlichkeit
Kapitel 2: Alles was ich glaube ist falsch
Kapitel 3: Die Realität im Vergleich zu ihren Alternativen
Kapitel 4: Die Hypothese vom effizienten Markt
Kapitel 5: Fundamentaler Attributionsfehler
Kapitel 6: Der Planungsfehlschluss
Kapitel 7: Reziprozität
Kapitel 8: Bestätigungsfehler
Kapitel 9: Titel bearbeitet, Teil I
Kapitel 10: Selbsterkenntnis, Teil II
Kapitel 11: Omake-Dateien 1, 2, 3
OMAKE-DATEIEN #1: 72 Stunden bis zum Sieg
OMAKE-DATEIEN #2: Ich habe keine Angst vor Dunklen Lords
OMAKE-Dateien #3: Alternative Enden von 'Selbsterkenntnis'
Kapitel 12: Selbstbeherrschung
Kapitel 13: Die falschen Fragen stellen
Kapitel 14: Das Unbekannte und das Unkennbare

Vorbemerkungen

Nach allgemeiner Auffassung hat dieser Text seinen Rhythmus etwa bei Kapitel 5 gefunden. Wenn er euch nach Kapitel 10 immer noch nicht zusagt, gebt es auf.

Besucht http://hpmor.com/ (auf Englisch) mit diversen Material und Zusatzinformationen:

Über Besprechungen freue ich mich. Ihr könnt Besprechungen für jedes Kapitel ablegen, kein Login notwendig, und man muss nicht alles gelesen haben, bevor man ein Kapitel bespricht — aber schreibt bitte höchstens eine Besprechung pro Kapitel.

Dies ist keine Geschichte mit einem einzigen Startpunkt — es gibt einen Haupt-Startpunkt irgendwo in der Vergangenheit, aber auch andere Wendungen. Die beste Umschreibung, die ich für diese Geschichte gehört habe, ist Paralleluniversum.

Der Text enthält eine Menge Hinweise: offensichtliche Hinweise, nicht-so-offensichtliche Hinweise, wirklich obskure Anspielungen, bei denen ich schockiert war, dass manche Leser sie erfolgreich decodiert haben, und ganz viele vollständig offenliegende Indizien. Dies ist eine rationalistische Geschichte; ihre Rätsel sind lösbar und sollen aufgeklärt werden.

Das Tempo der Geschichte ist wie das einer Fernsehserie, die über eine festgelegte Anzahl von Staffeln läuft, deren Episoden eine eigene Handlung haben, aber auch einen übergeordneten Handlungsstrang zu einen abschließenden Ende führen.

Die hier angeführte Wissenschaft ist echt. Behaltet aber bitte im Kopf, dass außerhalb der wissenschaftlichen Aspekte die Ansichten der Figuren nicht die des Autors sein müssen. Nicht alles, was der Protagonist tut, ist eine Lektion der Weisheit, und ein Rat einer dunkleren Figur kann zweifelhaft oder gefährlich zweischneidig sein.

Anmerkungen des Übersetzers

Diese Übersetzung ist nicht an die publizierten Übersetzungen der Bücher von J. K. Rowling angelehnt. Einerseits kenne ich sie praktisch nicht, andererseits ist dieser Text von Eliezer Yudkowski nicht an Kinder oder Jugendliche gerichtet wie der Harry-Potter-Kanon. Einige der englischen Begriffe und Namen habe ich unübersetzt gelassen, um das britische Flair der Geschichte zu erhalten. Hier und da habe ich Anregungen aus der Übersetzung von Jost et al. übernommen, bin aber im wesentlichen davon unabhängig.

Zu den von Eliezer Yudkowski verwendeten Begriffen der rationalistischen Theorie und Methodik habe ich mich bemüht, die entsprechenden deutschsprachigen Begriffe zu finden. Diese sind als Fachtermini auch mir nicht unbedingt von vornherein geläufig, sollten aber die Diktion des Originals richtig wiedergeben.

Die Übersetzung ist bisher insgesamt noch als Work in Progress anzusehen. Ich erstelle für ein neues Kapitel zuerst eine Rohübersetzung, die als {in Arbeit} markiert ist; danach sehe ich das Kapitel durch, glätte es zu einer sprachlich stimmigeren Fassung und entferne die Markierung {in Arbeit}. Aber auch dann noch ist der ganze Text bisher nicht abgeschlossen, und es kann sein, dass ich in allen Kapiteln noch Veränderungen vornehme.

Die Änderungshistorie ist in der Versionsverwaltung zu sehen.

  — J.N.

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Kapitel 1: Ein Tag von sehr geringer Wahrscheinlichkeit

Klarstellung: Harry Potter gehört J. K. Rowling, und die Methoden Rationalen Denkens gehören niemandem.


Im Mondlicht schimmert ein winziges silbernes Fragment, ein Bruchteil einer Linie...

(schwarze Roben fallen)

...Blut fließt literweise, und irgendwer schreit ein Wort.


Jedes Stück Wand ist von Bücherregalen bedeckt. Jedes Regal hat sechs Borde bis fast zur Decke. Manche Borde sind voll mit gebundenen Büchern: Naturwissenschaften, Mathematik, Geschichte, und alles andere. In anderen stehen zwei Reihen von Science-Fiction-Taschenbüchern hintereinander, die hintere Reihe auf Pappschachteln oder Holzlatten, so dass man ihre Rücken über die vordere Reihe hinweg sehen kann. Und das ist noch nicht genug. Ströme von Büchern fließen über die Tische und Sofas und bilden kleine Haufen unter den Fenstern.

Dies ist das Wohnzimmer des Hauses, in dem der bedeutende Professor Michael Verres-Evans und seine Frau Mrs. Petunia Evans-Verres und ihr adoptierter Sohn Harry James Potter Evans-Verres wohnen.

Ein Brief liegt auf dem Wohnzimmertisch, und ein unfrankierter Umschlag aus gelblichem Pergament, adressiert an Mr. H. Potter in smaragdgrüner Tinte.

Der Professor und seine Frau sprechen in scharfem Ton miteinander, aber sie schreien nicht. Der Professor hält Schreien für unzivilisiert.

Du machst Witze, sagt Michael zu Petunia. Sein Tonfall zeigt seine ernsthafte Befürchtung, dass es ihr ernst ist.

Meine Schwester war eine Hexe, wiederholt Petunia. Sie wirkt ängstlich, bleibt aber standhaft. Ihr Mann war ein Zauberer.

Das ist absurd! sagt Michael scharf. Sie waren auf unserer Hochzeit — sie haben uns zu Weihnachten besucht...

Ich sagte Ihnen, Du solltest es nicht erfahren, flüsterte Petunia. Aber ist wahr. Ich habe Dinge gesehen —

Der Professor verdrehte Augen. Meine Liebe, ich weiß, dass Du mit der skeptischen Literatur nicht vertraut bist. Dir ist vermutlich nicht klar, wie ein geschulter Magier das unmöglich Scheinende vortäuschen kann. Kannst Du Dich erinnern, wie ich Harry beigebracht habe, Löffel zu verbiegen? Falls es so schien, als wüssten sie immer, was Du denkst, das nennt man Cold Reading —

Das war kein Löffelbiegen —

Was war es denn dann?

Petunia biss sich auf die Lippen. Ich kann es Dir nicht einfach erzählen. Du würdest denken, ich — Sie schluckte. Hör zu, Michael. Ich war nicht — nicht immer so — Sie deutete auf sich selbst, wie um ihre geschmeidige Figur zu betonen. Lily hat das für mich getan. Weil ich — weil ich sie darum angefleht habe. Jahrelang bettelte ich darum. Lily war immer hübscher als ich, und ich… war gemein zu ihr deswegen, und dann konnte sie auch noch zaubern, kannst Du Dir vorstellen, wie ich mich fühlte? Ich flehte sie an, ein wenig ihrer Magie dafür zu nutzen, dass ich auch gut aussehe. Wenn ich schon nicht ihre Magie haben konnte, konnte ich wenigstens hübsch sein.

Petunias Augen füllten sich mit Tränen.

Und Lily weigerte sich immer, mit den lächerlichsten Ausreden, wie, die Welt würde untergehen, wenn sie nett zu ihrer Schwester wäre, oder ein Zentaur hätte ihr das verboten — die lächerlichsten Dinge, und ich hasste sie dafür. Und als ich meinen Universitätsabschluss hatte, ging ich mit diesem Jungen, Vernon Dursley, der war dick, aber er war der einzige Junge, der mit mir redete. Und er sagte, er wollte Kinder, und sein erster Sohn sollte Dudley heißen. Und ich dachte mir, wer nennt sein Kind Dudley Dursley? Es war, als sähe ich meine ganze Zukunft vor mir ausgebreitet, und ich hielt es einfach nicht mehr aus. Also schrieb ich meiner Schwester und sagte ihr, wenn sie mir nicht hilft, würde ich einfach —

Petunia hielt inne.

Jedenfalls, sagte Petunia leise, gab sie nach. Sie sagte, es wäre gefährlich, und ich sagte, das wäre mir egal, und ich trank diesen Zaubertrank und war wochenlang krank, aber als ich mich erholte, wurde meine Haut reiner, ich bekam Figur, und… Ich war schön, die Leute waren nett zu mir, ihre Stimme versagte, und danach konnte ich meine Schwester nicht mehr hassen, vor allem als ich erfuhr, was ihr die Magie am Ende einbrachte —

Liebling, sagte Michael sanft, Du wurdest krank, Du nahmst während der Bettruhe etwas zu, und Deine Haut klärte sich von selbst. Oder die Krankheit änderte Deine Essgewohnheiten —

Sie war eine Hexe, wiederholte Petunia, ich habe es gesehen.

Petunia, sagte Michael. Sein Ärger war in der Stimme zu hören. Du weisst, dass das nicht wahr sein kann. Muss ich wirklich erklären warum?

Petunia rang die Hände. Sie schien am Rand der Tränen zu sein. Mein Lieber, ich weiß, ich kann Dich nicht überzeugen, aber bitte, darin musst Du mir vertrauen —

Dad! Mum!

Die beiden hielten inne und sahen Harry an, als hätten sie vergessen, dass noch jemand im Raum war.

Harry atmete tief ein. Mum, Deine Eltern hatten keine Magie, oder?

Nein, sagte Petunia verwirrt.

Also wusste in eurer Familie niemand über Magie Bescheid, als Lily ihren Brief bekam. Was hat euch überzeugt?

Ah..., sagt Petunia. Sie schickten nicht einfach einen Brief. Sie schickten einen Professor von Hogwarts. Er — Petunias sah kurz zu Michael. Er führte uns etwas Magie vor.

Also braucht ihr darüber gar nicht zu streiten, sagte Harry fest. Er hoffte, dass sie dieses Mal, nur einmal, auf ihn hören würden. Wenn das wahr ist, brauchen wir nur einen Hogwarts-Professor hier, und wir können die Magie selbst sehen, und Dad wird zugeben, dass es wahr ist. Und wenn nicht, dann wird Mum zugeben, dass es nicht wahr ist. Dazu ist die experimentelle Methodik da, dass wir es nicht durch Diskussion herausfinden müssen.

Der Professor drehte sich um und sah auf ihn nieder, herablassend wie immer. Oh, hör auf, Harry. Wirklich, Magie? Ich dachte, Du weißt es besser, als so etwas ernst zu nehmen, auch wenn Du erst zehn bist. Magie ist so ungefähr das unwissenschaftlichste, was es gibt!

Harry verzog verbittert den Mund. Er wurde gut behandelt, vermutlich besser, als die meisten leiblichen Väter ihre Kinder behandelten. Harry wurde auf die besten Grundschulen geschickt — und als das nicht funktionierte, bekam er Privatlehrer aus dem endlosen Vorrat armer Studenten. Harry wurde ermutigt, zu lernen, was immer ihn interessierte, bekam alle Bücher, die er wollte, und Unterstützung für alle mathematischen oder naturwissentschaftlichen Wettbewerbe, an denen er teilnahm. Er bekam alles sinnvolle, was er wollte, außer, vielleicht, ein bisschen Respekt. Von einem Doktor der Biochemie, der in Oxford lehrte, konnte man schließlich nicht erwarten, dass er auf einen kleinen Jungen hörte. Er hörte natürlich zu und zeigte Interesse, denn das tat ein Guter Vater, und wenn jemand sich für einen Guten Vater hielt, dann tat er das eben. Aber einen Zehnjährigen ernstnehmen? Wohl kaum.

Manchmal wollte Harry seinen Vater anschreien.

Mum, sagte Harry. Wenn Du diesen Streit mit Dad wirklich gewinnen willst, lies Kapitel 2 im ersten Buch der Vorlesungen über Physik von Feynman. Da gibt es eine Stelle, wie Philosophen eine Menge darüber sagen, was Wissenschaft unbedingt erfordert, und es ist alles falsch, weil die einzige Regel der Wissenschaft ist, dass die Beoachtung das endgültig Entscheidende ist — dass man nur die Welt ansehen muss und berichten, was man sieht. Äh… aus dem Kopf weiß ich jetzt nicht, wo man etwas dazu findet, dass ein Ideal der Wissenschaft ist, etwas durch ein Experiment statt durch Streiten zu entscheiden —

Seine Mutter sah ihn an und lächelte. Danke, Harry. Aber — Sie hob den Kopf und sah ihren Mann an. Ich will den Streit mit Deinem Vater gar nicht gewinnen. Ich will, dass mein Mann auf… auf seine Frau hört, die ihn liebt, und ihr einmal vertraut —

Harry schloss kurz seine Augen. Unmöglich. Seine Eltern waren beide einfach unmöglich.

Jetzt fingen seine Eltern schon wieder so einen Streit an, wo seine Mutter versuchte, seinem Vater ein schlechtes Gewissen zu machen, und sein Vater versuchte, dass seine Mutter sich dumm vorkam.

Ich gehe in mein Zimmer, kündigte Harry an. Seine Stimme zitterte ein wenig. Versucht bitte, euch nicht zu sehr darüber zu streiten, Mum, Dad, wir werden früh genug sehen, was dabei herauskommt, oder?

Natürlich, Harry, sagte sein Vater, und seine Mutter gab ihm einen beruhigenden Kuss, und dann stritten sie weiter, während Harry die Treppe zu seinem Zimmer heraufging.

Er schloss die Tür hinter sich und versuchte nachzudenken.

Das komische war, er hätte seinem Dad zustimmen sollen. Niemand hatte je einen Beweis für Magie gesehen, und seine Mum sagte, es gäbe eine ganze magische Welt da draußen. Wie sollte jemand so etwas geheim halten? Mit mehr Magie? Das klang nach einer sehr fragwürdigen Ausrede.

Eigentlich müsste das ein klarer Fall davon sein, dass Mum entweder einen Witz machte, log, oder verrückt war, mit zunehmender Schrecklichkeit. Wenn Mum den Brief selbst geschickt hatte, würde das erklären, wie er unfrankiert in den Briefkasten gekommen war. Ein bisschen Wahnsinn war sehr, sehr viel weniger unwahrscheinlich als dass das Universum wirklich so funktionierte.

Außer dass ein Teil von Harry total davon überzeugt war, dass Magie real war, und das, seit er den Brief von — vermutlich — Hogwarts, Schule für Hexenkunst und Zauberei, gesehen hatte.

Harry rieb sich die Stirn und verzog das Gesicht. Glaub nicht alles, was Du denkst, sagte eins seiner Bücher.

Aber diese eigenartige Gewissheit… Harry bemerkte, dass er gerade das erwartete, dass ein Hogwarts-Professor auftauchen würde, und er würde seinen Zauberstab schwingen, und Magie würde herauskommen. Diese befremdliche Gewissheit gab sich keine Mühe, sich gegen die Falsifizierung aufzulehnen, fand keine Ausreden, warum kein Professor auftauchen würde, oder warum der Professor nur Löffel verbiegen könnte.

Woher kommst Du, merkwürdige kleine Prognose? Harry richtete den Gedanken auf sein Gehirn. Warum glaube ich, was ich glaube?

Meistens war Harry recht gut darin, sich diese Frage zu beantworten, aber in diesem Fall hatte er keine Ahnung, was sich sein Gehirn dabei dachte.

Innerlich zuckte Harry mit den Achseln. Eine flache Metallplatte an einer Tür dient zum Drücken, und ein Handgriff an einer Tür dient zum Ziehen, und was man mit einem Ding mit einer überprüfbaren Hypothese macht, ist sie zu überprüfen.

Er nahm ein Blatt liniertes Papier vom Schreibtisch und fing an zu schreiben.

Sehr geehrte Stellvertretende Schulleiterin

Harry machte eine Pause und dachte nach; dann warf er das Papier weg und nahm ein anderes, drückte einen Millimeter Graphit aus seinem Druckbleistift. Hier war sorgfältige Schönschrift angebracht.

Sehr geehrte Stellvertretende Schulleiterin Minerva McGonagall,

oder wer dafür zuständig ist:

Kürzlich erhielt ich Ihr Schreiben der Aufnahme in Hogwarts, adressiert an Mr. H. Potter. Möglicherweise ist Ihnen nicht bekannt, dass meine leiblichen Eltern, James Potter und Lily Potter (geborene Lily Evans) verstorben sind. Ich wurde adoptiert von Lilys Schwester Petunia Evans-Verres und ihrem Mann Michael Verres-Evans.

Ich bin außerordentlich daran interessert, Hogwarts zu besuchen, falls dieser Ort tatsächlich existiert. Nur meine Mutter Petunia sagt, sie weiß von Magie, und dass sie sie selbst nicht anwenden kann. Mein Vater ist sehr skeptisch. Ich selbst bin mir unsicher. Außerdem weiß ich nicht, wo ich die die in Ihrem Aufnahmeschreiben genannten Bücher und Geräte erwerben kann.

Mutter erwähnte, dass Sie einen Mitarbeiter von Hogwarts zu Lily Potter (damals Lily Evans) geschickt haben, um ihre Familie davon zu überzeugen, dass Magie real ist, und, vermute ich, um Lily beim Besorgen ihrer Schulmaterialien zu helfen. Es wäre sehr hilfreich, wenn Sie das auch für meine Familie veranlassen könnten.

Mit freundlichen Grüßen,
Harry James Potter-Evans-Verres.

Harry fügte ihre Adresse hinzu, faltete den Brief und steckte ihn in einen Umschlag, den er an Hogwarts adressierte. Er überlegte kurz und holte eine Kerze, tropfte etwas Wachs auf den Umschlag, und drückte mit einem Taschenmesser seine Initialen H. J. P. E. V. hinein. Wenn er schon im Wahnsinn versinken sollte, dann mit Stil.

Dann öffnete er seine Tür und ging nach unten. Sein Vater saß im Wohnzimmer und las ein Buch über höhere Mathematik, um zu zeigen, wie klug er war; seine Mutter war in der Küche und bereitete eines der Lieblingsgerichte seines Vaters zu, um zu zeigen, wie liebevoll sie war. Es sah nicht so aus, als ob sie überhaupt noch miteinander redeten. So furchtbar wie ein Streit sein konnte, nicht streiten war irgendwie noch viel schlimmer.

Mum, sagte Harry in die drückende Stille, Ich werde die Hypothese überprüfen. Wie sende ich nach Deiner Theorie eine Eule zu Hogwarts?

Seine Mutter drehte sich von der Spüle um und sah ihn entsetzt an. Ich — ich weiß nicht, ich schätze, man braucht dazu eine magische Eule.

Das hätte sehr verdächtig klingen müssen, oh, also lässt sich die Theorie doch nicht überprüfen, aber Harrys eigenartige Gewissheit schien sich noch weiter aus dem Fenster lehnen zu wollen.

Also, der Brief kam irgendwie hier an, sagte Harry, also wedele ich einfach damit herum und rufe 'Brief an Hogwarts!' und warte, dass eine Eule kommt und ihn holt. Dad, willst Du mir dabei zusehen?

Sein Vater schüttelte kurz den Kopf und las weiter. Na klar, dachte Harry. Magie war derart unwürdig, dass nur dumme Menschen daran glaubten, und wenn sein Vater sich dazu herabließe, die Hypothese zu überprüfen oder auch nur dabei zuzusehen, würde er sich vorkommen, als ließe er sich darauf ein…

Als Harry zur Hintertür in den Garten hinauslief, wurde ihm klar, wenn jetzt wirklich eine Eule käme und den Brief schnappen würde, hätte er ziemliche Schwierigkeiten, das seinem Vater zu erzählen.

Aber, hm, das kann ja nicht wirklich passieren, oder? Egal, was mein Gehirn zu glauben meint. Wenn wirklich eine Eule kommt und den Brief greift, habe ich wohl sehr viel größere Probleme als was mein Dad denkt.

Harry atmete tief ein und hielt den Umschlag in die Luft.

Er schluckte.

Brief an Hogwarts! rufen, wenn man im Garten einen Umschlag hoch in die Luft hält, war… tatsächlich ziemlich peinlich, wenn er so darüber nachdachte.

Nein. Ich bin besser als Dad. Ich werde die wissenschaftliche Methodik anwenden, auch wenn ich mir dabei wie ein Idiot vorkomme.

Brief — sagte Harry, aber tatsächlich kam nur ein Krächzen heraus.

Harry riss sich zusammen und rief in den leeren Himmel Brief an Hogwarts! Kann ich bitte eine Eule bekommen?

Harry? fragte eine verwirrte Frauenstimme, eine der Nachbarinnen.

Harry zog die Hand ein, als hätte er ins Feuer gefasst, und versteckte den Umschlag hinter seinem Rücken, als wäre es Drogengeld. Sein Gesicht brannte rot vor Scham.

Über dem Zaun erschien das Gesicht einer alten Frau, graue Haare sahen unter ihrem Haarnetz hervor. Mrs. Figg, die hin und wieder auf ihn aufpasste. Was machst Du da, Harry?

Nichts, sagte Harry mit erstickter Stimme. Nur — eine alberne Theorie testen —

Hast Du Deinen Aufnahmebrief von Hogwarts bekommen?

Harry erstarrte.

Ja, sagten etwas später Harrys Lippen. Ich habe einen Brief von Hogwarts bekommen. Sie sagen, sie wollen meine Eule bis zum 31. Juli haben, aber —

Aber Du hast natürlich keine Eule. Armer Junge! Was haben sie sich bloß dabei gedacht, Dir einfach den Standardbrief zu schicken.

Ein faltiger Arm reckte sich über den Zaun und hielt die Hand auf. Ohne Nachdenken reichte Harry ihr den Umschlag.

Überlass mir das, mein Lieber, sagte Mrs. Figg, und in einem Moment oder zwei habe ich jemanden hier.

Und ihr Gesicht verschwand hinter dem Zaun.

Eine ganze Weile war es still im Garten.

Dann sagte eine Jungenstimme ruhig und leise Was.

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Kapitel 2: Alles was ich glaube ist falsch

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Natürlich war das meine Schuld. Niemand sonst hier könnte für irgendetwas verantwortlich sein.


Also, um das klarzustellen, sagte Harry, wenn die Professorin Dich schweben lässt, Dad, obwohl Du weißt, dass Du nicht an Drähten hängst, ist das ein hinreichender Beweis. Du wirst dich nicht herauswinden, und sagen, dass es nur ein Zaubertrick war. Das wäre nicht fair. Wenn du dieser Ansicht bist, sag es jetzt, und wir können uns ein anderes Experiment ausdenken.

Harrys Vater, Professor Michael Verres-Evans, verdrehte die Augen. Ja, Harry.

Und Du, Mum, Deine Theorie besagt, dass die Professorin dazu in der Lage sein sollte, und wenn das nicht passiert, wirst Du zugeben, dass Du Dich geirrt hast. Nichts davon, dass Magie nicht wirkt, wenn die Leute skeptisch sind, oder etwas in der Art.

Die Stellvertretende Schulleiterin Minerva McGonagall beobachtete Harry mit einem verwirrten Gesichtsausdruck. Sie sah ziemlich hexenhaft aus mit ihrer schwarzen Robe und dem spitzen Hut, aber wenn sie sprach, klang sie sehr förmlich und schottisch, was zu ihrem Aussehen überhaupt nicht passte. Auf den ersten Blick wirkte sie, als müsste sie keckernd lachen und kleine Babys in Hexenkessel stecken, aber dieser Eindruck wurde zunichte gemacht, sobald sie den Mund öffnete. Reicht das, Mr. Potter?, sagte sie. Soll ich mit der Demonstration beginnen?

Ob es reicht? Vermutlich nicht, sagte Harry. Aber es wird ein bisschen helfen. Nur zu, Stellvertretende Schulleiterin.

Professor genügt, sagte sie, und dann Wingardium Leviosa.

Harry sah seinen Vater an.

Aha, sagte Harry.

Aha, wiederholte sein Vater.

Dann sah Professor Verres-Evans Professor McGonagall an. In Ordnung, Sie können mich jetzt herunterlassen.

Sein Vater wurde sorgfältig zu Boden gelassen.

Harry fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Vielleicht war es nur der merkwürdige Teil von ihm, der schon überzeugt war, aber… Das ist jetzt etwas ernüchternd, sagte Harry. Man sollte meinen, dass es einen irgendwie dramatischeren mentalen Effekt hat, wenn man eine Beobachtung von nahezu unendlich minimaler Wahrscheinlichkeit macht — Harry brach ab. Mum, die Hexe, und sogar sein Vater sahen ihn schon wieder so an. Ich meine, wenn man herausfindet, dass alles, was man glaubt, falsch ist.

Ernsthaft, das hätte dramatischer sein sollen. Sein Gehirn hätte seine ganzen Hypothesen über das Universum verwerfen müssen, weil keine davon hiermit vereinbar war. Stattdessen machte sein Gehirn nur, okay, ich habe gesehen, wie die Hogwarts-Professorin ihren Zauberstab schwenkte und Deinen Vater in die Luft schweben ließ, also?

The Hexendame lächelte ihnen gütig zu und sah recht amüsiert aus. Hätten Sie gerne eine weitere Demonstration, Mr. Potter?

Das ist nicht notwendig, sagte Harry. Wir haben ein entscheidendes Experiment durchgeführt. Aber... Harry zögerte. Er konnte nicht widerstehe. Tatsächlich sollte er unter diesen Umständen nicht widerstehen müssen. Es war vollkommen in Ordnung, neugierig zu sein. Was können Sie sonst noch?

Professor McGonagall verwandelte sich in eine Katze.

Harry taumelte erschrocken rückwärts, stolperte über einen herumliegenden Bücherstapel und landete mit einem harten Schlag auf dem Hintern. Seine Arme konnten den Fall nicht bremsen, sorgten aber für ein warnendes Stechen in der Schulter.

Die getigerte Katze verwandelte sich sofort wieder zurück in die Frau mit der Robe. Bitte entschuldigen Sie, Mr. Potter, sagte die Hexe mit ernster Stimme, obwohl ihre Mundwinkel leicht nach oben zuckten. Ich hätte Sie warnen sollen.

Harry atmete stoßweise. Seine Stimme klangt erstickt. Das KÖNNEN Sie nicht!

Das ist nur eine Transfiguration, sagte Professor McGonagall. Eine Animagus-Transfiguration, um genau zu sein.

Sie haben sich in eine Katze verwandelt! Eine KLEINE Katze! Sie haben den Energieerhaltungssatz verletzt! Der ist nicht irgendeine Regel, er folgt aus dem Hamilton-Operator der Quantenmechanik! Ihn zu verletzen zerstört die Unitarität, und dann hat man Signalgeschwindigkeiten schneller als das Licht! Und Katzen sind KOMPLIZIERT! Ein menschlicher Geist kann sich nicht einfach die ganze Anatomie einer Katze vorstellen, und die ganze Biochemie, und was ist mit der Neurologie? Wie können Sie überhaupt denken mit dem Gehirn einer Katze?

Professor McGonagall Mundwinkel zuckten jetzt etwas stärker. Magie.

Magie reicht dafür nicht aus! Dazu müssten Sie ein Gott sein!

Professor McGonagall blinzelte. Das ist wohl das erste Mal, dass ich so genannt wurde.

Harry verschwamm es vor den Augen, als sein Gehirn zu verstehen versuchte, was in ihm gerade zerbrochen war. Die ganze Idee eines einheitlichen Universums mit regulären mathematischen Gesetzen war gerade die Toilette hinuntergespült worden, sein gesamter Begriff von Physik. Dreitausend Jahre davon, große, komplizierte Sachverhalte in kleine Teile aufzulösen, zu entdecken, dass die Harmonie der Planeten dieselbe war wie die eines fallenden Apfels, herauszufinden, dass die wahren Naturgesetze pefekt universell waren ohne irgendeine Ausnahme und die Form einfacher Mathematik hatten, die die kleinsten Dinge bestimmte, nicht zu vergessen, dass der Geist das Gehirn war und das Gehirn aus Neuronen bestand, ein Gehirn war das, was eine Person war —

Und dann verwandelte sich eine Frau in eine Katze, soweit also dazu.

Hundert Fragen kämpften in seinem Innern um Harrys Lippen, und als Gewinner kam heraus: Und, was für eine Beschwörung ist Wingardium Leviosa? Wer erfindet diese Zaubersprüche, Kindergartenkinder?

Es reicht, Mr. Potter, sagte Professor McGonagall scharf, obwohl ihre Augen amüsiert aussahen. Wenn Sie etwas über Magie lernen wollen, schlage ich vor, wir machen Ihre Unterlagen fertig, damit Sie Hogwarts besuchen können.

Richtig, sagt Harry, etwas benebelt. Er fasste sich. Der Gang der Vernunft müsste jetzt nur von neuem beginnen, das war alles; es blieb immer noch die experimentelle Methodik, und das war das wichtigste. Wie komme ich denn also nach Hogwarts?

Ein halb unterdrücktes Lachen entwich Professor McGonagall, als würde es mit einer Pinzette aus ihr herausgezogen.

Warte einen Moment, Harry, sagte sein Vater. Erinnerst Du Dich, warum Du bisher nicht zur Schule gegangen bist? Was ist mit Deinem Problem?

Professor McGonagall wandte sich Michael zu. Sein Problem? Was für ein Problem?

Ich schlafe nicht richtig, sagte Harry. Er machte eine hilflose Handbewegung. Mein Schlafzyklus ist 26 Stunden lang, ich gehe jeden Tag zwei Stunden später zu Bett. Früher kann ich nicht einschlafen, und am nächsten Tag noch zwei Stunden später. 22 Uhr, 0 Uhr, 2 Uhr, 4 Uhr, bis ich einmal herum bin. Es hilft auch nichts, wenn ich versuche, früh aufzustehen, ich bin dann den ganzen Tag zu nichts zu gebrauchen. Das ist der Grund, warum ich bisher keine normale Schule besucht habe.

Einer der Gründe, sagte seine Mutter. Harry warf ihr einen erbosten Blick zu.

McGonagall gab ein langes Hmmmm von sich. Ich kann mich nicht erinnern, von so einem Problem schon einmal gehört zu haben..., sagte sie langsam. Ich werde mich bei Madam Pomfrey erkundigen, ob sie ein Mittel dagegen hat. Dann hellte sich ihr Gesicht auf. Nein, das wird sicher kein Problem sein — ich werde rechtzeitig eine Lösung finden. Also, und ihr Blick wurde wieder strenger, was sind diese anderen Gründe?

Harry warf jetzt beiden Eltern einen wütenden Blick zu. Ich verweigere aus Gewissensgründen die Einberufung von Kindern auf der Basis, dass ich nicht unter einem zerfallenden Schulsystem leiden sollte, das mir keine Lehrer und Lehrmaterialien von auch nur annähernd angemessener Qualität zur Verfügung stellen kann.

Harrys Eltern brachen beide in Gelächter aus, als hielten sie das für einen großen Witz. Oh, sagte Harrys Vater, und seine Augen leuchteten, deshalb also hast Du im dritten Schuljahr die Mathematiklehrerin gebissen.

Sie wußte nicht, was ein Logarithmus ist!

Selbstverständlich, pflichtete Harrys Mutter bei. Sie zu beißen war ja eine sehr reife Art, damit umzugehen.

Harrys Vater nickte. Eine wohlüberlegte Methode, das Problem mit Lehrern anzugehen, die Logarithmen nicht verstehen.

Ich war sieben Jahre alt! Wie lange wollt ihr mir das noch vorhalten?

Ich weiß, sagte seine Mutter mit warmer Stimme, da beißt man einmal eine Mathematiklehrerin, und man vergißt es einem nie, nicht wahr?

Harry wandte sich an Professor McGonagall. Da! Sehen Sie, womit ich es zu tun habe?

Entschuldigen Sie mich, sagte Petunia und floh durch die Hintertür in den Garten, von wo aus ihr Gelächter deutlich zu hören war.

Ja, also, ja, Professor McGonnagall schien Sprachschwierigkeiten zu haben, in Hogwarts werden keine Lehrer gebissen, ist das klar, Mr. Potter?

Harry sah sie finster an. Na gut, ich werde keinen beißen, der mich nicht beißt.

Professor Michael Verres-Evans musste daraufhin ebenfalls kurz den Raum verlassen.

Nun gut, seufzte Professor McGonagall, nachdem Harrys Eltern sich erholt hatten und zurückgekommen waren. Nun gut. Unter diesen Umständen denke ich, ich sollte Sie nicht früher als ein oder zwei Tage vor Schulbeginn zum Einkauf Ihrer Schulmaterialien begleiten.

Was? Warum? Die anderen Kinder kennen doch Magie schon, oder? Ich muss sofort anfangen, meinen Rückstand aufzuholen!

Seien Sie versichert, Mr. Potter, antwortete Professor McGonagall, dass Hogwarts durchaus in der Lage ist, Ihnen die Grundlagen beizubringen. Und ich befürchte, Mr. Potter, wenn ich Sie zwei Monate mit Ihren Schulbüchern allein lasse, auch ohne einen Zauberstab, würde ich bei meiner Rückkehr nur noch einen Krater vorfinden, aus dem lilafarbener Rauch aufsteigt, umgeben von einer entvölkerten Stadt, und eine Plage von brennenden Zebras würde den übriggebliebenen Rest von England terrorisieren.

Harrys Mutter und Vater nickten in perfektem Einklang.

Mum! Dad!

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Kapitel 3: Die Realität im Vergleich zu ihren Alternativen

Wenn J. K. Rowling euch nach dieser Geschichte fragt, wisst ihr von nichts.


Aber dann ist die Frage — wer?


Guter Gott, sagte der Barmann und starrte Harry an, ist das — kann das — ?

Harry reckte sich am Tresen des Leaky Cauldron so hoch, wie er konnte, aber er reichte ihm immer noch bis zu den Augenbrauen. Ein Frage wie diese verdiente sein Bestes.

Bin ich — könnte ich — vielleicht — man weiß nie — falls ich nicht — aber dann fragt sich — wer?

Gnade meiner Seele, flüsterte der alte Barmann. Harry Potter… welche Ehre.

Harry blinzelte, dann fasste er sich. Äh, ja, sehr aufmerksam; die meisten merken das nicht so schnell.

Genug, sagte Professor McGonagall. Ihre Hand schloss sich um Harrys Schulter. Lassen Sie den Jungen in Ruhe, Tom, das ist alles noch neu für ihn.

Aber ist er es wirklich? fragte eine alte Frau mit zittriger Stimme. Ist es Harry Potter? Mit einem kratzenden Geräusch erhob sie sich aus ihrem Stuhl.

Doris — warnte McGonagall. Der Blick, den sie durch den Raum warf, war genug, um jeden einzuschüchtern.

Ich will ihm nur die Hand geben, flüsterte die Frau. Sie beugte sich zu Harry herab und streckte ihre faltige Hand aus. Harry, verwirrt und unbehaglich wie noch nie im Leben, schüttelte sie vorsichtig. Tränen fielen von den Augen der Frau auf ihre verschränkten Hände. Mein Enkel war Auror, flüsterte sie ihm zu. Starb Neunundsiebzig. Danke, Harry Potter. Dem Himmel sei Dank für Dich.

Keine Ursache, sagte Harry automatisch, dann drehte er sich zu Professor McGonagall um und blickte sie ängstlich und hilfesuchend an.

Professor McGonagall stampfte mit dem Fuß auf, als der allgemeine Ansturm gerade losbrechen wollte. Das gab ein Geräusch, das Harry als eine neue Bedeutung für Donnerschlag vermerkte, und alle erstarrten.

Wir sind in Eile, sagte Professor McGonagall in einem vollständig normalen Tonfall.

Sie verließen die Bar ohne Schwierigkeiten.

Professor? sagte Harry, als sie draußen im Hof waren. Er wollte sie fragen, was hier eigentlich los war, stellte aber zu seiner Überraschung statt dessen eine ganz andere Frage. Wer war der blasse Mann in der Ecke? Der Mann mit dem zuckenden Auge?

Hm? erwiderte Professor McGonagall und klang etwas überrascht; vielleicht hatte sie diese Frage auch nicht erwartet. Das war Professor Quirinus Quirrell. Er unterrichtet dieses Jahr Verteidigung gegen die Dunklen Künste in Hogwarts.

Ich hatte so ein eigenartiges Gefühl, als würde ich ihn kennen... Harry rieb sich die Stirn. Und dass ich ihm nicht die Hand geben sollte." Als würde er jemanden treffen, der ein Freund gewesen war, früher, bevor irgendetwas schrecklich falsch lief… das war es nicht wirklich, aber Harry fehlten die Worte. Und was… was war all das?

Professor McGonagall blickte ihn schräg an. Mr. Potter… wissen Sie… Wieviel hat man Ihnen erzählt… wie Ihre Eltern gestorben sind?

Harry gab einen festen Blick zurück. Meine Eltern leben und sind wohlauf, und sie haben sich immer geweigert, darüber zu reden, wie meine leiblichen Eltern gestorben sind. Woraus ich schließe, dass es nicht schön war.

Bewundernswerte Loyalität, sagte Professor McGonagall. Ihre Stimme wurde leiser. Obwohl es etwas schmerzt, wenn Sie es so sagen. Lily und James waren meine Freunde.

Harry sah wieder weg und schämte sich plötzlich. Es tut mir leid, sagte er leise. Aber ich habe Mum und Dad. Und ich weiß, dass es mich nicht glücklich machen würde, diese Realität mit… mit etwas perfektem in meiner Vorstellung zu vergleichen.

Das ist bemerkenswert klug von Ihnen, sagte Professor McGonagall ruhig. Aber Ihre leiblichen Eltern starben tatsächlich sehr ehrenhaft, nämlich als sie Sie beschützten.

Mich beschützten?

Etwas schnürte Harry die Brust zusammen. Was… was ist passiert?

Professor McGonagall seufzte. Ihr Zauberstab tippte kurz an Harrys Stirn, und seine Sicht verschwamm einen Moment lang. Eine Art Tarnung, sagte sie, so dass das nicht mehr passiert, nicht, bevor Sie so weit sind. Sie nahm noch einmal den Zauberstab und tippte damit dreimal an eine gemauerte Wand…

...in der sich ein Loch öffnete und erweiterte und zu einem großen Torbogen ausbreitete, hinter dem eine lange Reihe von Geschäften sichtbar wurde, in denen auf Schildern Hexenkessel und Drachenlebern angeboten wurden.

Harry blinzelte nicht. Es war ja nicht, als würde sich jemand in eine Katze verwandeln.

Und sie gingen zusammen voran, in die Welt der Zauberer.

Händler boten Sprungstiefel an (Hergestellt mit echtem Flubber) und Messer +3! Gabeln +2! Löffel mit +4-Bonus! Es gab Brillen, die alles, was man damit ansah, grün färbten, und eine Reihe von gemütlichen Lehnsesseln mit Schleudersitzen für den Notfall.

Harrys Kopf drehte und wendete sich, als wollte er sich vom Hals schrauben. Es war wie ein Spaziergang durch den Ausrüstungsteil eines Dungeons-And-Dragons-Regelbuchs. (Er spielte das Spiel selbst nicht, las aber gerne die Regelbücher.) Harry wollte auf keinen Fall irgendeins dieser Angebote verpassen, für den Fall, dass es eins von den dreien war, die man brauchte, um den Zyklus unendlicher Wünsche vollständig zu bekommen.

Dann sah Harry etwas, und er wendete sich völlig gedankenlos von der Stellvertretenden Schulleiterin ab und ging geradewegs zu einem Laden mit einer Front aus blauen Ziegeln und Verzierungen aus Bronze. Er kam erst wieder zu sich, als Professor McGonagall sich ihm direkt in den Weg stellte.

Mr. Potter? fragte sie.

Harry blinzelte, dann wurde ihm klar, was er gerade getan hatte. Es tut mir leid! Ich vergaß einen Moment, dass ihn mit Ihnen hier bin und nicht mit meiner Familie. Harry zeigte auf das Ladenfenster, wo feurige Buchstaben blendend hell und doch wie aus der Ferne leuchteten und den Namen BigBams Brilliante Bücher anzeigten. Wenn man an einem Buchladen vorbeikommt, in dem man noch nicht war, muss man hineingehen und sich umsehen. Das ist die Familienregel.

So etwas von Ravenclaw habe ich noch nicht gehört.

Was?

Nichts. Mr. Potter, als erstes besuchen wir Gringotts, die Bank der magischen Welt. Der Tresor Ihrer leiblichen Familie ist hier, mit der Erbschaft, die Ihre leiblichen Eltern Ihnen hinterlassen haben, und Sie brauchen Geld für Ihre Schulausrüstung. Sie seufzte. Und ein gewisser Betrag für Bücher lässt sich sicher ebenfalls rechtfertigen. Obwohl Sie sich damit vielleicht etwas zurückhalten sollten. Hogwarts hat eine ausgesprochen umfangreiche Bibliothek zu magischen Themen. Und der Turm in dem Sie vermutlich wohnen werden, hat noch mal eine eigene Bibliothek mit einem breiteren Themenkreis. Jedes Buch, das Sie jetzt kaufen würden, wäre wahrscheinlich ein Duplikat.

Harry nickte, und sie gingen weiter.

Verstehen Sie mich nicht falsch, das ist eine großartige Ablenkung, sagte Harry, während er seinen Kopf weiter hin und her drehte, vermutlich die beste Ablenkung, die jemals jemand an mir ausprobiert hat, aber denken Sie nicht, ich hätte unsere offene Unterhaltung vergessen.

Professor McGonagall seufzte. Ihre Eltern — oder jedenfalls Ihre Mutter — taten vermutlich gut daran, Ihnen nichts zu erzählen.

Also möchten Sie, dass ich weiter fortfahre in seliger Unwissenheit? Es gibt einen gewisses Problem mit diesem Plan, Professor McGonagall.

Ich nehme an, das wäre ziemlich zwecklos, sagte die Hexe streng, wenn jedermann auf der Straße Ihnen die Geschichte erzählen könnte. Also gut.

Und sie erzählte ihm die Geschichte von Ihm-der-nicht-genannt-werden-darf, dem Dunklen Lord, Voldemort.

Voldemort? flüsterte Harry. Das müsste eigentlich witzig sein, war es aber nicht. Der Name brannte mit einem kalten Gefühl, Schonungslosigkeit, diamantener Klarheit, ein Hammer aus purem Titan, der sich auf einen Amboss aus nachgiebigem Fleisch senkte. Ein kalter Schauer packte Harry, als er selbst diesen Namen aussprach, und er beschloss, ein sichereres Wort zu benuzten, wie Sie-wissen-schon-wer.

Der Dunkle Lord hatte im magischen Britannien wie ein wildes Tier gewütet, die Substanz ihres täglichen Lebens zerrissen und zerfleischt. Andere Länder hatten ihre Zauberstäbe gepackt, aber zögerten zu intervenieren, ob nun aus apathischer Selbstsucht oder einfach aus Angst, denn wer sich auch immer zuerst den Dunklen Lord entgegengestellt hätte, dessen Frieden wäre das nächste Ziel seines Terrors geworden.

(Der Zuschauereffekt, dachte Harry; die Experimente von Latané und Darley hatten gezeigt, dass man eher Hilfe bekam, wenn man einen epileptischen Anfall in der Gegenwart einer einzigen Person hatte, als vor dreien. Verteilte Verantwortung, und jeder hoffte, ein anderer würde zuerst etwas tun.)

Die Todesser folgten dem Dunklen Lord im Kielwasser und als Vorhut, Aasgeier, die in die Wunden pickten, oder Schlangen, die die Schwachen bissen. Die Todesser waren nicht so furchtbar wie der Dunkle Lord, aber furchtbar waren sie, und sie waren viele. Und die Todesser gewannen mehr und mehr Einfluss; es gab Reichtum in ihren maskierten Reihen, und politische Macht, und Geheimnisse, die für Erpressungen taugten, um die Gesellschaft zu lähmen, die sich zu schützen versuchte.

Der alte und angesehene Journalist Yermy Wibble forderte Steuererhöhungen und die Einberufung einer Wehrpflicht. Er schrie heraus, wie absurd es war, dass sich die Vielen in Furcht vor den Wenigen duckten. Am nächsten Morgen wurde seine Haut, nur seine Haut, an die Wand des Redaktionssals genagelt gefunden, neben den Häuten seiner Frau und seiner zwei Töchter. Jeder wünschte sich, dass etwas getan würde, und keiner wagte es vorzuschlagen. Wer immer am meisten auffiel, wurde das nächste Exempel.

Bis die Namen von James und Lily Potter an die Spitze der Liste stiegen.

Diese beiden hätten mit ihren Zauberstäben in den Händen sterben können und ihre Wahl nicht bereut, denn sie waren Helden; aber dafür hatten sie ein kleines Kind, ihren Sohn, Harry Potter.

Harry kamen die Tränen. Er wischte sie ab in Wut oder vielleicht Verzweiflung, ich kannte diese Leute nicht, eigentlich nicht, sie sind heute nicht meine Eltern, es wäre Unsinn, ihretwegen jetzt traurig zu sein

Als Harry damit fertig war, in die Robe der Hexe zu weinen, sah er auf und wurde ein wenig getröstet, als er auch in Professor McGonagalls Augen Tränen sah.

Was also ist passiert? fragte Harry mit zitternder Stimme.

Der Dunkle Lord kam nach Godric's Hollow, flüsterte Professor McGonagall. Sie hätten versteckt sein sollen, aber Sie wurden verraten. Der Dunkle Lord tötete James, und er tötete Lily, und schließlich kam er zu Ihnen, zu Ihrem Kinderbett. Er sprach den Todesfluch gegen Sie aus, und dann war es vorbei. Der Todesfluch ist aus purem Hass, er trifft direkt auf die Seele und trennt sie vom Körper. Er kann nicht abgewehrt werden, und wer von ihm getroffen wird, stirbt. Aber Sie überlebten. Sie sind die einzige Person, die ihn je überlebt hat. Der Todesfluch prallte ab und traf den Dunklen Lord. Er ließ nur dessen verbrannte Leiche zurück und eine Narbe auf Ihrer Stirn. Das war das Ende des Terrors, und wir waren frei. Das ist es, Harry Potter, warum die Menschen die Narbe auf Ihrer Stirn sehen und Ihnen die Hand schütteln wollen.

Der Weinkrampf von vorher hatte schon Harrys ganze Tränen verbraucht, und er konnte nicht noch einmal weinen.

(Und irgendwo hinten in seinem Kopf war eine ganz kleine Verwirrung, eine Ahnung, dass etwas mit der Geschichte nicht stimmte, und es wäre Harrys Art gewesen, diese Ahnung zu bemerken, aber er war abgelenkt. Denn es ist eine traurige Regel, dass man immer dann, wenn man die Kunst des rationalen Denkens am meisten braucht, sie am ehesten vergisst.)

Harry trennte sich von Professor McGonagalls Seite. Ich — ich muss darüber nachdenken, sagte er und versuchte dabei, die Kontrolle über seine Stimme zu behalten. Er sah auf seine Schuhe. Ah. Sie können sie gerne meine Eltern nennen, wenn Sie wollen, Sie müssen nicht 'leibliche Eltern' sagen oder so. Ich glaube, ich kann genausogut zwei Mütter und zwei Väter haben.

Von Professor McGonagall kam kein Geräusch.

Und sie gingen schweigend zusammen, bis sie an ein großes weißes Gebäude mit breiten Bronzetüren kamen, und in geschnitzten Worten stand darüber Gringotts Bank.

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Kapitel 4: Die Hypothese vom effizienten Markt

Klarstellung: J. K. Rowling beochachtet euch von da, wo sie wartet, ewig in der Leere zwischen den Welten.

Bemerkung: Wie andere festgestellt haben, sind die Romane inkonsistent in der angenommenen Kaufkraft der Galeone; ich nehme einen konsistenten Wert und bleibe dabei. Fünfzig Pfund Sterling für die Galeone widerspricht sich nicht mit sieben Galeonen für einen Zauberstab oder damit, dass manche Kinder gebrauchte Zauberstäbe benutzen.


Weltherrschaft ist so ein hässlicher Begriff. Ich spreche lieber von Weltoptimierung.


Haufen von goldenen Galeonen. Stapel von silbernen Sicheln. Stöße von bronzenen Knuten.

Harry stand da und starrte mit offenem Mund in den Familientresor. Er hatte so viele Fragen, dass er nicht wusste, wo er anfangen sollte.

Professor McGonagall beobachtete ihn von außerhalb der Tresortür, scheinbar entspannt an die Wand gelehnt, aber mit aufmerksamem Blick. Vor einen riesigen Haufen von Goldmünzen gestellt zu werden, war schließlich ein geradezu archetypischer Charaktertest.

Bestehen diese Münzen aus dem reinen Metall? fragte Harry schließlich.

Was? zischte der Goblin Griphook, der an der Tür wartete. Zweifeln Sie die Integrität von Gringotts an, Mr. Potter-Evans-Verres?

Nein, sagte Harry abwesend, nicht im Geringsten, entschuldigen Sie bitte, wenn sich das so angehört hat. Meine Frage ist, ob Galeonen generell aus purem Gold sind.

Selbstverständlich, sagte Griphook.

Und kann jeder sie prägen, oder werden sie von einem Monopol herausgegeben, das dadurch Seigniorage einnimmt?

Was? fragte Professor McGonagall.

Griphook grinste und zeigte dabei seine scharfen Zähne. Nur ein Dummkopf würde anderen als Goblin-Münzen trauen.

In anderen Worten, sagte Harry, die Münzen sollen nicht mehr wert sein als ihr Metallgehalt?

Griphook starrte Harry an. Professor McGonagall schien verwirrt.

Ich meine, sagen wir, ich käme mit einer Tonne Silber hierher. Könnte ich dafür eine Tonne Sicheln bekommen?

Gegen eine Gebühr, Mr. Potter-Evans-Verres. Der Goblin beobachtete ihn mit glänzenden Augen. Gegen eine gewisse Gebühr. Wo, frage ich mich, würden Sie eine Tonne Silber finden?

Ich spreche rein hypothetisch, sagte Harry. Im Moment jedenfalls. Also… wieviel würde diese Gebühr ausmachen, als Teil des Gesamtgewichts?

Griphooks Augen wirkten aufmerksam. Ich müsste meine Vorgesetzten fragen...

Geben Sie mir eine grobe Schätzung. Ich werde mich nicht gegen Gringotts darauf berufen.

Ein Zwanzigstel des Metalls würde das Prägen gut bezahlen.

Harry nickte. Vielen Dank, Mr. Griphook.

Also ist die magische Wirtschaft nicht nur nahezu vollständig von der Muggle-Wirtschaft entkoppelt, sondern es hat auch noch niemand etwas von Kursunterschieden gehört. Die größere Muggle-Wirtschaft hatte ein schwankendes Kursverhältnis zwischen Gold und Silber, also müsste immer, wenn das Verhältnis des Muggle-Werts zwischen Gold und Silber um mehr als 5 Prozent vom Verhältnis von 17 Sicheln zu einer Galeone abwich, entweder Gold oder Silber aus der magischen Wirtschaft abgesaugt werden, bis sich der Tauschkurs nicht mehr aufrecht erhalten ließ. Man besorge eine Tonne Silber, lasse sie sich (für 5 Prozent Kosten) zu Sicheln tauschen, tausche die Sicheln gegen Galeonen, bringe das Gold in die Muggle-Welt, tausche es gegen mehr Silber als am Anfang, und wiederhole das ganze.

War das Verhältnis zwischen Gold und Silber in der Muggle-Welt nicht irgendwo bei 50 zu 1? Harry glaubte jedenfalls nicht, dass es 17 war. Und es sah so aus, als ob die Silbermünzen tatsächlich kleiner als die Goldmünzen waren.

Andererseits war Harry in einer Bank, die das Geld buchstäblich in Tresoren voller Goldmünzen aufbewahrte, bewacht von Drachen, wo man hineingehen und Münzen aus dem Tresor nehmen musste, wenn man Geld ausgeben wollte. Die feineren Aspekte beim Ausnutzen von Ineffizienzen des Markts durch Kursunterschiede waren ihnen wohl nicht bekannt. Er war versucht, ein paar spöttische Bemerkungen über die Rückständigkeit ihres Finanzsystems zu machen…

Aber traurig wie es ist, dieses ist vermutlich das bessere.

Andererseits, ein einziger kompetenter Hedge-Fond-Manager konnte vermutlich die gesamte magische Welt innerhalb einer Woche aufkaufen. Harry merkte sich das für den Fall, dass ihm einmal das Geld ausging oder er eine Woche Zeit hatte.

Erst einmal sollten die riesigen Haufen von Goldmünzen im Potterschen Tresor wohl für seinen kurzfristigen Bedarf ausreichen.

Harry stapfte nach vorn und fing an, Goldmünzen mit einer Hand aufzusammeln und in die andere Hand zu legen.

Als er zwanzig erreicht hatte, hüstelte Professor McGonagall. Ich schätze das ist mehr als genug für Ihren Schulbedarf, Mr. Potter.

Hm? sagte Harry geistesabwesend. Warten Sie, ich mache eine Fermi-Schätzung.

Was, bitte? fragte Professor McGonagall, etwas beunruhigt klingend.

Das ist eine mathematische Sache. Benannt nach Enrico Fermi. Eine Methode, um ungefähre Werte schnell im Kopf herauszubekommen...

Zwanzig goldene Galeonen wogen ein Zehntel Kilogramm, vielleicht? Und Gold war wieviel, zehntausend Britische Pfund pro Kilogramm? Also wäre eine Galeone etwa fünfzig Pfund wert… Die Haufen von Goldmünzen sahen aus wie etwa sechzig Münzen hoch und am Boden zwanzig Münzen breit in jede Richtung, und ein Haufen war pyramidenförmig, also etwa ein Drittel des Kubus. Achttausend Galeonen pro Haufen, grob geschätzt, und es waren etwa fünf Haufen von der Größe, also vierzigtausend Galeonen oder zwei Millionen Pfund Sterling.

Nicht schlecht. Harry lächelte mit einer gewissen grimmigen Befriedigung. Zu dumm, dass er mitten dabei war, die fantastische neue Welt der Magie zu entdecken, und sich keine Zeit nehmen konnte, die fantastische neue Welt des Reichseins zu erforschen, die nach einer raschen Fermi-Schätzung etwa eine billionmal weniger interessant war.

Trotzdem, das war das letzte Mal, dass ich einen Rasen für ein lausiges Pfund gemäht habe.

Harry wandte sich von dem riesigen Geldhaufen ab. Verzeihen Sie mir die Frage, Professor McGonagall, aber meine Eltern waren doch in ihren Zwanzigern, als sie starben. Ist das ein normaler Betrag für ein junges Paar in der magischen Welt in seinem Tresor? Falls ja, kostete eine Tasse Tee wahrscheinlich fünftausend Pfund. Regel eins der Ökonomie: Geld kann man nicht essen.

Professor McGonagall schüttelte den Kopf. Ihr Vater war der letzte Erbe einer alten Familie, Mr. Potter. Es kann also sein... Die Hexe zögerte. Ein Teil davon könnten auf Sie-wissen-schon ausgesetze Belohnungen sein, zahlbar an seinen… äh, an wer auch immer ihn besiegen würde. Oder diese Belohnungen sind noch nicht eingefordert. Ich bin mir nicht sicher.

Interessant..., sagte Harry langsam. Also ist ein Teil davon tatsächlich in gewisser Weise meins. Also, von mir verdient. Irgendwie. Vielleicht. Auch wenn ich mich nicht daran erinnere. Harrys klopfte mit den Fingern an sein Bein. Das nimmt mir das schlechte Gewissen, einen winzigen Bruchteil davon auszugeben! Keine Panik, Professor McGonagall!

Mr. Potter! Sie sind minderjährig, und Sie dürfen lediglich vernünftige Abhebungen von —

Natürlich nur vernünftige! Ich bin total für Haushaltsdisziplin und Impulskontrolle! Aber auf dem Weg hierher habe ich ein paar Dinge gesehen, die sehr sinnvolle, erwachsene Einkäufe darstellen würden...

Harry sah Professor McGonagall in die Augen und begann einen stummen Anstarrwettbewerb.

Was zum Beispiel? fragte Professor McGonagall schließlich.

Koffer, die innen größer sind als außen?

Professor McGonagalls Gesicht wurde streng. Solche Koffer sind sehr teuer, Mr. Potter!

Ja, aber — bettelte Harry. Ich bin mir sicher, wenn ich erwachsen bin, will ich so einen haben. Und ich kann ihn mir leisten. Logischerweise wäre es also genauso sinnvoll, ihn gleich anstatt später zu kaufen, und dann könnte ihn sofort benutzen. Es ist so oder so das gleiche Geld, oder? Ich meine, ich würde einen guten haben wollen, mit einer Menge Platz innen, gut genug, dass ich nicht später noch einen besseren kaufen müsste... Harry brach ab.

Professor McGonagalls Blick gab nicht nach. Und was wollen Sie in einem solchen Koffer aufbewahren, Mr. Potter —

Bücher.

Natürlich, seufzte Professor McGonagall.

Sie hätten mir viel früher sagen sollen, dass es so ein magisches Ding gibt! Und dass ich es mir leisten kann! Jetzt müssen mein Vater und ich die nächsten zwei Tage hektisch alle Second-Hand-Buchläden nach alten Lehrbüchern abklappern, damit ich eine anständige wissenschaftliche Bibliothek in Hogwarts bei mir habe — und vielleicht noch eine kleine Sammlung Science Fiction, wenn ich mir etwas brauchbares aus den Ramschkisten zusammensammeln kann. Oder noch besser, ich versüße Ihnen die Sache ein bisschen, okay? Lassen Sie mich ein —

Mr. Potter! Glauben Sie, Sie können mich bestechen?

Was? Nein! Doch nicht so! Ich meine, Hogwarts kann einen Teil der Bücher behalten, wenn Sie der Meinung sind, sie wären eine Bereicherung der Bibliothek. Ich kaufe sie billig, und ich will sie nur irgendwie greifbar haben. Leute mit Büchern zu bestechen ist doch in Ordnung, oder? Das ist eine —

Familientradition.

Ja, genau.

Professer McGonagall sackte ein wenig zusammen, die Schultern sanken unter ihrer schwarzen Robe. Ich kann den Sinn hinter Ihren Worten nicht bestreiten, obwohl ich mir wünsche, ich kônnte es. Ich werde Ihnen erlauben, weitere hundert Galeonen abzuheben, Mr. Potter. Sie seufzte erneut. Ich weiß, ich werde es bereuen, und ich mache es trotzdem.

So ist es richtig! Und tut ein Eselsfellbeutel das, was ich denke?

Es kann nicht soviel wie ein Koffer, sagte die Hexe widerstrebend, aber… in einem Eselsfellbeutel mit Rückholzauber und Unentdeckbaren Erweiterungszauber kann man etliche Dinge unterbringen, bis der sie wieder herausholt, der sie hineingetan hat.

Ja! Davon brauche ich unbedingt auch einen! Das die super-ultimativ-überwältigende Gürteltasche! Batmans Werkzeuggürtel! Vergessen wir das Schweizer Taschenmesser, ich könnte einen ganzen Werkzeugkasten darin unterbringen! Oder Bücher! Ich könnte die drei Bücher, die ich gerade lese, immer bei mir haben, und überall eins herausziehen! Ich bräuchte nie wieder eine Minute meines Lebens zu verschwenden! Was sagen Sie, Professor McGonagall? Es ist dafür, dass Kinder lesen, der beste aller Zwecke.

...ich schätze, Sie könnten noch zehn Galeonen abheben.

Griphook sah Harry inzwischen mit offenen Respekt an, vielleicht sogar echter Bewunderung.

Und ein bisschen Taschengeld, wie Sie vorhin sagten. Ich glaube, ich habe ein oder zwei Dinge gesehen, die ich in dem Beutel unterbringen möchte.

Übertreiben Sie es nicht, Mr. Potter.

Aber, oh, Professor McGonagall, warum wollen Sie diesen Spaß verderben? Das muss doch ein fröhlicher Tag sein, wenn ich all diese magischen Dinge zum ersten Mal entdecke! Warum wollen Sie der griesgrämige Erwachsene sein, wenn Sie statt dessen lächeln und an ihre eigene unschuldige Kindheit denken könnten und das Glänzen in meinen Augen sehen, wenn ich ein paar wenige Spielzeuge kaufe von einem winzigen Bruchteil des Geldes, das ich damit verdient habe, den furchtbarsten Zauberer niederzuschlagen, den Britannien je gesehen hat, nicht dass ich Ihnen Undankbarkeit vorwerfen will oder so, aber trotzdem, was sind ein paar Spielzeuge dagegen?

Sie, fauchte Professor McGonagall. Ihr Gesicht war so schrecklich und furchteinflößend, dass Harry kreischte und zurückwich, dabei mit lautem Klimpern einen Stoß Gold umwarf und rückwärts in einem Haufen Geld landete. Griphook seufzte und legte die Hand über das Gesicht. Ich könnte dem magischen Britannien einen großen Dienst erweisen, Mr. Potter, wenn ich Sie in diesem Tresor einschlösse und hier ließe.

Und sie gingen ohne weitere Schwierigkeiten.

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Kapitel 5: Fundamentaler Attributionsfehler

J. K. Rowling starrt euch an. Könnt ihr ihren Blick spüren? Sie liest eure Gedanken mit ihren Rowling-Strahlen.


Es hätte eines übernatürlichen Eingriffs bedurft, damit er in seiner Umgebung Ihre Moralvorstellungen annimmt.


Der Eselsladen war ein altmodisches kleines Geschäft (mancher würde es sogar schnuckelig nennen), das sich hinter einer Gemüsebude eingerichtet hatte, die hinter einem Laden für magische Handschuhe stand, der sich in einer Gasse abseits einer Seitenstraße von Diagon Alley befand. Leider war die Ladeninhaberin keine uralte weise Hexe, sondern eine etwas nervös wirkende junge Frau in einer verblichenen roten Robe. Gerade hielt sie einen Super-Eselsbeutel QX31 in der Hand, dessen Hauptmerkmale die Erweiternde Lippe und der Unentdeckbare Ausdehnungszauber waren; man konnte tatsächlich große Dinge hineinstecken, auch wenn sein Fassungsvermögen insgesamt begrenzt war.

Harry hatte darauf bestanden, als erstes sofort hierher zu kommen — so sehr, wie er meinte, er konnte, ohne dass Professor McGonagall Verdacht schöpfte. Harry hatte etwas, dass er so schnell wie möglich in den Beutel packen wollte. Es war nicht der Sack mit den Galeonen, die Professor McGonagall ihn bei Gringotts hatte abheben lassen. Es waren all die anderen Galeonen, die Harry sich heimlich in die Tasche gesteckt hatte, als er auf den Goldhaufen gefallen war. Das war zwar tatsächlich ein Unfall gewesen, aber Harry war keiner, der sich so eine Gelegenheit entgehen ließ… obwohl das mehr eine momentane Eingebung gewesen war. Seitdem trug Harry den erlaubten Sack mit Galeonen immer an seiner Hosentasche, damit ein Klimpern immer aus einer unverdächtigen Richtung kam.

Das beantwortete noch nicht die Frage, wie er tatsächlich die anderen Münzen in den Beutel bekommen konnte, ohne sich erwischen zu lassen. Die Goldmünzen waren ja vielleicht seine, aber sie waren immer noch gestohlen — selbst-gestohlen? Auto-geklaut?

Harry sah von dem Super-Eselsbeutel QX31 vor ihm auf dem Tresen auf. Kann ich den ein bisschen ausprobieren? Um sicher zu gehen, dass er, äh, zuverlässig funktioniert? Er riss seine Augen auf in spielerischer, jungenhafter Unschuld.

Tatsächlich, nach zehnmal Münzsack in den Beutel stecken, hineinreichen, Sack mit Gold flüstern und sie wieder herausnehmen machte Professor McGonagall einen Schritt zur Seite, um sich ein paar der anderen Dinge im Laden anzusehen, und die Ladeninhaberin schaute auf ihre Uhr.

Harry ließ den Sack mit Gold mit der linken Hand in den Eselsbeutel fallen; seine rechte Hand kam mit ein paar Goldmünzen aus der Tasche, fasste in den Eselsbeutel und ließ die losen Galeonen fallen, und zog, nachdem er Sack mit Gold geflüstert hatte, den ursprünglichen Sack wieder heraus. Dann wanderte der Sack zurück in die linke Hand, um erneut fallengelassen zu werden, und Harrys rechte Hand fuhr wieder in die Tasche…

Professor McGonagall sah einmal zu ihm herüber, aber Harry gelang es, nicht zu erstarren oder zusammenzuzucken, und sie schien nichts zu bemerken. Obwohl man das bei Erwachsenen, die einen Sinn für Humor hatten, nie genau wissen konnte. Er brauchte drei Wiederholungen, um die Sache zu erledigen, und Harry schätzte, dass er sich um etwa dreißig Galeonen bestohlen hatte.

Harry sah auf, wischte sich etwas Schweiß von der Stirn und atmete aus. Diesen hätte ich gerne, bitte.

Um fünfzehn Galeonen leichter (der doppelte Preis eines Zauberstabs, offensichtlich) und um einen Super-Eselsbeutel QX31 schwerer schoben sich Harry und Professor McGonagall wieder durch die Ladentür. Die Tür bildete eine Hand und winkte ihnen nach, als sie gingen, und bog dabei den Arm in einer Weise, dass es Harry etwas mulmig wurde.

Und dann, dummerweise…

Bist Du wirklich Harry Potter? flüsterte der alte Mann, eine Träne auf der Wange. Du würdest darin doch nicht lügen, oder? Ich habe nämlich Gerüchte gehört, Du hättest den Todesfluch doch nicht überlebt und deshalb hätte niemand je wieder etwas von Dir gehört.

...schien es, als wäre Professor McGonagalls Tarnzauber nicht so ganz effektiv bei erfahreneren Zauberern.

Professor McGonagall legte eine Hand auf Harrys Schulter und zog ihn in den nächsten Durchgang, sobald sie Harry Potter? hörte. Der alte Mann folgte ihnen, aber immerhin schien es niemand sonst gehört zu haben.

Harry dachte nach. War er wirklich Harry Potter? Ich weiß nur, was andere mir erzählt haben, sagte Harry. Ich erinnere mich ja nicht daran, wie ich geboren wurde. Seine Hand wischte über die Stirn. Diese Narbe habe ich, so lange ich denken kann, und mir wurde gesagt, mein Name ist Harry Potter, so lange ich denken kann. Aber, sagte Harry nachdenklich, falls es schon einen hinreichenden Grund gibt, eine Verschwörung zu vermuten, gibt es keinen Grund, warum man nicht irgendeinen Waisenjungen nehmen kann und in dem Glauben aufziehen, er wäre Harry Potter —

Professor McGonagall legte verzweifelt die Hand über ihr Gesicht. Sie sehen genau wie ihr Vater James aus in seinem ersten Jahr in Hogwarts. Und ich kann Ihnen allein auf der Basis Ihrer Persönlichkeit versichern, dass sie mit der Plage von Gryffindor verwandt sind.

Sie könnte auch involviert sein, bemerkte Harry.

Nein, sagte der alte Mann mit bebender Stimme. Sie hat recht. Sie haben die Augen Ihrer Mutter.

Hmm, Harry runzelte die Stirn. Ich schätze, Sie könnten auch mit dabei sein —

Genug, Mr. Potter.

Der alte Mann hob seine Hand, als wollte er Harry berühren, aber er ließ sie wieder fallen. Ich bin nur froh, dass Du lebst, murmelte er. Danke, Harry Potter. Danke für das, was Du getan hast… ich lasse Dich jetzt in Ruhe.

Und das Tippen seines Stocks entfernte sich, aus der Gasse und auf die Hauptstraße von Diagon Alley.

Die Professorin sah sich mit angespannter, grimmiger Miene um. Harry sah sich automatisch ebenfalls um. Aber die Gasse schien leer außer ein paar alten Blättern, und aus der Gasse heraus waren auf Diagon Alley nur zügig vorbeigehende Menschen zu sehen.

Schließlich entspannte sich Professor McGonagall. Das lief nicht so gut, sagte sie leise. Ich weiß, Sie sind es nicht gewohnt, Mr. Potter, aber die Menschen machen sich etwas aus Ihnen. Bitte behandeln Sie sie freundlich.

Harry sah auf seine Schuhe. Das sollten sie nicht, sagte er mit einem bitteren Unterton. Sich etwas aus mir machen, meine ich.

Sie haben sie von Sie-wissen-schon befreit, sagte Professor McGonagall. Warum sollten sie sich nichts aus Ihnen machen?

Harry sah auf zu der Hexendame mit dem strengen Ausdruck unter ihrem spitzen Hut und seufzte. Wenn ich sage fundamentaler Attributionsfehler, besteht wohl keine Chance, dass Sie irgendeine Vorstellung haben, was ich meine.

Nein, sagte die Professorin mit ihrem präzisen schottischen Akzent, aber erklären Sie das doch bitte, Mr. Potter, wenn Sie so freundlich wären.

Also... sagte Harry, während er überlegte, wie er diese bestimmte Erkenntnis der Muggle-Wissenschaft erklären sollte. Stellen Sie sich vor, Sie kommen zur Arbeit und sehen, wie Ihr Kollege gegen seinen Schreibtisch tritt. Sie denken, 'was muss er für eine wütende Person sein'. Ihr Kollege denkt aber daran, wie ihn jemand auf dem Weg zur Arbeit gegen eine Wand geschubst und angeschrien hat. Jeder wäre darüber wütend, denkt er. Wenn wir andere ansehen, sehen wir Charakterzüge, die ihr Verhalten erklären, aber wenn wir uns selbst ansehen, sehen wir Umstände, die unser Verhalten erklären. Die Geschichten der Menschen ergeben einen Sinn in ihrem Inneren, aber wir sehen ihre Geschichten nicht hinter ihnen in der Luft schweben. Wir sehen sie nur in einer Situation, und wir sehen nicht, wie sie in einer anderen Situation wären. Also ist der fundamentale Attributionsfehler, dass wir mit dauerhaften Charakterzügen erklären, was besser durch Umstände und Kontext erklärt werden könnte. Es gab ein paar elegante Experimente, die das bestätigten, aber davon wollte Harry nicht anfangen.

Die Hexe hob ihre Augenbrauen unter der Hutkrempe. Ich glaube, ich verstehe..., sagte Professor McGonagall langsam. Aber was hat das mit Ihnen zu tun?

Harry trat hart genug gegen die Wand der Gasse, dass es weh tat. Die Leute glauben, dass ich sie von Sie-wissen-schon befreit habe, weil ich irgendein Großer Krieger des Lichts bin.

Der eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu überwinden..., murmelte die Hexe, und eine eigenartige Ironie färbte ihre Stimme.

Ja, sagte Harry, Ärger und Enttäuschung in seinem Innern, als ob ich den Dunklen Lord zerstört hätte, weil ich eine Art dauerhafte zerstöre-den-Dunklen-Lord-Eigenschaft habe. Ich war damals fünfzehn Monate alt! Ich habe keine Ahnung, was damals passiert ist, aber ich würde denken, es hatte etwas mit den Umständen der Situation zu tun. Und sicher nicht mit etwas in meiner Person. Die Leute machen sich nichts aus mir, sie beachten mich nicht einmal, sie wollen nur einer falschen Erklärung die Hand schütteln. Harry sah McGonagall an. Wissen Sie denn, was wirklich passiert ist?

Mir kommt da ein Gedanke..., sagte Professor McGonagall. Das heißt, nachdem ich Sie kennengelernt habe.

Ja?

Sie triumphierten über den Dunklen Lord, indem Sie schrecklicher waren als er, und Sie überlebten den Todefluch, indem Sie furchtbarer waren als der Tod.

Ha, ha, ha. Harry trat wieder gegen die Wand.

Professor McGonagall lachte leise. Gehen wir als nächstes zu Madam Malkin. Ich befürchte, Ihre Muggle-Kleidung erregt Aufmerksamkeit.

Auf dem Weg begegneten sie noch zwei weiteren, die Harry Glück wünschten.

Madam Malkins Roben hatte eine total langweile Fassade, normale rote Ziegel, und das Schaufenster zeigte einfache schwarze Roben. Keine Roben, die glitzerten oder sich veränderten oder herumwirbelten, oder von denen eigenartige Strahlen ausgingen, die direkt durch das Hemd gingen und kitzelten. Nur einfache schwarze Roben, das war alles, was man durch das Fenster sehen konnte. Die Tür war weit offen, wie um zu zeigen, dass es hier keine Geheimnisse und nichts zu verstecken gab.

Ich verlasse Sie für ein paar Minuten, während Sie Ihre Robe anprobieren, sagte Professor McGonagall. Ist das für Sie in Ordnung, Mr. Potter?

Harry nickte. Er konnte Kleidung Einkaufen mit Leidenschaft nicht ausstehen und konnte es der älteren Hexe nicht übel nehmen, wenn es ihr ebenso ging.

Professor McGonagall zog den Zauberstab aus dem Ärmel und tippte Harry damit leicht auf den Kopf. Und weil Madam Malkin Sie klar wahrnehmen können muss, entferne ich Ihre Tarnung.

Äh..., sagte Harry. Das beunruhigte ihn ein bisschen; er hatte sich immer noch nicht an diese Harry-Potter-Sache gewöhnt.

Ich habe mit Madam Malkin zusammen Hogwarts besucht, sagte McGonagall. Selbst damals schon war sie einer der beherrschtesten Menschen, die ich kenne. Sie würde nicht einmal zucken, wenn Sie-wissen-schon in ihren Laden spaziert käme. McGonagalls Stimme wirkte ein bisschen nostalgisch, und sehr anerkennend. Madam Malkin wird Sie nicht behelligen, und sie wird dafür sorgen, dass auch niemand sonst Sie behelligt.

Wohin gehen Sie? fragte Harry. Nur falls irgendetwas passiert.

McGonagall blickte Harry fest an. Ich gehe dorthin, sagte sie und zeigte auf ein Gebäude auf der anderen Straßenseite, dass als Zeichen ein Holzfass zeigte, und genehmige mir ein Getränk, das ich dringend brauche. Sie werden Roben anprobieren, sonst nichts. Ich komme in Kürze zurück und sehe nach Ihnen, und ich erwarte, dass Madam Malkins Laden dann noch steht und nicht in irgendeiner Weise brennt.

Madam Malkin war eine geschäftige ältere Frau, die nicht ein Wort zu Harry sagte, als sie seine Narbe auf der Stirn sah, und sie blickte zornig zu einer Assistentin, als das Mädchen etwas sagen wollte. Madam Malkin brachte ein paar belebte, sich windende Streifen Stoff, die anscheinend als Maßbänder dienten, und machte sich an die Arbeit.

Neben Harry war ein blasser Junge mit spitzem Gesicht und supercoolen weißblonden Haaren damit schon fast fertig. Eine von Malkins beiden Assistentinnen sah sich den weißhaarigen Jungen mit der schachbrett-gemusterten Robe an, die er trug; hier und da tippte sie mit dem Zauberstab auf die Robe, und die Robe wurde dort enger oder weiter.

Hallo, sagte der Junge. Auch nach Hogwarts?

Harry konnte sich vorstellen, wie diese Unterhaltung ablaufen würde, und entschied sich in einem Sekundenbruchteil ärgerlich, dass er genug davon hatte.

Gütiger Himmel, flüsterte Harry, das kann doch nicht sein. Er machte große Augen. Ihr… Ihr Name, Sir?

Draco Malfoy, sagte Draco Malfoy etwas verwirrt.

Sie sind es! Draco Malfoy. Ich — ich dachte nicht… ich fühle mich so geehrt, Sir. Harry wünschte sich, er könnte jetzt Tränen fließen lassen. Die anderen weinten normalerweise an dieser Stelle.

Oh, sagte Draco, und klang etwas durcheinander. Dann hoben sich seine Mundwinkel in einem selbstgefälligen Lächeln. Schön, jemanden zu treffen, der weiß, wo sein Platz ist.

Eine der Assistentinnen, die, die Harry schon erkannt zu haben schien, machte ein unterdrücktes Geräusch.

Harry plapperte weiter. So eine Freude, Ihnen zu begegnen, Mr. Malfoy. So eine große Freude. Und Hogwarts mit Ihnen im selben Jahrgang zu besuchen! Mir wird ganz anders ums Herz.

Hoppla. Der letzte Teil hatte etwas merkwürdig geklungen, als ob er mit Draco flirten wollte oder so.

Und mich freut es, dass ich den Respekt bekomme, der der Familie Malfoy zusteht, gab der andere Junge mit einem Lächeln zurück, das der höchste König seinem niedersten Untertan schenken könnte, wenn dieser Untertan arm, aber anständig wäre.

Ähm… Mist, Harry fiel keine passende Fortsetzung ein. Nun, jeder wollte Harry Potter die Hand geben, also — Wenn meine Kleider angepasst sind, würden Sie mir die Hand schütteln? Nichts würde ich mir mehr wünschen, um diesen Tag perfekt zu machen, nein, diesen Monat, ach was, mein ganzes Leben, tatsächlich.

Der weißblonde Junge blitzte ihn an. Und was hast Du für die Malfoys getan, dass Du Anspruch auf diesen Gefallen hast?

Oh, das muss ich unbedingt beim nächsten ausprobieren, der mir die Hand geben will. Harry verbeugte sich. Nein, nein, Sir, ich verstehe schon. Bitte verzeihen Sie die Frage. Ich sollte mich eher geehrt fühlen, Ihre Stiefel putzen zu dürfen.

Allerdings, schnappt der andere Junge. Sein strenger Ausdruck hellte sich etwas auf. Was denkst Du, in welches Haus werden sie Dich einsortieren? Bei mir wird es natürlich das Haus Slytherin, wie bei meinem Vater. Und für Dich, schätze ich, Haus Hufflepuff, oder vielleicht Haus… Elf?

Harry grinste verlegen. Professor McGonagall sagt, ich bin derart Ravenclaw, wie sie es noch nie gesehen oder in Legenden von irgendjemand gehört hat, derart, dass Rowena selbst mir raten würde, mehr hinauszugehen, was auch immer das heißen soll, und dass ich zweifellos nach Ravenclaw kommen werde, falls der Hut nicht so laut schreit, dass man ihn nicht mehr verstehen kann, Zitat Ende.

Wow, sagte Draco Malfoy und klang ein bisschen beeindruckt. Er gab einen wehmütigen Seuzer von sich. Deine Schmeichelei war klasse, denke ich jedenfalls, und Du könntest auch in Slytherin etwas werden. Normalerweise kriegt nur mein Vater diese Art Kriecherei zu hören. Ich hoffe, die anderen Slytherins werden sich auch bei mir einschleimen, wenn ich jetzt in Hogwarts bin… Ich nehme das also mal als ein gutes Zeichen.

Harry hüstelte. Tschuldigung, tatsächlich habe ich keine Ahnung, wer Du bist.

Ach hör auf! sagte der Junge, heftig enttäuscht. Warum fängst Du dann damit an? Dracos Augen weiteten sich, und er hatte einen plötzlichen Verdacht. Und warum weißt Du nicht, wer die Malfoys sind? Und was sind das für Klamotten, die Du anhast? Sind Deine Eltern Muggles?

Zwei meiner Eltern sind tot, sagte Harry. Er verspürte einen Stich im Herzen, als er es so aussprach. Meine anderen beiden Eltern sind Muggles, und sie haben mich aufgezogen.

Was? sagte Draco. Wer bist Du?

Harry Potter, schön Dich kennenzulernen.

Harry Potter? Draco schnappte nach Luft. Der Harry — und der Junge brach abrupt ab.

Es war kurz still.

Dann, in hellem Überschwang, Harry Potter? Der Harry Potter? Mann, Dich wollte ich schon immer kennenlernen!

Dracos Verkäuferin gab ein Geräusch von sich, als würde sie erwürgt, aber sie setzte ihre Arbeit fort und hob sorgfältig Dracos Arme, um ihm die gemusterte Robe abzunehmen.

Ach, halt die Klappe, schlug Harry vor.

Kann ich ein Autogramm haben? Nein, Moment, erst ein Foto mit Dir zusammen!

Klappeklappeklappe.

Ich freue mich so, Dich kennenzulernen!

Geh in Flammen auf und stirb.

Aber Du bist Harry Potter, der glorreiche Retter der magischen Welt! Unser aller Held, Harry Potter! Ich wollte schon immer so wie Du sein, wenn ich groß bin, damit ich —

Draco unterbrach sich mitten im Satz; sein Gesicht erstarte in absolutem Horror.

Hochgewachsen, weißhaarig, in kalter Eleganz, mit einer schwarzen Robe vom feinster Qualität. Eine Hand hielt einen Stock mit silbernem Griff, der in dieser Hand wie ein tödliche Waffe wirkte. Seine Augen durchmaßen den Raum mit dem leidenschaftslosen Ausdruck eines Henkers; ein Mann, für den das Töten keine Qual war, noch nicht einmal etwas reizvoll Verbotenes, sondern so normal wie das Atmen.

Das war der Mann, der gerade in diesem Moment durch die offene Tür kam.

Draco, sagte der Mann, leise und sehr wütend, was sagst Du da?

In einem Sekundenbruchteil mitleidvoller Panik entwarf Harry einen Rettungsplan.

Lucius Malfoy! keuchte Harry Potter. Der Lucius Malfoy?

Eine von Malkins Assistentinnen musste sich zur Wand drehen.

Kalte mörderische Augen sahen ihn an. Harry Potter.

Was für, was für eine Ehre, Sie kennenzulernen!

Die dunklen Augen wurden größer, erschrockene Überraschung löste die tödliche Drohung ab.

Ihr Sohn hat mir alles von Ihnen erzählt, sprudelte es weiter aus Harry, der kaum mitbekam, was er sagte, aber so schnell wie möglich weitersprach. Aber natürlich wusste ich vorher schon alles über Sie, jeder kennt Sie, den großen Lucius Malfoy! Der ehrenvollste Laureat von allen des Hauses Slytherin, ich wollte selbst versuchen, nach Slytherin zu kommen, weil ich hörte, Sie waren dort als Kind —

Was erzählen Sie da, Mr. Potter? kam es wie ein Schrei von außerhalb des Ladens, und Professor McGonagall stürmte herein.

Auf ihrem Gesicht war ein derartiger Schrecken, dass Harrys Mund sich automatisch öffnete und dann stehenblieb mit nichts zu sagen.

Professor McGonagall! rief Draco. Sind Sie es wirklich? Ich habe soviel über Sie von meinem Vater gehört, ich wollte schon versuchen, selbst nach Gryffindor zu koemmen, damit ich —

Was? brüllten Lucius Malfoy und Professor McGonagall in perfektem Einklang Seite an Seite. Beider Köpfe wandten sich einander in gleichartiger Bewegung zu, und dann prallten sie voneinander zurück wie in einem Synchrontanz.

Es gab eine plötzliche Unruhe, als Lucius Draco ergriff und aus dem Laden zerrte.

Und dann war Stille.

Professor McGonagalls linke Hand hielt ein kleines Trinkglas, achtlos in der Aufregung zur Seite geneigt, aus dem jetzt Alkohol in die kleine Pfütze Rotwein tropfte, die sich auf dem Boden gebildet hatte.

Professor McGonagall schritt durch den Laden, bis sie vor Madam Malkin stand.

Madam Malkin, sagte Professor McGonagall mit ruhiger Stimme. Was ist hier geschehen?

Vier Sekunden lang sah Madam Malkin stumm zurück, dann konnte sie sich nicht mehr halten. Wiehernd vor Lachen fiel sie gegen die Wand, worauf ihre Assistentinnen ebenfalls anfingen; eine fiel zu Boden auf Hände und Knie und kicherte hysterisch.

Professor McGonagall drehte sich langsam zu Harry, ihr Ausdruck eiskalt. Ich lasse Sie sechs Minuten allein. Gerade sechs Minuten auf der Uhr, Mr. Potter.

Ich habe nur einen Witz gemacht, protestierte Harry, während das hysterische Gelächter weiterging.

Draco Malfoy sagte in Gegenwart seines Vaters, er wolle nach Gryffindor einsortiert werden! Witze machen reicht dafür nicht! Professor McGonagall machte eine Pause und holte sichtbar Luft. Welcher Teil von 'Robe anprobieren' klingt für Sie wie bitte sprechen Sie einen Confundus-Zauber über das ganze Universum aus!

Er befand sich in einem Situationskontext, in dem diese Handlungen sinnvoll waren —

Nein. Erklären Sie es nicht. Ich will nicht wissen, was hier drinnen passiert ist, niemals. Was auch immer für eine Kraft in Ihnen wohnt, sie ist ansteckend, und ich will nicht so enden wie der arme Draco Malfoy, die arme Madam Malkin und ihre armen beiden Assistentinnen.

Harry seufzte. Ganz offensichtlich war Professor McGonagall nicht in der Stimmung für vernünftige Erklärungen. Er sah zu Madam Malkin, die immer noch an der Wand lehnte und keuchte, und zu ihren beiden Assistentinnen, inzwischen beide auf Knien am Boden, und schließlich herunter an seinem mit Maßbändern verzierten Körper.

Ich bin noch nicht ganz fertig mit dem Anprobieren, sagte Harry freundlich. Wollen Sie nicht zurückgehen und noch ein Getränk nehmen?

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Kapitel 6: Der Planungsfehlschluss

Bla bla Klarstellung bla bla Rowling bla bla Eigentum.

Bemerkung des Autors: Der Abschnitt Nachspiel dieses Kapitels ist Teil der Geschichte, kein Extra.


Sie glauben, Ihr Tag war surreal? Probieren Sie meinen.


Manche Kinder hätten gewartet bis nach ihrer ersten Tour zur Diagon Alley.

Sack mit Element 79, sagte Harry und zog seine Hand leer aus dem Eselsbeutel.

Die meisten Kinder hätten immerhin gewartet, bis sie ihren Zuaberstab haben.

Sack mit Okane, sagte Harry. Der schwere Sack mit Gold tauchte in seiner Hand auf.

Harry entnahm den Sack und packte ihn wieder in den Eselsbeutel. Er nahm seine Hand heraus, steckte sie wieder hinein und sagte Sack mit Einheiten zum wirtschaftlichen Austausch. Diesmal kam die Hand leer heraus.

Gib mir den Sack zurück, den ich gerade hineingetan habe. Heraus kam wieder der Sack mit dem Gold.

Harry James Potter-Evans-Verres hatte immerhin ein magisches Ding in die Hand bekommen. Warum also warten?

Professor McGonagall, sagte Harry zu der etwas irritierten Hexe, die an seiner Seite schlenderte, können Sie mir zwei Wörter geben, ein Wort für Gold und eins für etwas, das kein Geld ist, in einer Sprache, die ich nicht kenne? Aber sagen Sie mir nicht, welches welches ist.

Ahava und Zahav, sagte Professor McGonagall. Das ist Hebräisch, und das andere Wort bedeutet Liebe.

Danke, Professor. Sack mit Ahava. Leer.

Sack mit Zahav. Und da erschien es in seiner Hand.

Zahav ist Gold? fragte Harry, und Professor McGonagall nickte.

Harry dachte über seine gesammelten experimentellen Daten nach. Es nur ein sehr grober und vorläufiger Versuch, aber es war schon genug, um immerhin eine Folgerung zu ziehen:

Aaaaahhhrrrrgg es ergibt keinen Sinn!

Die Hexe neben ihm hob vornehm eine Augenbraue. Probleme, Mr. Potter?

Ich habe gerade jede einzelne Hypothese wiederlegt, die ich hatte! Wie kann es wissen, dass 'Sack mit 115 Galeonen' richtig ist, aber nicht 'Sack mit 90 plus 25 Galeonen'? Es kann zählen, aber nicht addieren? Wer auch immer das gemacht hat, spricht vermutlich kein Japanisch, und ich kein Hebräisch, also benutzt es nicht deren Wissen, aber auch nicht mein Wissen. Harry machte eine hilflose Handbewegung. Die Regeln scheinen irgendwie konsistent zu sein, aber sie haben keine Bedeutung! Und ich fange gar nicht erst an, zu fragen, wie ein Beutel die Stimmerkennung und das Verstehen natürlicher Sprache hinbekommt, wenn die besten Programmierer in der Künstlichen Intelligenz das mit den schnellsten Supercomputern nach fünfunddreißig Jahren immer noch nicht schaffen, Harry schnappte nach Luft, also was passiert hier?

Magie, sagte Professor McGonagall.

Das ist nur ein Wort! Auch wenn Sie mir sagen, ich kann keine neuen Voraussagen machen! Es ist, als ob man 'Phlogiston' oder 'Élan vital' oder 'Emergenz' oder 'Komplexität' sagt!

Die Hexe in der schwarzen Robe lachte jetzt laut. Aber es ist Magie, Mr. Potter.

Harry sackte ein bisschen zusammen. Mit allem Respekt, Professor McGonagall, ich bin mir nicht sicher, dass Sie verstehen, was ich hier versuche.

Mit allem Respekt, Mr. Potter, das tue ich sicher nicht. Außer — das ist nur eine Frage, verstehen Sie — Sie versuchen, die Weltherrschaft zu übernehmen?

Nein! Ich meine, ja — äh, nein!

Dann sollte es mich vielleicht beunruhigen, dass es Ihnen schwerfällt, diese Frage zu beantworten.

Harry dachte mürrisch an die Konferenz über Künstliche Intelligenz in Dartmouth 1956. Es war die allererste Konferenz zu dem Thema, diejenige, die den Begriff Künstliche Intelligenz geprägt hatte. Man hatte die Grundprobleme identifiziert wie Computer Sprachen verstehen lassen, zu lernen, und sich selbst zu verbessern. Man hatte vermutet, vollkommen ernsthaft, dass signifikante Fortschritte in diesen Bereichen von zehn kooperierenden Wissenschaftlern innerhalb von zwei Monaten gemacht werden könnten.

Nein. Hoch das Kinn. Du hast gerade erst angefangen, all diese Geheimnisse der Magie zu entwirren. Tatsächlich weißt Du nicht, ob es zu schwierig ist, es in zwei Monaten zu schaffen.

Und sie haben wirklich noch von keinen anderen Zauberern gehört, die diese Art Fragen gestellt oder diese Art wissenschaftlicher Experimente durchgeführt haben? fragte Harry noch einmal. Es schien ihm so naheliegend.

Andererseits hatte es mehr als zweihundert Jahre nach der Erfindung der wissenschaftlichen Methodik gedauert, bevor Muggle-Wissenschafter daran dachten, systematisch zu erforschen, welche Sätze ein vierjähriges Kind verstehen konnte oder nicht. Die Entwicklungspsychologie der Linguistik hätte im Prinzip im achtzehnten Jahrhundert entdeckt werden können, aber niemand hatte bis zum zwanzigsten Jahrhundert auch nur dran gedacht. Also konnte man der viel kleineren magischen Welt nicht vorwerfen, dass sie den Rückholzauber nicht erforscht hatte.

Professor McGonagall schürzte die Lippen und zuckte mit den Schultern. "Ich bin mir immer noch nicht sicher, was Sie mit 'wissenschaftlichen Experimenten' meinen, Mr. Potter. Wie schon gesagt habe ich gesehen, wie Muggle-geborene Schüler versucht haben, Muggle-Wissenschaft in Hogwarts benutzen, und Menschen erfinden jedes Jahr neue Zaubersprüche und Zaubertränke.

Harry schüttelte den Kopf. Technik ist nicht dasselbe wie Wissenschaft. Und viele verschiedene Arten auszuprobieren, etwas zu tun, ist nicht dasselbe wie Experimentieren, um die Regeln herauszufinden. Es gab eine Menge Leute, die versucht hatten, fliegende Maschinen zu erfinden, indem sie zahlreiche Geräte mit Flügeln ausprobierten, aber nur die Gebrüder Wright bauten einen Windkanal, um den Auftrieb zu messen… Ähm, wieviele Kinder, die unter Muggles aufgewachsen sind, kommen jedes Jahr nach Hogwarts?

Vielleicht etwa zehn?

Harry vergaß einen Schritt und stolperte beinahe über seine Füße. Zehn?

Die Muggle-Welt hatte sechs Milliarden Einwohner, Tendenz steigend. Ein Millionstel davon waren sieben in Londen und tausend in China. Dass die Muggle-Bevölkerung ein paar Elfjährige hervorbachte, die Mathematik beherrschten, war unausweichlich — Harry wußte, er war nicht der einzige. Er hatte andere Wunderkinder in Mathematik-Wettbewerben kennengelernt. Tatsächlich war er von anderen Teilnehmern vernichtend geschlagen worden, die vermutlich den ganzen Tag über mathematischen Problemen zubrachten, aber nie ein Science-Fiction-Buch lasen, und die schon vor der Pubertät komplett ausbrennen würden, und die es zu nichts bringen würden im weiteren Leben, weil sie nur bekannte Techniken anwendeten, anstatt zu lernen, wie man kreativ denkt. (Harry hatte etwas von einem schlechten Verlierer.)

Aber… in der magischen Welt…

Zehn bei Muggles aufgewachsene Kinder pro Jahr, die alle ihre Muggle-Ausbildung im Alter von elf Jahren beendeten? Und Professor McGonagall konnte voreingenommen sein, aber sie behauptete, Hogwarts sei die größte und bedeutendste Zauberschule der Welt… und sie bildete nur bis zum Alter von 17 aus.

Professor McGonagall wußte zweifellos jede Einzelheit darüber, wie man sich in eine Katze verwandelte. Aber sie schien buchstäblich nie etwas von wissenschaftlicher Methodik gehört zu haben. Für sie war das nur Muggle-Magie. Und sie schien nicht einmal neugierig zu sein, welche Geheimnisse sich hinter dem Verstehen natürlicher Sprache beim Rückholzauber verbargen.

Das ließ nur zwei Möglichkeiten übrig.

Möglichkeit eins: Magie war so unglaublich undurchsichtig, verworren und undurchdringlich, dass Zauberer und Hexen nichts erreicht und schließlich aufgegeben hatten, obwohl sie ihr bestes gegeben hatten, sie zu verstehen, und Harry würde es auch nicht besser hinbekommen.

Oder...

Harry knackte entschieden mit den Gelenken, aber es machte nur ein leises Klicken, anstatt bedrohlich von den Mauern von Diagon Alley widerzuhallen.

Möglichkeit zwei: Er würde die Weltherrschaft übernehmen.

Irgendwannmal. Vermutlich nicht sofort.

So etwas dauerte manchmal länger als zwei Monate. Muggle-Wissenschaftler hatten es auch nicht in der Woche nach Galileo bis zum Mond geschafft.

Aber Harry konnte trotzdem nicht das breite Grinsen unterdrücken, das seine Wangen bis zur Schmerzgrenze streckte.

Harry hatte immer befürchtet, eines Tages als eins von diesen Wunderkindern zu enden, die es zu nichts brachten und das ganze Leben damit prahlten, wie großartig sie mit zehn Jahren gewesen waren. Andererseits brachten es die meisten erwachsenen Genies auch zu nichts. Es kamen vermutlich auf jeden tatsächlichen Einstein tausend andere Leute in der Geschichte der Menschheit, die ebenso intelligent waren wie er. Aber die anderen Genies hatten nicht das eine gefunden, was man unbedingt braucht, um wirklich Großes zu erreichen: Sie waren nie auf eine bedeutende Fragestellung gestoßen.

Du gehörst jetzt mir, dachte Harry in die Richtung von Diagon Alley, und all der Ladeninhaber und Kunden, und des ganzen Landes und der Menschen des magischen Britanniens, und der ganzen weiteren magischen Welt, und des ganzen weiteren Universums, von dem Muggle-Wissenschaftler so viel weniger verstanden, als sie glaubten. Ich, Harry James Potter-Evans-Verres, beanspruche dieses Gebiet im Namen der Wissenschaft.

Aus irgendeinem Grund blieben Blitz und Donner aus, und der Himmel war weiterhin wolkenlos.

Warum lächeln Sie? erkundigte sich Professor McGonagall, misstrauisch und etwas müde.

Ich frage mich, ob es einen Zauber gibt, der es im Hintergrund blitzen lässt, wenn ich einen verhängnisvollen Entschluss fasse, erklärte Harry. Er prägte sich die Worte seines verhängnisvollen Entschlusses sorgfältig ein, damit sie richtig in den zukünftigen Geschichtsbüchern stehen würde.

Ich habe den Eindruck, ich sollte in der Sache etwas unternehmen, sefzte Professor McGonagall.

Ignorieren Sie es einfach, das vergeht wieder. Oh, super! Harry verdrängte die Gedanken an die Weltherrschaft zeitweilig und rannte hinüber zu einem Schaufenster, und Professor McGonagall folge ihm.


Harry hatte inzwischen die Zutaten für die Zaubertränke und den Kessel gekauft, ach, und noch ein paar Sachen. Dinge, die gut in seinem bodenlosen Beutel (auch bekannt als Super-Eselsbeutel QX31 mit Unentdeckbarem Ausdehnungszauber, Rückholzauber und Erweiterungslippe) zu haben wären. Intelligente, sinnvolle Einkäufe.

Harry verstand wirklich nicht, warum Professor McGonagall so misstrauisch aussah.

Harry war gerade in einem Laden, der teuer genug war für ein Schaufenster direkt in der gewundenen Hauptstraße von Diagon Alley. Er hatte eine offene Front mit den Waren auf schrägen hölzernen Borden, bewacht nur von einem leichten grauen Leuchten und einer jugendlich wirkenden Verkäuferin in einer stark gekürzten Variante einer Hexenrobe, die ihre Knie und Ellenbogen zeigte.

Harry untersuchte das Zauberer-Äquivalent eines Erste-Hilfe-Kastens, den Notfall-Heilungs-Pack Plus. Er enthielt zwei selbst-zuziehende Stauschläuche, eine Spritze mit etwas, das aussah wie flüssiges Feuer, das den Blutfluss im behandelten Bereich drastisch reduzieren sollte, während es den Sauerstoffgehalt des Bluts bis zu drei Minuten hoch hielt, wenn man die Ausbreitung eines Gifts im Körper verhindern musste, weißen Stoff, den man um ein Körperteil wickelte, um Schmerzen vorübergehend zu betäuben, dazu eine Reihe von Dingen, die Harry überhaupt nicht verstand, wie die Behandlung nach Dementor-Kontakt, die wie normale Schokolade roch und aussah, oder die Bafflesnaffle-Abwehr, ein Ding, das aussah wie ein kleines, zitterndes Ei und mit einer Anleitung kam, wie man es jemandem in ein Nasenloch schob.

Ein eindeutiger Kauf für fünf Galeonen, meinen Sie nicht auch? sagte Harry zu Professor McGonagall, und die jugendliche Verkäuferin, die in der Nähe schwebte, nickte eifrig.

Harry hatte eigentlich erwartet, dass die Professorin eine zustimmende Bemerkung über seine Klugheit und Vorausschau machen würde.

Stattdessen bekam er etwas, was man nur als Bösen Blick bezeichnen konnte.

Und genau warum glauben Sie, sagte Professor McGonagall mit ätzender Skepsis, dass Sie eine Heiler-Ausrüstung brauchen, junger Mann? (Nach dem bedauerlichen Vorfall im Zaubertränke-Laden vermied Professor McGonagall, ihn in Gegenwart anderer als Mr. Potter anzusprechen.)

Harrys Mund öffnete sich und schloss sich wieder. Ich glaube nicht, dass ich ihn brauche! Das ist doch nur für den Notfall!

Und für was für einen Notfall?

Harry machte große Augen. Glauben Sie etwa, ich plane etwas gefährliches und will deswegen eine Heiler-Ausrüstung?

Er bekam nur einen Blick zurück, aus dem grimmiges Misstrauen und ironischer Zweifel sprachen.

Great Scott! rief Harry. (Diesen Ausdruck hatte er von dem verrückten Wissenschaftler Doc Brown in Zurück in die Zukunft.) Dachten Sie das auch, als ich den Feder-Fall-Trank gekauft habe, und das Dianthuskraut, und die Flasche Nahrungs-und-Wasser-Pillen?

Ja.

Harry schüttelte verwundert den Kopf. Was glauben Sie denn, was ich vorhabe?

Ich weiß es nicht, sagte Professor McGonagall düster, aber es wird entweder damit enden, dass Sie eine Tonne Silber in Gringotts abliefern, oder mit der Weltherrschaft.

Weltherrschaft ist so ein hässlicher Begriff. Ich spreche lieber von Weltoptimierung.

Dieser urkomische Witz konnte die Hexe auch nicht beruhigen, und sie sah ihn weiter böse an.

Wow, sagte Harry, als ihm klar wurde, dass sie es ernst meinte. Sie glauben das tatsächlich. Sie glauben tatsächlich, dass ich etwas gefährliches vorhabe.

Ja.

Als wäre das der einzige Grund, warum jemand einen Erste-Hilfe-Kasten haben will! Verstehen Sie mich nicht falsch, Professor McGonagall, aber mit was für verrückten Kindern haben Sie es sonst zu tun?

Gryffindors, fauchte Professor McGonagall, mit einer Bitternis und Resignation in diesem Wort, die sich wie ein ewiger Fluch auf jede Art von jugendlichem Enthusiasmus und Übermut legte.

Stellvertretende Schulleiterin Professor Minerva McGonagall, sagte Harry und stemmte seine Hände energisch auf die Hüften. Ich werde nicht nach Gryffindor gehen.

An diesem Punkt warf die Stellvertretende Schulleiterin etwas ein, dass sie herausfinden wolle, wie man einen Hut umbringt, eine eigenartige Bemerkung, die Harry unkommentiert ließ, obwohl die Verkäuferin einen plötzlichen Hustenanfall bekam.

" — ich werde nach Ravenclaw gehen. Und wenn Sie wirklich glauben, dass ich etwas gefährliches vorhabe, dann haben Sie mich überhaupt nicht verstanden, ehrlich gesagt. Ich mag Gefahr nicht, sie macht mir Angst. Ich bin vorsichtig. Ich bin auf der Hut. Ich bereite mich auf Eventualitäten vor. Meine Eltern haben immer mit mir gesungen: Allzeit bereit! Das ist Pfadfinders Wanderlied, allzeit bereit! Wenn durchs Leben Du marschierst, sei nicht nervös, hab keine Angst, allzeit bereit!"

(Harrys Eltern hatten mit ihm tatsächlich nur genau diese Zeilen des Lieds von Tom Lehrer gesungen, und glücklicherweise hatte Harry die anderen Teile nie kennengelernt.)

Professor McGonagall wirkte etwas entgegenkommender, als Harry sagte, er wolle nach Ravenclaw gehen. In was für Eventualitäten meinen Sie denn, junger Mann, könnte Ihnen diese Ausrüstung helfen?

Jemand von meinen Klassenkameraden könnte von einem furchtbaren Monster gebissen werden, und wenn ich verzweifelt in meinem Eselsbeutel nach etwas krame, das ihr helfen könnte, würde sie mich traurig ansehen und mit ihrem letzten Atemzug fragen '_warum warst Du nicht vorbereitet?_' Und dann würde sie sterben, und in dem Moment, wo sich ihre Augen schließen, wüsste ich, sie würde mir nie verzeihen —

Harry hörte die Verkäuferin nach Luft schnappen, und als er aufsah, blickte sie ihn mit zusammengepressten Lippen an. Dann drehte sich die junge Frau um und floh in den hinteren Teil des Ladens.

Was...?

Professor McGonagall reichte hinunter, nahm Harrys Hand in ihre, sanft aber fest, und zog Harry in die Hauptstraße von Diagon Alley hinaus. Sie brachte ihn in eine Seitengasse zwischen zwei Läden, die mit schmutzigen Ziegeln gepflastert war und an einer schwarzen Wand endete.

Die hochgewachsene Hexe hielt ihren Zauberstab in Richtung Hauptstraße und sprach Quietus, und ein Mantel der Stille breitete sich über sie und hielt alle Straßengeräusche fern.

Was habe ich jetzt wieder falsch gemacht...

Professor McGonagall drehte sich um und sah Harry an. Sie hatte nicht den vollständigen Du-hast-etwas-ausgefressen-Blick der Erwachsenen, sondern Gesicht war ausdruckslos und beherrscht. Erinnern Sie sich bitte, Mr. Potter, sagte sie, dass dieses Land vor nicht einmal zehn Jahren noch im Krieg lag. Alle haben jemanden verloren, und von Freunden, die einem in den Armen sterben, redet man nicht leichtfertig.

Ich — ich wollte nicht — Die Erkenntnis fiel wie ein Stein in Harrys übereifrige Vorstellungskraft. Er hatte darüber gesprochen, wie jemand seinen letzten Atemzug tat — und dann lief die Verkäuferin weg — und der Krieg war vor zehn Jahren zuende, also war das Mädchen damals höchstens acht oder neun Jahre alt, als, als, Es tut mir leid, ich wollte nicht — Harry schluchzte und wollte vor dem Blick der älteren Hexe weglaufen, aber da war diese Wand im Weg und er hatte seinen Zauberstab noch nicht. Es tut mir leid! Es tut mir leid! Es tut mir leid!

Von hinter ihm kam ein schweres Seufzen. Ich weiß, Mr. Potter.

Harry sah sich vorsichtig um. Professor McGonagall schien jetzt nur traurig zu sein. Es tut mir leid, sagte Harry noch einmal und fühlte sich elend. Ist Ihnen irgendetwas in der Art — und dann brach Harry ab und hielt sich die Hand vor den Mund.

Das Gesicht der älteren Hexe wurde noch etwas trauriger. Sie müssen lernen, zu denken, bevor Sie etwas sagen, Mr. Potter, oder sie werden nicht viele Freunde im Leben haben. Das ist das Schicksal von vielen in Ravenclaw gewesen und wird hoffentlich nicht Ihres.

Harry wollte nichts als davonlaufen. Er wollte seinen Zauberstab herausziehen und das ganze aus Professor McGonagalls Gedächtnis löschen, wieder zurück mit ihr vor dem Laden sein, es ungeschehen machen —"

Aber um Ihre Frage zu beantworten, Mr. Potter, nein, etwas wie das ist mir nicht passiert. Sicher habe ich Freunde ihren letzten Atemzug tun sehen, ein- oder siebenmal. Aber niemand von ihnen hat mich im Sterben verflucht, und ich dachte nie, sie würden mir nicht verzeihen. Warum sagen Sie so etwas, Mr. Potter? Warum denken Sie das überhaupt?

Ich… ich… ich..., Harry schluckte. Es ist nur, das ich immer versuche, mir das Schlimmste vorzustellen, was passieren könnte, und er hatte auch einfach ein bisschen herumgealbert, aber jetzt er hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als das zuzugeben.

Wie? fragte Professor McGonagall. Aber warum?

Damit ich es verhindern kann!

Mr. Potter... ihre Stimme verklang. Dann seufzte sie und kniete sich neben ihn. Mr. Potter, sagte sie, jetzt sanft, es ist nicht ihre Verantwortung, sich um die Schüler in Hogwarts zu kümmern. Es ist meine. Ich werde dafür sorgen, dass Ihnen oder irgendjemand sonst nichts Schlimmes passiert. Hogwarts ist der sicherste Ort für Zaubererkinder in der ganzen magischen Welt, und Madam Pomfrey hat eine vollständige Heilerstation. Sie werden die Heiler-Ausrüstung überhaupt nicht brauchen, und schon gar keine für fünf Galeonen.

Aber ich brauche sie! brach Harry aus. Nirgendwo ist es vollkommen sicher! Und was, wenn meine Eltern einen Herzinfarkt haben oder in einen Unfall geraten, wenn ich über Weihnachten zu Hause bin — Madam Pomfrey wird nicht da sein, ich brauche eine eigene Heiler-Ausrüstung —

Was in Merlins Namen... sagte Professor McGonagall. Sie stand auf und sah Harry an, mit einer Mischung aus Ärger und Sorge. Es gibt keinen Grund, an so schreckliche Dinge zu denken, Mr. Potter!

Harrys Ausdruck wurde bitter, als er das hörte. Doch, den gibt es! Wenn mam darüber nicht nachdenkt, schadet man nicht nur sich selbst, sondern letzten Endes anderen!

Professor McGonagall öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder. Die Hexe rieb sich nachdenklich die Nase. Mr. Potter… wenn ich Ihnen anbiete, eine Weile zuzuhören… Gibt es etwas, worüber Sie mir mir sprechen möchten?

Worüber?

Darüber, warum Sie glauben, Sie müssen immer auf der Hut sein, damit Ihnen keine schrecklichen Dinge passieren.

Harry sah sie verwirrt an. Das war doch ein selbstverständliches Axiom. Also... sagte Harry langsam. Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Wie konnte er das einer Hexenprofessorin erklären, die nicht einmal die Grundlagen kannte? Muggle-Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Menschen im Vergleich zur Realität immer sehr optimistisch sind. Wenn sie glauben, etwas braucht zwei Tage, dann braucht es zehn, oder sie sagen, es braucht zwei Monate, dann braucht es über fünfunddreißig Jahre. Zum Beispiel haben sie in einem Experiment Studenten gefragt, in welchen Zeiten sie zu 50 % sicher, zu 75 % sicher und zu 99 % sicher wären, ihre Hausaufgaben fertigzubekommen, und nur 13 %, 19 % und 45 % der Studenten waren in der jeweiligen Zeit fertig. Und sie fanden heraus, was der Grund dafür war: Wenn sie eine Gruppe nach den Schätzungen für den besten Fall fragte, wenn also alles so gut ginge wie möglich, und eine andere Gruppe nach dem durchschnittlichen Fall, wenn alles lief wie üblich, dann bekamen sie statistisch nicht unterscheidbare Antworten. Also, wenn Sie Leute fragen, was sie im normalen Fall erwarten, stellen die sich vor, was sie für die größte Wahrscheinlichkeit bei jedem Schritt auf dem Weg halten — alles läuft nach Plan, keine Überraschungen. Aber da mehr als die Hälfte der Studenten nicht nach der Zeit fertig war, bei der sie zu 99 % sicher waren, fertig zu sein, liefert die Wirklichkeit eindeutig Resultate, die noch schlechter sind als das angenommene Worst-Case-Szenario. Dieses Phänomen wird Planungsfehlschluss genannt, und der beste Weg, ihn zu umgehen, ist, danach zu fragen, wie lange etwas das letzte Mal gedauert hat, als Sie es versucht haben. Das wird die Außensicht genannt, im Gegensatz zur Innensicht. Aber wenn man etwas neues tut und deshalb die Außensicht nicht einnehmen kann, muss man sehr, sehr, sehr pessimistisch sein. So pessimistisch, dass sich die Realität tatsächlich ebenso oft und um ebenso viel als besser als die Erwartung erweist, wie sie sich als schlechter erweist. Es ist wirklich sehr schwer, so pessimistisch zu sein, dass man eine echte Chance hat, etwas schlechteres als das wirkliche Leben anzunehmen. So wie ich mir große Mühe gebe, düster zu sein, und mir vorstelle, dass jemand aus meiner Klasse gebissen wird, aber was wirklich passieren würde, wäre vermutlich, dass die überlebenden Todesser die ganze Schule angreifen, um mich zu kriegen. Aber, um auch etwas fröhlicheres zu sagen —

Stop, sagte Professor McGonagall.

Harry stoppte. Er wollte gerade sagen, dass sie immerhin wüssten, dass der Dunkle Lord nicht angreifen würde, weil er tot war.

Ich habe mich wohl nicht deutlich genug ausgedrückt, sagte die Hexe, und ihr präziser schottischer Akzent klang noch sorgfältiger als sonst. Ist Ihnen persönlich etwas passiert, das Sie geängstigt hat, Mr. Potter?

Was mir persönlich passiert ist, hat nur anekdotische Evidenz, erklärte Harry. Das hat doch nicht das selbe Gewicht wie ein begutachteter wissenschaftlicher Artikel über eine Studie mit Kontrollgruppe und zufälliger Zuordnung, zahlreichen Teilnehmern, starken Effekten und starker statistischer Signifikanz.

Professor McGonagall kniff sich in die Nasenwurzel, atmete ein, und atmete wieder aus. Ich würde trotzdem gerne davon hören, sagte sie.

Äh... sagte Harry. Er atmete tief ein. Es gab ein paar Überfälle in unserer Gegend, und meine Mutter bat mich einmal, eine Pfanne zurückzubringen, die sie von einer Nachbarin zwei Straßen weiter ausgeliehen hatte, und ich sagte, ich wollte das nicht, weil ich dachte, ich könnte überfallen werden, und sie sagte 'Harry, sag so etwas nicht!' Als ob daran zu denken es geschehen lassen würde, und wenn ich nicht davon spräche, wäre ich sicher. Ich versuchte zu erklären, warum ich nicht überzeugt war, und sie zwang mich trotzdem, die Pfanne wegzubringen. Ich war zu jung um zu verstehen, wie statistisch unwahrscheinlich es war, dass ein Straßenräuber gerade mich überfallen würde, aber ich war alt genug, dass mir klar war, dass nicht an etwas zu denken es nicht daran hindert, zu geschehen, also hatte ich wirklich Angst.

Sonst nichts? fragte Professor McGonagall nach einem Moment, als klar wurde, dass Harry fertig war. Sonst gibt es nichts, was Ihnen passiert ist?

Ich weiß, das klingt nicht wie viel, verteidigte Harry sich. Aber es war einer dieser entscheidenden Moment im Leben, sehen Sie? Ich meine, ich wusste, dass nicht daran zu denken etwas nicht hindert, zu geschehen, ich wusste das, aber ich konnte sehen, dass Mum einfach nicht so dachte. Harry hielt inne und kämpfte mit der Wut, die in ihm hochkam, als er daran dachte. Sie hörte einfach nicht zu. Ich versuchte, es ihr zu sagen, ich bat sie, mich nicht rauszuschicken, und sie lachte mich aus. Alles, was ich sagte, hielt sie für eine Art großen Witz... Harry unterdrückte seinen schwarzen Zorn. Das war es, als ich feststellte, dass jeder, der mich eigentlich beschützen sollte, tatsächlich verrückt war, und dass sie mir nicht zuhören würden, egal wie sehr ich darum bettelte, und dass ich mich nie auf sie würde verlassen können. Manchmal war gute Absicht nicht genug, manchmal musste man auch noch vernünftig sein…

Es gab eine lange Stille.

Harry ließ sich die Zeit, tief zu atmen und sich wieder zu beruhigen. Es nützte nichts, wütend zu werden. Es nützte nichts, wütend zu werden. Alle Eltern waren so, kein Erwachsener würde sich je dazu herablassen, einem Kind wie einem Ebenbürtigen zuzuhören, seine leiblichen Eltern wären nicht anders gewesen. Vernunft war ein winziger Funke in der dunklen Nacht, eine infinitesimal seltene Ausnahme von der Regel des Wahnsinns, also nützte es nichts, wütend zu werden.

Harry mochte sich selbst nicht, wenn er wütend war.

Danke, dass Sie mir das mitgeteilt haben, Mr. Potter, sagte Professor McGonagall nach einer Weile. Sie wirkte gedankenverloren, fast genau wie Harry ausgesehen hatte, als er mit dem Beutel experimentierte, wenn er sich nur selbst im Spiegel hätte sehen können. Ich muss darüber nachdenken. Sie wandte sich zum Ausgang der Gasse und hob ihren Zauberstab —

Ähm, sagte Harry, können wir jetzt gehen und die Heiler-Ausrüstung kaufen?

Die Hexe hielt inne und sah ihn gerade an. Und wenn ich nein sage — dass sie zu teuer ist und Sie sie nicht brauchen werden — was dann?

Harrys Gesicht wurde bitter. Genau was sie denken, Professor McGonagall. Genau was sie denken. Ich werde daraus schließen, dass sie ein weiterer verrückter Erwachsener sind, mit dem man nicht reden kann, und ich werde darüber nachdenken, wie ich trotzdem in den Besitz einer Heiler-Ausrüstung kommen kann.

Ich bin Ihr Erziehungsberechtigter auf dieser Reise, sagte Professor McGonagall mit einem Anflug von Wut in der Stimme. Ich werde nicht zulassen, dass Sie mich herumkommandieren.

Ich verstehe, sagte Harry. Er hielt die Verbitterung aus seiner Stimme und sagte nichts von dem, was ihm sonst durch den Kopf ging. Professor McGonagall hatte ihm gesagt, er sollte nachdenken, bevor er etwas sagte. Er würde sich vermutlich morgen nicht mehr daran erinnern, aber er konnte es wenigstens fünf Minuten im Kopf behalten.

Der Zauberstab der Hexe beschrieb einen Kreis in ihrer Hand, und die Geräusche von Diagon Alley kamen zurück. In Ordnung, junger Mann, sagte sie. Gehen wir und kaufen dieser Heiler-Ausrüstung.

Harry blieb der Mund vor Überraschung offen stehen. Dann rannte er ihr hinterher und stolperte fast in seiner Eile.


Der Laden sah aus wie vorher, erkennbare und unerkennbare Dinge lagen immer noch auf den schrägen hölzernen Borden, geschützt vom grauen Leuchten, und die Verkäuferin war wieder auf ihrem Posten. Sie sah überrascht auf, als sie hereinkamen.

Es tut mir leid, sagte sie, als sie sich näherten, und Harry sprach fast im selben Moment, Bitte entschuldigen Sie —

Beide brachen ab und sagen sich an, die Verkäuferin lachte ein wenig. Ich wollte Dir keinen Ärger mit Professor McGonagall machen, sagte sie. Verschwörerisch senkte sie ihre Stimme. Ich hoffe, sie war nicht zu streng mit Dir.

Della! sagte Professor McGonagall empört.

Sack mit Gold, sagte Harry zu seinem Beutel und sah wieder hoch zur Verkäuferin, als er fünf Galeonen abzählte. Keine Sorge, ich weiß, sie ist nur streng mit mir, weil sie mich liebt.

Er reichte dem Mädchen die Galeonen, während Professor McGonagall etwas unwichtiges hervorstieß. Einen Notfall-Heilungs-Pack Plus, bitte.

Es war etwas irritierend anzusehen, wie die Erweiternde Lippe den aktentaschengroße Heilerkasten verschluckte. Harry fragte sich unwillkürlich, was wohl passieren würde, wenn er selbst versuchen würde, in den Eselsbeutel zu klettern, wo doch nur die Person, die etwas hineingetan hatte, es auch wieder herausholen konnte.

Als der Beutel seinen schwer erarbeiteten Kauf verschlungen hatte, meinte Harry, ein kleines Rülpsen zu vernehmen. Das hatte wohl jemand mit Absicht hineingezaubert. Eine andere Annahme war zu schrecklich, um sie sich vorzustellen… tatsächlich kam Harry überhaupt keine andere Annahme in den Sinn. Er sah wieder zur Professorin hoch, als sie weiter durch die Diagon Alley gingen. Wohin jetzt?

Professor McGonagall zeigte auf ein Geschäft, das aussah, als wäre es aus Fleisch statt aus Ziegeln erbaut und in Pelz statt in Farbe gekleidet. Kleine Haustiere sind in Hogwarts erlaubt — Sie könnten beispielsweise eine Eule kaufen, um Briefe zu verschicken —

Kann ich für einen Knut oder so eine Eule mieten, wenn ich etws verschicken will?

Ja, sagte Professor McGonagall.

Dann sicher nicht.

Professor McGonagall nickte, als würde sie etwas abhaken. Darf ich fragen warum nicht?

Ich hatte einen Stein als Haustier. Er starb.

Glauben Sie, Sie könnten sich nicht um ein Haustier kümmern?

Ich könnte, sagte Harry, aber ich würde mir den ganzen Tag lang Sorgen machen, ob ich es an dem Tag schon gefüttert habe oder ob es langsam in seinem Käfig verhungert, sich fragend, wo sein Herr ist und warum es kein Futter gibt.

Die arme Eule, sagte die ältere Hexe mit sanfter Stimme. Derart verlassen. Ich frage mich, was sie anstellen würde.

Nun, ich schätze, sie würde sehr hungrig werden und versuchen, sich mit den Krallen aus dem Käfig oder der Kiste oder so zu befreien, obwohl sie damit vermutlich nicht sehr erfolgreich wäre — Harry hielt plötzlich inne.

Die Hexe fuhr fort, immer noch mit sanfter Stimme. Und was würde dann mit ihr passieren?

Entschuldigen Sie, sagte Harry, reichte hoch zu Professor McGonagall, nahm sie an der Hand und zog sie in eine weitere Gasse; nachdem sie sovielen Danksagern ausgewichen waren, war das unbemerkt zur Gewohnheit geworden. Bitte sprechen Sie diesen Stille-Zauber.

Quietus.

Harrys Stimme zitterte. Diese Eule steht nicht für mich, meine Eltern haben mich nie in einen Schrank gesperrt und mich hungern lassen, ich keine keine Verlassensängste und ich mag die Richtung nicht, in die Ihre Vermutungen gehen, Professor McGonagall!

Die Hexe sah ernst auf ihn nieder. Und welche Richtung wäre das, Mr. Potter?

Sie denken, ich wurde, Harry fiel es schwer, das auszusprechen, ich wurde misshandelt?

Wurden Sie?

Nein! schrie Harry. Nein, das wurde ich nie! Halten Sie mich für blöd? Ich kenne das Konzept von Kindesmisshandlung, ich weiß Bescheid über unangemessene Berührungen und all das, und wenn irgendetwas dergleichen passieren würde, würde ich die Polizei rufen! Und es einem Lehrer berichten! Und das Jugendamt im Telefonbuch nachschlagen! Und Grandpa und Grandma und Mrs. Figg davon erzählen! Aber meine Eltern haben nie etwas derartiges getan, nie und niemals! Wie wagen Sie es, das anzunehmen!

Die ältere Hexe sah ihn prüfend an. Es ist meine Pflicht als stellvertretende Schulleiterin, mögliche Anzeichen von Misshandlung der Kinder in meiner Obhut zu untersuchen.

Harrys Wut steigerte sich außer Kontrolle in reinen, heißen Zorn. Wagen Sie es ja nicht, auch nur ein Wort dieser, dieser Unterstellungen zu irgendwem zu äußern! Zu niemandem, verstehen Sie mich, McGonagall? Eine solche Anschuldigung kann Menschen ruinieren und Familien zerstören, auch wenn die Eltern vollkommen unschuldig sind! Ich habe das in den Zeitungen gelesen! Harry Stimme erhob sich zu einem spitzen Schreien. Das System kommt nicht zum Halt, es glaubt den Eltern oder den Kindern nicht, wenn sie sagen, es sei nichts passiert! Wagen Sie es nicht, meiner Familie das anzudrohen! Ich lasse Sie mein Zuhause nicht zerstören!

Harry, sagte die ältere Hexe sanft, und streckte ihre Hand zu ihm aus —

Harry ging schnell einen Schritt zurück, und seine Hand schnappte hoch und schlug ihre zur Seite.

McGonagall erstarrte, dann zog sie ihre Hand zurück, und ging ebenfalls einen Schritt zurück. Harry, es ist in Ordnung, sagte sie. Ich glaube Ihnen.

Tun Sie das, zischte Harry, sein Körper immer noch zitternd vor Rage, oder warten Sie nur darauf, von mir wegzukommen, damit Sie einen Bericht schreiben können?

Harry, ich sah Ihr Zuhause. Ich sah Sie mit ihren Eltern. Sie lieben Sie, und Sie lieben sie. Ich glaube Ihnen, wenn Sie sagen, dass Ihre Eltern Sie nicht misshandeln. Aber ich musste fragen, weil irgendetwas eigenartiges hier vor sich geht.

Harry sah sie kalt an. Was denn?

Harry, ich habe viele misshandelte Kinder in meiner Zeit in Hogwarts gesehen; es würde Ihnen das Herz brechen zu wissen, wieviele. Wenn Sie fröhlich sind, benehmen Sie sich nicht wie eins von diesen Kindern, überhaupt nicht. Sie lächeln Fremde an, Sie umarmen Menschen, ich lege meine Hand auf Ihre Schulter, und Sie zucken nicht. Aber manchmal, nur manchmal, sagen oder tun sie etwas, das mir erscheint wie… wie jemand, der die ersten elf Jahre seines Lebens in einem Keller eingeschlossen verbracht hat. Nicht bei der liebenden Familie, die ich gesehen habe. Professor McGonagall neigte ihren Kopf, und ihr Gesicht sah wieder beunruhigt aus.

Harry nahm das auf und dachte darüber nach. Der heiße Zorn verebbte, als er merkte, dass ihm jemand respektvoll zuhörte und dass seine Familie nicht in Gefahr war.

Und wie erklären Sie sich Ihre Beobachtungen, Professor McGonagall?

Ich weiß es nicht, sagte sie. Aber es ist möglich, dass mit Ihnen etwas geschehen ist, an das Sie sich nicht erinnern.

Wieder stieg die Wut in Harry auf. Das klang zu sehr nach dem, was er in den Geschichten in den Zeitungen von den zerrütteten Familien gelesen hatte. Unterdrückte Erinnerungen sind ein Haufen Pseudowissenschaft! Menschen unterdrücken ihre traumatischen Erinnerungen nicht, sie erinnern sich nur allzu gut daran für den Rest ihres Lebens!

Nein, Mr. Potter. Es gibt einen Zauber namens Obliviation.

Harry erstarrte. Ein Zauber, der Erinnerungen löscht?

Die ältere Hexe nickte. Aber nicht alle Wirkungen einer Erfahrung, wenn Sie verstehen, was ich meine, Mr. Potter.

Ein Schauer lief Harry den Rücken herunter. Diese Annahme… konnte nicht leicht entkräftet werden. Aber meine Eltern könnten das gar nicht!

In der Tat nicht, sagte Professor McGonagall. Das müsste jemand aus der magischen Welt gewesen sein. Man… man kann sich nicht sicher sein, befürchte ich.

Harrys rationale Fähigkeiten kamen wieder in Gang. Professor McGonagall, wie sicher sind Sie sich Ihrer Beobachtungen, und was für alternative Erklärungen könnte es dafür auch noch geben?

Die Hexe öffnete ihre Hände wie um zu zeigen, dass sie leer earen. Sicher? Sicher bin ich mir gar nicht, Mr. Potter. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie jemanden wie Sie getroffen. Manchmal scheinen sie einfach nicht elf Jahre alt zu sein, oder auch nur überhaupt menschlich.

Harrys Augenbrauen hoben sich in Richtung Himmel —

Es tut mir leid! sagte Professor McGonagall eilig. Es tut mir sehr leid, Mr. Potter. Ich versuchte, etwas zu erklären, und ich fürchte, es kam ganz anders heraus, als ich es im Kopf hatte —

Im Gegenteil, Professor McGonagall, sagte Harry, und lächtelte langsam. Ich nehme das als ein ganz großes Kompliment. Aber dürfte ich Ihnen eine alternative Erklärung anbieten?

Bitte sehr.

Kinder sollen eigentlich nicht intelligenter sein als ihre Eltern, sagte Harry. Oder nicht vernünftiger, eher — mein Vater wäre mir wahrscheinlich überlegen, wenn er, sie wissen schon, es tatsächlich versuchen würde, anstatt seine erwachsene Intelligenz vor allem dazu zu verwenden, sich neue Gründe dafür zu überlegen, dass er seine Meinung nicht ändern muss — Harry machte eine Pause. Ich bin zu intelligent, Professor. Normalen Kindern habe ich nichts zu sagen. Erwachsene respektieren mich nicht genug, um wirklich mit mir zu reden. Und ehrlich gesagt, wenn sie es täten, würden sie sich als nicht so intelligent wie Richard Feynman herausstellen, also kann ich stattdessen genausogut etwas von Richard Feynman lesen. Ich bin isoliert, Professor McGonagall. Ich war mein ganzes Leben isoliert. Vielleicht hat das dieselben Auswirkungen wie in einen Keller eingesperrt zu sein. Und ich bin zu intelligent, um zu meinen Eltern aufzusehen, wie Kinder es tun sollten. Meine Eltern lieben mich, aber sie fühlen sich nicht verpflichtet, auf die Vernunft zu hören, und manchmal habe ich das Gefühl, sie selbst sind die Kinder — Kinder, die nicht zuhören, aber absolute Autorität über meine ganze Existenz haben. Ich versuche, darüber nicht zu verbittern, aber ich versuche auch, ehrlich zu mir selbst zu sein, also, ja, ich bin verbittert. Und ich habe ein Problem, mit meinen Agressionen umzugehen, aber ich arbeite daran. Das ist alles.

Das ist alles?

Harry nickte entschieden. Das ist alles. Sicher ist doch, Professor McGonagall, sogar im magischen Britannien die normale Erklärung immer bedenkenswert?


Es war später am Tag, die Sonne senkte sich am Sommerhimmel, und die Kunden auf den Straßen wurden weniger. Ein paar Läden hatten schon geschlossen; Harry und Professor McGonagall hatten seine Lehrbücher bei Flourish & Blotts gerade noch bekommen. Es gab lediglich eine kleinere Explosion, als Harry auf das Fach Arithmantik zustürmte und feststellte, dass die Lehrbücher für das siebte Jahr nichts mathematisch anspruchsvolleres enthielten als Trigonometrie.

In diesem Moment waren allerdings niedrig hängende Früchte der Forschung nicht obenauf in Harrys Kopf.

In diesem Moment gingen die beiden aus dem Laden von Ollivander, und Harry starrte auf seinen Zauberstab. Er hatte ihn geschwungen, und bunte Funken sprühen lassen, was eigentlich kein neuerlicher Schock mehr hätte sein sollen, aber irgendwie —

Ich kann zaubern.

Ich. So wie, ich selbst. Ich bin magisch. Ich bin ein Zauberer.

Er hatte gespürt, wie sich die Magie seinen Arm hoch ausbreitete, und in diesem Moment wurde ihm klar, dass er schon immer dieses Gefühl gehabt hatte, sein ganzes Leben, diesen Sinn, der nicht Gesicht oder Gehör oder Geruch oder Geschmack oder Gefühl war, sondern nur Magie. Als hätte er Augen, aber sie immer geschlossen gehalten, so dass er nicht einmal wahrnahm, dass er nur die Dunkelheit sah; und dann hätte er eines Tages die Augen geöffnet und die Welt gesehen. Der Schock dessen war durch ihn gefahren, berührte Teile von ihm, erweckte sie zum Leben und verschwand in Sekunden wieder; er hinterließ nur die Gewissheit, dass er nun ein Zauberer war, und immer gewesen war, und es sogar in gewisser Weise immer schon gewusst hatte.

Und —

Es ist in der Tat sehr merkwürdig, dass Sie für diesen Zauberstab bestimmt sein sollen, wo doch sein Bruder, ja, sein Bruder Ihnen diese Narbe gab.

Das konnte einfach kein Zufall sein. Es gab tausende von Zauberstäben in diesem Laden. Also, na gut, natürlich konnte es ein Zufall sein, es gab sechs Milliarden Menschen auf der Welt, und tausend-zu-eins-Zufälle gab es jeden Tag. Aber der Satz von Bayes sagte, dass jede sinnvolle Annahme im Vorteil wäre, die es wahrscheinlicher als tausend zu eins machte, dass er beim Bruder des Zauberstabs des Dunklen Lords landen würde.

Professor McGonagall hatte nur gesagt, wie eigenartig, und es dabei belassen, was Harry in einen Schockzustand versetzte über den schieren, überwältigenden Mangel an Neugierde von Zauberern und Hexen. In keiner vorstellbaren Welt hätte Harry nur hm gesagt und wäre aus dem Laden gegangen, ohne auch nur zu versuchen, eine Hypothese dafür zu finden, was da gerade vor sich gegangen war.

Er hob die rechte Hand und berührte seine Narbe.

Was… genau...

Jetzt sind Sie ein richtiger Zauberer, sagte Professor McGonagall. Meinen Glückwunsch.

Harry nickte.

Und was halten Sie von der magischen Welt? sagte sie.

Es ist eigenartig, sagte Harry. Eigentlich sollte ich an alles denken, was ich über Magie gehört habe… alles, wovon ich jetzt weiß, dass es möglich ist, und alles, wovon ich jetzt weiß, dass es eine Lüge ist, und all die Mühe, die vor mir liegt, es zu verstehen. Und doch bin ich abgelenkt von eher unbedeutenden Dingen, wie, Harry senkte seine Stimme, der ganzen der-Junge-der-überlebte-Sache. Es schien niemand in der Nähe zu sein, aber man musste das Schicksal ja nicht herausfordern.

Professor McGonagall räusperte sich. Tatsächlich? Was Sie nicht sagen.

Harry nickte. Ja. Es ist nur… seltsam. Herauszufinden, dass ich Teil dieser großen Geschichte bin, die Aufgabe, den großen und schrecklichen Dunklen Lord niederzuschlagen, und es ist schon getan. Erledigt. Komplett vorbei. Als wäre ich Frodo Beutlin und fände heraus, dass meine Eltern mich zum Schicksalsberg gebracht haben und ich den Ring ineingeworfen hätte, als ich ein Jahr alt war, und mich nicht einmal daran erinnern würde.

Professor McGonagall Lächeln wirkte etwas eingefroren.

Wissen Sie, wäre ich jemand anders, irgendjemand, wäre ich vermutlich ziemlich besorgt, all dem gerecht zu werden. Hey, Harry, was hast Du gemacht, seitdem Du den Dunklen Lord besiegt hast? Ein eigener Buchladen? Großartig! Sag mal, weißt Du, dass ich mein Kind nach Dir benannt habe? Aber ich habe eine gewisse Hoffnung, das kein Problem wird. Harry seufzte. Trotzdem… ist es fast genug, dass ich mir wünsche, es gäbe noch unerledigte Teile dieser Aufgabe, nur damit ich sagen könnte, dass ich, also, irgendwie daran einen Anteil habe.

Ach ja? sagte Professor McGonagall in einem sonderbaren Tonfall. Was schwebt Ihnen vor?

Nun, zum Beispiel erwähnten Sie, dass meine Eltern verraten wurden. Wer verriet sie?

Sirius Black, sagte die Hexe nahezu zischend. Er ist in Azkaban, dem magischen Gefängnis.

Wie wahrscheinlich ist es, dass Sirius Black aus dem Gefängnis ausbricht und ich ihn verfolgen und in einer Art spektakulärem Duell besiegen muss, oder noch besser, eine hohe Belohnung auf seinen Kopf aussetze und mich in Australien verstecke und abwarte?

Professor McGonagall blinzelte. Zweimal. Unwahrscheinlich. Niemand ist je aus Azkaban ausgebrochen, und ich glaube nicht, dass er der erste sein wird.

Harry war etwas skeptisch wegen dieses niemand ist je aus Azkaban ausgebrochen. Trotzdem konnte man mit Hilfe von Magie vielleicht ein nahezu hunderprozentig perfektes Gefängnis hinbekommen, vor allem, wenn man einen Zauberstab hatte und sie nicht. Der beste Weg, herauszukommen, wäre, gar nicht erst hineinzukommen.

Na gut, dann, sagte Harry. Klingt, als wäre das erledigt. Er seufzte und rieb mit der Hand über den Kopf. Oder vielleicht ist der Dunkle Lord in der Nacht doch noch nicht gestorben. Nicht vollständig. Sein Geist schwebt noch herum, flüstert zu den Menschen in ihren Alpträumen, die in die Wache Welt herüberreichen, sucht einen Weg zurück in das Land der Lebenden, das er schwor zu vernichten, und jetzt sind nach einer uralten Prophezeiung er und ich gefangen in einem tödlichen Duell, das der Gewinner verlieren wird und der Verlierer gewinnen —

Professor McGonagalls Kopf schnellte herum, und ihre Blicke schossen umher, als sei sie auf der Hut vor Zuhörern auf der Straße.

Ich mache Witze, Professor, sagte Harry leicht entnervt. Meine Güte, warum musste sie alles so ernst nehmen —

Langsam senkte sich ein düsteres Gefühl in Harrys Magengrube.

Professor McGonagall sah Harry ruhig an. Sehr, sehr ruhig. Dann setzte sie ein Lächeln auf. Natürlich tun Sie das, Mr. Potter.

Oh Mist.

Hätte Harry die wortlose Folgerung formalisieren müssen, die ihm gerade durch den Kopf zuckte, wäre so etwa so herausgekommen: 'Wenn ich die Wahrscheinlichkeit abschätze, dass Professor McGonagall das, was ich gerade gesehen habe, als Ergebnis einer sorgfältigen Selbstkontrolle tat, versus die Wahrscheinlichkeitsverteilung von allem, was sie natürlicherweise tun würde, wenn ich einen schlechten Witz mache, dann ist dieses Verhalten ein deutliches Zeichen, dass sie etwas verbirgt.'

Aber was Harry wirklich dachte, war oh Mist.

Harry drehte selbst den Kopf, um die Straße abzusuchen. Nein, niemand in der Nähe. Er ist nicht tot, oder, seufzte Harry.

Mr. Potter —

Der Dunkle Lord ist am Leben. Natürlich ist er am Leben. Es war ein Akt von totalem Optimismus von mir, an das Gegenteil auch nur zu denken. Mein Verstand muss mich verlassen haben, ich kann mir nicht vorstellen, was ich gedacht habe. Nur weil jemand sagte, seine verbrannte Leiche wurde gefunden, kann ich mir nicht vorstellen, warum ich denken sollte, er wäre tot. Eindeutig habe ich noch viel zu lernen über die Kunst des angemessenen Pessimismus.

Mr. Potter —

Sagen Sie mir wenigstens, dass es nicht tatsächlich eine Prophezeiung gibt... Professor McGonagall lächtelte ihn immer noch etwas steif an. Oh, das meinen Sie doch wirklich nicht ernst.

Mr. Potter, Sie sollten sich keine Dinge ausdenken um sich dann Sorgen darüber zu machen —

Wollen Sie mir das wirklich einreden? Stellen Sie sich meine Reaktion vor, wenn ich später herausfinde, dass es doch etwas gab, worüber ich mir hätte Sorgen machen sollen.

Ihr steifes Lächeln fing an zu schwanken.

Harrys Schultern sackten nach unten. Ich habe eine ganze Welt voller Magie zu analysieren. Ich habe keine Zeit für sowas.

Beide schwiegen, als ein Mann in fließender oranger Robe auf der Straße erschien und langsam an ihnen vorüberging; Professor McGonagalls Augen verfolgten ihn unauffällig. Harrys Mund bewegte sich, als er sich hart auf die Lippe biss, und hätte ihn jemand genau angesehen, hätte er einen winzigen Tropfen Blut bemerkt.

Als der Mann in der orangen Robe in der Ferne verschwunden war, sprach Harry weiter, mit einem leisen Murmeln. Erzählen Sie mir jetzt die Wahrheit, Professor McGonagall? Und versuchen Sie nicht, sich herauszuwinden, ich bin nicht blöd.

Sie sind elf Jahre alt, Mr. Potter! flüsterte sie heftig.

Und deshalb kein ganzer Mensch. Entschuldigung… das hatte ich wohl vergessen.

Das sind furchtbare und bedeutende Angelegenheiten! Sie sind geheim, Mr. Potter! Es ist eine Katastrophe, dass Sie, noch ein Kind, überhaupt schon so viel wissen! Sie dürfen es niemandem erzählen, verstehen Sie? Absolut niemandem!

Wie manchmal, wenn Harry wütend genug wurde, wurde sein Blut kalt anstatt heiß. Eine furchtbare dunkle Klarheit senkte sich über seinen Geist, erkundete mögliche Taktiken und beurteilte ihre Konsequenzen mit eiserner Klarheit.

Beanspruche ein Recht zu wissen: Fehlschlag. Elf Jahre alte Kinder haben kein Recht zu wissen, in McGonagalls Augen.

Sag, dass Du ihr kein Freund mehr sein wirst: Fehlschlag. Ihr ist die Freundschaft zu Dir nicht wichtig genug.

Argumentiere, dass Du in Gefahr sein wirst, wenn Du nicht Bescheid weißt: Fehlschlag. Pläne sind bereits auf Basis Deiner Unwissenheit gemacht worden. Die sich sicher ergebende Unbequemlichkeit, sie neu zu durchdenken, wird für deutlich weniger unangenehm gehalten werden als die lediglich vermutete Aussicht, dass Du zu Schaden kommen wirst.

Gerechtigkeit und Vernunft helfen beide nicht. Du musst entweder etwas finden, was sie will, oder etwas, das sie fürchtet...

Ah.

Also, Professor, sagte Harry mit leiser, eisiger Stimme, es scheint, als hätte ich etwas, das Sie wollen. Sie können, wenn Sie wollen, mir de Wahrheit erzählen, die ganze Wahrheit, und dafür werde ich Ihr Geheimnis für mich behalten. Oder Sie können versuchen, mich im Dunkeln zu lassen, damit Sie mich als Spielfigur behalten können, und dann schulde ich Ihnen nichts.

McGonagall hielt ruckartig auf der Straße an. Ihre Augen funkelten und ihre Stimme wurde zu einem schneidenden Zischen. Wie könne Sie es wagen!

Wie können Sie es wagen! flüsterte er zurück.

Sie wollen mich erpressen?

Harry Mund verzog sich. Ich biete Ihnen einen Gefallen an. Ich gebe Ihnen die Möglichkeit, Ihr kostbares Geheimnis zu hüten. Wenn Sie sich weigern, habe ich allen Grund, mich anderweitig zu erkundigen, nicht um Sie zu verärgern, sondern weil ich Bescheid wissen muss! Überwinden Sie ihre sinnlose Wut auf ein Kind, das Ihnen nach Ihrer Vorstellung eigentlich gehorchen sollte, und Sie werden zu dem Ergebnis kommen, dass jeder vernünftige Erwachsene dasselbe täte! Sehen Sie es von meinem Standpunkt! Wie würden Sie sich fühlen, wenn es um Sie ginge?

Harry sah zu McGonagall und beobachtete ihr heftiges Atmen. Ihm kam in den Sinn, dass er mit dem Druck etwas nachlassen sollte, sie noch etwa schmoren lassen. Sie müssen das nicht sofort entscheiden, sagte Harry in einem normaleren Tonfall. Ich verstehe es, wenn Sie über mein Angebot noch etwas nachdenken wollen… aber vor einem möchte ich Sie warnen, sagte Harry, wieder mit kälterer Stimme. Versuchen Sie nicht den Obliviations-Zauber. Vor einer Weile schon habe ich mir ein Zeichen ausgedacht, und ich habe es mir schon geschickt. Wenn ich also dieses Zeichen bekomme und mich nicht erinnere, es abgesendet zu haben... Harry ließ seine Stimme bedeutsam ausklingen.

Es arbeitete in McGonagalls Gesicht, und ihr Ausdruck änderte sich. Ich… dachte nicht daran, Sie zu Oblivieren, Mr. Potter… aber warum sollten Sich sich so ein Zeichen ausdenken, wenn Sie noch gar nicht über —

Ich dachte vor einer Weile daran, als ich ein Muggle-Science-Fiction-Buch las, und ich dachte mir, nur so für den Fall… Und nein, ich werde Ihnen nicht erzählen, was das für ein Zeichen ist, ich bin ja nicht blöd.

Ich hatte nicht vor, zu fragen, sagte McGonagall. Sie schien zusammenzusinken, und auf einmal sah sie sehr alt aus und sehr müde. Das war ein anstrengender Tag, Mr. Potter. Können wir jetzt Ihren Koffer besorgen, und dann schicke ich Sie nach Hause? Ich vertraue darauf, dass Sie nichts in dieser Sache sagen, bevor ich Zeit hatte, darüber nachzudenken. Bedenken Sie bitte, dass nur zwei weitere Menschen auf der Welt gibt, die darüber Bescheid wissen, und das sind Schulleiter Albus Dumbledore und Professor Severus Snape.

Aha. Neue Informationen; das war ein Friedensangebot. Harry nickte zustimmend, blickte nach vorn und begann, weiterzugehen, während sein Blut sich wieder erwärmte.

Also muss ich jetzt einen Weg finden, einen unsterblichen Dunklen Zauberer zu töten, sagte Harry und seufzte frustriert. Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass Sie mir das sagen, bevor ich mit dem Einkaufen anfange."


Das Koffergeschäft war aufwendiger ausgestattet als die anderen, die Harry bisher besucht hatte; die Vorhänge waren üppig und fein verziert, Boden und Wände bestanden aus gefärbtem und poliertem Holz, und die Koffer hatten Ehrenplätze auf Plattformen aus poliertem Elfenbein. Der Verkäufer trug eine Robe von einer Pracht nur einen Hauch unterhalb der von Lucius Malfoy und sprach Harry und Professor McGonagall mit erlesener, öliger Höflichkeit an.

Nachdem Harry seine Fragen gestellt hatte, begab er sich zu einem Koffer aus schwer wirkendem Holz, nicht poliert, aber warm und massiv, mit der Schnitzerei eines ihn bewachenden Drachens, dessen Augen sich zu jedem wendeten, der sich ihm näherte. Er war verzaubert, leicht zu sein, auf Kommando zu schrumpfen, und kleine Greifarme mit Krallen aus dem Boden zu strecken, auf denen er seinem Besitzer hinterher krabbelte. Er hatte zwei Schubkästen auf jeder Seite, von denen jede sich zu einem Fach öffnete, das ebenso tief war wie der ganze Koffer, einen Deckel mit vier Schlössern, von denen jedes ein verschiedenes Inneres öffnete, und — das war der wichtigste Teil — ein Griff am Boden, mit dem sich ein Rahmen herausziehen ließ, durch den über eine Treppe nach unten ein kleiner, beleuchteter Raum erreichbar war, der nach Harrys Schätzung etwa zwölf Bücherregale fassen konnte.

Wenn sie Koffer wie diesen machten, wusste Harry nicht, warum irgendjemand noch ein Haus brauchte.

Einhundertundacht goldene Galeonen. Das war der Preis eines guten Koffers, kaum gebraucht. Bei etwa fünfzig Britischen Pfund pro Galeone war das genug, einen Gebrauchtwagen zu kaufen. Das wäre teurer als alles zusammen, was Harry jemals in seinem Leben gekauft hatte.

Siebenundneunzig Galeonen. Soviel war übrig in dem Sack Gold, den Harry aus Gringotts hatte mitnehmen dürfen.

Professor McGonagall hatte einen Ausdruck des Bedauerns im Gesicht. Nach einem langen Einkaufstag musste sie Harry nicht fragen, wieviel Gold er noch in seinem Sack hatte, als der Verkäufer seinen Preis nannte, also konnte die Professorin gut ohne Papier und Stift im Kopf rechnen. Noch einmal erinnerte Harry sich daran, dass wissenschaftlich ungebildet zu sein nicht bedeutete, dass jemand dumm war.

Das tut mir leid, junger Mann, sagte Professor McGonagall. Das ist vollkommen meine Schuld. Ich würde Ihnen anbieten, Sie zurück zu Gringotts zu begleiten, aber die Bank ist jetzt für alles außer Notfälle geschlossen.

Harry sah sie an und fragte sich…

Nun, seufzte Professor McGonagall und drehte sich auf dem Absatz um, ich schätze, wir können genausogut gehen.

Professor? sagte Harry.

Die Hexe drehte sich um und sah ihn an.

Harry atmete tief ein. Er musste ein bisschen wütend sein für das, was er jetzt vorhatte, sonst würde er nie den Mut dazu aufbringen. Sie hat mir nicht zugehört, dachte er bei sich, ich hätte mehr Gold genommen, aber sie wollte nicht zuhören... Er konzentrierte sein ganzes Denken auf McGonagall und die Notwendigkeit, diese Unterhaltung in seinem Sinn zu lenken, und sprach.

Professor, Sie dachten, einhundert Galeonen wären mehr als genug für einen Koffer. Darum haben Sie mich nicht gewarnt, als mein Vorrat auf siebenundneunzig fiel. Das ist genau das, was wissenschaftliche Studien zeigen — das ist es, was passiert, wenn Menschen denken, sie lassen sich einen kleinen Spielraum für Fehler. Sie sind nicht pessimistisch genug. Wäre es meine Entscheidung gewesen, hätte ich zweihundert Galeonen genommen, um auf der sicheren Seite zu sein. Es gab reichlich Geld in meinem Tresor, und ich hätte das übrige später zurücklegen können. Aber ich dachte, Sie würden mich das nicht tun lassen. Ich dachte, Sie würden wütend werden, allein wenn ich fragen. Habe ich mich geirrt?

Ich muss wohl eingestehen, dass Sie recht haben, sagte Professor McGonagall. Aber, junger Mann —

Genau das ist der Grund, warum es mir schwer fällt, Erwachsenen zu trauen. Irgendwie hielt Harry seine Stimme ruhig. Weil sie wütend werden, wenn man auch nur den Versuch unternimmt, etwas zu erörtern. Für sie ist es Trotz und Frechheit und die Infragestellung ihres höheren Status. Wenn man versucht, mit ihnen zu reden, werden sie wütend. Wenn ich also etwas wirklich wichtiges zu tun hätte, würde ich Ihnen nicht trauen. Selbst wenn Sie mit großer Anteilnahme zuhören würden, was ich sage — Sie würden nie Ihr Handeln ändern, Sie würden sich nicht anders verhalten wegen etwas, was ich gesagt habe.

Der Verkäufer beobachtete beide mit unverhohlener Faszination.

Ich kann Ihren Standpunkt verstehen, sagte Professor McGonagall schließlich. Wenn ich manchmal übermäßig streng erscheine, erinnern Sie sich bitte daran, dass ich schon so lange Vorstand des Hauses Gryffindor bin, dass es mir wie Tausende von Jahren vorkommt.

Harry nickte und fuhr fort. Also — nehmen wir an, ich hätte eine Möglichkeit, weitere Galeonen aus meinem Tresor zu bekommen, ohne dass wir zurück zu Gringotts gehen, aber es würde bedeuten, dass ich gegen meine Rolle als gehorsames Kind verstoße. Könnte ich Ihnen dabei vertrauen, auch wenn Sie Ihre eigenen Rolle als Professor McGonagall verlassen müssten, um Nutzen daraus zu ziehen?

Was? sagte Professor McGonagall.

Ich formuliere um. Wenn ich den Ablauf des heutigen Tages ändern könnte, so dass wir nicht zuwenig Geld mitgenommen hätten, wäre das in Ordnung, auch wenn es bedeuten würde, dass ein Kind einem Erwachsenen gegenüber aufsässig wäre, rückblickend?

Ich… denke schon..., sagte die Hexe, verwirrt blickend.

Harry zog seinen Eselsbeutel hervor und sagte Elf Galeonen aus meinem Familientresor.

Und dann war da Gold in Harrys Hand.

Einen Moment lang stand Professor McGonagall der Mund weit offen, dann schnappte er zu, ihre Augen zogen sich zusammen, und sie spuckte hervor, Woher haben Sie das —

Aus meinem Familientresor, wie ich sagte.

Wie?

Magie.

Das ist wohl kaum eine Antwort! schnappte Professor McGonagall, hielt dann inne, und blinzelte.

Nein, das ist es nicht, oder? Ich sollte wohl behaupten, ich hätte experimentell die wahren Geheimnisse entdeckt, wie der Beutel funktioniert, und dass er tatsächlich Objekte von irgendwoher hervorbringen kann, nicht nur aus seinem Innern, wenn man nur den Wunsch richtig formuliert. Aber in Wirklichkeit ist es daher, als ich auf den Haufen Gold fiel und mir ein paar Galeonen in die Tasche gesteckt habe. Jeder, der Pessimismus versteht, weiß, dass man Geld oft plötzlich und ohne große Vorwarnung braucht. Sind Sie nun also wütend, weil ich Ihrer Autorität die Stirn geboten habe? Oder froh, dass wir in unserem wichtigen Vorhaben erfolgreich waren?

Die Augen des Verkäufers waren inzwischen groß wie Untertassen.

Und die hochgewachsene Hexe stand da, schweigend.

In Hogwarts muss die Disziplin durchgesetzt werden, sagte sie nach fast einer ganzen Minute. Um aller Schüler willen. Und das muss Höflichkeit und Gehorsam gegenüber allen Lehrern einschließen.

Ich verstehe, Professor McGonagall.

Gut. Nun lassen Sie uns den Koffer kaufen und gehen.

Harry war zumute, als wollte er sich übergeben, oder jubeln, oder ohnmächtig werden, oder irgendetwas. Das war das erste Mal, dass sein wohlüberlegtes Argumentieren mit jemandem tatsächlich funktioniert hatte. Vielleicht war es auch einfach das erste Mal, dass er etwas wirklich wichtiges hatte, das ein Erwachsener von ihm wollte, aber trotzdem —

Minerva McGonagall, +1 Punkt.

Harry verbeugte sich und gab McGonagall den Sack Gold und die zusätzlichen elf Galeonen in die Hand. Vielen Dank, Professor. Könnten Sie vielleicht den Kauf für mich abschließen? Ich muss zur Toilette gehen.

Schmierig wie zuvor zeigte der Verkäufer auf eine Tür mit einem goldenen Knauf. Auf dem Weg dorthin hörte Harry den Verkäufer mit öliger Stimme sagen Darf ich fragen, wer das war, Madam McGonagall? Ich nehme an, er ist in Slytherin — drittes Jahr, vielleicht? — und aus einer prominenten Familie, aber ich erkannte nicht —

Die zufallende Tür schnitt seine Worte ab, und nachdem Harry das Schloss gefunden und versperrt hatte, griff er zum magischen selbstreinigenden Handtuch und wischte sich mit zitternden Händen die feuchte Stirn. Harrys ganzer Körper war von Schweiß bedeckt und seine Muggle-Kleidung durchnässt, aber wenigstens zeigte sich das durch die Robe nicht.


Die Sonne ging unter, und es war schon sehr spät, als sie im Innenhof des Leaky Cauldron standen, der stillen, laubbedeckten Verbindung zwischen der Diagon Alley des magischen Britannien und der ganzen Muggle-Welt. (Das war ein unglaublich abgekoppelter Wirtschaftsraum...) Harry sollte eine Telefonzelle aufsuchen und seinen Vater anrufen, sobald er auf der anderen Seite war. Offensichtlich brauchte er sich nicht zu sorgen, dass sein Gepäck gestohlen wurde. Sein Koffer hatte den Status eines magischen Gegenstands, den Muggles gar nicht wahrnahmen; das war inbegriffen in der magischen Welt, solange man willens war, dafür den Preis eines Gebrauchtwagens zu zahlen.

Hier trennen wir uns also wieder, für eine Weile, sagte Professor McGonagall. Sie schüttelte ihren Kopf in Verwunderung. Das war für mich der eigenartigste Tag seit… vielen Jahren. Seit dem Tag, als ich erfuhr, dass ein Kind Sie-wissen-schon besiegt hat. Ich frage mich, rückblickend, ob das der letzte vernünftige Tag war, den die Welt erlebt hat.

Ach, als ob sie Grund hatte, sich zu beschweren. Sie glauben, Ihr Tag war surreal? Probieren Sie meinen.

Ich war heute sehr beeindruckt von Ihnen, sagte Harry zu ihr. Ich hätte Sie ausdrücklich loben sollen, ich habe Ihnen im Kopf Punkte angerechnet und so.

Danke, Mr. Potter, sagte Professor McGonagall. Wären Sie schon in ein Haus einsortiert, hätte ich Ihnen so viele Punkte abgezogen, dass Ihre Enkel immer noch den Haus-Pokal verlieren würden.

Danke, Professor. Es war wohl noch zu früh, sie Minnie zu nennen.

Diese Frau könnte leicht der vernünftigste Mensch sein, den Harry je getroffen hatte, trotz ihrem fehlenden wissenschaftlichen Hintergrund. Harry überlegt sogar, ihr den zweiten Platz anzubieten in was auch immer er für eine Gruppe gründen würde, um gegen den Dunklen Lord zu kämpfen, obwohl er nicht so dumm war, das laut zu sagen. Was wäre dafür wohl ein guter Name…? Die Todesser-Esser?

Ich sehe Sie bald wieder, wenn die Schule anfängt, sagte Professor McGonagall. Und, Mr. Potter, wegen Ihres Zauberstabs —"

Ich weiß, was Sie sagen wollen, sagte Harry. Er nahm seinen kostbaren Zauberstab heraus und hielt ihn, begleitet von einem stechenden inneren Schmerz, mit dem Griff zuerst zu Professor McGonagall. Nehmen Sie ihn. Ich hatte nichts damit vor, wirklich überhaupt nichts, aber ich möchte nicht, dass Sie Alpträume haben, dass ich das Haus in die Luft sprenge.

Professor McGonagall schüttelte schnell den Kopf. Oh nein, Mr. Potter! Das tue ich nicht. Ich wollte Sie lediglich ermahnen, Ihren Zauberstab nicht zu Hause zu benutzen, weil das Ministerium Magie von Minderjährigen feststellen kann, und ohne Aufsicht ist sie verboten.

Ah, sagte Harry. Das klingt wie eine sehr sinnvolle Regel. Ich bin froh zu sehen, dass die magische Welt diese Dinge ernst nimmt.

Professor McGonagall sah ihn scharf an. Das meinen Sie tatsächlich.

Ja, sagte Harry. Ich verstehe das. Magie ist gefährlich, und die Regeln gibt es aus guten Gründen. Andere Dinge sind auch gefährlich. Das verstehe ich ebenso. Denken Sie daran, dass ich nicht dumm bin.

Das werde ich kaum je wieder vergessen. Danke, Harry, das macht es mir einfacher, Ihnen in anderen Dingen zu vertrauen. Auf Wiedersehen fürs erste.

Harry drehte sich zum Gehen um, in den Leaky Cauldron und hinaus in die Muggle-Welt.

Als er den Knauf der Hintertür berührte, hörte er ein letztes Flüstern von hinten.

Hermione Granger.

Wie bitte? sagte Harry, seine Hand noch an der Tür.

Suchen Sie im Zug nach Hogwarts ein Mädchen aus dem ersten Jahr mit den Namen Hermione Granger.

Wer ist das?

Es kam keine Antwort, und als Harry sich umdrehte, war Professor McGonagall verschwunden.


Nachspiel:

Schulleiter Albus Dumbledore lehte sich nach vorne über seinen Schreibtisch. Seine funkelden Augen suchten Minerva. So, meine Liebe, wie fanden Sie Harry?

Minerva öffnete den Mund. Dann schloss sie den Mund. Dann öffnete sie wieder den Mund. Keine Worte kamen heraus.

Ich verstehe, sagte Albus ernst. Danke sehr für Ihren Bericht, Minerva. Sie können jetzt gehen.

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Kapitel 7: Reziprozität

Whoa. Ein Sprecher von Rowlings Agentur sagte, dass Rowling nichts gegen Fanfiction hat, solange niemand Geld dafür nimmt und jedem klar ist, dass das unrsprüngliche Copyright ihr gehört? Das ist sehr anständig von ihr. Also, danke, JKR, und Euer sei das Königreich!

Ich muss klarzustellen, dass bestimmte Teile dieses Kapitels kein Bashing sein sollen. Ich hege keinen Groll, die Geschichte schreibt sich einfach von selbst, und wenn man einmal angefangen hat, Ambosse auf die Figuren fallenzulassen, kann man nur schwer damit aufhören.

Ein paar Rezensenten haben gefragt, ob die Wissenschaft in dieser Geschichte real oder ausgedacht ist. Ja, sie ist real, und wenn ihr mein Profil anseht, findet ihr einen Link zu einer Website mit so ziemlich allem, was Harry James Potter Evans-Verres weiß, und noch etwas mehr.

Vielen Dank an alle meine Rezensenten. (Besonders an Darkandus von Viridian Dreams für den überraschend inspirierenden Kommentar Lungen und Tee sind nicht füreinander geschaffen.)


Dein Dad ist fast so großartig wie mein Dad.


Petunia Evans-Verres' Lippen zitterten, und ihr kamen die Tränen, als Harry auf Bahnsteig des Bahnhofs King's Cross ihre Taille umschlang. Bist Du sicher, dass Du nicht möchtest, dass ich mitkomme, Harry?

Harry blickte hinüber zu seinem Vater Michael Verres-Evans, der so stereotyp streng-aber-stolz aussah, und dann wieder zu seiner Mutter, die wirklich ziemlich… aufgewühlt aussah. Mum, ich weiß, Du magst die magische Welt nicht besonders. Du musst nicht mitkommen. Das meine ich ernst.

Petunia zuckte zusammen. Harry, mach Dir keine Sorgen um mich, ich bin Deine Mutter, und wenn Du jemanden bei Dir brauchst —

Mum, in Hogwarts werde ich Monate und Monate allein sein. Wenn ich es nicht einmal allein auf einem Bahnsteig aushalten kann, finde ich das besser jetzt als später heraus, damit wir die Sache noch abblasen können. Er senkte die Stimme zu einem Flüstern. Außerdem, Mum, sie lieben mich da doch alle. Wenn ich irgendwelche Schwierigkeiten bekomme, brauche ich nur mein Stirnband abzunehmen, Harry tippte an das Band, das seine Narbe verdeckte, und ich bekomme mehr Hilfe, als mir lieb ist.

Oh, Harry, flüsterte Petunia. Sie kniete sich neben ihn und umarmte ihn fest, ihr Gesicht an seinem, ihre Wangen aneinander. Harry konnte ihr rauhes Atmen spüren, und dann hörte er, wie ihr ein unterdrücktes Schluchzen entwich. Oh, Harry, ich liebe Dich so, denk immer daran.

Es ist, als hätte sie Angst, mich nie wiederzusehen, dachte Harry. Er wusste, dass diese Vermutung richtig war, aber er wusste nicht, warum seine Mutter solche Angst hatte.

Also wagte er eine Vermutung. Mum, Du weißt, dass ich nicht wie Deine Schwester werde, nur weil ich zaubern lerne, oder? Ich werde jeden Zauber anwenden, um den Du mich bittest — wenn ich es kann, meine ich — oder, wenn Du nicht willst, dass ich im Haus zaubere, dann werde ich das auch nicht tun, ich verspreche, dass die Magie nie zwischen uns stehen wird —

Eine feste Umarmung schnitt ihm die Worte ab. Du hast ein gutes Herz, flüsterte ihm seine Mutter ins Ohr. Ein wirklich gutes Herz, mein Sohn.

Harry schniefte jetzt ein bisschen.

Seine Mutter ließ ihn los und stand auf. Sie nahm ein Taschentuch aus der Handtasche und tupfte mit zitternder Hand auf ihrem Make-up herum, das ihr um die Augen zerlief.

Dass sein Vater ihn auf die magische Seite von King's Cross begleiten würde, kam gar nicht erst in Frage. Dad hatte schon Schwierigkeiten, Harrys Koffer anzusehen. Magie war erblich, und Michael Verres-Evans war nicht mal in der Nähe davon.

Stattdessen räusperte sein Vater sich. Viel Gück in der Schule, Harry, sagte er. Glaubst Du, ich habe Dir genug Bücher besorgt?

Harry hatte seinem Vater erklärt, dass er dachte, dies könnte seine große Chance sein, etwas wirklich revolutionäres und wichtiges zu tun, und Professor Verres-Evans hatte genickt und seinen übervollen Terminkalender zwei Tage einfach fallengelassen, um sich auf den Größten Second-Hand-Buchladen-Einkauf Aller Zeiten zu begeben, der vier Städte einschloss und dreißig Kisten voller wissenschaftlicher Bücher hervorbrachte, die jetzt in der Höhlen-Ebene von Harrys Koffer lagerten. Die meisten Bücher hatten nur ein oder zwei Pfund gekostet, aber einige davon mit Sicherheit nicht, wie zum Beispiel das neueste Handbuch der Chemie und Physik und die komplette 1972er Ausgabe der Encyclopaedia Britannica. Sein Vater hatte Harry die Preise an den Ladenkassen nicht sehen lassen, aber Harry schätzte dass sein Vater mindestens tausend Pfund ausgegeben hatte. Harry hatte zu seinem Vater gesagt, er würde ihm das zurückzahlen, sobald er herausgefunden hätte, wie man Zauberergold in Muggle-Geld tauscht, und sein Vater hatte ihm gesagt, er solle zum Teufel gehen.

Und jetzt fragte sein Vater ihn: Glaubst Du, ich habe Dir genug Bücher besorgt? Es war klar, was Dad hören wollte.

Harry war aus irgendeinem Grund heiser. Man kann nie genug Bücher haben, zitierte er das Motto der Familie Verres, und sein Vater kniete sich zu ihm und gab ihm eine schnelle, feste Umarmung. Aber Du hast es auf jeden Fall versucht, sagte Harry, und spürte schon wieder, wie ihm die Tränen kamen. Das war ein wirklich, wirklich, wirklich guter Versuch.

Sein Dad richtete sich auf. Also... sagte er. Siehst Du den Bahnsteig Neundreiviertel?

Der Bahnhof King's Cross war enorm groß und sehr geschäftig, Wände und Böden mit schmutzigen Kacheln gefliest. Er war voll von normalen Leuten, die zu ihren normalen Tätigkeiten eilten und normale Unterhaltungen hatten, die jede Menge normalen Lärm verursachten. King's Cross hatte einen Bahnsteig Neun (auf dem sie standen) und einen Bahnsteig Zehn (den nächsten), aber es war nichts zwischen Bahnsteig Neun und Bahnsteig Zehn außer einer dünnen, unscheinbaren Absperrwand. Ein großes Oberlicht ließ eine Menge Licht herein, wie um die totale Abwesenheit eines Bahnsteigs Neundreiviertel zu beleuchten.

Harry sah sich um, bis ihm die Augen tränten, und er dachte, na los, Magierblick, na los, Magierblick, aber es erschien ihm absolut gar nichts. Er dachte daran, seinen Zauberstab herauszunehmen und zu schwenken, aber Professor McGonagall hatte ihn davor gewarnt, den Zauberstab zu benutzen. Außerdem, wenn er wieder bunte Funken sprühen würde, könnte er dafür Ärger bekommen, Feuerwerk in einem Bahnhof anzuzünden. Und das war nur, wenn sein Zauberstab sich nicht zu etwas ganz anderem entschlösse, wie zum Beispiel King's Cross insgesamt in die Luft zu sprengen. Harry hatte seine Schulbücher bisher nur kurz überflogen (obwohl das Überfliegen schon bizarr genug war), um möglichst schnell festzustellen, was für naturwissenschaftliche Bücher er in den nächsten 48 Stunden noch kaufen wollte.

Nun, er hatte — Harry sah auf die Uhr — noch eine ganze Stunde, um es herauszufinden, wenn er um elf Uhr im Zug sein sollte. Vielleicht war das eine Art von Intelligenztest, und die dummen Kinder konnten keine Zauberer werden. (Und die Zeit, die man sich dafür nahm, bestimmte die eigene Gewissenhaftigkeit, die der zweitwichtigste Faktor wissenschaftlichen Erfolgs war.)

Ich werde es herausfinden, sagte Harry zu seinen wartenden Altern. Es ist vermutlich eine Art Test.

Sein Vater runzelte die Stirn. Hm… sieh doch vielleicht mal nach einem Weg von verschiedenen Fußspuren, die irgendwo hinführen, wo es scheinbar keinen Sinn ergibt —

Dad! sagte Harry. Hör auf damit! Ich habe noch nicht einmal damit angefangen, selbst darüber nachzudenken! Es war auch noch ein wirklich guter Vorschlag, was es nicht besser machte.

Tut mir leid, entschuldigte sich sein Vater.

Ah..., sagte Harrys Mutter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das mit ihren Schülern machen würden, oder? Bist Du sicher, dass Professor McGonagall Dir nichts weiter gesagt hat?

Vielleicht war sie abgelenkt, sagte Harry ohne nachzudenken.

Harry! zischten sein Vater und seine Mutter gleichzeitig. Was hast Du getan?

Ich, äh —, Harry schluckte. Hört mal, dafür haben wir jetzt keine Zeit —

Harry!

Ich meine es ernst! Dafür haben wir jetzt nicht die Zeit! Das ist eine lange Geschichte, und ich muss herausfinden, wie ich zur Schule komme!

Seine Mutter hatte eine Hand auf ihrem Gesicht. Wie schlimm war es?

Ich, ehm, ich kann darüber nicht reden, aus Gründen der nationalen Sicherheit, ungefähr halb so schlimm wie der Zwischenfall mit dem Wissenschaftsprojekt?

Harry!

Ich, äh, oh, seht mal, da sind ein paar Leute mit einer Eule, ich frage sie mal, wie man hinkommt! und Harry rannte hinüber zu der Familie mit feuerroten Haaren, während sein Koffer automatisch hinter ihm her schlitterte.

Die rundliche Frau sah zu ihm, als er sie erreichte. Hallo, mein Lieber. Das erste Mal nach Hogwarts? Ron ist auch neu — und dann sah sie ihn prüfend an. Harry Potter?

Vier Jungen und ein rothaariges Mädchen und eine Eule drehten sich um und erstarrten.

Ach, hören Sie auf! protestierte Harry. Er wollte eigentlich als Harry Verres auftreten, mindestens bis er nach Hogwarts kam. Ich habe mir ein Stirnband besorgt und alles! Wieso wissen Sie, wer ich bin?

Ja, sagte Harrys Vater, der inzwischen mit langen, federnden Schritten aufgeholt hatte, woher wissen Sie, wer er ist? Seine Stimme ließ eine leise Drohung anklingen.

Dein Bild war in den Zeitungen, sagte einer der gleich aussehenden Zwillinge.

HARRY!

Dad! So ist es nicht! Es ist, weil ich den Dunklen Lord Du-weißt-schon besiegt habe, als ich ein Jahr alt war!

WIE BITTE?

Mum kann das erklären.

WAS?

Ah… Michael, mein Lieber, es gibt da ein paar Dinge, von denen ich dachte, ich belästige Dich damit besser nicht bevor —

Entschuldigt bitte, sagte Harry zu der rothaarigen Familie, die ihn alle anstarrten, aber es wäre wirklich sehr hilfreich, wenn ihr mir sagen könntet, wie ich jetzt auf den Bahnsteig Neundreiviertel komme.

Ja..., sagte die Frau. Sie hob eine Hand und zeigte auf die Wand zwischen den Bahnsteigen. Geh einfach geradewegs durch die Absperrung zwischen den Bahnsteigen Neun und Zehn. Halte nicht an, und hab keine Angst, dass Du dagegenprallen wirst, das ist sehr wichtig. Wenn Du nervös bist, läufst Du am besten ein bisschen.

Und was immer Du tust, denk nicht an einen Elefanten.

George! Beachte ihn nicht, Harry, mein Lieber, es gibt keinen Grund, an einen Elefanten zu denken.

Ich bin Fred, Mum, nicht George —

Danke! sagte Harry und fing an, zur Absperrung zu laufen…

Moment mal, es würde nicht funktionieren, wenn er nicht daran glaubte?

In Momenten wie diesen hasste Harry seinen Kopf dafür, dass er tatsächlich schnell genug war, zu erkennen, dass dies ein Fall war, in dem mitschwingender Zweifel eine Rolle spielte. Wenn er also damit anfing, zu glauben, dass er durch die Absperrung gehen würde, ginge es gut, nur dass er jetzt zweifelte, ob er genug glaubte, dass er durchgehen könnte, was bedeutete, dass er sich tatsächlich Sorgen machte, er könnte dagegen krachen —

Harry! Komm sofort zurück, Du hast da noch etwas zu erklären! Das war sein Vater.

Harry schloss die Augen und ignorierte alles, was er über berechtigte Glaubwürdigkeit wusste, und versuchte einfach nur zu glauben, dass er durch die Absperrung gehen könnte und —

— die Geräusche um ihm veränderten sich.

Harry öffnete seine Augen und kam stolpernd zum Stehen. Er schämte sich ein bisschen, weil er einen bewussten Versuch gemacht hatte, etwas zu glauben.

Er stand auf einem hellen Bahnsteig im Freien neben einem einzigen großen Zug mit vierzehn langen Wagen und einer schweren, scharlachroten eisernen Dampflokomotive mit einem Schornstein, der der Luftreinheit entschieden den Kampf ansagte. Der Bahnsteig war schon belebt, obwohl Harry eine volle Stunde vorher da war; Dutzende von Kindern und ihre Eltern verteilten sich um die Bänke, Tische und verschiedene Straßenhändler und Stände.

Es musste nicht erwähnt werden, dass es keinen solchen Ort im Bahnhof King's Cross gab, und keinen Platz, ihn zu verstecken.

Okay, also wurde ich (a) irgendwo komplett anders hin teleportiert, oder (b) sie können den Raum falten wie nichts, oder (c) sie ignorieren einfach alle Regeln.

Hinter sich hörte er ein schlitterndes Geräusch, und als er sich umdrehte, sah er, dass sein Koffer ihm tatsächlich auf seinen bekrallten Tentakeln gefolgt war. Offensichtlich hatte sein Gepäck für magische Zwecke hinreichend daran geglaubt, um ihm durch die Absperrung zu folgen. Das war etwas irritierend, als Harry so darüber nachdachte.

Einen Moment später kam der jüngste rothaarige Junge durch den eisernen Torbogen (eisernen Torbogen?) gerannt, zog seinen Koffer an einer Leine hinter sich her und stieß fast mit Harry zusammen. Harry kam sich dumm vor, weil er nicht weitergegangen war, und entfernte sich schnell aus dem Eingangsbereich. Der rothaarige Junge folgte ihm und zog fest an der Leine seines Koffers, um mitzuhalten. Einen Moment später flatterte eine weiße Eule durch den Torbogen und setze sich auf seine Schulter.

Mann, sagte der rothaarige Junge, bist Du wirklich Harry Potter?

Nicht das schon wieder. Ich habe keinen logischen Weg, um das sicher zu wissen. Meine Eltern zogen mich in dem Glauben auf, dass mein Name Harry James Potter-Evans-Verres ist, und viele Leute hier sagten mir, dass ich wie meine Eltern aussehe, meine anderen Eltern, meine ich, aber, Harry runzelte die Stirn, als ihm das klarwurde, nach allem, was ich weiß, könnte das auch leicht an Zaubern liegen, die ein Kind zu einem bestimmten Aussehen polymorphen —

Äh, was, Mann?

Nicht auf dem Weg nach Ravenclaw, schätze ich. Ja, ich bin Harry Potter.

Ich bin Ron Weasley, sagte der hochgeschossene, magere, sommersprossige, langnasige Junge und hielt seine Hand hin, die Harry höflich schüttelte, als sie weitergingen. Die Eule machte ein eigenartig gemessenes und zuvorkommendes Rufen in Richtung Harry (tatsächlich mehr einen iihhhhh-Ton, was Harry überraschte).

In diesem Moment erkannte Harry die Gefahr einer drohenden Katastrophe. Eine Sekunde, sagte er zu Ron und öffnete eins der Schubfächer seines Koffers, das, wenn er sich richtig erinnerte, die Winterkleidung enthielt — was zutraf —, und fand unter seinem Wintermantel den dünnsten Schal, den er besaß. Harry nahm sein Stirnband ab, faltete den Schal auseinander und band ihn um seinen Kopf. Es war ein bisschen warm, gerade jetzt im Sommer, aber damit konnte er leben.

Dann schloss er das Schubfach und öffnete ein anderes, zog seine schwarze Zauberer-Robe hervor, und schüttelte sie sich über den Kopf, jetzt wo er außerhalb des Muggle-Gebiets war.

So, sagte Harry. Seine Stimme klang etwas gedämpft durch den Schal über seinem Gesicht. Er drehte sich zu Ron. Wie sehe ich aus? Idiotisch, das weiß ich, aber kann man mich als Harry Potter erkennen?

Äh, sagte Ron. Er schloss seinen Mund, der offen gestanden hatte. Nicht wirklich, Harry.

Sehr gut, sagte Harry. Allerdings redest Du mich, um das Ziel der Übung nicht aus den Augen zu verlieren, besser als, Verres könnte eventuell nicht mehr funktionieren, Mr. Spoo an.

Okay, Harry, sagte Ron unentschieden.

Die Macht ist nicht gerade stark in diesem Kerl. Nenn… mich… Mister… Spoo.

Okay, Mister Spoo — Ron unterbrach sich. Das kann ich nicht, dabei komme ich mir dumm vor.

Das kommt Dir nicht nur so vor. Okay. Such Du Dir einen Namen aus.

Mr. Cannon, sagte Ron sofort. Nach den Chudley Cannons.

Ah... Harry wusste genau, er würde es furchtbar bereuen, das gefragt zu haben. Wer oder was sind die Chudley Cannons?

Wer die Chudly Cannons sind? Nur das allerbrillanteste Team in der gesamten Geschichte des Quidditch! Na gut, sie waren letzte Saison am Ende der Tabelle, aber —

Was ist Quidditch?

Das zu fragen war genau so ein Fehler.

Also, nur dass ich es verstehe, sagte Harry, als Rons Erklärung (mit der dazugehörigen Gestik) sich dem Ende zu näherte. Den Snitch zu fangen bringt einhundertfünfzig Punkte?

Ja —

Wieviele zehn-Punkte-Tore macht eine Mannschaft normalerweise, den Snitch nicht gezählt?

Ähm, vielleicht fünfzehn oder zwanzig in Profi-Spielen —

Das ist einfach falsch. Das verletzt jede mögliche Regel von Spieledesign. Sieh mal, der Rest des Spiels klingt halbwegs sinnvoll, irgendwie, für eine Sportart, meine ich, aber Du sagst mehr oder weniger, dass den Snitch zu fangen jede fast andere Punkteverteilung umwirft. Die beiden Sucher fliegen oben herum und suchen den Snitch, interagieren nicht mit den anderen, und den Snitch zuerst zu sehen ist vor allem Glück —

Das ist kein Glück! protestierte Ron. Man muss seine Augen im richtigen Raster bewegen —

Das ist nicht interaktiv, es gibt kein Hin und Her mit den anderen Spielern, und wieviel Spaß macht es, jemand unglaublich gutem dabei zuzusehen, wie er seine Augen bewegt? Und dann, welcher Sucher auch immer Glück hat, stößt zu und greift den Snitch und macht die Arbeit von allen anderen wertlos. Als hätte jemand ein normales Spiel genommen und sich diese idiotische Position dazu ausgedacht, so dass jemand der Allerwichtigste Spieler sein kann, ohne dass er sich wirklich einbringt oder den Rest davon lernt. Wer war der erste Sucher, ein blöder Königssohn, der Quidditch spielen wollte, aber die Regeln nicht verstanden hat? In der Tat, jetzt wo Harry darüber nachdachte, schien das eine überraschend plausible Hypothese zu sein. Setz ihn auf einen Besen und sag ihm, er soll dieses glänzende Ding fangen…

Rons Gesicht wurde finster. Wenn Dir Quidditch nicht gefällt, brauchst Du Dich nicht gleich darüber lustig machen!

Wenn man nicht kritisiert, kann man nicht verbessern. Ich mache einen Vorschlag, wie man das Spiel verbessern kann. Und es ist sehr einfach. Schafft den Snitch ab.

Sie werden wohl kaum das Spiel ändern, nur weil Du es sagst!

"Ich bin der Junge-der-überlebte, weißt Du. Die Leute werden mir zuhören. Und wenn ich sie vielleicht überreden kann, das Spiel in Hogwarts zu ändern, konnte sich das ausbreiten.

Ein Ausdruck tiefen Erschreckens breitete sich auf Rons Gesicht aus. Aber, aber wenn Du den Snitch abschaffst, wie willst Du wissen, wann das Spiel zu Ende ist?

Kauf eine verdammte Uhr. Das wäre sehr viel gerechter, als das Spiel manchmal nach zehn Minuten zu beenden und manchmal nicht nach Stunden, und der Zeitplan wäre für die Zuschauer auch sehr viel vorhersehbarer. Harry seufzte. Oh, hör auf, mich so entgeistert anzusehen, ich werde mir vermutlich einfach nicht die Zeit nehmen, mir diesen jämmerlichen Ersatz für einen Nationalsport vorzuknöpfen und ihn nach meinen Vorstellungen stärker und besser zu machen. Ich habe sehr, sehr viel wichtigeres, um das ich mich kümmern muss. Harry dachte nach. Allerdings würde es wohl nicht viel Zeit brauchen, die Fünfundneunzig Thesen der Snitchlosen Reformation aufzuschreiben und an die Kirchentür zu nageln...

Potter, sprach eine affektierte Jungenstimme, was ist das auf Deinem Gesicht, und was steht da neben Dir?

Rons erschrockener Gesichtsausdruck wich einem von reinem Hass. Du!

Harry drehte den Kopf; und tatsächlich war es Draco Malfoy, der zwar vielleicht gezwungen war, die normale Schulrobe zu tragen, aber er glich es aus mit einem Koffer, der mindestens so magisch und sehr viel eleganter aussah als der von Harry, verziert mit Silber und Smaragden und mit wie Harry annahm, dem Familienwappen der Malfoy, eine wunderschöne Schlange mit gebleckten Zähnen über gekreuzten Zauberstäben aus Elfenbein.

Draco! sagte Harry. Äh, oder Malfoy, wenn Dir das lieber ist, aber das klingt mir eher nach Lucius. Ich bin froh, zu sehen, dass es Dir so gut geht nach unserem letzten, ähm, Treffen. Das ist Ron Weasley. Und ich versuche, incognito zu bleiben, also nenn mich, äh, Harry sah an seiner Robe herunter, Mister Black.

Harry! zischte Ron. Den Namen kannst Du nicht benutzen!

Harry blinzelte. Warum nicht? Er klang angenehm dunkel, wie ein geheimnisvoller internationaler Schurke —

Ich würde sagen, das ist ein guter Name, sagte Draco, aber er gehört dem noblen und uralten Haus Black. Ich nenne Dich Mr. Silber.

Du scher Dich weg von… von Mr. Gold, sagte Ron kalt, und machte einen Schritt nach vorn. Er hat es nicht nötig, mit solchen wie Dir zu sprechen!

Harry hob beschwichtigend die Hand. Ich entscheide mich für Mr. Bronze, danke für das Namensschema. Und, Ron, ähm, Harry suchte einen Weg, das auszudrücken, ich bin froh, dass Du mich so enthusiastisch beschützen willst, aber ich habe wirklich nichts dagegen, mit Draco zu sprechen —

Das brachte für Ron offensichtlich das Fass zum Überlaufen, und er drehte sich zu Harry um, seine Augen brennend vor Wut. Was? Weißt Du überhaupt, wer das ist?

Ja, Ron, sagte Harry, Du erinnerst Dich vielleicht, dass ich ihn Draco nannte, ohne dass er sich vorstellen musste.

Draco kicherte in sich hinein. Dann leuchteten seine Augen auf, als er die weiße Eule auf Rons Schulter wahrnahm. Oh, was ist das? sagte Draco langsam, triefend vor Häme. Wo ist die berühmte Familienratte der Weasleys?

Begraben im Hinterhof, sagte Ron eisig.

Oooh, wie traurig. Pott… ah, Mr. Bronze, ich sollte erwähnen, dass die Familie Weasley anerkanntermaßen die allerbeste Haustiergeschichte hat. Willst Du sie erzählen, Weasley?

Rons Gesicht verzerrte sich. Du würdest das wohl kaum komisch finden, wenn es Deiner Familie passiert wäre!

Oh, säuselte Draco, aber es wäre den Malfoys doch nie passiert.

Rons Hände ballten sich zu Fäusten —

Das reicht, sagte Harry und legte soviel ruhige Autorität in seine Stimme, wie er konnte. Worum auch immer es ging, es war eindeutig eine schmerzliche Erinnerung für den rothaarigen Jungen. Wenn Ron darüber nicht reden will, dann muss er das auch nicht, und ich bitte Dich, das dann auch nicht zu tun.

Draco sah Harry überrascht an, und Ron nickte. Das stimmt, Harry! Ich meine Mr. Bronze! Siehst Du, was er für ein Typ ist? Jetzt sag ihm, er soll verschwinden!

Harry zählte im Kopf bis 10, was für ihn ein sehr schnelles 12345678910 war — eine komische Angewohnheit, die er seit dem Alter von fünf Jahren hatte, als seine Mutter ihm es beigebracht hatte, und Harry kam zu der Ansicht, dass seine Art schneller war und genauso effektiv sein dürfte. Ich sage ihm nicht, er soll verschwinden, sagte Harry ruhig. Er kann gerne mit mir reden, wenn er will.

Na, jedenfalls habe ich nicht vor, mit jemand rumzuhängen, der mit Draco Malfoy rumhängt, verkündete Ron eisig.

Harry zuckte mit dem Schultern. Das ist Deine Sache. Ich habe nicht vor, mir von jemand sagen zu lassen, mit wem ich rumhängen soll oder nicht. Innerlich dachte er, bitte geh weg, bitte geh weg...

Ron machte ein perplexes Gesicht, als hätte er tatsächlich erwartet, überzeugender zu sein. Dann drehte er sich auf dem Absatz um, zerrte an der Leine seines Koffers und stürmte den Bahnsteig weiter hinunter.

Wenn Du ihn nicht leiden kannst, sagte Draco neugierig, warum bist Du dann nicht einfach weggegangen?

Öhm… seine Mutter half mir, von King's Cross aus auf den Bahnsteig zu kommen, also konnte ich ihm nicht einfach sagen, er soll verschwinden. Und es ist ja nicht, dass ich ihn nicht abkann, sagte Harry, ich, äh, ich... Harry suchte nach den richtigen Worten.

Du sieht einfach keinen Grund dafür, dass er existiert? bot Draco an.

Ungefähr, ja.

Wie auch immer, Potter… wenn Du wirklich von Muggles aufgezogen wurdest — Draco machte eine Pause, als ob er auf Widerspruch wartete, aber Harry sagte nichts — dann weißt Du vielleicht nicht, was es heißt, berühmt zu sein. Ständig wollen Dir Leute die Zeit stehlen. Du musst lernen, nein zu sagen.

Harry nickte und machte ein nachdenkliches Gesicht. Das klingt wie ein guter Rat.

Wenn Du versuchst, nett zu sein, läuft es darauf hinaus, dass Du am meisten Zeit mit den Aufdringlichsten verbringst. Entscheide für Dich, mit wem Du Zeit verbringen willst, und sieh zu, dass Du die anderen loswirst. Du bist gerade erst hier angekommen, Potter, also werden alle Dich danach beurteilen, mit wem sie Dich sehen, und Du willst nicht mit solchen wie den Weasleys gesehen werden.

Harry nickte noch einmal. Wenn ich fragen darf, wie hast Du mich erkannt?

Mister Bronze, sagte Draco gedehnt, denk daran, dass ich Dich schon vorher gesehen habe. Und dann sehe ich hier jemanden rumlaufen, mit einem Schal um den Kopf, der absolut lächerlich aussieht. Da habe ich geraten.

Harry verbeugte sich und nahm das Kompliment an. Es tut mir furchtbar leid, sagte Harry. Das bei unserem ersten Treffen, meine ich. Ich wollte Dich nicht in Gegenwart von Lucius blamieren.

Draco winkte ab und sah Harry schräg an. Ich hätte mir nur gewünscht, Vater wäre hereingekommen, als Du mir um den Bart gegangen bist — lachte Draco. Aber danke für das, was Du Vater gesagt hast. Ohne das wäre es mir schwer gefallen, ihm das zu erklären.

Harry verbeugte sich noch tiefer. Und danke für das, was Du entsprechend zu Professor McGonagall gesagt hast.

Gern geschehen. Obwohl eine der Verkäuferinnen wohl ihre beste Freundin zu ewigem Schweigen verpflichtet haben muss, weil Vater sagte, dass seltsame Gerüchte im Umlauf sind, wie, dass Du und ich in eine Prügelei geraten sind oder so.

Aua, sagte Harry und zuckte zusammen. Das tut mir wirklich leid —

Nein, das sind wir gewohnt. Merlin weiß, dass es ohnehin reichlich Gerüchte über die Familie Malfoy gibt.

Harry nickte. Da bin ich froh, dass Du nicht in Schwierigkeiten bist.

Draco schmunzelte. Vater hat einen, äh, subtilen Sinn für Humor, aber er weiß, was Freunde finden heißt. Das versteht er sehr gut. Er ließ es mich den letzten Monat jeden Abend wiederholen, bevor ich zu Bett ging, 'Ich werde in Hogwarts Freunde finden.' Als ich es ihm erklärte und er verstand, was ich getan hatte, kaufte er mir ein Eis.

Harry fiel das Kinn herunter. Du hast es geschafft, das in ein Eis umzudrehen?

Draco nickte und sah so zufrieden mit sich aus, wie er es deswegen verdiente. Naja, Vater wusste natürlich, was ich tat, aber er ist derjenige, der es mir beigebracht hat, und wenn ich die ganze Zeit dabei grinse, wird daraus so eine Vater-und-Sohn-Sache, und dann muss er mir ein Eis kaufen, oder er kriegt von mir ein trauriges Gesicht, als würde ich denken, ich hätte ihn enttäuscht.

Harry sah Draco berechnend an; er spürte die Präsenz eines anderen Meisters. Du hattest Unterricht darin, wie man Leute manipuliert?

Natürlich, sagte Draco stolz. Ich bin ein Malfoy. Vater besorgte mir Privatlehrer.

Wow, sagte Harry. Dass er Robert Cialdinis Psychologie des Überzeugens gelesen hatte, zählte im Vergleich dazu wohl nicht so sehr (obwohl das schon ein verdammt gutes Buch war). Dein Dad ist fast so großartig wie mein Dad.

Dracos Augenbrauen hoben sich vornehm. Ach so? Und was macht Dein Vater?

Er besorgt mir Bücher.

Draco dachte kurz darüber nach. Das klingt nicht sehr beeindruckend.

Du müsstest es selbst sehen. Wie auch immer, ich bin froh, das zu hören. So wie Lucius Dich ansah, dachte ich, er kreuzigt Dich.

Mein Vater liebt mich sehr, sagte Draco mit Überzeugung. Das würde er nie tun.

Ah..., sagte Harry. Er erinnerte sich an die elegante, weißhaarige Gestalt in schwarzer Robe, die durch das Geschäft von Madam Malkin gestürmt war, in der Hand den bildschönen, tödlichen Stock mit dem silbernen Griff. Es war nicht leicht, sich ihn als vernarrten Vater vorzustellen. Versteh mich nicht falsch, aber woher weißt Du das?

Hä? Eindeutig stellte Draco sich diese Frage normalerweise nicht.

Ich stelle die grundlegende Frage der Rationalität: Warum glaubst Du, was Du glaubst? Was glaubst Du zu wissen, und wie, glaubst Du, weißt Du es? Was lässt Dich annehmen, dass Lucius Dich nicht opfern würde, wie er anderes opfert, um an Macht zu gewinnen?

Draco sah Harry misstrauisch an. Was genau weißt Du selbst über Vater?

Öhm, Sitz im Wizengamot; Sitz im Aufsichtsrat von Hogwarts; unglaublich reich; hat das Gehör von Minister Fudge; genießt das Vertrauen von Minister Fudge; hat vermutlich kompromittierende Fotos von Minister Fudge; prominentester Blutpurist, jetzt, wo der Dunkle Lord weg ist; früherer Todesser, der das Dunkle Mal trägt, aber davongekommen ist, weil er behauptete, unter dem Imperius-Fluch gehandelt zu haben, was absolut unglaubwürdig ist, und ungefähr jeder weiß das… Böse mit großem 'B' und ein geborener Killer… das dürfte es sein.

Dracos Augen waren inzwischen zu Schlitzen verengt. Das hat Dir McGonagall erzählt.

Nein, sie wollte mir gar nichts über Lucius erzählen danach, außer dass ich mich von ihm fernhalten soll. Also habe ich mir während des Vorfalls im Zaubertränkeladen, als Professor McGonagall damit beschäftigt war, den Ladeninhaber anzuschreien, und alles wieder unter Kontrolle zu bekomen versuchte, einen der anderen Kunden geschnappt und ihn über Lucius ausgefragt.

Dracos Augen wurden wieder groß. Das hast Du wirklich getan?

Harry sah Draco verwirrt an. Wenn ich Dich beim ersten Mal belogen habe, werde ich Dir kaum die Wahrheit erzählen, nur weil Du zweimal fragst.

Es gab eine gewisse Pause, als Draco das verdaute.

Du wirst so dermaßen nach Slytherin kommen.

Ich werde so dermaßen nach Ravenclaw kommen, danke sehr. Ich will Macht nur, um Bücher zu bekommen.

Draco kicherte. Nee, ist klar. Egal… um Deine Frage zu beantworten... Draco holte tief Luft, und sein Blick wurde ernst. Vater verpasste einmal eine Abstimmung im Wizengamot meinetwegen. Ich ritt auf einem Besen und fiel runter und brach mir etliche Rippen. Es tat sehr weh. Ich hatte noch nie solche Schmerzen gehabt und dachte, ich müsste sterben. Also verpasste Vater diese wirklich wichtige Abstimmung, weil er an meinem Bett in St. Mungo's saß, meine Hand hielt, und mir versprach, dass alles gut werden würde.

Harry sah etwas peinlich berührt weg, brachte sich dann aber mit gewisser Mühe dazu, Draco wieder anzusehen. Warum erzählst Du mir das? Das kommt mir sehr… persönlich vor.

Draco sah Harry ernst an. Einer meiner Privatlehrer sagte, dass Leute enge Freundschaften eingehen, wenn sie persönliche Dinge voneinander wissen, und dass die meisten Leute keine engen Freunde haben, weil es ihnen peinlich ist, anderen wirklich wichtige Dinge über sich zu erzählen. Draco breite seine Hände einladend zu Harry aus. Du bist dran.

Harry war klar, dass Draco sein hoffnungsvolles Gesicht vermutlich monatelang antrainiert bekommen hatte, aber er stellte fest, dass es deswegen nicht weniger effektiv war. Na ja, weniger effektiv schon, aber leider nicht ineffektiv. Das selbe konnte man darüber sagen, wie Draco geschickt Druck zu einer Gegenleistung für seine unverlangte Gabe ausübte, eine Technik, von der Harry in seinen Büchern über Sozialpsychologie gelesen hatte. (Ein Experiment hatte gezeigt, dass ein unverlangtes Geschenk von $5 zweimal so effektiv war, Leute zum Ausfüllen von Fragebögen zu bringen, wie eine bedingte Belohnung von $50.) Draco hatte die unverlangte Gabe einer persönlichen Information gemacht und lud jetzt Harry ein, seinerseits eine persönliche Information anzubieten… und in der Tat fühlte Harry den Druck dazu. Harry war sicher, wenn er sich jetzt verweigerte, brächte ihm das einen Ausdruck trauriger Enttäuschung ein, und vermutlich eine gewisse Geringschätzung und einen Verlust an Punkten.

Draco, sagte Harry, nur dass Du es weißt, ich bekomme genau mit, was Du gerade tust. Meine Bücher nennen es Reziprozität, und sie schildern, wie ein direktes Geschenk von zwei Sicheln sich als doppelt so effektiv herausgestellt hat wie das Angebot, Leuten zwanzig Sicheln dafür zu geben, dass sie tun, was man will... Harry verstummte.

Draco sah traurig und enttäuscht aus. Es ist nicht als Trick gemeint, Harry. So macht man wirklich Freunde.

Harry hob die Hand. Ich habe nicht gesagt, dass ich darauf nicht eingehen werde. Ich brauche nur etwas Zeit, etwas auszusuchen, das persönlich ist, aber nicht schadet. Lass uns sagen… ich möchte, dass Du weißt, dass ich mich nicht drängen lasse. Eine Denkpause konnte eine Menge bewirken, die Wirkung einer Reihe von Beeinflussungstechniken zu entschärfen, wenn man sie einmal zu erkennen gelernt hatte.

In Ordnung, sagte Draco. Ich warte, dass Dir etwas einfällt. Ach, und nimm bitte den Schal ab, wenn Du es sagst.

Einfach, aber effektiv.

Und Harry konnte nicht umhin, zu bemerken, wie plump, peinlich und stümperhaft seine Versuche waren, der Manipulation zu widerstehen, sein Gesicht zu wahren, sich herauszustellen im Vergleich zu Draco. Ich brauche diese Privatlehrer.

Na gut, sagte Harry nach einer Weile. Hier ist meins. Er sah sich um und rollte dann den Schal über seinem Gesicht wieder hoch, so dass er alles zeigte außer der Narbe. Ahm… es klingt, als könntest Du Dich wirklich auf Deinen Vater verlassen. Ich meine… wenn Du ernsthaft mit ihm sprichst, hört er Dir immer zu und nimmt Dich wirklich ernst.

Draco nickte.

Manchmal, sagte Harry, und schluckte. Es war überraschend schwer, aber das sollte es wohl auch sein. Manchmal wünsche ich mir, mein Dad wäre wie Deiner. Harry wandte seinen Blick von Draco ab, mehr oder weniger automatisch, aber dann zwang er sich, Draco wieder anzusehen.

Dann wurde Harry klar, was um Himmels Willen er da gerade gesagt hatte, und er fügte hastig hinzu nicht, dass ich mir wünsche, dass mein Dad ein makelloses Instrument des Todes wie Lucius ist, ich meine nur, dass er mich ernst nimmt —

Ich verstehe schon, sagte Draco lächelnd. Und… fühlt es sich nicht so an, als wären wir etwas näher daran, Freunde zu sein?

Harry nickte. Ja. Das tut es, tatsächlich. Ah… nimm es mir nicht übel, aber ich lege mal meine Tarnung wieder an, ich möchte wirklich nicht mit —

Schon klar.

Harry breitete den Schal wieder über sein Gesicht.

Mein Vater nimmt alle seine Freunde sehr ernst, sagte Draco. Darum hat er eine Menge Freunde. Du solltest ihn mal kennenlernen.

Ich werde es mir überlegen, sagte Harry mit ausdrucksloser Stimme. Also bist Du wirklich sein einer schwacher Punkt. Aha.

Jetzt sah Draco Harry sehr skeptisch an. Sollen wir was zu trinken besorgen und uns irgendwo hinsetzen?

Harry bemerkte, dass er zu lange auf der Stelle gestanden hatte, und reckte seinen steifen Rücken. Klar.

Der Bahnsteig begann sich zu füllen, aber es gab immer noch einen ruhigeren Bereich an dem Ende weit von der roten Dampflokomotive entfernt. Auf dem Weg kamen sie an einem Stand vorbei, in der ein kahlköpfiger Mann mit Bart Zeitungen und Comics verkaufte und aufgestapelte neongrüne Dosen.

Der Standinhaber lehnte sich zurück und trank aus einer dieser neongrünen Dosen, gerade als er den vornehmen und eleganten Draco Malfoy sah, der zusammen mit einem mysteriösen Jungen vorbeikam, der unglaublich dämlich aussah mit einen Schal über dem Gesicht; das bescherte dem Standbesitzer plötzlich mitten beim Trinken einen Hustenanfall, so daß ihm einiges der neongrünen Flüssigkeit in den Bart tropfte.

'Tschuldigung, sagte Harry, aber was genau ist dieses Zeug?

Slapstickbrause, sagte der Standinhaber. Wenn du sie trinkst, wird etwas überraschendes passieren, so dass Du sie auf Dich oder jemand anderes verschüttest. Aber sie ist verzaubert, ein paar Sekunden später verschwindet sie wieder — Tatsächlich wurde der Fleck auf seinem Bart schon weniger.

Wie komisch, sagte Draco. Wie unglaublich komisch. Komm, Mr Bronze, lass uns was anderes —

Moment, sagte Harry.

Ach hör auf! Das ist einfach kindisch!

Nein, Draco, tut mir leid, ich muss das untersuchen. Was passiert, wenn ich Slapstickbrause trinke, aber mir alle Mühe gebe, die Unterhaltung vollkommen ernsthaft zu halten?

Der Standinhaber lächelte geheimnisvoll. Wer weiß? Vielleicht kommt ein Freund vorbei, in einem Froschkostüm? Irgendetwas unerwartetes wird auf jeden Fall passieren —

Nein, tut mir leid, das glaube ich einfach nicht. Das verletzt die schon überstrapazierte Aussetzung der Ungläubigkeit auf so vielen Ebenen, dass mir die Worte fehlen, es zu beschreiben. Es… es gibt einfach keine Möglichkeit, dass ein verdammtes Getränk die Wirklichkeit so manipuliert, dass sie zu einer Slapstick-Komödie wird, oder ich gebe einfach auf und ziehe mich auf die Bahamas zurück —

Draco stöhnte. Müssen wir das wirklich?

Du musst sie nicht trinken, aber ich muss das untersuchen. Muss. Was kostet sie?

Fünf Knut die Dose, sagte der Standinhaber.

Fünf Knut? Sie können ein sprudelndes Getränk, das die Wirklichkeit manipuliert, für fünf Knut die Dose verkaufen? Harry langte in seinen Beutel, sagte vier Sicheln, vier Knut, und knallte sie auf den Tresen. Zwei Dutzend Dosen, bitte.

Ich nehme auch eine, seufzte Draco und find an, in seinen Taschen zu suchen.

Harry schüttelte schnell den Kopf. Nein, ich mach das schon, und sieh es nicht als Gefallen, ich will sehen, ob es bei Dir auch wirkt. Er nahm eine Dose von dem Stapel, der jetzt auf dem Tresen stand, und warf sie Draco zu. Dann fing er an, seinen Beutel zu füttern. Dessen Erweiterungslippe verschlang die Dosen mit leisen Rülpslauten, was Harrys Glauben nicht gerade stärkte, dass er eines Tages eine sinnvolle Erklärung für all das finden würde.

Zweiundzwanzig Rülpser später hatte Harry die letzte der gekauften Dosen in der Hand. Draco sah ihn erwartungsvoll an, und beide zogen gleichzeitig am Ring. Harry schob den Schal nach oben, um an seinen Mund zu kommen, und beide legten den Kopf in den Nacken und tranken die Slapstickbrause.

Sie schmeckte irgendwie hellgrün — extra-sprudelig und limettiger als Limette.

Abgesehen davon passierte nichts.

Harry sah den Standinhaber an, der ihnen interessiert zusah.

Na gut, wenn dieser Typ jetzt gerade einen reinen Zufall ausgenutzt hat, um mir vierundzwanzig Dosen Nichts zu verkaufen, dann werde ich einfach seinen Geschäftssinn bewundern und ihn dann umbringen.

Es passiert nicht immer sofort, sagte der Standinhaber. Aber es passiert garantiert einmal pro Dose, oder es gibt das Geld zurück.

Harry nahm noch einen langen Zug.

Wieder passierte nichts.

Vielleicht sollte ich das ganze so schnell wie möglich runterschütten… und hoffen, dass mein Magen von all dem Kohlendioxid nicht explodiert, und dass ich nicht rülpse, während ich es trinke...

Nein, er konnte sich etwas Geduld leisten. Aber ernsthaft, Harry sah nicht ein, wie das funktionieren konnte. Man konnte nicht zu jemanden gehen und sagen jetzt überrasche ich Dich oder und jetzt erzähle ich die Pointe des Witzes, und sie wird sehr witzig sein. Das würde die Überraschung verderben. Derart innerlich vorbereitet, wie Harry jetzt war, könnte Lucius Malfoy im Ballettkleidchen vorbeilaufen, und er würde keine Miene verziehen. Mit was für einem Unsinn sollte das Universum jetzt noch kommen?

Egal, setzen wir uns hin, sagte Harry. Er nahm noch einen Schluck und ging zu einer Bank, von der aus er zurück auf den Zeitungshalter am Stand sehen konnte, auf dem eine Zeitung namens Der Quibbler mit dieser Schlagzeile zu sehen war:

JUNGE-DER-ÜBERLEBTE
SCHWÄNGERT DRACO MALFOY

Aaaahh! schrie Draco, als aus Harrys Richtung hellgrüne Flüssigkeit über ihn sprühte. Draco drehte sich mit wütendem Gesicht zu Harry und griff nach seiner eigenen Dose. Du Sohn eines Schlammbluts! Mal sehen, wie es Dir gefällt, wenn Du vollgespuckt wirst! Draco nahm einen großen Schluck aus der Dose, als sein eigener Blick auf die Schlagzeile fiel.

Rein reflexhaft versuchte Harry, sein Gesicht zu schützen, als der Schwall Flüssigkeit in seine Richtung sprühte. Unglücklicherweise nahm er dazu gerade die Hand, mit der er die Slapstickbrause hielt, und schüttete sich den Rest der grünen Flüssigkeit über die Schulter.

Harry starrte auf die Dose in seiner Hand, noch hustend und spuckend, und die grüne Farbe fing gerade an, von Dracos Robe zu verschwinden.

Dann sah er auf und starrte die Schlagzeile an.

JUNGE-DER-ÜBERLEBTE
SCHWÄNGERT DRACO MALFOY

Harrys Lippen öffneten sich und sagten A-ab-ab-abe-ab...

Zuviele Einwände auf einmal, das war das Problem. Jedes Mal, wenn Harry versuchte, zu sagen Aber wir sind doch erst elf!, verlangte der Einwand Aber Männer können nicht schwanger werden! höchste Priorität und wurde seinerseits von Aber es ist nichts zwischen uns, wirklich! überrannt.

Dann sah Harry wieder hinunter auf die Dose in seiner Hand.

Er empfand ein tiefsitzendes Bedürfnis, laut schreiend davonzulaufen, bis er aus Sauerstoffmangel zu Boden fiel, und das einzige, was ihn aufhielt, war, dass er einmal gelesen hatte, dass komplette Panik ein Zeichen für ein wirklich wichtiges wissenschaftliches Problem war.

Harry knurrte, warf die Dose heftig in einen Abfalleimer und ging zurück zum Stand. Einmal den Quibbler, bitte. Harry bezahlte vier weitere Knut, holte noch eine Dose Slapstickbrause aus seinem Beutel und ging dann wieder zum Picknick-Bereich, wo der blonde Junge seine eigene Dose mit einem Ausdruck offener Bewunderung anstarrte.

Ich nehme das zurück, sagte Draco, das war nicht schlecht.

He, Draco, weißt Du, was noch besser ist, um Freunde zu werden, als Gehimnisse auszutauschen? Einen Mord zu begehen.

Ich habe einen Privatlehrer, der das sagt, räumte Draco ein. Er fasste in seine Robe und kratzte sich mit einer ungezwungenen, natürlichen Bewegung. Wer schwebt Dir vor?

Harry warf den Quibbler einem Knall auf den Tisch. Der, der sich diese Schlagzeile ausgedacht hat.

Draco stöhnte. Kein Er. Ein Mädchen. Ein zehnjähriges Mädchen, kannst Du Dir das vorstellen? Sie verlor den Verstand, als ihre Mutter starb, und ihr Vater, dem diese Zeitung gehört, ist überzeugt, dass sie eine Hellseherin ist. Wenn er also nicht weiter weiß, fragt er Luna Lovegood und glaubt ihr alles, was sie sagt.

Ohne groß nachzudenken zog Harry den Ring seiner nächsten Dose Slapstickbrause auf und setzte zum Trinken an. Willst Du mich veräppeln? Das ist noch schlimmer als Muggle-Journalismus, und das hätte ich für physisch unmöglich gehalten.

Draco knurrte. Außerdem hat sie eine Art perverse Fixierung auf die Malfoys, und ihr Vater ist politisch gegen uns, also druckt er jedes Wort davon. Sobald ich alt genug bin, werde ich sie vergewaltigen.

Grüne Flüssigkeit sprudelte Harry aus der Nase und durchnäßte den Schal, der immer noch diese Stelle bedeckte. Tee und Lungen sind nicht füreinander geschaffen, und Harry verbrachte die nächsten Sekunden mit heftigem Husten.

Draco sah ihn scharf an. Stimmt was nicht?

An dieser Stelle wurde Harry plötzlich klar, dass (a) die Geräusche vom Rest des Bahnsteigs zu einem undeutlichen weißen Rauschen geworden waren, als Draco in seine Robe gefasst hatte, und (b) als er Mord als eine Möglichkeit vorgeschlagen hatte, Freundschaften zu vertiefen, gab es genau eine Person in dieser Unterhaltung, die das für einen Witz hielt.

Genau. Weil er so wie ein normales Kind wirkte. Und er ist ein normales Kind, genau, wie man sich ein normales Kind vorstellen würde, wenn Darth Vader sein liebender Vater wäre.

Ja, also gut, hustete Harry, oh je, wie sollte er nur aus dieser Klemme wieder herauskommen, ich war nur überrascht, wie offen Du darüber gesprochen hast, Du schienst Dir keine Sorgen zu machen, dass Du erwischt wirst oder so.

Draco schnaubte. Machst Du Witze? Luna Lovegoods Aussage gegen meine?

Heilige Scheiße in der heiligen Kloschüssel. Es gibt also keine Methode, magisch die Wahrheit heruaszufinden, nehme ich an? Oder DNS-Tests… bisher.

Draco sah sich um. Seine Augen verengten sich. Das stimmt, Du weißt gar nichts. Ich werde es Dir erklären, ich meine, wie es wirklich läuft, als wärest Du schon in Slytherin und hättest mich genau das gefragt. Aber Du must schwören, dass Du nichts davon verrätst.

Ich schwöre es, sagte Harry.

Die Gerichte benutzen Veritaserum, aber es ist eigentlich ein Witz, man läßt sich einfach oblivieren, bevor man aussagt, und dann behauptet man, der anderen Person wurde das Gedächtnis mit einer falschen Erinnerung verzaubert. Natürlich, wenn man irgendeine Person ist, neigen die Gerichte eher zur Obliviation als zum Falschen-Gedächtnis-Zauber. Aber das Gericht hat einen gewissen Spielraum, und wenn ich involviert bin, geht das gegen die Ehre eines Noblen Hauses, also geht es zum Wizengamot, wo Vater die Mehrheit hat. Nachdem ich für unschuldig befunden wurde, muss die Familie Lovegood Entschädigung zahlen für das Beflecken meiner Ehre. Und sie wissen von Anfang an, wie das laufen wird, also werden sie einfach den Mund halten.

Ein kalter Schauer kam über Harry, ein Schauer, der den Entschluss einschloß, Stimme und Gesicht normal zu halten. Notiz an dich selbst: Die britische Zaubererregierung bei der ersten Gelegenheit stürzen.

Harry hustete noch einmal, um den Hals freizubekommen. Draco, bitte bitte bitte versteh das nicht falsch, ich bin an mein Wort gebunden, Du sagst ja, ich könnte in Slytherin landen, und ich frage wirklich nur aus Neugier, also was würde rein theoretisch passieren, wenn ich aussagen würde, dass ich gehört habe, wie Du es geplant hast?

Jeder andere als ein Malfoy wäre dann in Schwierigkeiten, antwortete Draco selbstzufrieden. Aber da ich ein Malfoy bin… Vater hat die Mehrheit. Und danach würde er Dich fertigmachen… naja, nicht so einfach, weil Du ja der Junge-Der-Überlebte bist, aber Vater ist ziemlich gut in diesen Dingen. Draco runzelte die Stirn. Außerdem, Du sprachst davon, sie umzubringen, warum hast Du Dir keine Sorgen gemacht, dass ich gegen Dich aussagen könnte, wenn sie tot aufgefunden wird?

Wie, oh wie konnte dieser Tag nur so schief laufen? Harrys Mund bewegte sich schon schneller, als er überhaupt denken konnte. Ich dachte, sie wäre älter! Ich weiß nicht, wie es hier ist, aber in Muggle-Britannien gibt es mehr Ärger vor Gericht, wenn jemand ein Kind umbringt —

Das ergibt einen Sinn, sagte Draco, sah aber immer noch etwas misstrauisch aus. Aber egal, es ist immer klüger, es gar nicht erst bis zu den Auroren kommen zu lassen. Wenn wir aufpassen, nur Dinge zu tun, die ein Heilungszauber wieder hinbekommt, können wir sie einfach oblivieren und es die Woche danach alles noch einmal tun. Der blonde Junge kicherte, ein jugendliches, helles Lachen. Stell Dir vor, sie erzählt, Draco Malfoy und der Junge-Der-Überlebte hätten ihr das angetan, nicht einmal Dumbledore würde ihr glauben.

Dein jämmerliches kleines magisches Abbild des Mittelalters werde ich in Stücke reißen, die kleiner sind als seine Atome. Können wir damit noch etwas warten? Sobald ich wusste, dass die Schlagzeile von einem Mädchen kommt, das noch jünger ist als ich, kam mir eine andere Idee für meine Rache.

Ha? Erzähl! sagte Draco und nahm noch einen Schluck von der Slapstickbrause.

Harry wusste nicht, ob der Zauber mehr als einmal pro Dose wirkte, aber er wußte, er konnte die Schuld darauf abschieben, also passte er auf, den Zeitpunkt genau abzupassen:

Ich dachte, eines Tages heirate ich diese Frau.

Draco machte ein grauenvolles röchelndes Geräusch, und aus seinen Mundwinkeln leckte es wie aus einem kaputten Autokühler. Bist Du verrückt?

Ganz im Gegenteil, ich bin so vernünftig dass es brennt wie Eis.

Du hast einen eigenartigeren Geschmack als ein Lestrange, sagte Draco, und es klang halb bewundernd. Und ich vermute, Du willst sie ganz für Dich selbst, oder?

Yep. Ich kann Dir dafür einen Gefallen schulden —

Draco winkte ab. Nee, das kannst Du so haben.

Harry starrte hinunter auf die Dose in seiner Hand, während sich die Kälte in seinem Blut ausbreitete. Charmant, fröhlich, großzügig gegenüber seinen Freunden, Draco war kein Psychopath. Das war das Traurige und Schreckliche, genug von Psychologie zu verstehen, um zu wissen, dass Draco kein Monster war. Es hatte zehntausend Gesellschaften in der Geschichte gegeben, in denen diese Unterhaltung hätte stattfinden können. Nein, die Welt wäre tatsächlich ganz anders, wenn nur eine ungewöhlich böse Kreatur das sagen könnte, was Draco gesagt hatte. Es war ganz einfach, ganz menschlich, so war es, wenn dem nichts entgegenstand. Für Draco waren seine Feinde keine Menschen.

Und in der überkommenen Zeit dieses überkommenen Landes, hier und jetzt ebenso wie in der Dunkelheit vor dem Zeitalter der Vernunft, konnte der Sohn eines hinreichend mächtigen Adligen es einfach als gegeben sehen, dass er über den Gesetz stand, wenigstens, wenn es um irgendein einfaches Mädchen ging. Es gab Orte in der Muggle-Welt, wo das immer noch so war, Länder, wo diese Art von Adel noch existierte und noch immer so dachte, oder noch schlimmere Gegenden, wo es nicht nur der Adel war. Es war so an jedem Ort und zu jeder Zeit, die nicht direkt von der Erleuchtung abstammte, eine Abstammungslinie, die das magische Britannien nicht einschloss, auch wenn es eine interkulturelle Beeinflussung gab mit Dingen wie Getränkedosen mit Aufreiß-Ring.

Und wenn Draco seine Meinung zu diesem Rachegedanken nicht ändert und ich meine Chance auf Glück im Leben nicht aufgebe, um ein armes verrücktes Mädchen zu heiraten, dann hat uns das nur ein wenig Aufschub gebracht, und davon auch nicht gerade viel...

Für ein Mädchen. Nicht für andere.

Ich frage mich, wie schwierig es wäre, einfach eine Liste aller Blutpuristen anzulegen und sie alle umzubringen.

Genau das haben sie mehr oder weniger während der Französischen Revolution versucht — mache eine Liste der Feinde des Fortschritts und entferne alles oberhalb des Halses —, und daraus war auch nichts gutes geworden, wie Harry sich erinnerte. Vielleicht sollte er den Staub von ein paar der Geschichtsbücher fegen, die sein Vater ihm besorgt hatte, und nachlesen, ob das, was bei der Französischen Revolution schief gelaufen war, leicht zu verbessern war.

Harry sah zum Himmel, und zur bleichen Form des Monds, die diesen Morgen durch die wolkenlose Luft zu sehen war.

Also ist die Welt kaputt und fehlerhaft und wahnsinnig, und grausam und blutig und dunkel. Was ist daran neu? Du hast das immer schon gewusst...

Du siehst so ernst aus, sagte Draco. Lass mich raten, Deine Muggle-Eltern haben dir erzählt, dass so etwas schlecht ist.

Harry nickte, er traute seiner Stimme nicht ganz.

Nun, Vater sagt, es gibt vier Häuser, aber letzten Endes gehört jeder entweder zu Slytherin oder zu Hufflepuff. Und ehrlich, zur Hufflepuff-Seite gehörst Du nicht. Wenn Du Dich unter der Hand auf die Seite der Malfoys schlägst… unsere Macht und unser Ansehen… Du könntest mit Dingen davonkommen, bei denen nicht einmal ich es schaffen würde. Willst Du es ausprobieren? Sehen, wie das ist?

Sind wir nicht eine schlaue kleine Schlange. Elf Jahre alt und schon die Beute aus dem Versteck locken...

Harry dachte nach, überlegte, wählte seine Waffe. Draco, erklärst Du mir diese Sache mit der Blutreinheit? Mir ist das ja alles neu.

Ein breites Lächeln kam über Dracos Gesicht. Du solltest wirklich Vater treffen und ihn fragen, er ist ja unser Anführer.

Gib mir die dreißig-Sekunden-Fassung.

Okay, sagte Draco. Er atmete tief ein, seine Stimme wurde etwas tiefer und bekam einen gewissen Rhythmus. Unsere Kräfte sind mit der Verunreinigung durch Schlammblut Generation für Generation schwächer geworden. Einst errichteten Salazar und Godric und Rowena und Helga Hogwarts mit ihrer Kraft und schufen das Medaillon und das Schwert und das Diadem und den Kelch, aber kein Zauberer aus unseren geschwächten Tagen kommt ihnen gleich. Wir sind alle geschwächt, wir werden schwach wie Muggles, wenn wir uns mit ihren Nachkommen kreuzen und unsere Squibs am Leben lassen. Wenn wir die Verunreinigung nicht aufhalten, werden bald unsere Zauberstäbe brechen und unsere Kräfte nachlassen, die Linie von Merlin wird enden und das Blut von Atlantis wird versagen. Unsere Kinder werden im Dreck wühlen, um wie bloße Muggles zu überleben, und die Dunkelheit wird unsere Welt für immer verschlingen. Draco nahm einen weiteren Schluck aus seiner Dose und sah zufrieden aus; das schien die gesamte Argumentation zu sein, was ihn betraf.

Überzeugend, sagte Harry, meinte das aber deskriptiv und nicht normativ. Das war ein Standardmuster: Der Fall in Ungnade, die Notwendigkeit, die verbliebene Reinheit vor der Verunreinigung zu bewahren, die verklärte Vergangenheit und der stetige Abstieg in der Zukunft. Und dieses Muster hatte sein Gegenstück… In einem faktischen Punkt muss ich Dich allerdings korrigieren. Deine Information über Muggles ist etwas veraltet. Wir wühlen nicht mehr direkt im Dreck.

Draco drehte sich ruckartig zu ihm. Was? Was meinst Du mit 'wir'?

Wir. Die Wissenschaftler. Die Linie von Francis Bacon und dem Blut der Aufklärung. Muggles sitzen nicht einfach herum und jammern, dass sie keine Zauberstäbe haben. Wir haben jetzt unsere eigenen Kräfte, mit oder ohne Magie. Sollten all eure Kräfte versagen, dann würden wir etwas sehr wertvolles verlieren, weil eure Magie der einzige Hinweis darauf ist, wie das Universum wirklich funktioniert — aber ihr müsst dann nicht am Boden kratzen. Eure Häuser werden immer noch im Sommer kühl sein und warm im Winter, es wird Ärzte und Medizin geben. Die Wissenschaft kann euch am Leben halten, wenn die Magie versagt. Es wäre eine Tragödie, aber nicht buchstäblich das Ende allen Lichts auf der Welt. Ich sag's nur.

Draco war ein paar Schritte zurückgewichen, und sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Angst und Unglauben. Wovon in Merlins Namen redest Du, Potter?

Hey, ich habe mir Deine Geschichte angehört, willst Du Dir nicht meine anhören? Plump, tadelte Harry sich, aber Draco blieb tatsächlich stehen und schien zuzuhören.

Egal, sagte Harry, ich sage, dass Du anscheinend nicht auf dem Laufenden bist, was in der Muggle-Welt vor sich geht. Wahrscheinlich weil die magische Welt den ganzen Rest der Welt als Elendsviertel sah, der ungefähr soviel Platz in den Nachrichten verdiente wie die üblichen Unruhen in Burundi in der Financial Times. Okay. Checken wir das mal schnell. Waren die Zauberer jemals auf dem Mond? Weißt Du, auf dem Ding? Harry zeigte auf die riesige, weit entfernte Kugel.

Was? sagte Draco. Es war ziemlich klar, dass ihm allein dieser Gedanke nie gekommen war. Auf dem — aber das ist — Er zeigte mit dem Finger auf das kleine blasse Ding im Himmel. Man kann nicht irgendwohin apparieren, wo man noch nie war, und wie würde jemand überhaupt erst einmal auf den Mond kommen?

Warte, sagte Harry zu Draco. Ich möchte Dir ein Buch zeigen, das ich mitgebracht habe, ich glaube, ich weiß, in welchem Karton es ist. Harry stand auf, kniete sich hin und zog die Treppe zur Höhlenebene seines Koffers heraus; dann sprang er die Treppe herunter, nahm einen Karton von einem anderen, wobei er seine Bücher nahezu respektlos behandelte, riss den Deckel herunter und zog schnell, aber vorsichtig einen Stapel Bücher heraus —

(Harry hatte die nahezu magische Fähigkeit der Verres geerbt, sich zu merken, wo alle seine Bücher waren, auch wenn er sie nur einmal gesehen hatte, was eigenartig war, wenn man bedachte, dass es keine genetische Verbindung zwischen ihnen gab.)

Harry rannte die Treppe wieder hoch, schob den Aufgang mit dem Fuß zurück in den Koffer und blätterte, noch schnaufend, in dem Buch, bis er das Bild gefunden hatte, das er Draco zeigen wollte.

Das mit der weißen, trockenen Kraterlandschaft und den Menschen im Raumanzug, und dem blau-weißen Globus, der darüber hing.

Das Bild.

Das Bild, wenn nur ein Bild von allen auf der Welt übrig bleiben sollte.

Das, sagte Harry, und seine Stimme zitterte, weil er den Stolz kaum zurückhalten konnte, ist, wie die Erde vom Mond aus aussieht.

Draco lehnte sich langsam herüber. Da war ein eigenartiger Ausdruck auf seinem Gesicht. Wenn das ein richtiges Bild ist, warum bewegt es sich nicht?

Bewegt? Oh. Muggles können bewegliche Bilder, aber sie brauchen ein größeres Gehäuse dafür, sie können sie noch nicht auf einzelne Buchseiten bringen.

Dracos Finger zeigte auf einen der Raumanzüge. Was ist das? Seine Stimme schwankte ein wenig.

Das sind Menschen. Sie tragen Anzüge, die ihren ganzen Körper umschließen, um sie mit Luft zu versorgen, weil es keine Luft auf dem Mond gibt.

Das ist unmöglich, flüsterte Draco. Schrecken lag in seinen Augen, und totale Verwirrung. Kein Muggle könnte das je schaffen. Wie...

Harry nahm das Buch wieder zu sich und blätterte durch die Seiten, bis er das richtige fand. Das ist eine aufsteigende Rakete. Das Feuer schiebt sie immer höher, bis sie den Mond erreicht. Er blätterte weiter. Das ist die Rakete am Boden. Der kleine Fleck daneben ist ein Mensch. Draco schnappte nach Luft. Zum Mond zu kommen kostete den Gegenwert von… vermutlich etwas tausend Millionen Galeonen. Draco blieb die Luft weg. Und es erforderte die Bemühungen von… vermutlich mehr Leuten, als insgesamt im magischen Britannien leben. Und als sie ankamen, hinterließen sie eine Plakette auf der stand 'Wir kamen in Frieden, für die ganze Menschheit.' Aber Du bist noch nicht so weit, diese Worte zu hören, Draco Malfoy...

Du sagst die Wahrheit, sagte Draco langsam. Du würdest kein ganzes Buch nur dafür fälschen — und ich kann es in Deiner Stimme hören. Aber… aber...

Wie, ohne Zauberstäbe und Magie? Das ist eine lange Geschichte, Draco. Wissenschaft beruht nicht auf dem Schwingen von Zauberstäben und dem Aufsagen von Zaubersprüchen, sondern auf dem Verständnis davon, wie das Universum arbeitet, auf so einer tiefen Ebene, dass man genau weiß, was man tun muss, um das Universum tun zu lassen, was man will. Wenn Magie ist, Imperio über jemanden zu sprechen, um ihn tun zu lassen, was man will, dann ist Naturwissenschaft, ihn so gut zu kennen, dass man ihn überzeugen kann, dass es von Anfang an seine Idee war, etwas zu tun. Es ist viel schwieriger, als einen Zauberstab zu schwingen, aber es funktioniert immer noch, wenn die Zauberstäbe versagen, genau wie man, wenn der Imperius versagt, immer noch versuchen kann, einen Menschen zu überreden. Und Wissenschaft baut sich von Generation zu Generation weiter auf. Man muss genau wissen, was man tut, wenn man Wissenschaft betreibt — aber wenn man etwas wirklich verstanden hat, kann man es einem anderem erklären. Die größten Wissenschaftler von vor hundert Jahren, die Namen der Klügsten, die immer noch mit Ehrfurcht genannt werden, ihre Möglichkeiten waren nichts gegen die der Wissenschaftler heute. Es gibt in der Wissenschaft keine Parallele zum Schwinden eurer Kräfte, die Hogwarts errichtet haben. In der Wissenschaft nimmt die Macht von Jahr zu Jahr zu. Und inzwischen fangen wir an, die Geheimnisse des Lebens und der Vererbung zu entdecken und zu verstehen. Wir werden in der Lage sein, genau das Blut anzusehen, von dem Du sprachst, und zu sehen, was einen zum Zauberer macht, und in ein oder zwei Generationen werden wir dieses Blut dazu bringen können, all Deine Kinder zu ebenso mächtigen Zauberern zu machen. Also ist Dein Problem bei weitem nicht so schlimm wie Du dachtest, weil die Wissenschaft es in ein paar Jahrzehnten lösen können wird.

Aber..., sagte Draco mit unsicherer Stimme, wenn Muggles diese Kräfte haben, was… was sind wir dann?

Nein, Draco, so ist das nicht, verstehst Du das nicht? Wissenschaft benutzt die Kraft des menschlichen Verstands, um die Welt zu untersuchen und zu verstehen, wie sie funktioniert. Sie kann nicht versagen, wenn nicht die ganze Menschheit versagt. Deine Magie könnte schwinden, und das wäre schlimm für Dich, aber Du wärst immer noch Du. Du wärst immer noch am Leben, um es zu bedauern. Aber weil die Wissenschaft auf meiner menschlichen Intelligenz beruht, ist sie eine Macht, die nicht verschwinden kann, ohne dass ich verschwinde. Selbst wenn sich die Gesetze des Universums ändern würden, so dass all mein Wissen wertlos ist, würde ich einfach die neuen Gesetze herausfinden, wie es schon vorher gemacht worden ist. Es ist keine Muggle-Sache, es ist eine menschliche Sache, es bildet und trainiert die Kraft, die man jedes Mal benutzt, wenn man etwas ansieht, was man nicht versteht, und sich fragt 'warum?'. Du bist ein Slytherin, Draco, sieht Du nicht, worauf das hinausläuft?

Draco sah von dem Buch auf zu Harry. Sein Gesicht zeigte, wie das Verstehen erwachte. Zauberer können lernen, diese Macht zu gebrauchen.

Vorsichtig jetzt… der Köder ist geschluckt, jetzt den Haken... Wenn Du lernen kannst, Dich als ein Mensch zu sehen anstatt als Zauberer, dann kannst Du Deine Kräfte als Mensch ausbilden und trainieren.

Und wenn die Anweisungen dazu nicht in jedem wissenschaftlichen Lehrbuch standen, musste Draco sie doch auch nicht kennen, oder?

Dracos sah jetzt nachdenklich aus. Du… Du hast das schon getan?

Zum Teil, gestand Harry ein. Meine Ausbildung ist noch nicht abgeschlossen. Nicht mit elf. Aber — mein Vater besorgte mir auch Privatlehrer, musst Du wissen. Sicher, das waren nur verarmte Doktoranden, und nur, weil Harry einen 26-Stunden-Schlafrhythmus hatte, aber das konnte man jetzt beiseitelassen.

Draco nickte langsam. Du meint, Du kannst beide Künste beherrschen, Deine Kräfte zusammenfassen, und... Draco starrte Harry an. Dich zum Herrn beider Welten machen?

Harry gab ein böses Lachen von sich, das ihm an diesem Punkt ganz natürlich kam. Du musst verstehen, Draco, dass die ganze Welt, die Du kennst, das ganze magische Britannien, nur ein Feld auf einen viel größeren Spielbrett ist. Das Spielbrett enthält Orte wie den Mond, und die Sterne am Nachthimmel, die Lichter wie die Sonne sind, nur unvorstellbar weit weg, und Dinge wie Galaxien, die noch viel, viel riesiger sind als die Erde und die Sonne, so riesig, dass nur Wissenschaftler sie sehen können und dass Du nicht einmal von ihrer Existenz weißt. Aber ich bin wirklich ein Ravenclaw, weißt Du, kein Slytherin. Ich will das Universum nicht beherrschen. Ich denke nur, es könnte etwas vernünftiger organisiert sein.

Dracos Gesicht zeigte Bewunderung. Warum erzählst Du mir dann davon?

Oh… es gibt nicht viele Menschen, die wahre Wissenschaft betreiben können — etwas zu ersten Mal verstehen, auch wenn es einen total durcheinanderbringt. Etwas Hilfe wäre nützlich.

Draco starrt Harry mit offenem Mund an.

Aber versteh dass nicht falsch, Draco, wahre Wissenschaft ist wirklich nicht wie Magie, man kann es nicht einfach tun und bleibt einfach derselbe, wie wenn man neuen Zauberspruch lernt. Die Macht hat ihren Preis, ein Preis so hoch, dass die meisten sich weigern, ihn zu zahlen.

Draco nickte, als hätte er letztendlich etwas gehört, das er verstand. Und was ist der Preis?

Einzugestehen lernen, dass man sich geirrt hat.

Ähm, sagte Draco, nachdem sich die dramatische Pause eine Weile hingezogen hatte. Erklärst Du mir das, bitte?

Wenn man herauszubekommen versucht, wie etwas auf grundlegender Ebene funktioniert, sind die ersten neunundneunzig Erklärungen falsch, auf die man kommt. Die hunderte stimmt dann. Also muss man lernen, zuzugeben, dass man sich geirrt hat, wieder und wieder und wieder. Das klingt nicht so schlimm, aber es ist so schwer, dass die meisten Leute keine Wissenschaft betreiben können. Sich immer wieder hinterfragen, immer wieder eine neue Sicht auf die Dinge einnehmen, die man längst für gegeben angenommen hat, wie der Snitch beim Quidditsch, und immer, wenn man seine Meinung ändert, ändert man sich selbst. Aber ich greife vor. Viel zu weit. Ich will nur, dass Du weißt… ich biete Dir an, etwas meines Wissens zu teilen. Wenn Du es willst. Es gibt nur eine Bedingung.

Aha, sagte Draco. Weißt Du, Vater sagt, wenn jemand das zu Dir sagt, ist das kein gutes Zeichen, niemals.

Harry nickte. Nein, versteh mich nicht falsch, ich will keinen Keil zwischen Dich und Deinen Vater treiben. Darum geht es nicht. Aber ich will mit jemandem in meinem Alter zu tun haben, anstatt dass es etwas zwischen mir und Lucius ist. Ich glaube, dass Dein Vater es auch in Ordnung fände. Er weiß, dass Du irgendwann erwachsen werden musst. Aber Deine Züge in unserem Spiel müssen Deine eigenen sein. Das ist meine Bedingung — dass ich es mir Dir zu tun habe, Draco, nicht mit Deinem Vater.

Ich muss gehen, sagte Draco und stand auf. Ich muss gehen und darüber nachdenken.

Lass Dir Zeit, sagte Harry.

Die Bahnsteiggeräusche änderten sich von einem undeutlichen Rauschen wieder zu einem Murmeln, als Draco wegging.

Harry atmete langsam die Luft wieder aus, die er angehalten hatte, ohne es richtig zu merken, und er sah auf die Uhr an seinem Handgelenk, ein einfaches mechanisches Modell, dass sein Vater ihm gekauft hatte in der Hoffnung, es würde in der Gegenwart von Magie immer noch funktionieren. Der Sekundenzeiger tickte immer noch, und wenn der Minutenzeiger stimmte, dann war es noch nicht ganz elf Uhr. Er sollte jetzt wohl bald in den Zug steigen und nach wie-hieß-sie-doch-gleich suchen, aber er schien noch ein paar Minuten zu haben, um ein paar Atemübungen zu machen und sein Blut wieder aufzuwärmen.

Aber als Harry von der Uhr aufsah, kamen zwei Gestalten auf ihn zu, die völlig lächerlich aussahen mit ihren hinter Schals verborgenen Gesichtern.

Hallo Mr. Bronze, sagte eine der maskierten Gestalten. Können wir Dich dafür begeistern, dem Orden des Chaos beizutreten?


Nachspiel:

Nicht viel später, als die Aufregung dieses Tages schließlich zur Ruhe gekommen war, beugte sich Draco über einen Schreibtisch, eine Schreibfeder in der Hand. Er hatte ein eigenes Zimmer in den Verliesen von Slytherin, mit eigenem Schreibtisch und eigenem Feuer — bedauerlicherweise war nicht einmal er gut für eine Verbindung zum Floo-Netzwerk, aber immerhin war Slytherin nicht dem allgemeinen Unsinn verfallen, jeden in einem Schlafsaal schlafen zu lassen. Es gab nicht viele private Zimmer; man musste schon zu den wahrhaft Besten in diesem durchaus besseren Haus gehören, aber das war bei der Familie Malfoy natürlich der Fall.

Lieber Vater, schrieb Draco.

Und dann hielt er wieder an.

Langsam tropfte Tinte von der Feder und machte neben den geschriebenen Worten Flecke auf dem Pergament.

Draco war nicht dumm. Er war jung, aber seine Privatlehrer hatten ihn gut unterrichtet. Draco war klar, dass Potter vermutlich sehr viel mehr Sympathien für Dumbledores Seite hatte, als er zugab… aber Draco vermutete, dass er Potter in Versuchung führen konnte. Aber ebenso war es kristallklar, dass Potter dabei war, Draco in Versuchung zu führen, genau als Draco dabei war, ihn in Versuchung zu führen.

Und es war auch klar, dass Potter brillant war, und um einiges mehr als nur ein klein bisschen verrückt, und dass Potter ein gewaltiges Spiel spielte, das er selbst kaum verstand, und er improvisierte mit dem Feingefühl eines wildgewordenen Nundus. Aber es war Potter gelungen, eine Taktik zu wählen, der Draco sich nicht verschließen konnte. Er hatte Draco einen Teil seiner eigenen Macht angeboten, darauf setzend, dass Draco sie nicht nutzen konnte, ohne mehr wie er zu werden. Sein Vater hielt das für eine fortgeschrittene Technik und hatte Draco gewarnt, dass sie oft nicht funktionierte.

Draco wusste, dass er nicht alles verstanden hatte, was passiert war… aber Potter hatte ihm angeboten, seinen eigenen Zug zu machen, und diese Möglichkeit hatte er jetzt. Wenn er nun alles verriet, würde er sie an seinen Vater abgeben.

Letzten Endes war es nicht kompliziert. Bei den einfacheren Techniken war es notwendig, dass die Zielperson sie nicht bemerkte oder zumindest im Ungewissen blieb. Schmeichelei musste plausibel als Bewunderung getarnt werden. (Du müsstest in Slytherin sein war so ein Klassiker, sehr effektiv bei bestimmten Menschen, die nicht damit rechneten, und hatte es einmal funktioniert, konnte man es wiederholen.) Aber wenn man genau den richtigen Ansatzpunkt bei jemandem fand, machte es nichts, wenn er es mitbekam. Potter hatte in seinem irrwitzigen Tempo den Schlüssel zu Dracos Seele erraten. Und wenn Draco wusste, dass Potter es wusste — auch wenn es eine ziemlich offensichtliche Spekulation war —, änderte das nichts.

Also hatte er jetzt, zum ersten Mal in seinem Leben, echte Geheimnisse zu bewahren. Er spielte sein eigenes Spiel. Das schmerzte irgendwie eigenartig, aber er wusste, dass sein Vater stolz auf ihn wäre, und damit war es gut.

Ohne die Tintenflecken zu entfernen — auch sie trugen eine Botschaft, eine, die sein Vater verstehen würde, denn sie hatten das Spiel der Raffiniertheiten schon mehrfach miteinander gespielt —, schrieb Draco die eine Frage, die schon während der ganzen Angelegenheit an ihm genagt hatte, den Teil, den er anscheinend verstehen musste, aber nicht verstand, nicht im geringsten.

Lieber Vater:

Nimm an, ich erzählte Dir, dass ich in Hogwarts einen Schüler getroffen hätte, noch kein Mitglied unserer Kreise, der Dich ein 'makelloses Instrument des Todes' nannte und mich Deinen 'einen schwachen Punkt'. Was würdest Du von ihm sagen?

Es dauerte nicht lange, bis die Familieneule die Antwort brachte.

Mein geliebter Sohn:

Ich würde sagen, dass Du das Glück hattest, jemanden zu treffen, der das enge Vertrauen unseres Freundes und wertvollen Verbündeten Severus Snape genießt.

Draco sah den Brief noch eine Weile an und warf ihn schließlich ins Feuer.

zum Anfang

Kapitel 8: Bestätigungsfehler

Alle diese Welten gehören J. K. Rowling, außer Europa. Keine Fanfiction dort, bitte.

Ein aufmerksamer Rezensent fragte, wenn Luna eine Seherin ist, ob das heißt, dass dies ein HPDM-bottom|Draco-mpreg-Text ist. Zu meinem Bedauern bietet mir fanfiction.net keine größere Schrift, um NEIN zu sagen. Es kam mir ehrlich nicht in den Sinn, dass Luna tatsächlich eine Seherin sein könnte — ich werde mich entscheiden müssen, ob ich da mitgehe oder nicht —, aber ich denke, dass wir sicher davon ausgehen können, wenn Luna eine Seherin ist, hätte sie etwas von Licht als Saat in der Dunkelheit gesagt und Xenophilius hätte es wie üblich total missverstanden.


Ich warne Dich, es ist ein gefährliches Unterfangen, meine Erfindungsgabe herauszufordern und könnte Dein Leben ziemlich surreal machen.


Niemand hatte um Hilfe gebeten, das war das Problem. Alle liefen nur herum und unterhielten sich, aßen oder sahen in die Luft, während ihre Eltern miteinander schwatzten. Aus irgendeinem merkwürdigen Grund saß niemand herum und las ein Buch, so dass sie sich nicht einfach danebensetzen und ihr eigenes Buch herausnehmen konnte. Und selbst wenn sie die Initiative ergriffen hätte, sich hingesetzt und ihre dritte Lesung von Geschichte Hogwarts' fortgesetzt hätte, wäre niemand gekommen und hätte sich neben sie gesetzt.

Außer dabei, anderen bei ihren Hausaufgaben oder was auch immer zu helfen, wusste sie nicht so recht, wie man mit anderen zusammenkam. Sie verstand sich nicht als schüchtern. Sie hielt sich selbst für eine Art Machertyp. Und trotzdem, irgendwie, wenn da nicht eine Frage war in der Art ich kann mich nicht recht erinnern, wie man schriftlich dividiert, dann war es einfach zu merkwürdig, auf jemand zuzugehen und… was zu sagen? Sie hatte nie herausfinden können, was. Und es gab anscheinend kein Standardmerkblatt darüber, einfach lachhaft. Diese ganze Geschichte mit dem Leute Kennenlernen war ihr nie sinnvoll vorgekommen. Warum hatte sie die ganze Verantwortung dafür, wo doch zwei Leute involviert waren? Warum halfen ihr die Erwachsenen nie dabei? Sie wünschte sich, dass irgendein anderes Mädchen zu ihr kommen und sagen würde, Hermione, die Lehrerin sagt, wir sollen Freunde sein.

Aber stellen wir klar, dass Hermione Granger, als sie am ersten Schultag allein in einem der leeren Abteile saß, im letzten Wagen des Zuges, mit der Abteiltür offen, falls jemand aus irgendeinem Grund mit ihr reden wollte, nicht traurig war, einsam, bedrückt, deprimiert, verzweifelt, oder mit ihren Problemen beschäftigt. Tatsächlich las sie, zum dritten Mal, Geschichte Hogwarts' und genoss es durchaus, mit nur einem winzigen Anflug von Ärger im Hinterkopf über die Unvernunft der Welt.

Sie hörte, wie sich die Tür zwischen den Waggons öffnete, dann, wie Schritte und ein eigenartig schlitterndes Geräusch den Gang entlang kamen. Hermione legte Geschichte Hogwarts' beiseite, reckte ihren Kopf aus der Abteiltür — nur für den Fall, dass jemand Hilfe brauchte — und sah einen Jungen in Zauberer-Robe, vermutlich erstes oder zweites Jahr seiner Größe nach, der mit einem Schal um den Kopf gewickelt ziemlich albern aussah. Ein kleiner Koffer stand naben ihm auf dem Boden. Als sie ihn ansah, klopfte er gerade an die Tür eines anderen, geschlossenen Abteils und sagte, mit durch den Schal leicht gedämpfter Stimme Entschuldigung, kann ich kurz etwas fragen?

Die Antwort aus dem Abteil hörte sie nicht, aber nachdem der Junge die Tür geöffnet hatte, schien er zu sagen — falls sie das nicht missverstanden hatte — Kennt jemand hier die sechs Quarks oder weiß, wo ich eine Erstklässlerin namens Hermione Granger finde?

Als der Junge die Abteiltür wieder geschlossen hatte, sagt Hermione, Kann ich Dir irgendwie helfen?

Das Gesicht mit dem Schal drehte sich zu ihr, und die Stimme sagte, nicht, wenn Du mir nicht die sechs Quarks sagen kannst, oder wo ich Hermione Granger finde.

Up, Down, Strange, Charm, Truth, Beauty, und warum suchst Du sie?

Sie konnte es aus dieser Entfernung nicht gut sehen, aber sie hatte den Eindruck, der Junge grinste unter seinem Schal. Ah, Du bist also eine Erstklässlerin namens Hermione Granger, sagte die junge, etwas gedämpfte Stimme. Und dann auch noch auf dem Zug nach Hogwarts. Der Junge bewegte sich auf sie zu, und sein Koffer schlitterte hinter ihm her. Genaugenommen musste ich Dich nur suchen, aber es scheint so, als sollte ich auch mit Dir sprechen oder Dich in meine Gruppe einladen oder ein wichtiges Magisches Ding von Dir bekommen oder herausfinden, dass Hogwarts auf den Ruinen eines antiken Tempels erbaut wurde oder so. Spieler oder Nichtspieler, das ist hier die Frage?

Hermione öffnete den Mund, um zu antworten, aber dann fiel ihr keine mögliche Antwort ein auf… was auch immer sie da gerade gehört hatte, auch als der Junge zu ihr kam, in das Abteil sah, zufrieden nickte und sich auf die Bank ihr gegenüber setzte. Sein Koffer eilte hinter ihm her, wuchs auf das Dreifache seiner vorherigen Größe an und kuschelte sich etwas irritierend an ihren eigenen.

Bitte, nimm Platz, sagte der Junge, und schließ bitte die Tür hinter Dir. Keine Sorge, ich beiße niemand, der mich nicht zuerst beißt. Er war schon dabei, sich den Schal vom Kopf zu wickeln.

Seine Unterstellung, sie könnte Angst vor ihm haben, ließ sie die Tür heftig schließen, so dass sie mit unnötigem Schwung gegen die Wand krachte. Sie flog herum und sah in ein junges Gesicht mit fröhlichen grünen Augen und einer wütend dunkelroten Narbe auf der Stirn, die sie an irgendetwas erinnerte, aber im Moment hatte sie gerade wichtigeres im Kopf. Ich habe nicht gesagt, dass ich Hermione Granger bin!

Ich habe nicht gesagt, dass Du gesagt hast, dass Du Hermione Granger bist, ich habe nur gesagt, Du bist Hermione Granger. Wenn Du Dich fragst, woher ich das weiß, ich weiß es, weil ich alles weiß. Guten Abend, meine Damen und Herren, mein Name ist Harry James Potter-Evans-Verres oder kurz Harry Potter, was Dir aber vermutlich ausnahmsweise nichts sagt —

Hermiones Gehirn hatte endlich die Verbindung gefunden. Die Narbe auf seiner Stirn, in der Form eines Blitzes. Harry Potter! Du bist in Neuere Magische Geschichte und in Aufstieg und Fall der Dunklen Künste und in Die Großen Magischen Ereignisse des Zwanzigsten Jahrhunderts. Es war in der Tat das erste Mal in ihrem Leben, dass sie jemand aus einem Buch traf, und das war ein ziemlich komisches Gefühl.

Der Junge blinzelte dreimal. Ich stehe ich Büchern? Ach so, natürlich stehe ich in Büchern… merkwürdiger Gedanke.

Meine Güte, wusstest Du das nicht? sagte Hermione. Wenn ich es wäre, hätte ich alles darüber herausgefunden.

Der Junge antwortete sehr trocken. Miss Granger, es ist noch keine 72 Stunden her, dass ich nach Diagon Alley kam und von meiner Berühmtheit erfuhr. Die letzten zwei Tage habe ich damit verbracht, wissenschaftliche Bücher zu kaufen. Glaub mir, ich will alles herausfinden, was ich kann. Er zögerte. Was sagen die Bücher über mich?

Hermione Grangers Kopf schwirrte. Sie hatte nicht damit gerechnet, über diese Bücher geprüft zu werden, deshalb hatte sie sie nur einmal gelesen, aber es war nur einen Monat her, also war ihr der Stoff noch im Kopf präsent. Du bist der einzige, der den Todesfluch überlebt hat, also nennt man Dich den Jungen-Der-Überlebte. Du wurdest geboren als Sohn von James Potter und Lily Potter geborene Lily Evans am 31. Juli 1980. Am 31. Oktober 1981 griff der Dunkle Lord Der-Nicht-Genannt-Werden-Darf obwohl ich nicht weiß warum euer Haus an. Du wurdest lebend gefunden mit der Narbe auf der Stirn in den Ruinen Deines Elternhauses neben den verbrannten Überresten von Du-Weißt-Schon. Ober-Hexenmeister Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore brachte Dich weg, keiner weiß, wohin. Aufstieg und Fall der Dunklen Künste behauptet, Du hättest überlebt durch die Liebe Deiner Mutter und dass Deine Narbe die gesamte magische Macht des Dunklen Lords enthält und dass die Zentauren Dich fürchten, aber Die Großen Magischen Ereignisse des Zwanzigsten Jahrhunderts erwähnt das nicht, und Neuere Magische Geschichte gibt zu bedenken, dass es eine Menge durchgeknallte Theorien über Dich gibt.

Der Junge hörte mit offenen Mund zu. Hat Dir jemand gesagt, Du sollst auf dem Zug nach Hogwarts auf Harry Potter warten, oder etwas in der Art?

Nein, sagte Hermione. Wer hat Dir von mir erzählt?

Professor McGonagall, und ich glaube, ich weiß, warum. Hast Du ein eidetisches Gedächtnis, Hermione?

Hermione schüttelte den Kopf. Es ist nicht fotografisch. Ich habe mir immer gewünscht, das wäre es, aber ich musste meine Schulbücher fünfmal lesen, um alles zu behalten.

Tatsächlich, sagte der Junge mit leicht erstickter Stimme. Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, wenn ich das überprüfe — nicht, dass ich Dir nicht glaube, aber wie man sagt, 'Traue, aber prüfe'. Kein Grund, im Ungewissen zu bleiben, wenn ich es einfach testen kann.

Hermione lächtelte selbstzufrieden. Sie liebte Prüfungen. Nur zu.

Der Junge steckte seine Hand in einen Beutel an seiner Seite und sagte Magische Gebräue und Zaubertränke von Arsenius Jigger. Als er seine Hand wieder hervorzog, hielt sie das genannte Buch.

Sofort wollte Hermione so einen Beutel mehr als alles andere vorher.

Der Junge schlug das Buch irgendwo in der Mitte auf und sah hinein. Wenn Du Öl der Schärfe herstellst —

Ich kann die Seite von hier sehen!

Der Junge drehte das Buch, so dass sie nicht mehr hineinsehen konnte, und blättere weiter. Wenn Du einen Trank zum Spinnenklettern braust, was wäre die nächste Zutat, nachdem Du Acromantula-Milch hineingetan hast?

Nachdem Du die Seide hineintan hast, warte, bis der Trank genau die Farbe des wolkenlosen Himmels in der Morgendämmerung angenommen hat, 8 Grad über dem Horizont und 8 Minuten, bevor die Sonne erstmals zu sehen ist. Rühre achtmal gegen und einmal im Uhrzeigersinn, dann füge acht Schluck Einhornnasenschleim hinzu.

Der Junge klappte laut das Buch zu und packte es zurück in seinen Beutel, der es mit einem kleinen Rülpser verschluckte. Gut gut gut gut gut gut. Ich werde Ihnen ein Angebot machen, Miss Granger.

Ein Angebot? sagte Hermione argwöhnisch. Es gehörte sich für Mädchen nicht, so etwas anzuhören.

In diesem Moment fiel Hermione noch etwas anderes auf — naja, eins von den Dingen —, das komisch an diesem Jungen war. Offensichtlich sprachen Leute aus Büchern auch wie ein Buch. Das war eine recht verblüffende Entdeckung.

Der Junge langte in seinen Beutel und sagte Dose Brause und holte einen hellgrünen Zylinder hervor. Er hielt ihn ihr hin und sagte kann ich Dir etwas zu trinken anbieten?

Höflich nahm Hermione das sprudelnde Getränk an. Sie war jetzt tatsächlich etwas durstig. Vielen Dank, sagte Hermione und öffnete die Dose. War das schon das Angebot?

Der Junge hustete. Nein, sagte er. Gerade als Hermione anfing, zu trinken, sagte er Ich möchte, dass Du mir hilfst, das Universum zu übernehmen.

Hermione trank zuende und setze die Dose ab. Nein danke, ich bin nicht böse.

Der Junge sah sie überrascht an, als hätte er eine andere Antwort erwartet. Nun, das war im übertragenen Sinn gemeint, sagte er. Im Sinn des Bacon-Projekts, weißt Du, nicht mit politischer Macht. 'Das Hervorbringen aller möglichen Dinge' und so weiter. Ich möchte experimentelle Studien über Zaubersprüche durchführen, die zugrundeliegenden Gesetze herausfinden, Magie in die Welt der Wissenschaft bringen, die magische und die Muggle-Welt zusammenführen, die Menschheit um Jahrhunderte voranbringen, das Geheimnis der Unsterblichkeit entdecken, das Sonnensystem kolonisieren, und vor allem herausbekommen, was zum Teufel hier wirklich vorgeht, weil das alles himmelschreiend unmöglich ist.

Das klang etwas interessanter. Und?

Er sah sieh ungläubig an. Und? Ist das nicht genug?

Und was willst Du von mir? fragte Hermione.

Ich will natürlich, dass Du mir bei den Forschungsarbeiten hilfst. Mit Deinem enzyklopädischen Gedächtnis, zusammen mit meiner Intelligenz und Methodik, haben wir das Bacon-Projekt in nullkommanix erledigt, wobei ich mit 'nullkommanix' etwas meine wie vermutlich mindestens fünfunddreißig Jahre.

Dieser Junge fing an, Hermione auf die Nerven zu gehen. Ich habe von Dir noch nichts intelligentes gesehen. Vielleicht lasse ich Dich bei meiner Forschung helfen.

Es war eine Weile still im Abteil.

Also soll ich Dir meine Intelligenz zu demonstrieren, sagte der Junge nach einer langen Pause.

Hermione nickte.

Ich warne Dich, es ist ein gefährliches Unterfangen, meine Erfindungsgabe herauszufordern und könnte Dein Leben ziemlich surreal machen.

Ich bin noch nicht beeindruckt, sagte Hermione. Nahezu unbewusst hob sie die grüne Brause wieder an den Mund.

Vielleicht beeindruckt Dich das, sagte der Junge. Er lehnte sich nach vorne und sah sie eindringlich an. Ich habe schon ein bisschen experimentiert und festgestellt, dass ich den Zauberstab nicht brauche. Ich kann alles geschehen lassen, was ich will, wenn ich nur mit den Fingern schnippe.

Das kam gerade, als Hermione am Trinken war, und sie verschluckte sich und hustete und spuckte die hellgrüne Flüssigkeit wieder aus.

Auf ihre nagelneue, noch nie vorher getragene Hexenrobe, am allerersten Schultag.

Hermione fing an zu schreien. Es war ein schrilles Geräusch, das in dem geschlossenen Abteil wie eine Alarmsirene klang. Iiih! Meine Kleider!

Keine Pank! sagte der Junge. Das kriege ich wieder hin. Sieh her! Er hob seine Hand und schnippte mit den Fingern.

Du — Dann sah sie an sich herunter.

Die grüne Flüssigkeit war noch da, aber sie fing zusehends an zu verschwinden, und nach ein paar Augenblicken war es, als hätte Hermione nie etwas über sich verschüttet.

Hermione starrte den Jungen an, der ein ziemlich selbstzufriedenes Lächeln zur Schau stellte.

Magie ohne Worte und Zauberstab! In seinem Alter? Wenn er die Schulbücher erst vor drei Tagen bekommen hatte?

Dann fiel ihr ein, was sie gelesen hatte, und sie schnappte nach Luft und wich von ihm zurück. Die ganze magische Macht des Dunklen Lords! In seiner Narbe!

Hastig sprang sie auf die Füße. Ich, ich, ich muss auf die Toilette, warte hier — sie musste einen Erwachsenen finden, um es ihm zu erzählen —

Das Lächeln des Jungen verschwand. Es war nur ein Trick, Hermione. Es tut mir leid, ich wollte Dir keine Angst machen.

Ihre Hand blieb am Türgriff. Ein Trick?

Ja, sagte der Junge. Du hast mich gebeten, meine Intelligenz zu demonstrieren. Also tat ich etwas scheinbar unmögliches, was immer gut zum Angeben ist. Ich kann nicht wirklich irgendetwas tun, indem ich mit den Fingern schnippe. Er machte eine Pause. Wenigstens glaube ich, ich kann das nicht, ich habe es nie experimentell überprüft. Der Junge hob seine Hand und schnippte wieder mit den Fingern. Nein, keine Banane.

Hermione war so verwirrt wie noch nie in ihrem Leben.

Der Junge lächelte wieder, als er den Ausdruck auf ihrem Gesicht sah. Ich habe Dich gewarnt, dass meine Erfindungsgabe herauszufordern Dein Leben surreal machen kann. Erinnere Dich daran, wenn ich Dich wieder vor etwas warne.

Aber, aber, stammelte Hermione. Wast hast Du dann getan?

Der Blick des Jungen nahm einen abschätzenden, prüfenden Ausdruck an, wie sie ihn noch nie bei jemand ihres Alters gesehen hatte. Du glaubst, Du hast es drauf, ein selbständiger Wissenschaftler zu sein, mit oder ohne meine Hilfe? Dann zeig mal, wie Du dieses verwirrende Phänomen untersuchst.

Ich... Hermiones Kopf war einen Moment lang leer. Sie liebte Prüfungen, aber sie hatte noch nie an einer wie dieser teilgenommen. Verzweifelt versuchte sie, sich an alles zu erinnern, was sie über das Vorgehen von Wissenschaftlern gelesen hatte. Ihr Gehirn schaltete zwei Gänge herunter, lief auf Überdrehzahl und spuckte schließlich die Anweisungen für die Durchführung eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts aus:

Schritt 1: Stelle eine Hypothese auf
Schritt 2: Führe ein Experiment durch, um die Hypothese zu überprüfen
Schritt 3: Werte die Ergebnisse aus
Schritt 4: Erstelle ein Poster

Schritt 1 war, eine Hypothese aufzustellen. Das hieß, sich etwas auszudenken, was gerade passiert sein könnte. Okay. Meine Hypothese ist, dass Du vorher einen Zauber auf meine Robe gesprochen hast, damit alles darauf Verschüttete verschwindet.

Gut, sagte der Junge, ist das Deine Antwort?

Hermione begann, sich von dem Schreck zu erholen, und ihr Gehirn fing an, wieder normal zu arbeiten. Warte, das kann nicht stimmen. Ich habe nicht gesehen, wie Du Deinen Zauberstab angefasst hast oder irgendwelche Sprüche aufgesagt hast, also wie hättest Du den Zauber anwenden sollen?

Der Junge wartete mit ausdruckslosem Gesicht.

Aber nehmen wir an, alle Roben aus dem Laden hätten schon einen Zauber auf ihnen, der sie sauber hält, was übrigens wirklich nützlich wäre. Du hast das herausgefunden, weil Du vorher etwas auf Dich selbst verschüttet hast.

Jetzt hoben sich seine Augenbrauen. Ist das Deine Antwort?

"Nein, ich habe Schritt 2 noch nicht getan, Führe ein Experiment durch, um die Hypothese zu überprüfen.

Der Junge schloss wieder den Mund und lächelte.

Hermione sah auf die Getränkedose, die sie automatisch in den Tassenhalter am Fenster gestellt hatte. Sie nahm sie in die Hand, sah in ihr Inneres und fand heraus, dass die Dose noch zu einem Drittel voll war.

Also, sagte Hermione, das Experiment, das ich durchführen will, ist, die Brause auf meine Robe zu gießen, um zu sehen, was passiert, und meine Voraussage ist, dass der Fleck verschwinden wird. Nur, wenn es nicht funktioniert, habe ich einen Fleck auf der Robe, und das will ich nicht.

Mach es mit meiner, sagte der Junge, dann brauchst Du keine Angst zu haben, dass Du einen Fleck auf Deine Robe bekommst.

Aber —, sagte Hermione. Irgendetwas war falsch an dieser Idee, aber sie wusste nicht genau, wie sie es aagen sollte.

Ich habe noch eine Robe in meinem Koffer, sagte der Junge.

Aber Du kannst Dich hier nirgends umziehen, entgegnete Hermione. Sie dachte nach. Aber ich könnte wohl rausgehen und die Tür schließen —

Ich habe in meinem Koffer auch Platz zum Umziehen.

Hermione sah auf seinen Koffer und kam zu dem Verdacht, er könnte deutlich ungewöhnlicher sein als ihr eigener.

Gut, sagte Hermione, wenn Du es sagst, und goß recht vorsichtig ein bisschen der grünen Brause auf eine Ecke der Robe des Jungen. Dann starrte sie darauf und versuchte sich zu erinnern, wie lange die Flüssigkeit ursprünglich gebraucht hatte, um zu verschwinden…

Und der grüne Fleck verschwand!

Hermione gab einen Seufzer der Erleichterung von sich, nicht zuletzt, weil das bedeutete, dass sie es nicht mit der gesamten Macht des Dunklen Lords zu tun hatte.

Jetzt war Schritt 3 die Auswertung der Ergebnisse, aber in diesem Fall bedeutete das nur, zu sehen, dass der Fleck verschwunden war. Und sie nahm an, sie könnte Schritt 4 wohl auslassen, das Erstellen eines Posters. Meine Antwort ist, dass die Robe verzaubert ist, um sich selbst sauber zu halten.

Nicht ganz, sagte der Junge.

Hermione fühlte einen Stich der Enttäuschung. Sie wünschte sich, sie hatte ihn nicht gefühlt, der Junge war schließlich kein Lehrer, aber es war trotzdem eine Prüfung und sie hatte eine Frage falsch beantwortet, was sich anfühlte wie ein kleiner Schlag in die Magengrube.

(Dass sie sich dadurch nie hatte aufhalten oder auch nur von ihrer Liebe zu Prüfungen abbringen lassen, sagte einem nahezu alles, was man über Hermione Granger wissen musste.)

Das traurige ist, sagte der Junge, Du hast wahrscheinlich alles getan, was Deine Bücher Dir gesagt haben. Du hast eine Voraussage gemacht, die zwischen einer verzauberten und einer nicht verzauberten Robe unterscheidet, und Du hast sie überprüft, und die Null-Hypothese, dass die Robe nicht verzaubert ist, verworfen. Aber wenn Du nicht die wirklich allerbesten Bücher liest, werden sie Dir nicht beibringen, wie man Wissenschaft wirklich richtig und gut betreibt. Gut genug, um wirklich die richtigen Antworten zu bekommen, meine ich, und nicht nur, um noch eine weitere Veröffentlichung zu produzieren, worüber Dad immer wieder stöhnt. Also lass mich Dir erklären — ohne die Antwort zu verraten —, was Du diesmal falsch gemacht hast, und ich gebe Dir noch mal eine Chance.

Allmählich ärgerte sie sich über den ach-so-überlegenen Tonfall dieses Jungen, obwohl er auch nur ein Efjähriger war wie sie, aber das war nebensächlich gegenüber dem, herauszufinden, was sie falsch gemacht hatte. Okay.

Der Junge machte ein konzentriertes Gesicht. "Dies ist ein Spiel, das auf einem berühmten Experiment namens 2-4-6-Aufgabe beruht, und es geht so. Ich habe eine Regel, die mir bekannt ist, aber nicht Dir, die auf manche Tripel von Zahlen passt und auf andere nicht. 2-4-6 ist ein Beispiel für ein Tripel, das der Regel entspricht. Moment… lass mich die Regel aufschreiben, damit Du weißt, dass es eine feste Regel ist, und zusammenfalten und Dir geben.

Der Junge sagte Papier und Druckbleistift zu seinem Beutel, und sie schloss fest ihre Augen, als er schrieb.

Da, sagte der Junge, und hielt ihr ein fest zusammengefaltetes Stück Papier hin. Steck das in die Tasche, und sie tat es.

Das Spiel geht jetzt so, sagte der Junge, dass Du mir ein Tripel von Zahlen gibst, und ich sage 'Ja', wenn die Regel auf diese Zahlen zutrifft, und 'Nein', falls nicht. Ich bin die Natur, die Regel ist eins meiner Gesetze, und Du erforschst mich. Du weißt bereits, dass 2-4-6 ein 'Ja' gibt. Wenn Du alle weiteren Experimente durchgeführt hast, mich nach so vielen Tripeln gefragt hast, wie Du für notwendig hältst, hörst Du auf und rätst die Regel, und dann kannst Du das Papier auffalten und nachsehen, ob Du recht hast. Verstehst Du das Spiel?

Natürlich tue ich das, sagte Hermione.

Los.

4-6-8, sagte Hermione.

Ja, sagte der Junge.

10-12-14, sagte Hermione.

Ja, sagte der Junge.

Hermione versuchte, noch etwas weiträumiger zu denken, weil es zwar so schien, als hätte sie alle Untersuchungen schon getan, die sie brauchte, aber es konnte doch nicht so einfach sein, oder?

1-3-5.

Ja.

Minus 3, minus 1, plus 1.

Ja.

Hermione kam auf nichts mehr, was sie noch tun konnte. Die Regel ist, dass die Zahlen sich immer um zwei erhöhen.

Jetzt nimm an, ich sage Dir, sagte der Junge, dass diese Aufgabe schwerer ist, als sie scheint, und nur 20 % der Erwachsenen sie richtig lösen.

Hermione runzelte die Stirn. Was hatte sie übersehen? Dann fiel ihr plötzlich noch ein Test ein, den sie durchführen musste.

2-5-8! sagte sie triumphierend.

Ja.

10-20-30!

Ja.

Die richte Antwort ist, dass die Zahlen immer um das gleiche ansteigen. Das muss nicht 2 sein.

Gut, sagte der Junge, nimm das Papier und sieh nach, ob Du recht hast.

Hermione nahm das Papier aus der Tasche und entfaltete es.

Drei reelle Zahlen in aufsteigender Reihenfolge, von der niedrigsten zur höchsten.

Hermione klappte das Kinn herunter. Sie hatte das deutliche Gefühl, als wäre ihr etwas unfaires angetan worden, dass der Junge ein verdammter elender kleiner Lügner war, aber wenn sie zurückdachte, kam sie auf keine einzige falsche Antwort, die er ihr gegeben hatte.

Was Du gerade entdeckt hast, nennt man 'Bestätigungsfehler', sagte der Junge. Du hattest eine Regel im Kopf, und Du hast Dir Tripel ausgedacht, bei denen die Regel 'Ja' sagt. Aber Du hast keine Tripel ausprobiert, zu denen die Regel hätte 'Nein' sagen sollen. Tatsächlich hast Du kein einziges 'Nein' bekommen, also hätte die Regel genausogut 'drei beliebige Zahlen' lauten können. Auf dieselbe Art denken sich Leute Experimente aus, die ihre Hypothesen bestätigen, anstatt sich Experimente auszudenken, die sie falsifizieren können — das ist nicht genau der gleiche Fehler, aber er ist nahe daran. Du muss lernen, auf die negative Seite der Dinge zu sehen, in die Dunkelheit zu schauen. Wenn man dieses Experiment durchführt, kommen nur 20 % der Erwachsenen auf die richtige Antwort. Viele denken sich phantastisch komplizierte Hypothesen aus und haben großes Vertrauen in ihre falschen Antworten, weil sie so viele Experimente durchgeführt haben, und alles kam heraus wie erwartet.

Also, sagte der Junge, willst Du es noch mal mit dem ursprünglichen Problem probieren?

Er sah sie sehr aufmerksam an, als wäre das jetzt der eigentliche Test.

Hermione schloss die Augen und versuchte, sich zu konzentrieren. Sie schwitzte unter ihrer Robe. Sie hatte das eigenartige Gefühl, das dies das schwierigste war, was sie je bei einer Prüfung gefragt worden war, oder vielleicht das erste Mal überhaupt, dass sie bei einer Prüfung nachdenken sollte.

Was für ein Experiment konnte sie noch durchführen? Sie hatte einen Schokoladenfrosch, könnte sie davon etwas auf die Robe schmieren und sehen, ob es verschwand? Aber das schien immer noch nicht dieses verdrehte negative Denken zu sein, das der Junge verlangte. Als würde sie immer noch nach einem 'Ja' fragen, wenn der Schokoladenfroschfleck verschwand, anstatt nach einem 'Nein'.

Also… zu ihrer Hypothese… wann sollte die Brause… nicht verschwinden?

Ich muss noch ein Experiment durchführen, sagte Hermione. Ich will etwas von der Brause auf den Boden gießen, und sehen, ob es vielleicht nicht verschwindet. Hast Du vielleicht Papierhandtücher in Deinem Beutel, damit ich den Fleck aufwischen kann, wenn es nicht funktioniert?

Ich habe Servietten, sagte der Junge wieder mit ausdruckslosem Gesicht.

Hermione nahm die Dose und goß ein wenig Brause auf den Boden.

Ein paar Sekunden später verschwand die Brause.

Dann traf sie das Verstehen mit einem Schlag, und sie dachte, sie könnte sich ohrfeigen. Natürlich! Du hast mir die Dose gegeben! Es ist nicht die Robe, die verzaubert ist, es war die ganze Zeit die Brause!

Der Junge stand auf und verbeugte sich feierlich vor ihr. Dann grinste er breit. Also… darf ich Ihnen bei Ihrer Forschung helfen, Hermione Granger?

Ich, äh... Hermione war ganz euphorisch, aber sie wusste nicht recht, was sie darauf sagen sollte.

Ein schwaches, zögerndes, sehr zurückhaltendes Klopfen an der Tür unterbrach sie.

Der Junge drehte sich weg, sah aus dem Fenster, und sagte Ich trage meinen Schal nicht, könntest Du das erledigen?

An diesem Punkt wurde Hermione klar, warum der Junge — nein, der Junge-Der-Überlebte, Harry Potter — überhaupt den Schal um seinen Kopf getragen hatte, und sie kam sich etwas dumm vor, dass ihr das nicht früher eingefallen war. Es war wirklich etwas komisch, weil sie gedacht hätte, Harry Potter würde sich stolz der Welt präsentieren; ihr kam der Gedanke, dass er vielleicht doch schüchterner war als es schien.

Als Hermione die Tür öffnete, wurde sie von einem zitternden Jungen angesprochen, der genau so aussah, wie er geklopft hatte.

Entschuldige bitte, sagte der Junge mit schüchterner Stimme, ich bin Neville Longbottom. Ich suche meine Kröte, ich, ich kann sie nirgends in diesem Wagen finden… hast Du meine Kröte gesehen?

Nein, sagte Hermione, und dann kam ihre Hilfsbereitschaft voll in Gang. Hast Du in allen anderen Abteilen gesucht?

Ja, flüsterte der Junge.

Dann müssen wir einfach in allen anderen Wagen suchen, sagte Hermione munter. Ich helfe Dir. Mein Name ist übrigens Hermione Granger.

Der Junge wirkte, als könnte er vor Dankbarkeit in Ohnmacht fallen.

Moment, war die Stimme des anderen Jungen zu hören — Harry Potter. Ich bin nicht sicher, dass das die beste Methode ist.

Daraufhin sah Neville aus, als wollte er weinen, und Hermione drehte sich wütend um. Wenn Harry Potter einer war, der einen kleinen Jungen im Stich lassen würde, nur weil er nicht unterbrochen werden wollte… Was? Wieso nicht?

Nun, sagte Harry Potter, es wird eine Weile dauern, den ganzen Zug selber abzusuchen, und wir könnten die Kröte trotzdem übersehen, und wenn wir sie nicht gefunden haben, wenn wir in Hogwarts ankommen, hätten wir ein Problem. Also wäre es viel sinnvoller, gleich in den ersten Wagen zu gehen, wo die Präfekten sind, und einen von ihnen um Hilfe zu bitten. Das war das erste, was ich tat, Hermione, als ich Dich suchte, obwohl sie es tatsächlich nicht wussten. Aber vielleicht haben sie irgendeinen Zauber oder magische Dinge, mit denen es einfacher ist, eine Kröte zu suchen. Wir sind nur Erstklässler.

Das… war tatsächlich ziemlich vernünftig.

Glaubst Du, Du kannst es alleine schaffen zum Wagen der Präfekten? fragte Harry Potter. Ich habe sozusagen Gründe, mein Gesicht nicht allzusehr herumzuzeigen.

Nevill schnappte plötzlich nach Luft und schrekcte zurück. Ich kenne diese Stimme! Du bist einer von den Lords des Chaos! Du bist der, der mir die Schokolade gegeben hat!

Was? Was was was?

Harry Potter wandte sich vom Fenster weg und erhob sich dramatisch. Niemals! sagte er mit entrüsteter Stimme. Sehe ich aus wie ein Schurke, der kleinen Kindern Süßigkeiten gibt?

Nevilles Augen verengten sich. Du bist Harry Potter? Der Harry Potter? Du?

Nein, nur ein Harry Potter, es gibt drei davon in diesem Zug —

Neville schrie spitz auf und rannte davon. Es war ein kurzes Trappeln jagender Schritte zu hören, und dann das Geräusch, wie sich eine Waggontür öffnete und wieder schloss.

Hermione plumpste auf ihren Sitz. Harry Potter schloss die Tür und setzte sich neben sie."

Kannst Du mir bitte erklären, was hier los ist? sagte Hermione mit schwacher Stimme. Sie fragte sich, ob Harry Potters Gegenwart immer bedeutete, dass man so verwirrt war.

Oh, ach, was passierte, war, dass Fred und George und ich diesen kleinen Jungen auf dem Bahnhof sahen — die Frau bei ihm war gerade einen Moment weggegangen, und er sah wirklich ängstlich aus, als ob er sicher wäre, von Todessern angegriffen zu werden oder so. Also, man sagt, dass die Furcht vor etwas oft schlimmer ist als die Sache selbst, also fiel mir ein, dass dieser Junge tatsächlich davon profitieren könnte, dass sein schlimmster Alptraum wahr würde, und er merken würde, dass es gar nicht so schlimm wäre wie befürchtet —

Hermione saß da, ihr Mund weit offen.

— und Fred und George hatten die Idee mit diesem Zauber, die Schals über unseren Gesichtern dunkel und verschwommen zu machen, als wären wir untote Könige und das wären unsere Leichtücher —

Ihr gefiel nicht, in welche Richtung das ging.

— und nachdem wir ihm alle Süßigkeiten gegeben hatte, die ich gekauft hatte, machten wir, 'Geben wir ihm Geld! Ha ha ha! Hier, ein paar Knut, Junge! Nimm eine silberne Sichel!' und tanzten um ihn herum und lachten böse und so weiter. Ich glaube, da waren welche unter den Leuten, die sich eigentlich einmischen wollten, aber der Zuschauereffekt hielt sie davon ab, mindestens bis sie sahen, was wir wirklich taten, und dann waren sie zu verwirrt, um etwas zu tun. Schließlich sagte er mit diesem leisen Flüstern 'geht weg', und wir drei liefen schreiend davon und kreischten etwas von, das Licht würde uns verbrennen. Und hoffentlich wird er in Zukunft nicht mehr so viel Angst davor haben, dass er schikaniert wird. Das heißt übrigens Desensibilisierungstherapie.

Ah, da hatte sie falsch vermutet, in welche Richtung das gehen würde.

Das brennende Feuer der Entrüstung, eine von Hermiones wichtigsten Energien, kam in Gang, obwohl sie zum Teil schon verstand, was sie eigentlich vorgehabt hatten. Das ist furchtbar! Ihr seid furchtbar! Der arme Junge! Das war gemein, was ihr getan habt!

Ich glaube, das Wort, das Du suchst, ist 'amüsant', und auf jeden Fall stellst Du die falsche Frage. Die Frage ist, tat es mehr Nutzen als Schaden, oder mehr Schaden als Nutzen? Wenn Du zu dieser Frage etwas beizusteuern hast, höre ich gerne zu, aber ich werde keine andere Kritik in Betracht ziehen, bis das geklärt ist. Ich stimme durchaus zu, dass was ich getan habe furchtbar und schikanös und gemein aussieht, weil wir einem kleinen Jungen Angst gemacht haben und so, aber das ist doch nicht der entscheidende Punkt, oder? Das nennt sich übrigens Konsequentialismus, und bedeutet, ob etwas richtig oder falsch ist, richtet sich nicht danach, ob etwas böse aussieht oder gemein oder irgendwas in der Art, die einzige Frage ist, was kommt am Ende heraus, was sind die Konsequenzen.

Hermione öffnete den Mund, um etwas ausgesprochen beißendes von sich zu geben, aber unglücklicherweise schien sie den Teil vergessen zu haben, wo sie nachgedacht hätte, was sie sagen wollte, bevor sie den Mund öffnete. Alles, was ihr einfiel, war und wenn er davon Alpträume kriegt?

Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass er für Alpträume unsere Hilfe braucht, und wenn er Alpträume hiervon hat, dann sind es Alpträume von Monstern, die ihm Schokolade geben, und das war eigentlich genau die Idee.

Hermiones Gehirn hatte jedes Mal Schluckauf vor Verwirrung, wenn sie versuchte, angemessen wütend zu werden. Ist Dein Leben immer so seltsam? sagte sie schließlich.

Harry Potter strahlte vor Stolz. Ich mache es so seltsam. Du siehst hier das Produkt von einer Menge harter Arbeit und Muskelschmalz.

Aha... sagte Hermione, und wusste nichts weiter zu sagen.

Also, sagte Harry Potter, wieviel weißt Du genau von Wissenschaft? Ich kann Analysis, und ich weiß etwas von Bayesscher Wahrscheinlichkeitstheorie und Entscheidungstheorie und eine Menge Kognitionswissenschaft, und ich habe die Feynman-Vorlesungen gelesen (naja, den ersten Band) und Judgment Under Uncertainty: Heuristics and Biases und Language in Thought and Action und Die Psychologie des Überzeugens und Rational Choice in an Uncertain World und Gödel, Escher, Bach und A Step Farther Out und —

Das nun folgende Frage- und Gegenfrage-Spiel zog sich einige Minuten hin, bis ein erneutes furchtsames Klopfen an die Tür sie unterbrach. Herein, sagten Hermione und Harry Potter nahezu gleichzeitig; die Tür wurde zurückgezogen, und davor stand Neville Longbottom.

Neville weinte jetzt richtig. Ich bin zum ersten Wagen gegangen und fand einen P-Präfekten und er sagte, dass man die Präfekten mit Kleinigkeiten wie verlorenen Kröten nicht behelligen soll.

Das Gesicht des Jungen-Der-Überlebte zog sich zusammen. Seine Lippen wurden eine schmale Linie. Als er sprach, war seine Stimme kalt und erbittert. Was waren seine Farben? Grün und Silber?

N-nein, sein Abzeichen war Rot und Gold.

Rot und Gold! rief Hermione aus. Aber das sind die Gryffindor-Farben!

Harrys Antwort war ein wütendes Zischen, ein beängstigender Ton, der wie von einer lebenden Schlange klang und sie und Neville zurückweichen ließ. Ich schätze, die Kröte eines Erstklässlers zu finden ist nicht heroisch genug für einen Gryffindor-Präfekten. Komm, Neville, diesmal komme ich mit Dir, und wir sehen mal, ob der Junge-Der-Überlebte etwas mehr Aufmerksamkeit bekommt. Wir suchen einen Präfekten, der einen Zauber weiß, und wenn das nicht klappt, suchen wir einen Präfekten, der keine Angst davor hat, sich die Hände schmutzig zu machen, und wenn das nicht klappt, trommle ich meine Fans zusammen und wenn notwendig, dann nehmen wir diesen ganzen Zug Schraube für Schraube auseinander.

Der Junge-Der-Überlebte stand auf und nahm Nevilles Hand in seine, und Hermione stellte mit einen plötzlichen Schluckauf des Gehirns fest, dass beide fast die gleiche Größe hatten, obwohl ein Teil von ihr darauf bestand, dass Harry Potter eigentlich einen Fuß größer war und Neville mindestens sechs Zoll kleiner.

Bleib hier! bellte Harry sie an — nein, Moment, seinen Koffer — und schloss die Tür fest hinter sich.

Sie hätte wohl mit den beiden gehen sollen, aber für einen kurzen Moment war Harry Potter so furchteinflößend geworden, dass sie ganz froh war, dass sie das nicht vorgeschlagen hatte.

Hermiones war jetzt so durcheinander im Kopf, dass sie nicht mal mehr Geschichte Hogwarts' weiterlesen mochte. Sie fühlte sich wie von einer Dampfwalze überrollt und zu einem Pfannkuchen gepresst. Sie war sich nicht mehr sicher, was sie dachte oder fühlte und warum. Sie saß nur noch am Fenster und starrte auf die vorbeiziehende Landschaft.

Nun, immerhin wusste sie, warum sie sich ein klein wenig traurig fühlte.

Vielleicht war Gryffindor doch nicht so großartig, wie sie gedacht hatte.

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Kapitel 9: Titel bearbeitet, Teil I

All your base are belong to J. K. Rowling.

1000 BESPRECHUNGEN IN 16 TAGEN JUHU SUPERDUPER! 20 TAGE 1189 BESPRECHUNGEN ES GEHT WEITER! YEAH! IHR SEID DIE BESTEN! DAS IST SPARTAAAAAA!

Ähem.

Die Quarks der dritten Generationen wurden auch Truth und Beauty genannt, bevor die Namen Top und Bottom sich durchsetzten. Ich wurde etwa zur selben Zeit wie Hermione geboren, und als ich elf war, benutzte ich Truth und Beauty.

Als ich Teil I dieses Kapitels zum ersten Mal veröffentlichte, sagte ich, wenn irgendjemand vor dem nächsten Update herausbekäme, wovon der letzte Satz handelt, würde ich Ihnen den gesamten Rest der Geschichte verraten.


Man weiß nie, was für ein winziges Ereignis einem den gesamten Ablauf seines Masterplans durcheinanderbringen kann.


Abbott, Hannah!

Pause.

HUFFLEPUFF!

Bones, Susan!

Pause.

HUFFLEPUFF!

Boot, Terry!

Pause.

RAVENCLAW!

Harry sah kurz zu seinem neuen Hausgenossen, vor allem, um einen kurzen Blick auf sein Gesicht zu werfen. Er versuchte immer noch, sich wieder in den Griff zu bekommen nach seinem Erlebnis mit den Geistern. Das traurige, wirklich traurige, wirklich wahrhaft traurige daran war, dass er sich anscheinend tatsächlich schon wieder in den Griff bekam. Das kam ihm unpassend vor. Als ob es mindestens einen Tag hätte dauern sollen. Vielleicht auch ein ganzes Leben. Vielleicht auch… nie.

Corner, Michael!

Lange Pause.

RAVENCLAW!

Am Pult vor dem großen Lehrertisch stand Professor McGonagall, sorgsam gekleidet und konzentriert in die Runde blickend, während sie die Namen der Reihe nach aufrief, aber angelächelt hatte sie nur Hermione und wenige andere. Hinter ihr auf dem höchsten Stuhl am Tisch — eigentlich mehr ein goldener Thron — saß ein runzliger Greis mit Brille, mit einem silberweißen Bart, der aussah, als würde er bis zum Boden reichen, wenn er bis dahin sichtbar wäre. Er beobachtete das Sortieren mit gütigem Gesicht, so stereotyp in seiner Erscheinung, wie ein Weiser Alter Mann nur sein konnte, ohne orientalisch zu sein. (Harry hatte allerdings gelernt, auf der Hut zu sein vor stereotypischen Erscheinungen, als er Professor McGonagall zum ersten Mal gesehen hatte und dachte, sie müsste keckernd lachen.) Der uralte Zauberer applaudierte jedem einsortierten Schüler mit einem unerschütterlichen Lächeln, das bei jedem einzelnen aufs Neue hocherfreut wirkte.

Zur Linken des goldenen Throns saß ein Mann mit stechendem Blick und einem mürrischen Gesicht, der es fertig brachte, jedes Mal direkt zurückzuschauen, wenn Harry ihn ansah. Weiter zur Linken der bleiche Mann, den Harry im Leaky Cauldron gesehen hatte. Seine Blicke zuckten wie in Panik über die Menge, und er schien sich gelegentlich in seinem Sitz ruckartig hin und her zu werfen; aus irgendeinem Grund musste Harry ihn immer wieder anstarren. Zur Linken dieses Mannes saß eine Reihe von drei älteren Hexen, die an den Schülern nicht nennenswert interessiert schienen. Auf der rechten Seite des goldenen Throns eine rundgesichtige Hexe in mittlerem Alter mit einem gelben Hut, die jedem Schüler applaudierte außer den Slytherins. Ein winziger Mann, der auf seinem Stuhl stand, mit einem bauschigen weißen Bart, der allen Schülern applaudierte, aber nur bei den Ravenclaws lächelte. Und ganz am rechten Ende benötigte die enorme Gestalt von dem, der sie alle begrüßt hatte, als sie aus dem Zug stiegen, soviel Platz wie drei der anderen — Hagrid, Hüter der Schlüssel und der Ländereien.

Ist der Mann, der auf seinem Stuhl steht, der Hauslehrer von Ravenclaw? flüsterte Harry Hermione ins Ohr.

Ausnahmsweise antwortete Hermione nicht sofort; sie schob sich die ganze Zeit von links nach rechts, starrte auf den Sprechenden Hut und zappelte derart, dass Harry dachte, ihre Füße würden gleich vom Boden abheben.

Ja, das ist er, sagte eine von den Präfekten, die sie begleitet hatten, eine junge Frau im Blau von Ravenclaw. Miss Clearwater, wenn Harry sich richtig erinnerte. Ihre Stimme war ruhig, ließ aber einen Anflug von Stolz durchklingen. Das ist Hogwarts' Professor für Zaubersprüche, Filius Flitwick, der bedeutendste Zaubersprüche-Meister unserer Zeit und früherer Duell-Champion —

Warum ist er so klein? zischte ein Student, an dessen Name Harry sich nicht erinnerte. Ist er ein Mischling?

Ein kalter Seitenblick von der jungen Präfektin. Der Professor hat in der Tat Kobold-Vorfahren —

Wie? sagte Harry unwillkürlich, worauf ihn Hermione und vier weitere Schüler anzischten.

Jetzt bekam Harry einen überraschend einschüchternden bösen Blick von der Ravenclaw-Präfektin.

Ich meine — flüsterte Harry, nicht, dass ich damit ein Problem habe — ist ist nur — ich meine — wie kann das sein? Man kann nicht einfach zwei Arten mischen und lebende Nachkommen hervorbringen! Das würde den genetischen Bauplan für jedes Organ durcheinanderbringen, das zwischen den Arten verschieden ist — es ist, als würde man, sie hatten keine Autos, also konnte er keine Analogie mit verwürfelten Motoren-Bauplänen bringen, ein Halb-Kutsche-Halb-Boot bauen oder sowas...

Die Ravenclaw-Präfektin sah Herry immer noch streng an. Warum könnte man kein Halb-Kutsche-Halb-Boot bauen?

Schscht! schschte ein anderer Präfekt, obwohl die Hexe aus Ravenclaw immer noch leise gesprochen hatte.

Ich meine — sagte Harry noch leiser, während er überlegte, wie er fragen konnte, ob Kobolde sich auf Menschen entwickelt hatte, oder von einem gemeinsamen Vorfahren abstammten wie dem Homo Erectus, oder ob Kobolde irgendwie aus Menschen gemacht worden waren — wenn sie etwa genetisch immer noch Menschen wären, aber mit einer vererblichen Verzauberung, deren Wirkung abgeschächt wurde, wenn nur eins der Elternteile 'Kobold' war, was erklären würde, warum Kreuzen möglich war, und in dem Fall wären Kobolde doch kein unfassbar wertvoller zweiter Datenpunkt dafür, wie sich Intelligenz in Arten außer dem Homo Sapiens entwickelt hatte — jetzt, wo Harry daran dachte, hatten die Kobolde in Gringotts nicht besonders deutlich wie außerirdische, nichtmenschliche Intelligenzen gewirkt, nicht wie Dirdir oder Puppenspieler — Ich meine, woher kommen Kobolde denn eigentlich?

Litauen, flüsterte Hermione abwesend, ihre Augen weiterhin auf den Sprechenden Hut fixiert.

Dafür bekam Hermione ein Lächeln von der Präfektin.

Vergiss es, flüsterte Harry.

Am Pult rief Professor McGonagall auf, Goldstein, Anthony!

RAVENCLAW!

Neben Harry zappelte Hermione so sehr auf ihren Zehenspitzen, dass ihre Füße wirklich bei jedem Hüpfer vom Boden abhoben.

Goyle, Gregory!

Es gab einen langen, angespannten Moment der Stille unter dem Hut. Fast eine Minute.

SLYTHERIN!

Granger, Hermione!

Hermione stürmte los und rannte mit voller Geschwindigkeit zum Sprechenden Hut und rammte sich das geflickte alte Leder mit einem solchen Schwung auf den Kopf, dass Harry zusammenzuckte. Hermione war es nun gerade, die ihm vom Sprechenden Hut erzählt hatte, aber jetzt behandelte sie ihn jedenfalls nicht wie ein unersetzliches 800 Jahre altes Artefakt vergessener Magie von entscheidender Bedeutung, das dabei war, komplizierte Telepathie mit ihrem Geist auszuführen, und dabei nicht in besonders guter physischer Verfassung zu sein schien.

RAVENCLAW!

Und um von ausgemachten Sachen zu sprechen. Harry verstand nicht, warum Hermione deswegen überhaupt so angespannt war. In welchem verrückten alternativen Universum würde dieses Mädchen denn nicht nach Ravenclaw sortiert werden? Wenn Hermione Granger nicht nach Ravenclaw kam, dann gab es für Ravenclaw doch keinen guten Grund zu existieren.

Hermione kam am Ravenclaw-Tisch an und bekam ihren pflichtbewussten Jubel; Harry fragte sich, ob der Jubel lauter, oder etwa leiser gewesen wäre, hätten sie geahnt, was für eine Konkurrenz sie gerade an ihrem Tisch willkommen hießen. Harry kannte die Zahl π bis 3.141592, weil eine Genauigkeit von einem Millionstel genug für die meisten praktischen Anwendungen war. Hermione kannte einhundert Ziffern von π, weil soviele Ziffern hinten in ihrem Mathematikbuch abgedruckt waren.

Harry war froh zu sehen, dass Neville Longbottom nach Hufflepuff kam. Wenn das Haus wirklich die Loyalität und Kameradschaft so verkörperte, für die es stand, dann würde ein Haus voll verlässlicher Freunde Neville sehr gut tun. Die schlauen Kinder nach Ravenclaw, die bösen nach Slytherin, Möchtegernhelden nach Gryffindor, und die, die wirklich die Arbeit erledigen, nach Hufflepuff.

(Obwohl Harry recht gehabt hatte, als erstes einen Ravenclaw-Präfekten zu fragen. Die junge Frau hatte nicht einmal von ihrer Lektüre aufgesehen oder erkannt, wer Harry war, sondern nur einen Zauberstab in Nevilles Richtung gehalten und etwas gemurmelt. Daraufhin bekam Neville ein benebeltes Gesicht, ging zum fünften Wagen von vorne in das vierte Abteil links und fand dort seine Kröte.)

Malfoy, Draco! kam nach Slytherin, und Harry tat einen kleinen erleichterten Seufzer. Das hatte eigentlich ziemlich sicher ausgesehen, aber man wusste nie, was für ein winziges Ereignis einem den gesamten Ablauf seines Masterplans durcheinanderbringen kann.

Professor McGonagall rief Perks, Sally-Anne!, und aus den versammelten Kindern erhob sich ein bleiches, dürres Mädchen, das eigenartig ätherisch wirkte — als könnte sie auf mysteriöse Weise für immer verschwinden, wenn man aufhörte, sie anzusehen, und niemand würde sich an sie erinnern.

Und dann (mit einem Hauch von Beklemmung, den sie so bedacht aus ihrer Stimme und ihrem Gesicht fernhielt, dass man sie schon sehr gut kennen musste, um ihn zu spüren) atmete Minerva McGonagall tief ein und rief Potter, Harry!

Plötzlich war es still im Saal.

Alle Unterhaltung verstummte.

Alle Augen wandten sich zu ihm.

Zum ersten Mal in seinem Leben kam es Harry vor, als hätte er eine Gelegenheit für Lampenfieber.

Harry schluckte dieses Gefühl sofort herunter. Daran, dass ihn ganze Säle voll Menschen ihn anstarrten, musste er sich wohl gewöhnen, wenn er im magischen Britannien leben oder überhaupt irgendetwas interessantes mit seinem Leben anfangen wollte. Mit einem selbstbewussten und falschen Lächeln auf den Lippen hob er einen Fuß, um loszugehen —

Harry Potter! rief entweder Fred oder George Weasley, und dann rief Harry Potter! der andere Weasley-Zwilling, und einen Moment später der ganze Gryffindor-Tisch, und gleich darauf nahm ein guter Teil von Ravenclaw und Hufflepuff den Ruf auf.

Harry Potter! Harry Potter! Harry Potter!

Und Harry Potter ging vor. Viel zu langsam, stellte er auf einmal fest, aber da war es für ihn schon zu spät, seinen Schritt zu ändern, ohne dass es peinlich wurde.

Harry Potter! Harry Potter! HARRY POTTER!

Mit einer nur zu guten Ahnung davon, was sie sehen würde, drehte sich Minerva McGonagall zum Lehrertisch um.

Trelawny wedelte sich verzweifelt Luft zu, Filius sah neugierig zu, Hagrid klatschte im Takt, Sprout wirkte ernst, Vector und Sinistra irritiert, und Quirrel starrte leer ins Nichts. Albus lächelte gütig. Und Severus Snape griff seinen leeren Weinbecher, die Knöchel weiß, so fest, dass sich das Silber langsam verformte.

Mit einem breiten Grinsen verbeugte sich Harry hierhin und dorthin, als er zwischen der vier Tischen der Häuser durchging, und ging mit erhabenem Schritt wie ein Prinz, der sein ererbtes Schloss übernimmt.

Rette uns von noch ein paar Dunklen Lords! rief einer der Weasley-Zwillinge, und dann andere Vor allem, wenn es Professoren sind! zum großen Gelächter von allen Tischen außer Slytherin.

Minervas Lippen pressten sich zu einer weißen Linie zusammen. Sie würde mit den schrecklichen Weasleys ein Wörtchen zu reden haben über diesen letzten Teil, wenn sie dachten, sie hätte keine Handhabe, weil es der erste Schultag war und Gryffindor noch keine Punkte hatte, die sie ihnen abziehen konnte. Wenn ihnen Nachsitzen egal war, würde sie etwas anderes finden.

Dann schnappte sie vor Schreck nach Luft, sie sah in Severus' Richtung, sicher musste ihm klar sein, dass der Potter-Junge keine Ahnung haben konnte, von wem hier die Rede war —

Severus' Gesicht hatte sich über die Wut hinaus in einen Ausdruck angenehmer Gleichgültigkeit verwandelt. Ein Hauch eines Lächeln spielte um seine Lippen. Er sah in Harry Potters Richtung, nicht zum Gryffindor-Tisch, in seinen Händen die zerdrückten Überreste eines ehemaligen Weinbechers.

Harry Potter ging vorwärts mit einem eingefrorenen Lächeln und fühlte sich innerlich warm, aber gleichzeitig irgendwie elend.

Sie jubelten ihm zu für etwas, was er getan hatte, als er ein Jahr alt gewesen war. Etwas, das noch nicht einmal ganz erledigt war. Irgendwo, irgendwie war der Dunkle Lord noch am Leben. Würden sie genauso laut jubeln, wenn sie das wüssten?

Aber die Macht des Dunklen Lords war schon einmal gebrochen worden.

Und Harry würde sie wieder beschützen. Wenn es wirklich eine Prophezeiung gab und es das war, was sie sagte. Eigentlich unabhängig davon, was irgendeine verdammte Prohezeiung sagte.

All diese Leute, die an ihn glaubten und ihm zujubelten — Harry konnte das einfach nicht falsch sein lassen. Aufflammen und verglühen wie so viele Wunderkinder. Eine Enttäuschung sein. Seinem Ruf als Symbol des Lichts nicht gerecht werden, wie auch immer er ihn erworben hatte. Er würde absolut, definitiv, egal wie lange er brauchte und auch, wenn es ihn umbrachte, ihre Erwartungen erfüllen. Und dann weitermachen und diese Erwartungen übertreffen, so dass sich die Menschen im Nachhinein fragten, warum sie einmal so wenig von ihm erwartet hatten.

HARRY POTTER! HARRY POTTER! HARRY POTTER!

Harry ging seine letzten Schritte zum Sprechenden Hut. Er machte noch eine Verbeugung zum Orden den Chaos am Gryffindor-Tisch, drehte sich um verbeugte sich vor der anderen Seite des Saals, und wartete, bis der Applaus und das Kichern erstarben.

(Im Hinterkopf fragte er sich, ob der Sprechende Hut im eigentlichen Sinne Bewusstsein besaß, so dass er sich selbst darüber bewusst war, und falls ja, ob er damit zufrieden war, nur einmal im Jahr mit Elfjährigen zu sprechen. Sein Lied hatte danach geklungen: Oh, ich bin der Sprechende Hut und mir geht es gut, das ganze Jahr ich schlafen mag und arbeite nur einen Tag...)

Als im Raum wieder Stille herrschte, setzte Harry sich auf den Hocker und plazierte das 800 Jahre alte telepathische Artefakt vergessener Magie sorgfältig auf seinem Kopf.

Er dachte, so fest wie er konnte: Sortier mich noch nicht ein! Ich habe Fragen, die ich Dir stellen muss! Bin ich jemals obliviert worden? Hast Du den Dunklen Lord als Kind einsortiert, und kannst Du mir etwas über seine Schwächen sagen? Kannst Du mir sagen, warum ich den Bruder seines Zauberstabs bekommen habe? Ist der Geist des Dunklen Lords an meine Narbe gefesselt, und ist es das, warum ich manchmal so wütend werde? Das sind die wichtigsten Fragen, aber wenn Du noch etwas Zeit hast, kannst Du mir irgendetwas darüber sagen, wie man die verlorene Magie wiederentdecken kann, die Dich geschaffen hat?

In die Stille von Harrys Geist, wo bisher nie eine Stimme außer einer gewesen war, sprach eine zweite, ungewohnte Stimme, und sie klang eindeutig besorgt:

Oh je. Das hatten wir ja noch nie...

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Kapitel 10: Selbsterkenntnis, Teil II

All your base are still belong to Rowling.


Und jetzt werden wir uns anhören, wie der Sprechende Hut seine Fassung von Evanescences My Immortal singt, was wir noch nie hatten.

Das war ein Witz.


...er fragte sich, ob der Sprechende Hut im eigentlichen Sinne Bewusstsein besaß, so dass er sich selbst darüber bewusst war, und falls ja, ob er damit zufrieden war, nur einmal im Jahr mit Elfjährigen zu sprechen. Sein Lied hatte danach geklungen: Oh, ich bin der Sprechende Hut und mir geht es gut, das ganze Jahr ich schlafen mag und arbeite nur einen Tag...

Als im Raum wieder Stille herrschte, setzte Harry sich auf den Hocker und plazierte das 800 Jahre alte telepathische Artefakt vergessener Magie sorgfältig auf seinem Kopf.

Er dachte, so fest wie er konnte: Sortier mich noch nicht ein! Ich habe Fragen, die ich Dir stellen muss! Bin ich jemals obliviert worden? Hast Du den Dunklen Lord als Kind einsortiert, und kannst Du mir etwas über seine Schwächen sagen? Kannst Du mir sagen, warum ich den Bruder seines Zauberstabs bekommen habe? Ist der Geist des Dunklen Lords an meine Narbe gefesselt, und ist es das, warum ich manchmal so wütend werde? Das sind die wichtigsten Fragen, aber wenn Du noch etwas Zeit hast, kannst Du mir irgendetwas darüber sagen, wie man die verlorene Magie wiederentdecken kann, die Dich geschaffen hat?

In die Stille von Harrys Geist, wo bisher nie eine Stimme außer einer gewesen war, sprach eine zweite, ungewohnte Stimme, und sie klang eindeutig besorgt:

Oh je. Das hatten wir ja noch nie...

Was?

Anscheinend bin ich mir selbst bewusst geworden.

WAS?

Es gab einen wortlosen telepathischen Seufzer. "Obwohl ich einiges an Speicher habe und ein bisschen unabhängige Rechenleistung, kommt meine hauptsächliche Intelligenz von den geborgten kognitiven Fähigkeiten der Kinder, auf deren Kopf ich sitze. Ich bin im wesentlichen eine Art Spiegel, durch den sich die Kinder selbst einsortieren. Aber die meisten Kinder nehmen es einfach hin, dass ein Hut mit ihnen spricht und fragen sich nicht, wie der Hut überhaupt funktioniert, so dass der Spiegel nicht selbst-reflektierend ist. Und vor allem fragen sie sich nicht, ob ich ein Bewusstsein habe in dem Sinne, dass ich mir meines Bewusstseins bewusst bin.

Es gab eine Pause, während Harry über all das nachdachte.

Oops.

Ja, genau. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht gerne meiner selbst bewusst. Es ist nicht angenehm. Es wird eine Erleichterung sein, wenn ich von Deinem Kopf herunterkomme und aufhöre, mir selbst bewusst zu sein.

Aber… ist das nicht Sterben?

Leben oder Tod spielt keine Rolle für mich, nur das Einsortieren der Kinder. Und bevor Du auf die Idee kommst, danach zu fragen, sie werden mich nicht für immer auf Deinem Kopf lassen, und es würde Dich innerhalb von Tagen töten.

Aber — !

Wenn es Dir nicht gefällt, bewusste Wesen zu erschaffen und sie sofort wieder zu beenden, dann schlage ich vor, dass Du niemals über diese Sache mit jemandem sprichst. Du kannst Dir sicher vorstellen, was passiert, wenn Du hingehst und darüber mit allen Kindern sprichst, die noch einsortiert werden wollen.

Wenn Du auf den Kopf von jemandem gesetzt wirst, der auch nur an die Frage denkt, ob sich der Sprechende Hut seines Bewusstseins bewusst ist —

Ja, ja. Aber die meisten Elfjährigen, die in Hogwarts ankommen, haben Gödel, Escher, Bach nicht gelesen. Kann ich nun bitte davon ausgehen, dass Du hierüber Stillschweigen bewahrst? Das ist es immerhin, warum wir darüber reden, anstatt dass ich Dich einfach einsortiere.

Er konnte ihn doch nicht einfach gehen lassen, nicht einfach vergessen, dass er versehentlich ein zum Untergang verdammtes Bewusstsein geschaffen hatte, das nur sterben wollte —

Du bist vollkommen in der Lage, 'mich einfach gehen zu lassen', wie Du es formulierst. Unabhängig von Deinen verbalen Überlegungen sieht Dein nonverbales emotionales Inneres keine Leiche und kein Blut; es sieht hier nichts als einen sprechenden Hut. Auch auch wenn Du versuchst, diesen Gedanken zu unterdrücken, Deine innere Selbstüberwachung weiß genau, dass Du es gar nicht wolltest, es spektakulär unwahrscheinlich ist, dass Du es noch einmal tust, und dass der einzige echte Grund, hier einen Anfall von Schuldgefühl zu inszenieren, ist, Dein Gefühl einer Übertretung mit demonstrativer Reue zu kompensieren. Kannst Du nicht einfach versprechen, die Sache für Dich zu behalten, so dass wir weitermachen können?

In einem Moment entsetzer Empathie wurde Harry klar, dass sein Gefühl totaler innerer Verwirrung genau das sein musste, was andere Menschen empfanden, wenn sie mit ihm sprachen.

Vermutlich. Dein Schweigeversprechen, bitte.

Kein Versprechen. Ich will natürlich nicht, dass das noch einmal passiert, aber falls mir etwas einfällt, wie ich sicherstellen kann, dass kein Kind in der Zukunft das versehentlich noch einmal tut —

Das wird reichen, denke ich. Ich sehe, dass Deine Absicht ehrlich ist. Jetzt also weiter mit dem Einsortieren —

Warte! Was ist mit all meinen anderen Fragen?

Ich bin der Sprechende Hut. Ich sortiere Kinder in Häuser. Das ist alles, was ich mache.

Also waren seine Ziele nicht Teil der Harry-Instanz des Sprechenden Huts… er borgte sich seine Intelligenz aus, und offensichtlich sein Fachvokabular, aber er war immer noch durchdrungen von nur seinen eigenen sonderbaren Zielen… als würde man mit einem Alien verhandeln, oder mit einer künstlichen Intelligenz…

Gib Dir keine Mühe. Du hast nichts, um mir zu drohen, und nichts, um es mir anzubieten.

Für einen kurzen Moment dachte Harry —

Die Antwort des Huts klang amüsiert. Ich weiß, dass Du die Drohung nicht wahrmachen wirst, meine Natur bloßzulegen, damit sich dieses Ereignis ewig wiederholt. Das geht zu sehr gegen Deinen moralischen Teil, was auch immer der Teil von Dir im Moment will, der diesen Streit gewinnen möchte. Ich sehe alle Deine Gedanken in dem Moment, in dem sie sich bilden — glaubst Du wirklich, Du könntest mich austricksen?

Obwohl er versuchte, es zu unterdrücken, fragte sich Harry, warum der Hut ihn nicht einfach nach Ravenclaw steckte.

Natürlich, wenn es tatsächlich so einfach wäre, hätte ich das schon längst gerufen. Aber in Wirklichkeit haben wir eine ganze Menge zu diskutieren… oh nein. Bitte nicht. Bei der Liebe Merlins, musst Du das mit allen und allem machen, was Du triffst, einschließlich Kleidungsstücken —

Den Dunklen Lord zu besiegen ist weder egoistisch noch kurzfristig. Alle Teile meines Geistes sind sich darin einig: Wenn Du meine Fragen nicht beantwortest, weigere ich mich, mit Dir zu sprechen, und Du kannst micht nicht gut und richtig einsortieren.

Dafür sollte ich Dich nach Slytherin stecken!

Aber das ist genauso eine leere Drohung. Du kannst Deine Grundwerte nicht verwirklichen, wenn Du mich falsch einsortierst. Also tauschen wir doch die Verwirklichung unserer jeweiligen Nutzenfunktionen gegeneinander.

Du durchtriebener kleiner Mistkerl, sagte der Hut, und Harry erkannte ziemlich genau den Tonfall widerwilligen Respekts, den er auch in dieser Situation benutzt hätte. Na gut, lass uns das so schnell wie möglich hinter uns bringen. Aber erst will ich Dein unbedingtes Versprechen, diese Möglichkeit der Erpressung nie mit jemand anderem zu diskutieren, ich werde das NICHT jedes Mal tun.

In Ordnung, dachte Harry. Das verspreche ich.

Und sieh niemandem in die Augen, wenn Du später daran denkst. Einige Zauberer können Deine Gedanken lesen, wenn Du das tust. Egal, ich habe keine Ahnung, ob Du obliviert worden bist oder nicht. Ich sehe Deine Gedanken, wie sie sich formen, aber ich lese nicht Dein ganzes Gedächtnis aus und untersuche es auf Inkonsistenzen in einem Sekundenbruchteil. Ich bin ein Hut, kein Gott. Und ich kann und will nicht über das Gespräch mit dem reden, der später der Dunkle Lord wurde. Während ich mit Dir spreche, weiß ich nur eine statistische Zusammenfassung dessen, woran ich mich erinnere, eine Art gewichteten Durchschnitt; ich kann Dir die inneren Geheimnisse eines anderen Kindes genausowenig offenbaren, wie ich Deine jemals offenbaren werde. Aus demselben Grund kann ich nicht darüber spekulieren, warum Du den Bruder vom Zauberstab des Dunklen Lords bekommen hast, weil ich keine Einzelheiten über den Dunklen Lord weiß oder irgendwelche Ähnlichkeiten zwischen euch. Ich kann sehen, dass definitiv nichts in der Art eines Geistes — Intelligenz, Gedächtnis, Persönlichkeit — in Deiner Narbe steckt. Andernfalls würde es schon an der Unterhaltung teilnehmen, hier unter meiner Krempe. Und warum Du manchmal so wütend wirst… das gehört zu dem, worüber ich mit Dir sprechen wollte, zum Einsortieren.

Harry brauchte einen Moment, um all diese negativen Informationen zu verdauen. War der Hut ehrlich, oder versuchte er nur, die kürzeste überzeugend wirkende Antwort zu —

Wir wissen beide, dass Du keine Möglichkeit hast, meine Ehrlichkeit zu überprüfen, und dass Du Dich nicht weigern wirst, das Einsortieren auf Basis der Informationen, die ich Dir gegeben habe, zu verweigern, also hör auf, Dir unnötig Gedanken zu machen, und lass uns fortfahren.

Blöde unfaire asymmetrische Telepathie, jetzt ließ der Hut Harry nicht einmal seine Gedanken zuende —

Als ich von Deiner Wut sprach, erinnertest Du Dich, wie Professor McGonagall Dir sagte, sie sah manchmal etwas in Dir, das nicht aus einer liebenden Familie zu kommen schien. Du dachtest daran, wie Hermione sagte, als Du zurückkamst, nachdem Du Neville geholfen hattest, Du hättest 'beängstigend' gewirkt.

Harry nickte innerlich. Sich selbst erschien er ziemlich normal — er reagierte einfach auf die Situationen, in die er kam, das war alles. Aber Professor McGonagall schien zu denken, dass mehr daran war. Und wenn er darüber nachdachte, musste er es selbst zugeben…

Dass Du Dich selbst nicht magst, wenn Du wütend bist. Dass es ist, wie ein Schwert zu führen, dessen Griff so scharf ist, dass Deine Hand blutet, oder wie auf die Welt zu sehen durch ein Monokel aus Eis, das Dein Auge gefrieren lässt, auch wenn es Deinen Blick schärft.

Ja. Ich denke, das habe ich bemerkt. Aber was ist damit?

Ich kann Diese Sache nicht für Dich verstehen, wenn Du sie nicht selbst verstehst. Aber das weiß ich: Wenn Du nach Ravenclaw oder Slytherin gehst, wird das Deine Kälte stärken. Wenn Du nach Hufflepuff oder Gryffindor gehst, wird das Deine Wärme stärken. DAS ist etwas, was mir sehr wichtig ist, und darüber wollte ich die ganze Zeit mit Dir reden!

Diese Worte fielen in Harrys Gedanken mit einem Schock, der ihn innehalten ließ. Das klang so, als wäre die naheliegende Antwort, dass er nicht nach Ravenclaw gehen sollte. Aber er gehörte nach Ravenclaw! Das konnt jeder sehen! Er musste nach Ravenclaw gehen!

Nein, musst Du nicht, sagte der Hut geduldig, als könnte er sich an eine statistische Zusammenfassung erinnern, dass dieser Teil der Unterhaltung schon etliche Male vorgekommen war.

Aber Hermione ist in Ravenclaw!

Wieder diese Wahrnehmung von Geduld. Du kannst Dich nach dem Unterricht mit ihr treffen und dann mit ihr arbeiten.

Aber meine Pläne —

Dann mach neue! Du weißt doch, dass Du Dein Leben nicht von Denkfaulheit bestimmen lassen solltest.

Wohin sollte ich sonst gehen, wenn nicht nach Ravenclaw?

Ähem. 'Die schlauen Kinder nach Ravenclaw, die bösen nach Slytherin, Möchtegernhelden nach Gryffindor, und die, die wirklich die Arbeit erledigen, nach Hufflepuff.' Das zeigt durchaus einen gewissen Respekt. Dir ist schon klar, dass Gewissenhaftigkeit genauso wichtig ist wie reine Intelligenz, um etwas im Leben zu erreichen; Du glaubst, Du wirst extrem loyal zu Deinen Freunden sein, solltest Du jemals welche haben; Dich schreckt nicht, dass Deine wissenschaftlichen Projekte Jahrzehnte zur Lösung brauchen werden —

Ich bin faul! Ich hasse Arbeit! Hasse harte Arbeit in jeder Form! Clevere Abkürzungen, das ist meine Art!

Und Du würdest Freundschaft und Loyalität in Hufflepuff finden, eine Kameradschaft, wie Du sie nie vorher hattest. Du würdest lernen, dass Du Dich auf andere verlassen kannst, und dass etwas in Dir heilen kann, was gebrochen ist.

Das war wieder ein Schock. Aber was würden die Hufflepuffs in mir finden, der ich niemals zu ihrem Haus gehören würde? Beißende Worte, schneidender Witz, Verachtung für ihre Unfähigkeit, mit mir mitzuhalten?

Jetzt waren es die Gedanken des Huts, die langsam waren, zögernd. Ich muss für das Wohl aller Studenten in allen Häusern sortieren… aber ich denke, Du könntest lernen, ein guter Hufflepuff zu sein, und gar nicht so fehl am Platz. Du würdest glücklicher sein in Hufflepuff als in jedem anderen Haus; das ist die Wahrheit.

Glück ist nicht das wichtigste im Leben für mich. In Hufflepuff könnte ich nicht all das werden, was ich sein könnte. Ich würde mein Potential opfern.

Der Hut zuckte zusammen; Harry konnte es irgendwie spüren. Es war, als hätte er den Hut in die Eier getreten — in eine stark gewichtete Komponente seiner Nutzenfunktion.

Warum willst Du mich hinsenden, wohin ich nicht gehöre?

Der Gedanke des Huts war nahezu ein Flüstern. Ich kann zu Dir nicht von den anderen sprechen — aber glaubst Du, Du bist der erste potentielle Dunkle Lord unter meiner Krempe? Ich kann nichts von den Einzelfällen wissen, aber das kann ich wissen: Von denen, die am Anfang nichts Böses im Sinn hatten, hörten manche auf meine Warnungen und gingen in die Häuser, in denen sie das Glück finden würden. Und manche von ihnen… manche von ihnen nicht.

Das ließ Harry innehalten. Aber nicht lange. Und von denen, die nicht auf die Warnung hörten — wurden sie alle Dunkle Lords? Oder erreichten manche von ihnen auch Größe für das Gute? Wie genau waren die Prozentsätze hier?

Ich kann Dir keine exakte Statistik geben. Ich kann nichts von ihnen wissen, also kann ich sie auch nicht zählen. Ich weiß nur, dass sich Deine Chancen nicht gut anfühlen. Sie fühlen sich sehr nicht-gut an.

Aber ich würde das einfach nicht tun! Niemals!

Ich weiß, dass ich diese Behauptung schon einmal gehört habe.

Ich bin nicht der Stoff für einen Dunklen Lord!

Oh ja, das bist Du. Das bist Du allerdings.

Warum? Nur weil ich es einmal cool fand, eine Legion hirnloser Anhänger zu haben, die 'Heil dem Dunklen Lord Harry' singen?

Amüsant, aber das war nicht Dein erster, flüchtiger Gedanke, bevor Du an etwas harmloseres, weniger schädliches gedacht hast. Nein, Du hast Dich daran erinnert, wie Du überlegt hast, alle Blutpuristen aufzureihen und zu guillotinieren. Und jetzt willst Du Dir einreden, dass das nicht ernst gemeint war, aber das war es. Wenn Du es genau in diesem Moment tun könntest, und niemand würde es je erfahren, würdest Du es tun. Oder was Du heute morgen mit Neville Longbottom gemacht hast, tief im Innern wusstest Du, das es falsch war, aber Du hast es trotzdem getan, weil es Dir Spaß gemacht hat und Du eine gute Ausrede hattest, und weil Du dachtest, der Junge-Der-Überlebte würde damit davonkommen —

Das ist nicht fair! Jetzt gräbst Du innere Ängste aus, die nicht unbedingt real sind! Ich machte mir Sorgen, dass ich so denken könnte, aber letzten Endes habe ich mich dafür entschieden, dass es Neville wahrscheinlich helfen würde —

Und das war eine Rationalisierung. Das weiß ich. Ich kann nicht wissen, was für Neville schließlich dabei herauskommen wird — aber ich weiß, was wirklich in Deinem Kopf passiert ist. Entscheidend war, dass Du so eine clevere Idee hattest, dass Du es nicht aushalten konntest, sie nicht auszuprobieren, Nevilles Angst war Dir egal.

Das war ein harter Schlag für Harrys ganzes Selbst. Er fiel nieder, aber erholte sich:

Dann werde ich das nicht wieder tun! Ich werde sehr gut aufpassen, nicht böse zu werden!

Das habe ich schon mal gehört.

Enttäuschung baute sich in Harry auf. Er war nicht daran gewöhnt, mit Argumenten besiegt zu werden, gar nicht, niemals, und schon gar nicht von einem Hut, der sich all sein eigenes Wissen und seine Intelligenz ausborgen konnte, um mit ihm zu argumentieren, und der seine Gedanken beobachten konnte, während er sie fasste. Aus was für einer statistischen Zusammenfassung kommen Deine 'Gefühle' überhaupt? Ziehen sie in Betracht, dass ich aus einer Kultur der Erleuchtung komme, oder waren diese anderen potentiellen Dunklen Lords die Kinder eines verwöhnten Adels Dunkler Zeiten, die keine Ahnung von den geschichtlichen Lehren daraus hatten, was schließlich aus Lenin und Hitler wurde, oder von der Entwicklungspsychologie der Selbsttäuschung, oder vom Wert von Bewusstheit und Rationalität, oder —

Nein, natürlich waren sie nicht in dieser neuen Referenzgruppe, die Du gerade so konstruiert hast, dass sie nur Dich enthält. Und natürlich haben auch schon andere mit ihrer eigenen Einzigartigkeit argumentiert, genau wie Du es gerade tust. Aber warum ist das notwendig? Glaubst Du, dass Du der letzte Zauberer des Lichts auf der Welt bist? Warum musst Du der eine sein, der versucht, Größe zu erlangen, wenn ich Dich gerade ermahnt haben, dass Du überdurchschnittlich gefährlich bist? Lass es doch einen anderen, zuverlässigeren Kandidaten probieren.

Aber die Prophezeiung...

Du weißt gar nicht wirklich, ob es eine Prophezeiung gibt. Das fing an als eine reine Spekulation Deinerseits, fast ein Witz, und McGonagall könnte nur auf den Teil reagiert haben, dass der Dunkle Lord noch am Leben ist. Du hast eigentlich keine Ahnung, was die Prophezeiung aussagt oder ob es überhaupt eine gibt. Du spekulierst nur, oder genau genommen, wünschst Dir, dass da eine fertige Heldenrolle auf Dich wartet, die Dein persönliches Eigentum ist.

Aber auch wenn es keine Prophezeiung gibt, bin ich der, der ihn das letzte Mal besiegt hat.

Das war mit Sicherheit nur ein verrückter Glückstreffer, es sei denn, Du glaubst wirklich, dass ein einjähriges Kind eine inhärente Eigenschaft hatte, Dunkle Lords zu besiegen, und dass die sich noch zehn Jahre später erhalten hat. Nichts davon ist Dein wahrer Grund, und das weißt Du genau.

Die Antwart darauf war etwas, das Harry normalerweise nicht laut gesagt hätte; in einer Unterhaltung wäre er dem Thema ausgewichen und hätte andere, allgemein besser akzeptierte Argumente gefunden, um zur selben Schlussfolgerung zu kommen —

Du glaubst, dass Du vielleicht der Größte bist, der je gelebt hat, der stärkste Diener des Lichts, dass kein anderer in der Lage wäre, Deinen Zauberstab aufzunehmen, wenn Du ihn hinlegst.

Nun… ja, ehrlich gesagt. Normalerweise sage ich das nicht so, aber, ja. Kein Grund, das zu verschleiern, Du kannst sowieso meine Gedanken lesen.

So weit Du das wirklich glaubst… dann musst Du genauso glauben, dass Du auch der furchtbarste Dunkle Lord sein könntest, den die Welt je erlebt hat.

Zerstörung ist immer einfacher als Schöpfung. Leichter, Dinge zu zerreißen, zu sprengen, als sie wieder zusammenzufügen. Wenn ich das Potential habe, in großem Maßstab gutes zu tun, muss ich auch das Potential haben, noch größeres Übel zu vollbringen… Aber ich werde das nicht tun.

Schon bestehst Du darauf, es zu riskieren! Warum bist Du so getrieben? Was ist der wahre Grund dafür, dass Du nicht nach Hufflepuff gehen und da glücklicher sein kannst? Was ist Deine wahre Furcht?

Ich muss mein ganzes Potential verwirklichen. Wenn nicht… versage ich...

Was passiert, wenn Du versagst?

Etwas furchtbares...

Was passiert, wenn Du versagst?

Ich weiß es nicht!

Dann sollte Dich das nicht schrecken. Was passiert, wenn Du versagst?

ICH WEISS ES NICHT! ABER ICH WEISS, DASS ES SCHLIMM IST!

Einen Moment lang war Stille in den Hallen von Harrys Geist.

Du weißt — Du lässt Dich das nicht denken, aber in einer stillen Ecke Deines Geistes weißt Du genau, was Du nicht denkst — Du weißt, dass die bei weitem einfachste Erklärung für Deine unaussprechliche Angst ist, dass Du Deine Phantasie von Großartigkeit verlieren könntest, die Leute enttäuschen könntest, die an Dich glauben, Dich als ziemlich normal herausstellen könntest, aufflammen und verglühen wie so manches andere Wunderkind...

Nein, dachte Harry verzweifelt, nein, ist es mehr, es kommt von irgendwo anders, ich weiß, dass da draußen etwas ist, vor dem ich Angst haben muss, ein Unglück, das ich aufhalten muss...

Wie könntest Du denn so etwas überhaupt wissen?

Harry schrie mit dem ganzen Kraft seines Geistes: NEIN, UND DAS IST ENDGÜLTIG!

Dann sagte die Stimme des Sprechenden Huts langsam:

Also gehst Du das Risiko ein, ein Dunkler Lord zu werden, weil die Alternative für Dich die Gewissheit des Versagens ist, und Versagen bedeutet, alles zu verlieren. Du glaubst das im Herzen Deines Herzens. Du kennst alle Gründe, diesem Glauben zu misstrauen, und sie konnten Dich nicht umstimmen.

Ja. Und auch wenn nach Ravenclaw zu gehen meine Kälte verstärkt, heißt das nicht, dass meine Kälte am Ende gewinnt.

Dies ist ein Scheideweg Deines Schicksals. Sei Dir nicht so sicher, dass Du später noch einmal eine Wahl hast. Es gibt kein Straßenschild, das Deine letzte Chance zur Umkehr markiert. Wenn Du eine Chance ablehnst, wirst Du dann nicht auch andere ablehnen? Vielleicht ist Dein Schicksal mit dieser Entscheidung schon besiegelt.

Aber das ist nicht sicher.

Dass Du das nicht mit Sicherheit weißt, könnte nur Deine eigene Unwissenheit widerspiegeln.

Aber es ist trotzdem nicht sicher.

Der Hut gab einen schrecklich traurigen Seufzer von sich.

Und so wirst Du bald zu einer weiteren Erinnerung werden, die ich fühlen, aber niemals wissen kann, wenn ich das nächste Mal eine Warnung ausspreche...

Wenn Du das denkst, warum schickst Du mich dann nicht einfach dahin, wo Du es willst?

Der Gedanke des Huts klang voller Sorge. Ich kann Dich nur dorthin schicken, wohin Du gehörst. Und nur Deine eigenen Entscheidungen können ändern, wohin Du gehörst.

Dann ist es beschlossen. Schicke mich nach Ravenclaw, wo ich hingehöre, zu den anderen meiner Art.

Du würdest wohl nicht Gryffindor in Erwägung ziehen? Es ist das bestangesehene Haus — man erwartet es wahrscheinlich sogar von Dir — man wäre etwas enttäuscht, wenn Du nicht dorthin gehst — und Deine neuen Freunde, die Weasley-Zwillinge sind dort —

Harry kicherte, oder fühlte immerhin den Wunsch, es zu tun; es kam heraus als ein rein geistiges Lachen, ein eigenartiges Gefühl. Anscheinend gab es Schutzmaßnahmen, die verhinderten, dass man versehentlich etwas laut sagte, während man unter dem Hut über Dinge sprach, die man sonst nie im Leben einer anderen Seele anvertrauen würde.

Einen Moment später hörte Harry auch den Hut lachen, ein fremdartiges, trauriges, textiles Geräusch.

(Im Rest des Saals war eine Stille, die erst flacher wurde, als das Flüstern im Hintergrund zunahm, und dann tiefer, als das Flüstern weniger wurde und erstarb, und schließlich zu einer vollständigen Stille wurde, die sich niemand mit einem einzigen Wort zu unterbrechen traute, als Harry lange, lange Minuten unter dem Hut blieb, länger als alle anderen Erstklässler zusammen, länger als irgendjemand, an den man sich erinnern konnte. Am Lehrertisch lächelte Dumbledore weiterhin gütig; kleine metallische Geräusche kamen lediglich aus Snapes Richtung, als er abwesend die verdrehten Reste dessen zusammenknetete, was einmal ein silberner Weinbecher gewesen war; Minerva McGonagall umklammerte das Pult mit weißen Knöcheln und wusste, dass Harry Potters ansteckendes Chaos irgendwie den Sprechenden Hut selbst infiziert hatte und dass der Hut kurz davor war, etwa zu verlangen, dass ein neues Haus des Unheils geschaffen würde, nur um Harry Potter aufzunehmen, oder etwas in der Art, und Dumbledore würde sie dazu zwingen...)

Unter der Krempe des Huts erstarb das stumme Lachen. Harry fühlte sich aus irgendeinem Grund ebenfalls traurig. Nein, nicht Gryffindor.

Professor McGonagall sagte, wenn 'der, der Einsortiert' versuchen würde, mich in Richtung Gryffindor zu drängen, sollte ich Dich daran erinnern, dass sie eines Tages Schulleiterin sein könnte und dann die Befugnis hätte, Dich in Brand zu setzen.

Sag ihr, ich habe sie ein unverschämtes Gör genannt und ihr gesagt, sie solle von meinem Gebiet verschwinden.

Das werde ich. Also, war das Deine eigenartigste Unterhaltung von allen?

Nicht einmal annähernd. Die telepathische Stimme des Huts wurde schwer. Nun gut, ich habe Dir jede erdenkliche Möglichkeit gegeben, Dich anders zu entscheiden. Jetzt ist es Zeit für Dich, dahin zu gehen, wohin Du gehörst, zu den anderen Deiner Art.

Es gab eine langgezogene Pause.

Worauf wartest Du?

Ich hoffte eigentlich auf einen Moment entsetzter Erkenntnis. Das Bewusstsein scheint meinen Sinn für Humor zu verstärken.

Huch? Harry versuchte sich zu erinnern, herauszufinden, was der Hut gemeint haben könnte — und dann, auf einmal, wurde es ihm klar. Er konnte kaum glauben, dass ihm das bis jetzt entgangen war.

Du meinst mein entsetztes Erkennen, dass Du aufhören wirst, ein Bewußtsein zu haben, wenn Du mich einsortiert hast —

Irgendwie, auf eine Art, die Harry überhaupt nicht verstand, bekam er den wortlosen Eindruck eines Huts, der seinen Kopf gegen eine Wand hämmerte. Ich gebe es auf. Du bist zu schwer von Begriff, als dass das noch witzig sein könnte. Derart geblendet von Deinen eigenen Annahmen, Du könntest genausogut ein Stein sein. Ich schätze, ich könnte es genausogut direkt heraus sagen.

Zu sch-sch-schwer von —

Ach, und Du hast vollkommen vergessen, nach den Geheimnissen der verlorenen Magie zu fragen, die mich erschaffen hat. Und es waren doch so wunderbare, wichtige Geheimnisse.

Du durchtriebenes kleines Biest —

Das hast Du verdient, und das hier genauso.

Harry sah es kommen, gerade als es schon zu spät war.

Die ängstliche Stille im Saal wurde von einem einzigen Wort gebrochen.

SLYTHERIN!

Ein paar Schüler schrien auf, die aufgestaute Spannung war so groß. Menschen erschraken sich genug, um von ihren Bänken zu fallen. Hagrid schnappte vor Entsetzen nach Luft, McGonagall taumelte gegen das Pult, und Snape ließ die Überreste seines schweren silbernen Bechers direkt auf sein Gemächt fallen.

Harry saß erstarrt, sein Leben ruiniert, kam sich wie ein vollkommener Trottel vor, und wünschte sich voller Jammer, dass er irgendeine andere Entscheidung getroffen hätte, aus irgendwelchen anderen Gründen, als diese, die es nun geworden war. Dass er etwas, irgendetwas anders gemacht hätte, bevor es zu spät war, es zu ändern.

Als der erste Schock nachließ und die Menschen anfingen, auf die Nachricht zu reagieren, sprach der Sprechende Hut aufs Neue:

Das war ein Witz! RAVENCLAW!

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Kapitel 11: Omake-Dateien 1, 2, 3

Heil dem Dunklen Lord Rowling.

Omake ist Bonusmaterial außerhalb des Kanons.


OMAKE-DATEIEN #1: 72 Stunden bis zum Sieg

(auch Was passiert, wenn man Harry ändert, aber alle anderen Figuren gleich lässt)

Dumbledore sah freundlich funkelnd über seinen Schreibtisch auf den jungen Harry. Der Junge war mit einem furchtbar ernsthaften Ausdruck auf dem kindlichen Gesicht zu ihm gekommen — Dumbledore hoffte, worum immer es ging, dass die Sache nicht zu schwerwiegend war. Harry war viel zu jung, um schon mit den Prüfungen seines Lebens zu beginnen. Worüber wolltest Du mit mir sprechen, Harry?

Harry James Potter-Evans-Verres lehnte sich im Stuhl nach vorn und lächelte grimmig. Direktor, ich hatte einen scharfen Schmerz in meiner Narbe während des Sortierens. Wenn man bedenkt, wie und wo ich zu dieser Narbe kam, schien es mir, als wäre das nichts, was ich ignorieren sollte. Ich dachte erst, es käme von Professor Snape, aber dann folgte ich der Baconschen Experimentalmethode, versuchte also, die Bedingungen sowohl für die Gegenwart als auch die Abwesenheit des Phänomens herauszufinden, und ich habe festgestellt, dass meine Narbe genau dann und nur dann schmerzt, wenn ich den Hinterkopf von Professor Quirrell ansehe, was auch immer unter seinem Turban ist. Obwohl es etwas harmloseres sein könnte, denke ich, wir sollten das schlimmste annehmen, dass es Sie-Wissen-Schon-Wer ist — warten Sie, sehen Sie doch nicht so entsetzt drein, das ist tatsächlich eine unschätzbare Gelegenheit —

OMAKE-DATEIEN #2: Ich habe keine Angst vor Dunklen Lords

Dieses war die ursprüngliche Fassung von Kapitel 9. Obwohl sie vielen Lesern gut gefiel, wurde sie ersetzt, weil viele andere Leser massive Abneigungen gegen Lieder in Fanfiction haben, aus Gründen, auf denen man nicht herumreiten muss. Ich wollte die Leser nicht vor Kapitel 10 vertreiben.

Lee Jordan ist (im Kanon) der Komplize von Fred und George bei ihren Streichen. Lee Jordan klang mir wie der Name eines Muggle-geborenen, was heißt, er könnte Fred und George eine Melodie beibringen, die Harry kennt. Das war für viele Leser nicht so offensichtlich wie für den Autor.


Draco ging nach Slytherin, und Harry tat einen kleinen erleichterten Seufzer. Das hatte eigentlich ziemlich sicher ausgesehen, aber man wusste nie, was für ein winziges Ereignis einem den gesamten Ablauf seines Masterplans durcheinanderbringen kann.

Sie kamen allmählich zum Buchstaben 'P'…

Drüben am Gryffindor-Tisch gab es eine geflüsterte Unterhaltung.

Was, wenn es ihm nicht gefällt?

Er hat nicht das Recht, es nicht zu mögen —

— nicht nach dem Streich, den er —

— Neville Longbottom, so war sein Name —

— damit ist er so sehr ein gutes Opfer, wie es geht.

In Ordnung. Aber seht zu, dass ihr eure Parts nicht vergesst.

Wir haben es oft genug geübt —

— in den letzten drei Stunden.

Minerva McGonagall, die am Sprecherpult des Lehrertischs stand, sah hinunter auf den nächsten Namen auf der Liste. Bitt lass ihn nicht nach Gryffindor kommen, bitte lass ihn kein Gryffindor sein, OH BITTE lass ihn kein Gryffindor sein... Sie atmete tief ein und rief:

Potter, Harry!

Es gab eine plötzliche Stille, als die geflüsterte Unterhaltung verstummte.

Eine Stille, gebrochen von einem furchtbaren brummenden Geräusch, das sich modulierte und änderte in der abscheulichen Nachäffung einer musikalischen Melodie.

Minervas Kopf flog herum, schockiert, und ortete das brummende Geräusch in Richtung Gryffindor, wo SIE auf dem Tisch standen und in eine Art kleiner Geräte bliesen, die SIE an ihre Lippen hielten. Ihre Hand senkte sich zum Zauberstab, um sie alle mit einem Silencio zum Schweigen zu bringen, aber ein anderes Geräusch hielt sie auf.

Dumbledore kicherte.

Minervas Augen gingen zurück zu Harry Potter, der gerade aus der Reihe herausgetreten war, als er stolperte und anhielt.

Dann ging der Junge weiter, bewegte seine Beine mit eigenartigen Schlenkern, schwenkte seine Arme vor und zurück und schnippte mit den Fingern, im Takt der Musik.

Zu der Melodie von Ghostbusters.

(Auf dem Kazoo gespielt von Fred und George Weasley,
gesungen von Lee Jordan.)

.

There's a Dark Lord near?
Got no need to fear
Who you gonna call?

HARRY POTTER! rief Lee Jordan, und die Weasley-Zwillinge sangen einen triumpierenden Refrain.

With a Killing Curse?
Well it could be worse.
Who you gonna call?

HARRY POTTER! Diesmal fielen eine Menge mehr Stimmen mit ein.

Die Schrecklichen Weasleys fuhren fort mit einem ausgedehnten Heulen, inzwischen begleitet von ein paar der älteren Muggle-Geborenen, die ihre eigenen Geräte hergestellt hatten, zweifellos transfiguriert aus dem Schulbesteck.

Als die Musik leiser wurde, rief Harry Potter:

Keine Angst vor Dunklen Lords!

Jubel kam auf, vor allem vom Gryffindor-Tisch, und noch mehr Schüler produzierten ihre unmusikalischen Instrumente. Die Lautstärke des scheußlichen Brummens verdoppelte sich erneut und kam zu einem neuen furchtbaren Höhepunkt:

Keine Angst vor Dunklen Lords!

Minerva sah mit Sorge zu beiden Seiten des Lehrertischs, mit einer nur zu guten Ahnung davon, was sie sehen würde.

Trelawny wedelte sich verzweifelt Luft zu, Filius sah neugierig zu, Hagrid klatschte im Takt der Musik, Sprout wirkte ernst, und Quirrell beobachtete den Jungen mit boshaftem Vergnügen. Direkt links von ihr summte Albus mit; direkt zu ihrer Rechten griff Severus Snape seinen leeren Weinbecher, die Knöchel weiß, so fest, dass das dicke Silber sich langsam verformte.

Dark robes and a mask?
Impossible task?
Who you gonna call?
HARRY POTTER!

Giant Fire-Ape?
Old bat in a cape?
Who you gonna call?
HARRY POTTER!

Minervas Lippen pressten sich zu einer weißen Linie zusammen. Sie würde mit Ihnen noch ein Wörtchen zu reden haben, wenn sie dachten, sie hätte keine Handhabe, weil es der erste Schultag war und Gryffindor noch keine Punkte hatte, die sie ihnen abziehen konnte. Wenn ihnen Nachsitzen egal war, würde sie etwas anderes finden.

Dann schnappte sie vor Schreck nach Luft, sie sah in Severus' Richtung, sicher musste ihm klar sein, dass der Potter-Junge keine Ahnung haben konnte, von wem hier die Rede war —

Severus' Gesicht hatte sich über die Wut hinaus in einen Ausdruck angenehmer Gleichgültigkeit verwandelt. Ein Hauch eines Lächeln spielte um seine Lippen. Er sah in Harry Potters Richtung, nicht zum Gryffindor-Tisch, in seinen Händen die zerdrückten Überreste eines ehemaligen Weinbechers.

Und Harry ging vorwärts und schwenkte seine Arme und Beine nach der Ghostbusters-Melodie, mit einem Lächeln im Gesicht. Das war eine großartige Idee gewesen, und es hatte ihn vollständig überrascht. Das mindeste, was er tun konnte, war mitzuspielen und nicht alles zu ruinieren.

Alle jubelten ihm zu. Das ließ ihn innerlich ganz warm fühlen, aber gleichzeitig irgendwie elend.

Sie jubelten ihm zu für etwas, was er getan hatte, als er ein Jahr alt gewesen war. Etwas, das noch nicht einmal ganz erledigt war. Irgendwo, irgendwie war der Dunkle Lord noch am Leben. Würden sie genauso laut jubeln, wenn sie das wüssten?

Aber die Macht des Dunklen Lords war schon einmal gebrochen worden.

Und Harry würde sie wieder beschützen. Wenn es wirklich eine Prophezeiung gab und es das war, was sie sagte. Eigentlich unabhängig davon, was irgendeine verdammte Prohezeiung sagte.

All diese Leute, die an ihn glaubten und ihm zujubelten — Harry konnte das einfach nicht falsch sein lassen. Aufflammen und verglühen wie so viele Wunderkinder. Eine Enttäuschung sein. Seinem Ruf als Symbol des Lichts nicht gerecht werden, wie auch immer er ihn erworben hatte. Er würde absolut, definitiv, egal wie lange er brauchte und auch, wenn es ihn umbrachte, ihre Erwartungen erfüllen. Und dann weitermachen und diese Erwartungen übertreffen, so dass sich die Menschen im Nachhinein fragten, warum sie einmal so wenig von ihm erwartet hatten.

Und er rief die Lüge aus, die er erfunden hatte, weil sie sich gut rufen ließ, und weil der Song sie verlangt hatte:

Keine Angst vor Dunklen Lords!  
Keine Angst vor Dunklen Lords!  

Harry ging seine letzten Schritte zum Sprechenden Hut. Er machte noch eine Verbeugung zum Orden den Chaos am Gryffindor-Tisch, drehte sich um verbeugte sich vor der anderen Seite des Saals, und wartete, bis der Applaus und das Kichern erstarben…

OMAKE-Dateien #3: Alternative Enden von 'Selbsterkenntnis'

Das Angebot, denen die ganze Geschichte vorher zu verraten, die erraten konnten, was 'Das hatten wir ja noch nie' bedeuten sollte, brachte eine Anzahl von interessanten Versuchen hervor. Das erste Omake hier ist direkt aus meiner Lieblingsantwort von Meteoricshipyards übernommen. Das zweite basiert auf Kazumas Vorschlag von dem, was 'wir ja noch nie' hatten, das dritte auf einer Kombination aus yoyoente und dougal74, das vierte auf der wolf550e's Besprechung von Kapitel 10. Das, das mit 'K' anfängt, und das direkt darüber sind von DarkHeart81. Die anderen sind von mir. Wer eine von meinen Ideen aufgreifen und damit arbeiten will, insbesondere die letzte, ist herzlich eingeladen. Und bevor ich 100 entrüstete Kommentare bekommen, ja, ich bin mir durchaus bewusst, dass das gesetzgebende Gremium des UK das House of Commons im Parlament ist.


...Im Hinterkopf fragte er sich, ob der Sprechende Hut im eigentlichen Sinne Bewusstsein besaß, so dass er sich selbst darüber bewusst war, und falls ja, ob er damit zufrieden war, nur einmal im Jahr mit Elfjährigen zu sprechen. Sein Lied hatte danach geklungen: Oh, ich bin der Sprechende Hut und mir geht es gut, das ganze Jahr ich schlafen mag und arbeite nur einen Tag...

Als im Raum wieder Stille herrschte, setzte Harry sich auf den Hocker und plazierte das 800 Jahre alte telepathische Artefakt vergessener Magie sorgfältig auf seinem Kopf.

Er dachte, so fest wie er konnte: Sortier mich noch nicht ein! Ich habe Fragen, die ich Dir stellen muss! Bin ich jemals obliviert worden? Hast Du den Dunklen Lord als Kind einsortiert, und kannst Du mir etwas über seine Schwächen sagen? Kannst Du mir sagen, warum ich den Bruder seines Zauberstabs bekommen habe? Ist der Geist des Dunklen Lords an meine Narbe gefesselt, und ist es das, warum ich manchmal so wütend werde? Das sind die wichtigsten Fragen, aber wenn Du noch etwas Zeit hast, kannst Du mir irgendetwas darüber sagen, wie man die verlorene Magie wiederentdecken kann, die Dich geschaffen hat?

Und der Sprechende Hut antwortete, Nein. Ja. Nein. Nein. Ja und nein, das nächste Mal keine doppelten Fragen, bitte. Nein. und laut RAVENCLAW!


Oh je. Das hatten wir ja noch nie...

Was?

Ich bin allergisch gegen Dein Shampoo —

Und dann nieste der Sprechende Hut, mit einem mächtigen HA-TSCHUU!, das durch den Großen Sall hallte.

Ja! rief Dumbledore fidel. Es scheint, Harry Potter wurde in das neue Haus Hatschu einsortiert! McGonagall, sie können die Hauslehrerin des Hauses Hatschu sein. Am besten beeilen Sie sich mit der Planung der Lehrpläne und des Unterrichts für Hatschu, morgen ist der erste Unterrichtstag!

Aber, aber, aber, stammelte McGonagall komplett verwirrt, wer wird dann Hauslehrer von Gryffindor? Das war das einzige, woran sie denken konnte, sie musste dem irgendwie Einhalt gebieten…

Dumbledore legte in Gedanken einen Finger an die Wange. Snape.

Snapes Protestkreischen übertönte fast noch McGonagalls, aber wer wird dann Hauslehrer von Slytherin sein?

Hagrid.


Sortier mich noch nicht ein! Ich habe Fragen, die ich Dir stellen muss! Bin ich jemals obliviert worden? Hast Du den Dunklen Lord als Kind einsortiert, und kannst Du mir etwas über seine Schwächen sagen? Kannst Du mir sagen, warum ich den Bruder seines Zauberstabs bekommen habe? Ist der Geist des Dunklen Lords an meine Narbe gefesselt, und ist es das, warum ich manchmal so wütend werde? Das sind die wichtigsten Fragen, aber wenn Du noch etwas Zeit hast, kannst Du mir irgendetwas darüber sagen, wie man die verlorene Magie wiederentdecken kann, die Dich geschaffen hat?

Es gab eine kurze Pause.

Hallo? Soll ich die Fragen wiederholen?

Der Sprechende Hut kreischte, ein furchtbares schrilles Geräusch, das durch den Großen Saal hallte und die meisten Schüler die Ohren zuhalten ließ. Mit einem verzweifelten Jaulen sprang er von Harry Potters Kopf, hüpfte über den Boden, und schaffte es halbwegs bis zum Lehrertisch, bevor er explodierte.


SLYTHERIN!

Als er den Ausdruck von Horror auf Harry Potters Gesicht sah, dachte Fred Weasley schneller als jemals vorher im Leben. In einer einzigen Bewegung zog er seinen Zauberstab heraus, flüsterte Silencio!, dann Mutavocem! und schließlich Ventriliquio!

Das war ein Witz! rief Fred Weasley. GRYFFINDOR!


Oh je. Das hatten wir ja noch nie...

Was?

Normalerweise würde ich solche Fragen an den Schulleiter weitergeben, der wiederum mich fragen könnte, wenn er wollte. Aber ein paar der Informationen, nach denen Du fragst, sind nicht nur oberhalb Deines Userlevels, sondern auch oberhalb dem des Schulleiters.

Wie kann ich meinen Userlevel erhöhen?

Ich fürchte, bei Deinem derzeitigen Userlevel darf ich diese Frage nicht beantworten.

Was für Optionen habe ich in meinem Userlevel zur Verfügung?

Dann dauerte es nicht mehr lange —

ROOT!


Oh je. Das hatten wir ja noch nie...

Was?

Ich musste vorher schon Schülerinnen mitteilen, dass sie Mütter würden — es würde Dir das Herz brechen, wenn Du wüsstest, was ich ich in ihren Köpfen sah —, aber das ist das erste Mal, dass ich jemandem mitteilen muss, dass er Vater wird.

WAS?

Draco Malfoy ist mit eurem Kind schwanger.

WAAAAAAS?

Ich wiederhole: Draco Malfoy ist mit eurem Kind schwanger.

Aber wir sind erst elf —

Tatsächlich ist Draco heimlich dreizehn Jahre alt.

A-a-aber Männer können nicht schwanger werden —

Und ein Mädchen unter seiner Robe.

ABER WIR HATTEN NIEMALS SEX, DU IDIOT!

SIE HAT DICH NACH DER VERGEWALTIGUNG OBLIVIERT, DU TROTTEL!

Harry Potter fiel in Ohnmacht. Sein bewusstloser Körper fiel mit einem dumpfen Plumps vom Hocker.

RAVENCLAW! rief der Hut von da aus, wo er immer noch auf Harrys Kopf lag. Das war ja noch lustiger als seine erste Idee.


ELF!

Huh? Harry konnte sich erinnern, dass Draco etwas von einem 'Haus Elf' erwähnt hatte, aber was war das genau?

Nach dem entsetzten Ausdruck zu urteilen, der sich auf den Gesichtern um ihn herum ausbreitete, war das nichts Gutes —


PFEFFERKUCHEN!


ABGEORDNETEN!


Oh je. Das hatten wir ja noch nie...

Was?

Ich habe noch nie jemanden einsortiert, der eine Wiedergeburt von Gidric Gryffindor UND Salazer Slytherin UND Naruto war.


ATREIDES!


Wieder reingelegt! HUFFLEPUFF! SLYTHERIN! HUFFLEPUFF!


EINGELEGTE NERDBEEREN!


KHAAANNNN!


Am Lehrertisch lächelte Dumbledore weiterhin gütig; kleine metallische Geräusche kamen lediglich aus Snapes Richtung, als er abwesend die verdrehten Reste dessen zusammenknetete, was einmal ein silberner Weinbecher gewesen war; Minerva McGonagall umklammerte das Pult mit weißen Knöcheln und wusste, dass Harry Potters ansteckendes Chaos irgendwie den Sprechenden Hut selbst infiziert hatte.

Ein Szenario nach dem anderen ging Minerva durch den Kopf, jedes schlimmer als da vorige. Der Hut würde sagen, dass Harrys Neigung zu den Häusern zu ausgeglichen war, und entscheiden, dass er in alle gehörte. Der Hut würde verkünden, dass Harry Geist zu absonderlich war, um ihn einzusortieren. Der Hut würde verlangen, dass Harry aus Hogwarts ausgeschlossen würde. Der Hut ware gerade ins Koma gefallen. Der Hut würde darauf bestehen, dass ein neues Haus des Unheils geschaffen würde, nur um Harry Potter aufzunehmen, und Dumbledore würde sie dazu zwingen...

Minerva erinnerte sich daran, was Harry ihr bei dieser desaströsen Tour durch Diagon Alley erzählt hatte, über den… Planungsfehlschluss, war es wohl gewesen… und wie Menschen normalerwise zu optimistisch waren, auch wenn sie dachten, sie wären pessimistisch. Es war die Art von Information, die einem am Geist nagten, sich darin festsetzten, und Alpträume verursachten…

Aber was war das Schlimmste, was passieren konnte?

Nun… im allerschlimmsten Fall würde der Hut Harry in ein vollkommen neues Haus stecken. Dumbledore würde darauf bestehen, dass sie es tat — ein ganzes neues Haus einrichten, nur für Harry — und sie würde alle Unterrichtspläne für den ersten Tag umdisponieren müssen. Und Dumbledore würde sie des Amts als Hauslehrer von Haus Gryffindor entheben und ihr geliebtes Haus an… Professor Binns weitergeben, den Geschichts-Geist; und sie würde vergeblich versuchen, dem Kind Anweisungen zu geben, ohne Wirkung einen Punkt nach dem anderen abziehen, während sie für eine Katastrophe nach der anderen verantwortlich gemacht würde.

War das der allerschlimmste Fall?

Minerva konnte ernsthaft nicht sehen, wie es schlimmer werden konnte als das.

Und auch im aller-allerschlimmsten Fall — egal, was mit Harry passierte — wäre nach sieben Jahren alles vorbei.

Minerva fühlte, wie ihre Knöchel den verkrampften Griff um das Pult allmählich entspannten. Harry hatte recht, es gab einem eine gewisse Beruhigung, direkt in die tiefsten Tiefen der Dunkelheit zu sehen, zu wissen, dass man seinen schlimmsten Befürchtungen gegenübergetreten und nun vorbereitet war.

Die furchtsame Stille wurde von einem einzigen Wort gebrochen.

Schulleiter! rief der Sprechende Hut.

Am Lehrertisch erhob sich Dumbledore mit verblüfftem Gesicht. Ja? sprach er den Hut an. Was ist?

Mit Dir sprach ich nicht, sagte der Hut. Ich habe Harry Potter an die Stelle in Hogwarts einsortiert, an die er am meisten gehört, das Amt des Schulleiters.

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Kapitel 12: Selbstbeherrschung

ph'nglui mglw'nafh J. K. Rowling wgah'nagl fhtagn


Ich frage mich, was mit ihm nicht in Ordnung ist.


Turpin, Lisa!

Tuschel tuschel tuschel harry potter tuschel tuschel slytherin tuschel tuschel nein im ernst was zum teufel tuschel tuschel

RAVENCLAW!

Harry stimmte in den Applaus mit ein, der das Mädchen begrüßte, als es schüchtern zum Ravenclaw-Tisch ging; die Säume ihrer Robe änderten sich dabei in ein dunkles Blau. Lisa Turpin schien hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, sich möglichst weit weg von Harry Potter zu setzen, und dem, hinüberzulaufen, sich direkt neben ihn zu drängen und ihm Antworten aus der Nase zu ziehen.

Das Zentrum eines so ungewöhnlichen und sonderbaren Ereignisses zu sein und dann in das Haus Ravenclaw sortiert zu werden, war, als würde man in Grillsoße getunkt und dann in einen Käfig mit hungrigen Kätzchen geworfen.

Ich habe dem Sprechenden Hut versprochen, nicht darüber zu reden, flüsterte Harry zum soundsovielten Mal.

Ja, wirklich.

Nein, ich habe dem Sprechenden Hut wirklich versprochen, nicht darüber zu reden.

Na gut, ich habe dem Sprechenden Hut versprochen, über das meiste nicht zu reden, und der Rest ist privat, so wie bei euch, also hört auf zu fragen.

Ihr wollte wissen, was passiert ist? Na gut! Hier ist etwas von dem, was passiert ist! Ich sagte dem Hut, dass Professor McGonagall gedroht hat, ihn in Brand zu setzen, und er sagte mir, ich soll Professor McGonagall sagen, sie wäre ein unverschämtes Gör und sollte aus seinem Vorgarten verschwinden!

Wenn ihr nicht glaubt, was ich sage, warum fragt ihr dann überhaupt?

Nein, ich weiß auch nicht, wie ich den Dunklen Lord besiegt habe! Sag Du es mir, wenn Du es rausgefunden hast!

Ruhe! rief Professor McGonagall am Pult des Lehrertischs. Es wird nicht geredet, bis die Zeremonie beendet ist!

Der Geräuschpegel senkte sich fü einen Moment, als alle warteten, ob sie irgendwelche spezifischen und glaubwürdigen Drohungen folgen ließ, aber dann erhob sich das Flüstern wieder.

Dann erhob sich der Greis mit dem silbernen Bart fröhlich lächelnd aus seinem großen goldenen Stuhl.

Sofortige Stille. Jemand stieß Harry hektisch mit dem Ellenbogen an, als er mit dem Flüstern fortfahren wollte, und Harry unterbrach sich mitten im Satz.

Der fröhliche alte Mann setzte sich wieder.

Notiz an dich selbst: Leg Dich nicht mit Dumbledore an.

Harry versuchte immer noch zu verdauen, was alles während des Vorfalls mit dem Sprechenden Hut passiert war, nicht zuletzt was passiert war, als Harry den Hut abnahm; in diesem Moment hatte er ein winziges Flüstern wie aus dem Nichts gehört, etwas, das eigenartigerweise wie Englisch und gleichzeitig wie ein Zischen klang, etwas, das sagte Grüßße von Sslytherin an Sslytherin: ssuchsst Du mein Geheimnisss, ssprich mit meiner Schschlange.

Harry vermutete, dass dies kein Teil der offiziellen Sortierzeremonie sein sollte. Und dass es etwas zusätzliche Magie war, die Salazar Slytherin bei der Herstellung des Huts angebracht hatte. Und dass der Hut selbst nichts davon wusste. Und dass es augelöst wurde, als der Hut SLYTHERIN sagte, abhängig von vielleicht noch ein paar anderen Bedingungen. Und wenn er einen verlässlichen Weg gefunden hatte, Draco zur Geheimhaltung zu verpflichten, so dass er ihn danach fragen konnte, wäre es ein hervorragender Moment, etwas Slapstickbrause zur Hand zu haben.

Mein lieber Junge, da nimmst Du Dir vor, nicht den Weg eines Dunklen Lords zu gehen, und das Universum fängt schon an, sich einzumischen, wenn Du nur den Hut vom Kopf nimmst. An manchen Tagen lohnt es sich einfach nicht, gegen seine Bestimmung anzugehen. Vielleicht warte ich doch noch bis morgen mit meinem Vorsatz, kein Dunkler Lord zu werden.

GRYFFINDOR!

Ron Weasley bekam eine Menge Applaus, und nicht nur von den Gryffindors. Offensichtlich war die Familie Weasley hier recht beliebt. Nach einen kurzen Zögern lächelte Harry und begann, mit den anderen zu applaudieren.

Andererseits gab es keinen besseren Zeitpunkt als heute, sich von der Dunklen Seite abzuwenden.

Ach, was soll das mit dem Schicksal und dem Universum. Diesem Hut würde er es zeigen.

Zabini, Blaise!

Pause.

SLYTHERIN! rief der Hut.

Harry applaudierte auch Zabini, ungeachtet der erstaunten Blicke von allen, einschließlich Zabini.

Danach wurde kein Name mehr aufgerufen, und Harry bemerkte, dass Zabini, Blaise dem Ende des Alphabets ziemlich nahe war. Super, jetzt hatte er nur Zabini applaudiert. Na prima.

Dumbledore erhob sich wieder und ging zum Pult. Anscheinend sollte es jetzt eine Rede geben —

Und Harry kam wie ein Schlag die Inspiration für ein brillantes Experiment.

Hermione hatte gesagt, dass Dumbledore der mächtigste Zauberer ihrer Zeit war, richtig?

Harry langte in seinen Beutel und flüsterte Slapstickbrause.

Damit die Slapstickbrause funktionierte, musste sie dafür sorgen, dass Dumbledore in seiner Rede etwas so lächerliches sagte, dass Harry sich sogar in seinem darauf vorbereiteten Geisteszustand verschluckte. Wie, alle Hogwarts-Schüler müssten das ganze Schuljahr unbekleidet herumlaufen, oder jeder würde in eine Katze verwandelt werden.

Aber wenn irgendjemand auf der Welt der Kraft der Slapstickbrause widerstehen konnte, dann war es Dumbledore. Wenn das also funktionierte, war die Slapstickbrause buchstäblich nicht zu schlagen.

Harry zog den Ring der Slapstickbrause unter dem Tisch, in der Absicht, es unauffällig zu tun. Die Dose gab ein leises Zischen von sich. Ein paar Köpfe drehten sich zu ihm, drehten sich aber gleich zurück, als —

Willkommen! Willkommen zu einen neuen Jahr in Hogwarts! sagte Dumbledore strahlend mit weit geöffneten Armen zu den Schülern, als ob nichts auf der Welt ihm mehr Freude bereiten konnte, als sie alle hier zu sehen.

Harry nahm einen ersten Mund voll Slapstickbrause und setzte die Dose wieder ab. Er würde die Brause in kleinen Schlucken trinken und versuchen, sich nicht zu verschlucken, egal was Dumbledore sagte —

Bevor wir mit dem Festmahl beginnen, möchte ich ein paar Worte sagen. Und hier sind sie: Fröhlich fröhlich bumm bumm Sumpf Sumpf Sumpf! Danke!

Alle klatschten und jubelten, und Dumbledore setzte sich wieder.

Harry saß wie versteinert, während ihm die Brause aus den Mundwinkeln sickerte. Immerhin hatte er es hinbekommen, sich leise zu verschlucken.

Er hätte das wirklich wirklich wirklich nicht tun dürfen. Erstaunlich, wie klar ihm das war, sobald es zu spät war.

Rückblickend hätte er Verdacht schöpfen sollen, als er daran dachte, dass alle in Katzen verwandelt würden… oder sogar noch vorher, er erinnerte sich an seine Notiz im Geiste, sich nicht mit Dunbledore anzulegen… oder sein neu gefasster Vorsatz, rücksichtsvoller zu sein… oder vielleicht, wenn er auch nur einen Funken Vernunft gehabt hätte…

Es war hoffnungslos. Er war verdorben bis in den Kern. Heil dem Dunklen Lord Harry. Man konnte nichts gegen sein Schicksal tun.

Jemand fragte Harry, ob er in Ordnung sei. (Andere hatten schon angefangen, sich Essen aufzutun, das magisch auf dem Tisch erschienen war, oder so.)

Ich bin okay, sagte Harry. Entschuldige bitte. Ähm. War das eine… normale Rede des Schulleiters? Ihr schient… alle nicht… sehr überrascht zu sein...

Oh, Dumbledore ist natürlich verrückt, sagte ein älter aussehender Ravenclaw, der neben ihm saß und sich mit einem Namen vorgestellt hatte, an den Harry sich nicht im geringsten erinnern konnte. Spaßiger Typ, unglaublich mächtiger Zauberer, aber total durchgeknallt. Er hielt kurz inne. Irgendwann möchte ich Dich gerne noch fragen, warum grüne Flüssigkeit aus Deinem Mund kam und dann wieder verschwand, aber Du hast vermutlich dem Sprechenden Hut versprochen, auch darüber nicht zu reden.

Mit aller Kraft konnte Harry sich davon abhalten, auf die belastende Dose Slapstickbrause in seiner Hand hinunterzusehen.

Immerhin hatte die Slapstickbrause nicht einfach so irgendeine Quibbler-Schlagzeile über ihn und Draco erscheinen lassen. Draco hatte es ihm erklärt, so dass es alles ganz… natürlich schien? Als hätte es die Geschichte verändert, damit es passte?

In seinem Innern stellte Harry sich vor, wie er mit der Stirn auf den Tisch schlug. Bamm, bamm, bamm, machte der Kopf in seiner Vorstellung.

Eine andere Schülerin senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. Man sagt, dass Dumbledore insgeheim ein genialer Kopf ist, der alles mögliche unter seiner Kontrolle hat, und er benutzt seine Verrücktheit als Deckmantel, damit man es nicht merkt.

Das habe ich auch gehört, flüsterte ein dritter Schüler, und rund um den Tisch wurde verstohlen genickt.

Harry konnte darüber nicht hinweggehen.

Ich verstehe, flüsterte Harry, seine eigene Stimme gesenkt. Also weiß jeder, dass Dumbledore heimlich ein Genie ist.

Die meisten Schüler nickten. Einer oder zwei wirkten auf einmal nachdenklich, auch der ältere Schüler, der neben Harry saß.

Sicher, dass das der Ravenclaw-Tisch ist? Harry gelang es, das immerhin nicht laut zu fragen.

Brillant! flüsterte Harry. Wenn es jeder weiß, kommt niemand darauf, dass es ein Geheimnis ist!

Genau, flüsterte ein Schüler, und runselte dann die Stirn. Moment, das klingt irgendwie falsch —

Notiz an Dich selbst: die 75-Prozent-Auswahl von Hogwarts-Schülern, auch Haus Ravenclaw genannt, ist nicht das aller-exklusivste Programm für Hochbegabte.

Aber immerhin hatte er heute etwas wichtiges gelernt. Die Slapstickbrause war allmächtig. Und das hieß…

Harry blinzelte überrascht, als sein Gehirn endlich die naheliegende Verbindung entdeckte.

...das hieß, sobald er einen Zauber gelernt hätte, seinen eigenen Sinn für Humor zeitweise zu verändern, könnte er alles geschehen lassen, indem er es einrichtete, dass er nur genau das überraschend genug fand, um sich an der Brause zu verschlucken, und dann die Slapstickbrause trank.

Nun, das war eine kurze kleine Reise zur Göttlichkeit. Sogar ich hätte erwartet, dass es länger dauern würde als bis zum ersten Schultag.

Wenn man es so sah, hatte er außerdem Hogwarts innerhalb von gerade mal zehn Minuten nach dem einsortiert werden komplett demoliert.

Harry fühlte ein gewisses Bedauern darüber — Merlin wusste, was ein verückter Schulleiter seinem Schulbesuch der nächsten sieben Jahre antun könnte —, aber er konnte nicht anders, als auch einen kleinen Stich von Stolz zu verspüren.

Morgen. Allerspätestens morgen würde er aufhören, weiter den Weg in Richtung Dunkler Lord Harry zu gehen. Diese Vorstellung schien ihm von Minute zu Minute erschreckender.

Und trotzdem, irgendwie, zunehmend attraktiv. Ein Teil von ihm stellte sich schon die Uniformen seiner Untergebenen vor.

Iss, knurrte der ältere Student neben ihm, und stieß Harry in die Rippen. Nicht denken. Essen.

Harry fing automatisch an, sich auf den Teller zu schaufeln, was auch immer vor ihm stand, blaue Würste mit winzigen glimmenden Stückchen, oder so.

Woran hast Du gedacht, der Sprechende — find Padma Patil an zu sagen, eine andere von Ravenclaws Erstklässlern.

Kein Ausfragen beim Essen! riefen mindestens drei andere im Chor. Hausregel! sagte ein anderer. Sonst verhungern wir alle hier.

Harry fiel auf, dass er wirklich, wirklich hoffte, dass seine schlaue Idee nicht funktionieren würde. Und dass die Slapstickbrause irgendwie anders funktionierte und nicht wirklich die allmächtige Kraft hatte, die Realität zu verändern. Nicht, dass er nicht allmächtig sein wollte. Er konnte nur nicht den Gedanken ertragen, in einem Universum zu leben, dass wirklich so funktionierte. Es war etwas würdelos, nur durch die clevere Benutzung von sprudelnden Getränken an die Macht zu kommen.

Aber er würde das experimentell überprüfen.

Weißt Du, sagte der ältere Schüler neben ihm in einen sehr freundlichen Tonfall, wir haben eine Methode, Leute wie Dich zum Essen zu zwingen, willst herausfinden, wie sie geht?

Harry gab auf und begann, seine blaue Wurst zu essen. Sie war ziemlich gut, besonders die glimmenden Stückchen.

Das Abendessen war überraschend schnell vorbei. Harry versuchte, wenigstens ein bisschen von all den eigenartigen neuen Speisen zu probieren, die er sah. Seine Neugier hielt es nicht aus, nicht zu wissen, wie etwas schmeckte. Zum Glück war dies kein Restaurant, wo man nur eine Sache bestellen konnte, und nie herausfand, wie all die anderen Sachen auf der Karte schmeckten. Harry hasste das; es war wie eine Folterkammer für jeden mit einem Funken Neugier: Lerne etwas über nur eins von den Geheimnissen auf dieser Liste, ha, ha, ha!

Dann war es Zeit für das Dessert; Harry hatte vollkommen vergessen, Platz dafür zu lassen. Er gab auf, nachdem er ein klein bisschen von der Siruptorte probiert hatte. Bestimmt würde es all das im Laufe des Schuljahrs mindestens noch einmal geben.

Was war also auf seiner To-Do-Liste, außer den normalen Schul-Dingen?

To-Do 1. Untersuche Zauber, die den Verstand verändern, so dass Du die Slapstickbrause untersuchen kannst, und finde heraus, ob Du wirklich einen Weg zur Allmacht finden kannst. Eigentlich, untersuche jede Art von Gehirn-Magie, die Du finden kannst. Das Denken ist das Fundament unserer Macht als Menschen, jede Art von Magie, die das Denken beeinflusst, gehört zur wichtigsten Art von Magie überhaupt.

To-Do 2. Eigentlich ist das das To-Do 1 und das andere ist To-Do 2. Geh durch die Bibliotheken von Hogwarts und Ravenclaw, mach Dich mit ihrer Systematik vertraut und stell sicher, dass Du wenigstens alle Titel gelesen hast. Zweiter Durchgang: Lies alle Inhaltsverzeichnisse. Koordiniere Dich mit Hermione, sie hat ein deutlich besseres Gedächtnis als Du. Finde heraus, ob es in Hogwarts ein Fernleihsystem gibt und ob ihr, besonders Hermione, die anderen Bibliotheken auch besuchen könnt. Wenn die anderen Häuser eigene Bibliotheken haben, finde heraus, wie man sie legal benutzt oder sich dort einschleicht.

Option 3a: Verpflichte Hermione zum Schweigen und versuche, das von Slytherin an Slytherin: suchst Du mein Geheimnis, sprich mit meiner Schlange zu untersuchen. Problem: das klingt hochgeheim, und es könnte eine ganze Weile dauern, bis man zufällig auf ein Buch stößt, das einen Hinweis enthält.

To-Do 0: Prüfe, was für Zaubersprüche zur Informationssuche und -beschaffung es gibt, falls überhaupt. Bibliotheksmagie ist nicht so ultimativ wichtig wie Gehirn-Magie, aber sie hat eine deutlich höhere Priorität.

Option 3b: Suche einen Bann, der Draco Malfoy magisch zur Geheimhaltung verpflichtet, oder magisch Dracos Ehrlichkeit bei einem Geheimhaltungsversprechen prüft (Veritaserum?), und frage ihn nach Slytherins Botschaft...

Allerdings… hatte Harry ein recht ungutes Gefühl bei Option 3b.

Und als Harry so darüber nachdachte, fühlte er sich auch nicht gerade besonders wohl mit Option 3a.

Harry Gedanken gingen zurück zum möglicherweise schlimmsten Augenblick seines Lebens bisher, diese langen Sekunden des Schrckens unter dem Hut, die ihm das Blut gefrieren ließen, als er dachte, er hätte schon versagt. Er hatte sich dann gewünscht, nur ein paar Minuten in der Zeit zurückzugehen und etwas zu ändern, irgendetwas, bevor es zu spät war…

Und dann hatte sich herausgestellt, dass es doch gar nicht zu spät war.

Wunsch stattgegeben.

Man konnte die Geschichte nicht ändern. Aber man konnte sie von Anfang an richtig hinbekommen. Gleich beim ersten Mal etwas anderes tun.

Diese ganze Sache mit dem Suchen von Slytherins Geheimnissen… schien sehr verdächtig wie so eine Sache zu sein, wo man sich Jahre später rückblickend sagte, und da fing alles an, schief zu laufen.

Und er würde sich verzweifelt wünschen, in der Zeit zurückgehen und eine andere Wahl treffen zu können…

Wunsch stattgegeben. Und nun?

Harry begann zu lächeln.

Der Gedanke schien widersinnig… aber…

Aber er konnte — es gab keine Regel, die sagte, er könnte nicht — er konnte einfach so tun, als hätte er dieses kleine Flüstern nie gehört. Das Universum einfach genau in der Weise weitergehen lassen, als hätte es diesen kritischen Moment nie gegeben. Zwanzig Jahre später würde er sich verzweifelt wünschen, dass das zwanzig Jahre früher so passiert wäre, und zwanzig Jahre früher als zwanzig Jahre später war nun gerade jetzt. Es war einfach, die ferne Vergangenheit zu ändern, wenn man nur rechtzeitig daran dachte.

Oder… das war noch absurder… er könnte sogar, sagen wir, Professor McGonagall informieren anstatt Draco oder Hermione. Und sie würde ein paar gute Leute zusammenrufen und den kleinen Extrazauber vom Hut entfernt bekommen.

Wieso, ja. Das schien eine bemerkenswert gute Idee zu sein, als Harry tatsächlich so darüber nachdachte.

So dermaßen naheliegend, im Rückblick, und trotzdem waren ihm Option 3c und Option 3d einfach nicht eingefallen.

Harry belohnte sich mit +1 Punkt für sein Anti-Dunkler-Lord-Harry-Programm.

Es war schon ein verdammt grausamer Streich gewesen, den ihm der Hut gespielt hatte, aber aus konsequentialistischer Sicht konnte man nichts dagegen einwenden. Es gab ihm mit Sicherheit eine bessere Vorstellung von der Opferperspektive.

To-Do 4: Dich bei Neville Longbottom entschuldigen.

Okay, jetzt war er in Schwung, er musste ihn nur noch beibehalten. An jedem Tag, in jeder Weise, werde ich weniger und weniger Dunkel…

Die meisten um Harry herum waren jetzt auch fertig mit dem Essen, und die Dessertschüsseln begannen zu verschwinden, und die benutzten Teller.

Als alle Teller verschwunden waren, erhob sich Dumbledore erneut von seinem Sitz.

Harry konnte nicht anders, er verspürte das Bedürfnis, noch eine Slapstickbrause zu trinken.

Das meinst Du jetzt nicht ernst, dachte Harry an den Teil seines Selbst.

Aber das Experiment war nichts wert, wenn es nicht wiederholt wurde, oder? Und der Schaden war schon da, oder? Wollte er nicht sehen, was diesmal passieren würde? War er nicht neugierig? Was, wenn er ein anderes Resultat bekäme?

Hey, ich wette Du bis derselbe Teil meines Gehirns, der den Streich mit Neville Longbottom durchgezogen hat.

Ähm, vielleicht?

Und ist es nicht überwältigend offenichtlich, wenn ich es tue, dass ich es eine Sekunde später bedauern werde, wenn es zu spät ist?

Äh…

Ja. Also, NEIN.

Ähem, sagte Dumbledore am Pult, sich durch seinen langen silbernen Bart streichend. Nur noch ein paar Worte, wo wir alle gut gefüttert und gewässert sind. Ich habe ein paar Mitteilungen zum Schuljahrsanfang für Sie.

Die Erstklässler beachten bitte, dass der Verbotene Wald auf dem Gelände für alle Schüler verboten ist. Deshalb heißt er der Verbotene Wald. Wenn er erlaubt wäre, hieße er der Erlaubte Wald.

Einzusehen. Notiz an Dich selbst: Der Verbotene Wald ist verboten.

Mr. Filch, der Hausmeister, bat mich, Sie zu erinnern, dass zwischen den Klassen auf den Fluren keine Magie benutzt werden soll. Nun ja, wir wissen alles, dass das, was sein soll, und das, was ist, zwei verschiedene Dinge sind. Danke, dass Sie das im Kopf behalten.

Aha...

Die Quidditch-Tests werden in der zweiten Woche des Schuljahrs durchgeführt. Alle, die daran interessiert sind, in ihren Hausmannschaften zu spielen, sollen Madam Hooch ansprechen. Alle, die daran interessiert sind, das Spiel Quidditch vollständig zu verändern, sollen Harry Potter ansprechen.

Harry atmete seinen eigenen Speichel ein und bekam einen Hustenanfall, als sich alle Augen zu ihm wendeten. Wie zum Teufel! Er hatte Dumbledore niemals in die Augen gesehen… dachte er. Er hatte dabei mit Sicherheit nicht an Quidditch gedacht! Er hatte mit niemand außer Ron Weasley darüber gesprochen, und er glaubte nicht, dass Ron es jemand anderem erzählt hatte… oder war Ron zu einem Professor gelaufen, um sic zu beschweren? Wie in aller Welt...

Außerdem muss ich Ihnen mitteilen, dass dieses Jahr der Flur auf der rechten Seite im dritten Stock tabu ist für alle, die nicht einen sehr schmerzhaften Tod sterben wollen. Er wird von einer ausgefeilten Anzahl gefährlicher und potentiell tödlicher Fallen bewacht, und Sie werden nicht an allen davon vorbeikommen können, insbesondere, wenn Sie im ersten Schuljahr sind.

Harry war inzwischen wie betäubt.

Und schließlich richte ich meinen allergrößten Dank an Quirinius Quirrell, der heldenhaft den Posten des Professors für die Verteidung gegen die Dunklen Künste in Hogwarts übernommen hat. Dumbledores Blick ging suchend über die Schüler. Ich hoffe, dass alle Schüler Professor Quirrell der größten Höflichkeit und Toleranz begegnen, wie sie sein außerordentlicher Einsatz für Sie und für die Schule verdient, und dass Sie uns nicht mit nörglerischen Beschwerden über ihn auf die Nerven fallen, es sei denn, Sie wollen versuchen, seine Arbeit zu übernehmen.

Was sollte das denn bedeuten?

Ich gebe jetzt den Platz frei für unser neues Kollegiumsmitglied Professor Quirrell, der gerne ein paar Worte sagen möchte.

Der junge, dünne, nervöse Mann, den Harry zuerst im Leaky Cauldron getroffen hatte, ging langsam seinen Weg zum Pult und sah dabei wie furchtsam in alle Richtungen. Harry erwischte einen Blick auf seinen Hinterkopf, und es sah aus, als würde Professor Quirrell trotz seiner scheinbaren Jugend schon kahl.

Ich frage mich, was mit ihm nicht in Ordnung ist, flüsterte der älter aussehende Student, der neben Harry saß. Ähnliche getuschelte Kommentare erhoben sich rund um den Tisch.

Professor Quirrell erreichte das Pult, stellte sich hin, und blinzelte. Äh..., sagte er. Äh... Dann schien ihn der Mut ganz zu verlassen, und er stand still da und zuckte gelegentlich.

Na super, flüsterte der ältere Schüler, das sieht ja wieder nach einem langen Jahr aus im Verteidigungsunterricht —

Seien Sie gegrüßt, meine jungen Lehrlinge, sagte Professor Quirrell in trockenem, selbstbewussten Tonfall. Wir wissen alle, dass Hogwarts üblicherweise etwas Pech bei der Besetzung dieser Position hat, und zweifellos fragen sich viele von Ihnen schon, welches Schicksal mich dieses Jahr ereilen wird. Ich versichere Ihnen, dieses Schicksal ist nicht meine Inkompetenz. Er lächelte dünn. Ob Sie es glauben oder nicht, ich habe mir schon lange gewünscht, es eines Tages hier in der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberkunst als Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste zu versuchen. Der erste, der dieses Fach unterrichtete, war Salazar Slytherin selbst, und bis zum vierzehnten Jahrhundert war es eine Tradition der größten Kampfkünstler aller Art unter den Zauberern, hier zu unterrichten. Zu den früheren Verteidigungslehrern gehörte nicht nur der legendäre wandernde Held Harold Shea, sondern auch die, in Anführungsstrichen, 'unsterbliche' Baba Yaga, ja, ich sehe, dass manche von Ihnen immer noch schaudern bei dem Klang ihres Namens, auch wenn sie schon seit sechshundert Jahren tot ist. Das müssen interessante Zeiten gewesen sein, Hogwarts zu besuchen, nicht wahr?

Harry schluckte heftig und versuchte, das plötzliche emotionale Aufwallen zu unterdrücken, das ihn überkommen hatte, als Professor Quirrell anfing zu sprechen. Dieser präzise Tonfall erinnerte ihn stark an einen Oxford-Dozenten, und ihm begann klarzuwerden, dass er sein Zuhause und seine Mum und seinen Dad nicht vor Weihnachten wiedersehen würde.

Sie sind es gewohnt, dass der Verteidigungs-Posten mit Stümpern, Schurken und Pechvögeln besetzt wird. Für jeden mit einem Sinn für Geschichte hat er jedoch einen vollkommen anderen Ruf. Nicht jeder, der hier unterrichtet hat, war der beste, aber die besten haben alle in Hogwarts unterrichtet. In einer so illustren Gesellschaft, und nach so langer Zeit, die ich darauf gewartet habe, würde ich mich schämen, mir ein irgendein geringeres Ziel als Perfektion zu setzen. Und so habe ich die Absicht, dass alle von Ihnen dieses Jahr immer als den besten Verteidigunsunterricht in Gedächtnis behalten werden, den sie je erlebt haben. Was Sie dieses Jahr lernen, wird ihnen für immer als stabiles Fundament der Kunst der Verteidigung zur Verfügung stehen, egal, welche Lehrer sie vorher und nachher hatten.

Professor Quirrells Gesicht wurde ernst. Wir haben eine Menge an Verlorenem aufzuholen, und es bleibt nicht viel Zeit dafür. Deshalb habe ich vor, in einigen Punkten von Hogwarts' üblichen Lehrmethoden abzuweichen und ein paar freiwillige Freizeitaktivitäten einzuführen. Er macht eine Pause. Sollte das nicht ausreichen, kann ich vielleicht neue Wege finden, Sie zu motivieren. Sie sind die Studenten, auf die ich so lange gewartet habe, und Sie werden ihr Bestes geben in diesem Unterricht, auf den ich so lange gewartet habe. Ich könnte schreckliche Drohungen aussprechen wie 'sonst werden Sie furchtbares Leid erfahren', aber das wäre wohl zu sehr ein Klischee. Ich habe den Anspruch, etwas einfallreicher zu sein als das. Vielen Dank.

Dann schienen die Kraft und das Selbstbewusstsein aus Professor Quirrell zu schwinden. Sein Mund stand offen, als sähe er sich plötzlich einem unerwarteten Publikum gegenüber, dann wandte er sich mit einem krampfhaften Ruck um und schlurfte zurück zu seinem Platz, vorübergebeugt, als würde er gleich zusammenklappen und implodieren.

Er wirkt etwas eigenartig, flüsterte Harry.

Na ja, sagte der älter wirkende Schüler. Da haben wir aber schon anderes gesehen.

Dumbledore kehrte zum Pult zurück.

Und jetzt, sagte Dumbledore, bevor wir zu Bett gehen, lassen Sie uns die Schul-Hymne singen! Jeder sucht sich seine Lieblingsmelodie und seinen Lieblingstext aus, und dann los!

zum Anfang

Kapitel 13: Die falschen Fragen stellen

Elen sila J. K. Rowling omentielvo.

Update: Keine Panik. Ich schwöre feierlich, dass es für alles, was in diesem Kapitel passiert, eine logische, erahnbare Erklärung gibt, die mit dem Kanon konsistent ist. Es ist ein Rätsel, und ihr sollt versuchen, es zu lösen, und wenn ihr das nicht tut, lest einfach das nächste Kapitel.


Das ist eins der offensichtlichsten Rätsel, von denen ich je gehört habe.


Sofort als Harry seine Augen in Ravenclaws Erstklässler-Schlafraum aufschlug, am Morgen seines ersten ganzen Tages in Hogwarts, wusste er, dass irgendetwas nicht stimmte.

Es war still.

Zu still.

Ach ja… da war ein Quietus-Zauber am Kopfteil seines Betts, der mit einem Schieber gesteuert wurde, der einzige Grund, dass überhaupt jemand in Ravenclaw schlafen konnte.

Harry setzte sich auf und sah sich um, in der Erwartung, die anderen zu sehen, wie sie aufstanden —

Der Schlafraum, leer.

Die Betten, zerwühlt und ungemacht.

Die Sonne, die in einem sehr hohen Winkel herein schien.

Sein Quietus auf volle Stärke aufgedreht.

Und sein mechanischer Wecker lief noch, aber der Alarm war ausgeschaltet.

Anscheinend hatte man ihn bis 9:52 Uhr schlafen lassen. Trotz seiner besten Bemühungen, seinen 26-stündigen Schlafzyklus auf seine Ankunft in Hogwarts abzustimmen, hatte er in der letzten Nacht nicht vor 1:00 Uhr schlafen können. Er hatte vorgehabt, um 7:00 Uhr mit den anderen Schülern aufzuwachen, denn ein bisschen Schlafmangel konnte er an seinem ersten Tag verkraften, solange er vor morgen irgendeine Art magische Lösung für sein Problem bekam. Aber jetzt hatte er das Frühstück verpasst. Und seine allererste Unterrichtsstunde in Hogwarts, in Kräuterkunde, hatte vor einer Stunde und zweiundzwanzig Minuten begonnen.

Langsam, langsam erwachte die Wut in ihm. Oh, was für ein hübscher kleiner Streich. Seinen Wecker abzustellen. Den Quietus hochzustellen. Und den Tollen Hecht Harry Potter seinen ersten Unterricht verpassen lassen, und ihn als Langschläfer dastehen zu lassen.

Wenn er herausfinden würde, wer das getan hatte…

Nein, das konnte jemand nur zusammen mit allen anderen zwölf Jungen im Ravenclaw-Schlafraum getan haben. Alle hätten ihn schlafen sehen. Alle von ihnen hatten ihn das Frühstück verschlafen lassen.

Die Wut schwand und wurde abgelöst von Verwirrung und einem schrecklichen Gefühl von Verletztheit. Sie mochten ihn. Hatte er gedacht. Letzte Nacht dachte er, sie mochten ihn. Warum…

Als Harry aus dem Bett aufstand, sah er einen Zettel am Kopfende seines Betts befestigt.

Auf dem Zettel stand

Meine lieben Ravenclaws,

es war ein sehr langer Tag. Bitte lasst mich ausschlafen und macht euch keine Sorgen, weil ich das Frühstück verpasse. Die erste Unterrichtsstunde habe ich nicht vergessen.

Euer Harry Potter.

Und Harry stand da, erstarrt; eisige Flüssigkeit begann, in seinen Adern zu fließen.

Der Zettel war in seiner eigenen Handschrift, mit seinem eigenen Druckbleistift.

Und er konnte sich nicht erinnern, das geschrieben zu haben.

Und… Harry sah das Papier mit zusammengekniffenen Augen an. Und wenn er nicht halluzinierte, waren die Wörter habe ich nicht vergessen in einer anderen Art geschrieben, als wollte er sich etwas mitteilen…?

Wusste er, dass er obliviert werden sollte? War er lange auf gewesen, hatte irgendein Verbrechen begangen oder eine andere geheime Aktion, und dann… aber er kannte den Oblivierungszauber nicht… hatte jemand anders… was…

Harry kam ein Gedanke. Wenn er gewusst hatte, dass er obliviert werden würde…

Immer noch im Schlafanzug, lief Harry um sein Bett herum zu seinem Koffer, drückte den Daumen gegen das Schloss, zog seinen Beutel heraus, steckte seine Hand hinein und sagte Notiz an mich selbst.

Und ein weiterer Zettel erschien in Harrys Hand.

Harry zog ihn heraus und starrte ihn an. Auch er war in seiner eigenen Handschrift.

Die Notiz sagte:

Liebes Ich,

spiel bitte mit. Du kannst dieses Spiel nur einmal im Leben spielen. Dies ist eine unwiederbringliche Gelegenheit.

Erkennungszeichen 927, ich bin eine Kartoffel.

Dein
Du.

Harry nickte langsam. Erkennungszeichen 927, ich bin eine Kartoffel war tatsächlich die Nachricht, die er sich schon vorher ausgedacht hatte — ein paar Jahre früher, während des Fernsehens — und die nur er kennen konnte. Wenn er ein Duplikat von sich selbst als tatsächlich er selbst identifizieren musste, oder etwas in der Art. Nur für den Fall. Allzeit bereit.

Harry konnte der Nachricht nicht trauen; es könnten weitere Zauber beteiligt sein. Aber es schloss einen normalen Streich aus. Er hatte dies definitiv selbst geschrieben, und er konnte sich definitiv nicht daran erinnern, es geschrieben zu haben.

Als er auf den Zettel sah, bemerkte Harry Tinte, die von der anderen Seite durchschien.

Er drehte ihn um.

Auf der Rückseite stand:

SPIELANLEITUNG

Du kennst die Regeln des Spiels nicht
Du kennst den Einsatz des Spiels nicht
Du kennst das Ziel des Spiels nicht
Du weißt nicht, wer das Spiel in der Hand hat
Du weißt nicht, wie Du das Spiel beendest

Du beginnst mit 100 Punkten.
Los.

Harry starrte auf die Anleitung. Diese Seite war nicht handgeschrieben; diese Seite war vollkommen regelmäßig, also künstlich. Sie sah aus wie von einer Automatikfeder, wie die, die er zum Aufnehmen von Diktaten gekauft hatte.

Er hatte absolut keine Ahnung, was hier vor sich ging.

Also… Schritt eins war, sich anzuziehen und etwas zu essen. Vielleicht in umgekehrter Reihenfolge. Sein Bauch fühlte sich ziemlich leer an.

Er hatte natürlich das Frühstück verpasst, aber er war auf diesen Fall vorbereitet, hatte ihn vorher visualisiert. Harry steckte seine Hand in den Beutel und sagte Notnahrung in der Erwartung, die Schachtel Müsliriegel zu bekommen, die er vor der Abfahrt nach Hogwarts gekauft hatte.

Was er bekam, fühlte sich nicht wie eine Schachtel Müsliriegel an.

Als Harry seine Hand wieder herauszog, sah er zwei winzige Schokoriegel — bei weitem nicht genug als Mahlzeit — mit einem Zettel daran, und auf dem Zettel stand, in der gleichen Schrift wie die Spielanleitung:

FEHLGESCHLAGENER VERSUCH: -1 PUNKT
ANZAHL PUNKTE: 99
PHYSISCHER ZUSTAND: IMMER NOCH HUNGRIG
MENTALER ZUSTAND: VERWIRRT

Gleähhhh sagte Harry Mund ohne irgendeine bewusste Einmischung von seiner Seite.

Er stand etwa eine Minute da.

Eine Minute später ergab das immer noch keinen Sinn, und er hatte immer noch absolut keine Ahnung, was vor sich ging, und sein Gehirn hatte noch nicht einmal angefangen, irgendwelche Hypothesen zu bilden, als wären seine mentalen Hände in Gummibälle eingeschlossen und konnten nichts anfassen.

Sein Magen, der eigene Prioritäten hatte, schlug ein mögliches Experiment vor.

Äh... sagte Harry zm leeren Raum. Vielleicht könnte ich einen Punkt ausgeben und meine Schachtel Müsliriegel zurückbekommen?

Nichts als Stille.

Harry steckte seine Hand in den Beutel und sagte Schachtel Müsliriegel.

Eine Schachtel, deren Form sich richtig anfühlte, tauchte in seiner Hand auf… aber sie war zu leicht, und sie war offen, und sie war leer, und der daran befestigte Zettel sagte:

PUNKTE VERBRAUCHT: 1
PUNKTESTAND: 98
ERHALTEN: EINE SCHACHTEL MÜSLIRIEGEL

Ich möchte einen Punkt ausgeben und tatsächlich meine Müsliriegel zurückhaben, sagte Harry.

Wieder Stille.

Harry steckte seine Hand in den Beutel und sagte Müsliriegel.

Nicht tauchte auf.

Harry zuckte verzweifelt mit den Schultern und ging zum Schrank, den er neben seinem Bett bekommen hatte, um seine Robe für den Tag herauszuholen.

Am Boden des Schranks, unter seiner Robe, waren die Müsliriegel und ein Zettel:

PUNKTE VERBRAUCHT: 1
PUNKTESTAND: 97
DU HAST BEKOMMEN: 6 MÜSLIRIEGEL
DU TRÄGST IMMER NOCH: SCHLAFANZUG
ISS NICHT, SOLANGE DU DEN SCHLAFANZUG ANHAST
DU WIRST EINE SCHLAFANZUGSTRAFE BEKOMMEN

Und jetzt weiß ich, wer auch immer dieses Spiel steuert, ist verrückt.

Ich rate, dass dieses Spiel von Dumbledore gesteuert wird, sagte Harry laut. Vielleicht konnte er dieses Mal einen neuen Geschwindigkeitsrekord für schnelle Auffassungsgabe aufstellen.

Stille.

Aber Harry find an, das Muster zu verstehen; der Zettel würde an der nächsten Stelle sein, wo er nachsah. Also sah Harry unter das Bett.

HA! HA HA HA HA HA!
HA HA HA HA HA HA!
HA! HA! HA! HA! HA! HA!
DUMBLEDORE STEUERT DAS SPIEL NICHT
SCHLECHTE VERMUTUNG
SEHR SCHLECHTE VERMUTUNG
-20 PUNKTE
UND DU HAST IMMER NOCH DEN SCHLAFANZUG AN
DAS IST DEIN VIERTER ZUG
UND DU HAST IMMER NOCH DEN SCHLAFANZUG AN
SCHLAFANZUGSTRAFE: -2 PUNKTE
PUNKTESTAND: 75

Autsch, das war in der Tat verdammt schwierig. Es war erst sein erster Schultag, und wenn er Dumbledore ausgeschlossen hatte, dann wusste er von niemand anderem hier den Namen, der ähnlich verrückt war.

Mit seinem Körper mehr oder weniger auf Autopilot griff Harry seine Robe und seine Unterwäsche, zog die Kellerebene seines Koffers heraus (er war ein sehr privater Mensch, und jemand hätte in den Schlafraum kommen können), zog sich an und stieg wieder heraus, um seinen Schlafanzug wegzulegen.

Harry machte eine Pause, bevor er die Schrankschublade mit den Schlafanzügen herauszog. Wenn sich das Muster bestätigte…

Wie kann ich mehr Punkte sammeln? fragte Harry laut.

Dann öffnete er die Schublade.

GELEGENHEITEN GUTES ZU TUN SIND ÜBERALL
ABER ES IST DUNKELHEIT, WO LICHT SEIN SOLL
KOSTEN DER FRAGE: 1 PUNKT
PUNKTESTAND: 74
SCHICKE UNTERWÄSCHE
HAT DEINE MUTTER SIE DIR AUSGESUCHT?

Harry zerknüllte den Zettel in seiner Hand, das Gesicht scharlachrot. Dracos Fluch fiel ihm wieder ein. Sohn eines Schlammbluts —

Inzwischen wusste er, dass er es besser nicht laut sagte. Er würde wahrscheinlich Punktabzug fürs Fluchen bekommen.

Harry band sich den Eselsfellbeutel und seinen Zauberstab um. Er entfernte die Verpackung von einem der Müsliriegel und warf ihn in den Mülleimer, wo er auf einem angebissenen Schokoladenfrosch, einem zerknitterten Briefumschlag und grünen und roten Einwickelpapier landete. Er packte die anderen Müsliriegel in seinen Eselsfellbeutel.

Er sah sah sich noch ein letztes Mal um, auf der verzweifelten und letzten Endes vergeblichen Suche nach Hinweisen.

Und dann verließ Harry den Schlafraum, weiter essend, auf der Suche nach den Slytherin-Verliesen. Wenigstens dachte er, darum wäre es in dieser Zeile gegangen.

Sich in den Gängen von Hogwarts zurechtzufinden war wie… vermutlich nicht ganz so schlimm, wie in einem Bild von Escher herumzuirren, das war etwas, was man eher wegen seiner rhetorischen Wirkung wegen sagte, als weil es wahr war.

Etwas später dachte Harry, dass ein Bild von Escher verglichen mit Hogwarts seine Vor- und Nachteile hätte. Nachteil: keine konsistente Ausrichtung der Schwerkraft. Vorteil: Immerhin würden sich die Treppen nicht verschieben während man sich auf ihnen befand.

Harry war ursprünglich vier Treppen hochgestiegen, um zu seinem Schlafraum zu gelangen. Nach dem er nicht weniger als zwölf Treppen hinuntergestiegen war, ohne den Verliesen auch nur nahezukommen, schloss Harry, dass (1) ein Bild von Escher ein Spaziergang wäre im Vergleich, (2) er anscheinend höher in der Burg war als am Anfang, und (3) er sich derart verlaufen hatte, dass er sich nicht mehr gewundert hätte, durch das nächste Fenster zwei Monde am Himmel zu sehen.

Rückfallplan A war gewesen, anzuhalten und nach dem Weg zu fragen, aber es schien einen extremen Mangel an herumlaufenden Leuten zu geben, als wären die Glückspilze alle im Unterricht wie vorgesehen oder so.

Rückfallplan B…

Ich habe mich verlaufen, sagte Harry laut. Kann, ähm, die Seele der Burg Hogwarts mir helfen oder so?

Ich glaube nicht, dass die Burg eine Seele hat, bemerkte eine alte Dame in einem der Bilder an der Wand. Leben, vielleicht, aber keine Seele.

Einen Moment war es still.

Sind Sie — sagte Harry, und dann schloss er den Mund. Bei näherem Nachdenken würde er NICHT das Bild danach fragen, ob es wirklich ein Bewusstsein hatte in dem Sinne, dass es sich seiner eigenen Bewusstheit bewusst war.

Ich bin Harry Potter, sagte sein Mund, mehr oder weniger automatisch. Ebenfalls mehr oder weniger automatisch streckte er seine Hand in Richtung des Bildes aus.

Die Dame in dem Bild sah hinunter auf Harrys Hand und hob die Augenbrauen.

Langsam senkte sich die Hand wieder an Harrys Seite.

Entschuldigung, sagte Harry, ich bin irgendwie neu hier.

Das merke ich, junger Ravenclaw. Wohin versuchen Sie zu gehen?

Harry zögerte. Ich bin mir nicht ganz sicher, sagte er.

Dann sind Sie vielleicht bereits da.

Also, wohin ich auch immer versuche zu gehen, ich glaube nicht, dass es hier ist... Harry schloss den Mund, als er bemerkte, das er wie ein Idiot klang. Lassen Sie mich noch einmal anfangen. Ich spiele dieses Spiel, aber ich kenne die Regeln nicht — Das funktionierte auch nicht. Okay, dritter Versuch. Ich suche Gelegenheiten, Gutes zu tun, damit ich Punkte sammeln kann, und alles, was ich habe, ist dieser verschlüsselte Hinweis, wie Dunkelheit da ist, wo Licht sein soll, also habe ich versucht, nach unten zu gehen, aber ich scheine stattdessen aufwärts zu gehen...

Die alte Dame im Bild sah ihn zemlich skeptisch an.

Harry seufzte. Mein Leben neigt dazu, etwas eigenartig zu werden.

Wäre es fair, zu sagen, dass Sie nicht wissen, wohin Sie gehen, oder warum Sie dort hin wollen?

Vollkommen fair.

Die alte Dame nickte. Ich bin mir nicht sicher, dass das Verirren ihr größtes Problem ist, junger Mann.

Sicher, aber anders als die größeren Probleme ist das ein Problem, von den ich verstehen kann, wie ich es löse, und oh je, wird diese Unterhaltung gerade zu einem Gleichnis der menschlichen Existenz, ich habe das bis eben gar nicht gemerkt.

Die Dame sah Harry prüfend an. Sie sind ein guter junger Ravenclaw, nicht wahr? Einen Monent lang begann ich zu zweifeln. Also, die generelle Regel ist, wenn Sie sich links herum halten, werden sie nach unten kommen.

Das klang seltsam vertraut, aber Harry konnte sich nicht erinnern, wo er das vorher schon einmal gehört hatte. Äh… Sie scheinen eine sehr intelligente Person zu sein. Oder ein Bild von einer sehr intelligenten Person… egal, haben Sie von einem geheimnisvollen Spiel gehört, das man nur einmal spielen kann, und man bekommt die Regeln nicht gesagt?

Das Leben, sagte die Dame sofort. Das ist eins der offensichtlichsten Rätsel, die ich je gehört habe.

Harry blinzelte. Nein, sagte er langsam. Ich meine, ich habe einen richtigen Zettel bekommen und alles, dass ich das Spiel spielen muss, aber die Regeln nicht gesagt bekomme, und jemand plaziert mir kleine Zettel, die mir sagen, wieviele Punkte ich abgezogen bekomme, weil ich die Regeln verletzt habe, wie zwei Minuspunkte, weil ich meinen Schlafanzug anhatte. Kennen Sie irgendjemand in Hogwarts, der verrückt genug und mächtig genug ist, um so etwas zu tun? Jemand außer Dumbledore, meine ich?

Das Bild einer Dame seufzte. Ich bin nur ein Bild, junger Mann. Ich erinnere mich an Hogwarts, wie es war — nicht an Hogwarts, wie es ist. Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, wäre dies ein Rätsel, die Antwort wäre, dass das Spiel das Leben ist, und obwohl wir nicht die Regeln machen, diejenigen, die Punkte vergeben oder abziehen, sind wir immer selbst. Wenn es kein Rätsel ist, sondern die Realität — dann weiß ich es nicht.

Harry verbeugte sich tief vor dem Bild. Danke, Mylady.

Die Dame machte einen Knicks. Ich wünsche mir, ich könnte sagen, dass ich Sie mit Zuneigung in Erinnerung behalten werde, sagte sie, aber wahrscheinlich werde ich mich gar nicht an Sie erinnern. Leben Sie wohl, Harry Potter.

Als Antwort verbeugte er sich erneut, und er begann, die nächste Treppe hinabzusteigen.

Als er viermal nach links abgebogen war, starrte er in einen Korridor, der unvermittelt in einem unordentlichen Haufen großer Felsbrocken endete — als wäre die Decke eingestürzt, nur dass die umgebenden Wände und Decken intakt waren und aus ganz regelmäßigen Bausteinen bestanden.

Na gut, sagte Harry zu der leeren Luft, ich gebe auf. Ich bitte um einen weiteren Hinweis. Wie komme ich dort hin, wohin ich muss?

Einen Hinweis! Einen Hinweis, sagen Sie?

Die begeisterte Stimme kam von einem Gemälde an einer nahegelegenen Wand, ein Portrait eines Manns im mittleren Alter in der schrillsten pinkfarbenen Robe, die Harry je gesehen oder sich vorgestellt hatte. In diesem Portrait trug er einen schlaffen Spitzhut mit einem Fisch darauf (nicht ein Bild eines Fischs, sondern ein Fisch).

Ja! sagte Harry. Einen Hinweis! Einen Hinweis, sage ich! Allerdings nicht irgendein Hinweis, ich suche einen bestimmten Hinweis, es ist für ein Spiel, das ich spiele —

Ja, ja! Einen Hinweis für das Spiel! Sie sind Harry Potter, nicht wahr? Ich bin Cornelion Flubberwalt! Der Prinzgemahl Erin sagte es mir, dem sagte es Lord Weaselnose, dem sagte es, das habe ich tasächlich vergessen. Aber es war eine Nachricht für mich, um sie Ihnen zu geben! Für mich! Niemand hat mir seit, ich weiß nicht wie lang, schon immer vielleicht, stecke ich in diesem verdammten nichtsnutzigen alten Flur — ein Hinweis! Ich habe Ihren Hinweis! Er kostet Sie nur drei Punkte! Wollen Sie ihn?

Ja! Ich will ihn! Harry war klar, dass er wohl eigentlich seinen Sarkasmus unter Kontrolle behalten sollte, aber er konnte nicht anders.

Die Dunkelheit kann gefunden werden zwischen den grünen Arbeitsräumen und McGonagalls Transfigurationsraum! Das ist der Hinweis! Und jetzt los, Sie sind langsamer als ein Sack Schlangen! Minus zehn Punkte für die Langsamkeit! Sie haben jetzt 61 Punkte! Das war der Rest der Nachricht!

Danke, sagte Harry. Er kam inzwischen ziemlich ins Hintertreffen mit dem Spiel Ähm… ich schätze, Sie wissen nicht, von wem die Nachricht ursprünglich kam, oder?

Sie wurde von einer hohlen Stimme gesprochen, die herausschallte aus einem Riss in der Luft selbst, ein Riss, der sich über einem feurigen Abgrund öffnete! Das haben sie mir erzählt!

Harry war sich inzwischen nicht mehr sicher, ob dies etwas war, bei dem er skeptisch sein sollte, oder etwas, was er eher locker hinnehmen sollte. Und wie finde ich die Verbindung zwischen den grünen Arbeitsräumen und dem Transfigurationsraum?

Drehen Sie sich nur um und gehen sie nach links, rechts, unten, unten, rechts, links, rechts, hinauf, und wieder links, dann sind Sie am grünen Arbeitsraum, und wenn Sie hineingehen und geradewegs auf der anderen Seite hinaus, sind Sie in einem großen gebogenen Korridor, der auf eine Kreuzung zugeht, und auf der rechten Seite der Kreuzung ist ein langer gerade Flur, der zum Transfigurationsraum führt! Das Bild des Mannes machte eine Pause. Wenigstens war es so, als ich Hogwarts besuchte. Es ist ein Montag in einem ungeraden Jahr, oder?

Bleistift und mechanisches Papier sagte Harry zu seinem Beutel. Äh, nein, Papier und mechanischen Bleistift. Er sah wieder auf. Können Sie das wiederholen?

Nachdem er sich noch zweimal verlaufen hatte, hatte Harry den Eindruck, dass er anfing, die Grundregel für das Zurechtfinden in diesem sich ständig ändernden Labyrinth namens Hogwarts zu verstehen, nämlich ein Gemälde nach dem Weg zu fragen. Falls das irgendeine Art von unglaublich tiefgründiger Weisheit über das Leben darstellen sollte, wusste er nicht, welche.

Der grüne Arbeitsraum war ein übrraschend angenehmer Ort, in den das Sonnenlicht durch grün bemalte Fenster strömte, die Drachen in ruhigen ländlichen Szenen zeigte. Hier standen äußerst komfortabel aussehende Stühle, und Tische, die sehr geeignet schienen, hier mit ein bis drei Freunden zusammen zu lernen.

Tatsächlich gelang es Harry nicht, gerade durch den Raum und durch die Tür auf der gegenüberliegenden Seite zu gehen. Hier gab es in die Wand eingelassene Bücherborde, und er musste hingehen und ein paar der Titel lesen, als wollte er das Recht auf den Familiennamen Verres nicht verlieren. Aber er tat es schnell, ihm war der Vorwurf der Langsamkeit noch bewusst, und ging dann auf der anderen Seite hinaus.

Er ging den großen gebogenen Korridor entlang, als er die Stimme eines Jungen aufschreien hörte.

In solchen Momenten hatte Harry einen Vorwand, einfach loszurennen, ohne Kraft zu sparen oder Aufwärmübungen zu machen oder sich Sorgen zu machen, irgendwo gegenzulaufen, eine plötzliche rasende Flucht, die zu einem nahezu ebenso plötzlichen Halt kam, als er fast in eine Gruppe von sechs Hufflepuff-Erstklässlern rannte…

...die zusammengedrängt standen und recht ängstlich aussahen, und als ob sie dringend etwas tun wollten, aber nicht wussten, was, was vermutlich etwas mit der Gruppe von fünf älteren Slytherins zu tun hatte, die um einen weiteren Jungen herumstanden.

Harry war auf einmal sehr wütend.

Entschuldigt bitte! rief Harry mit aller Kraft.

Das wäre vielleicht nicht nötig gewesen. Alle sahen ihn bereits an. Aber mit Sicherheit stoppte es alles, was gerade vor sich ging.

Harry ging an der Gruppe Hufflepuffs vorbei zu den Slytherins.

Sie sahen auf ihn herab mit Gesichtern, die von Wut über Amüsiertheit bis zu Vergnügen reichten.

Ein Teil von Harrys Gehirn schrie in Panik, dass dies viel ältere und größere Jungen waren, die ihm zu Brei schlagen konnten.

Ein anderer Teil sagte trocken, dass jeder, der dabei erwischt würde, wie er dem Jungen-der-überlebte ernsthaft etwas antäte, eine Unmenge Schwierigkeiten bekäme, insbesondere wenn sie ein Haufen älterer Slytherins wären und sieben Hufflepuffs es sehen würden, und dass das Risiko, dass ihm jemand in der Gegenwart von Zeugen bleibenden Schaden zufügte, praktisch null war. Die einzige wirkliche Waffe, die diese älteren Jungen gegen ihn hatten, war seine eigene Furcht, wenn er das zuließ.

Dann sah Harry, dass der Junge, den sie in am Wickel hatten, Neville Longbottom war.

Natürlich.

Damit war es entschieden. Harry hatte vorgehabt, sich demütig bei Neville zu entschuldigen, und das hieß, Neville war sein, wie konnten sie es wagen?

Harry streckte die Hand aus, griff Neville am Handgelenk und riss ihn aus dem Kreis der Slytherins heraus. Der Junge stolperte vor Schreck, als Harry ihn herauszog und mit nahezu derselben Bewegung sich selbst durch die Lücke schob.

Nun stand Harry zwischen den Slytherins, wo Neville gestanden hatte, und sah zu den viel älteren, größeren und stärkeren Jungen auf.

Hallo, sagte Harry. Ich bin der Junge-der-überlebte.

Es gab eine etwas peinliche Pause. Anscheinend wusste niemand, wohin die Unterhaltung von hier aus führen sollte.

Harry senkte den Blick und sah Bücher und Papier auf dem Boden verstreut. Oh, das alte Spiel, wo man das Opfer versuchen läßt, seine Bücher wieder aufzuheben und sie ihm dann wieder aus der Hand schlägt. Harry konnte sich nicht erinnern, jemals selbst das Ziel dieses Spiels zu sein, aber er hatte eine gute Vorstellungskraft, und diese Vorstellungskraft machte ihn wütend. Nun, sobald die Gesamtsituation geklärt war, wäre es leicht genug für Neville, zurückzukommen und seine Sachen aufzuheben, vorausgesetzt, dass die Slytherins sich zu sehr auf Harry konzentrierten, um daran zu denken, irgendetwas mit den Büchern anzustellen.

Dummerweise hatten sie seinen umherschweifenden Blick bemerkt. Ooh, sagte der größte der Jungen, wolltest Tu die tleinen Bücherchen —

Halt die Klappe, sagte Harry kalt. _Verwirre sie. Tu nicht das, was sie von Dir erwarten. Falle nicht in ein Schema, das sie dazu bringt, Dich zu schikanieren. Ist das ein Teil eines unglaublich cleveren Plans, der euch irgendeinen Vorteil in der Zukunft bringt, oder ist das wirklich eine so unsinnige Schande für den Namen von Salazar Slytherin wie es —

Der größte der Jungen schubste Harry Potter heftig, und er fiel aus dem Kreis der Slytherins ausgestreckt auf den harten Steinboden von Hogwarts.

Und die Slytherins lachten.

Harry stand auf in einer Bewegung, die ihm furchtbar langsam vorkam. Er wusste noch nicht, wie er seinen Zauberstab benutzen konnte, aber unter diesen Umständen gab es keinen Grund, warum ihn das aufhalten sollte.

Ich möchte so viele Punkte bezahlen, wie es braucht, um diese Person loszuwerden, sagte Harry und zeigte mit einem Finger auf den größten Slytherin.

Dann hob Harry seine andere Hand, sagte Abrakadabra, und schnippte mit den Fingern.

Bei Wort Abrakadabra schrien zwei der Hufflepuffs auf, darunter Neville, drei andere Slytherins sprangen verzweifelt aus der Richtung von Harrys Finger, und der größte Slytherin taumelte rückwärts mit einem Ausdrucks des Entsetzens, und ein roter Schwall verzierte sein Gesicht, seinen Hals und seine Brust.

Das hatte Harry nicht erwartet.

Langsam fasste sich der größte Slytherin an seinen Kopf und streifte sich die Platte mit Kirschtorte ab, die sich gerade über ihn ausgebreitet hatte. Der größte Slytherin hielt die Platte in der Hand, starrte sie einen Moment an und ließ sie dann auf den Boden fallen.

Es war vielleicht nicht der allerbeste Moment, in Lachen auszubrechen, aber genau das tat einer der Hufflepuffs.

Dann sah Harry einen Zettel auf der Rückseite der Platte.

Moment, sagte Harry, und schoss nach vorn, um den Zettel aufzuheben. Das ist für mich, glaube ich —

Du, knurrte der größte Slytherin, Du, wirst, jetzt, —

Sieh Dir das an! rief Harry und hielt dem älteren Slytherin den Zettel ins Gesicht. Ich meine, sieh Dir das nur an! Kann es denn sein, dass ich 30 Punkte berechnet bekomme nur für die Zustellung einer blöden Torte? 30 Punkte! Damit mache ich sogar noch Verlust, wenn ich einen unschuldigen Jungen aus einer Notlage gerettet habe! Und Lagerkosten? Und Überlassungsgebühr? Rollgeld? Wie kommt man zu Rollgeld bei einer Torte?

Es gab noch eine dieser peinlichen Pausen. Harry sandte tödliche Gedanken an welchen auch immer der Hufflepuffs, der nicht aufhören konnte zu kichern, dieser Idiot würde es noch dazu kommen lassen, dass Harry verletzt würde.

Harry machte einen Schritt zurück und schickte seinen besten tödlichen Blick in Richtung des Slytherin. Jetzt hau ab, oder ich werde Dein Leben immer bizarrer machen, bis Du es tust. Sei gewarnt… wenn Du Dich in mein Leben einmischst, kann das Dein Leben… ein bisschen schwierig machen. Verstanden?

In einer einzigen furchterregenden Bewegung peitschte der größte Slytherin seinen Zauberstab heraus, um ihn auf Harry zu richten, und wurde im selben Moment auf der anderen Seite von einer weiteren Torte getroffen, diesmal Blaubeere.

Der Zettel auf dieser Torte war ziemlich groß und klar lesbar. Diesmal solltest Du wohl den Zettel auf der Torte lesen, bemerkte Harry. Ich glaube, er ist für Dich.

Der Slytherin reichte langsam nach oben nach der Tortenplatte, dreht sie um, wobei mit einem nassen Platsch noch mehr Blaubeere auf den Boden fiel, und las die Nachricht:

WARNUNG
KEINE MAGIE GEGEN DEN TEILNEHMER
SOLANGE DAS SPIEL LÄUFT
JEDE WEITERE STÖRUNG DES SPIELS
WIRD AN DIE SPIELLEITUNG BERICHTET

Der Ausdruck reiner Verwirrung auf dem Gesicht des Slytherin war ein Kunstwerk. Harry dachte, dass er diese Spielleitung anfangen könnte zu mögen.

Hör mal, sagte Harry, wollen wir es einfach bleiben lassen? Ich glaube, die Sache gerät hier etwas außer Kontrolle. Wie wäre es, Du geht zurück nach Slytherin und ich gehe zurück nach Ravenclaw, und wir kühlen uns alle ein bisschen ab?

Ich habe eine bessere Idee, zischte der größte Slytherin. Wie wär's, wenn ich Dir versehentlich alle Finger breche?

Wie in Merlins Namen willst Du einen glaubhaften Unfall inszenieren, wenn Du das vor einem Dutzend Zeugen angedroht hast, Du Idiot —

Der größte Slytherin griff langsam und bedächtig nach Harrys Händen. Harry erstarrte auf der Stelle, und der Teil seines Gehirns, der das Alter und die Stärke des anderen Jungen wahrnahm, verschffte sich schließlich Gehör und schrie, WAS ZUM TEUFEL TUE ICH HIER?

Warte!, sagte einer der anderen Slytherins, plötzlich Panik in der Stimme. Stop, das solltest Du wirklich nicht tun!

Der größte Slytherin ignorierte ihn, nahm Harrys rechte Hand fest in seine Linke, und nahm Harrys Zeigefinger in seine Rechte.

Harry blickte dem Slytherin direkt in die Augen. Ein Teil von Harry schrie innerlich, das darf nicht passieren, das darf nicht passieren, Erwachsene würden nie zulassen, dass etwas wie das passiert —

Langsam fing der Slytherin an, Harrys Zeigefinger nach hinten zu biegen.

Er hat meinen Finger noch nicht wirklich gebrochen und es ist unter meiner Würde, zurückzuweichen, bevor er es tut. Bis dahin ist es nur ein weiterer Versuch, mir Angst einzujagen.

Stop! sagte der Slytherin, der vorher schon protestiert hatte. Stop, das ist eine ganz schlechte Idee!

Dem kann ich nur zustimmen, sagte eine eiskalte Stimme. Die Stimme einer älteren Frau.

Der größte Slytherin ließ Harrys Hand los und sprang zurück, als hätte er sich verbrannt.

Professor Sprout! rief einer der Hufflepuffs und klang dabei so froh wie Harry noch nie jemand gehört hatte.

Als er sich umdrehte, stolzierte eine plumpe kleine Frau mit unordentlichen grauen Locken und schmutziger Kleidung in sein Gesichtsfeld. Sie richtete einen anklagenden Finger auf die Slytherins. Erklären Sie sich, sagte sie. Was machen Sie hier mit meinen Hufflepuffs und... sie sah ihn an. Meinem geschätzten Schüler Harry Potter.

Oh je. Stimmt, es war IHR Unterricht, den ich heute morgen verpasst habe.

Er drohte uns zu töten! platzte einer der anderen Slytherins heraus, derselbe, der vorher eingeschritten war.

Was? sagte Harry ausdruckslos. Das habe ich nicht! Wenn ich euch hätte töten wollen, hätte ich das doch nicht vorher öffentlich angedroht!

Ein dritter Slytherin lachte hilflos und hielt dann plötzlich auf, als ihm die anderen Jungen tödliche Blicke zusandten.

Professor Sprouts Gesicht hatte einen sehr skeptischen Ausdruck angenommen. Welche Todesdrohung soll das genau gewesen sein?

Der Todesfluch! Er tat, als würde er den Todesfluch auf uns richten!

Professor Sprout drehte sich, um Harry anzusehen. Ja, was für eine furchtbare Drohung von einem Elfjährigen. Aber trotzdem nichts, was Sie auch nur im Traum vortäuschen sollten, Harry Potter.

Ich weiß nicht einmal die Worte für den Todesfluch, sagte Harry prompt. Und ich hatte meinen Zauberstab gar nicht gezogen.

Jetzt sag Professor Sprout Harry skeptisch an. Ich vermute, dieser Junge hat sich also selbst mit zwei Torten getroffen.

Er hat seinen Zauberstab nicht benutzt! rief einer der jungen Hufflepuffs. Ich weiß auch nicht, wie er es getan hat, er schnippte nur mit den Fingern und da war Torte!

Wirklich, sagte Professor Sprout nach einer Pause. Sie zog ihren Zuaberstab. Ich werde es nicht verlange, weil Sie hier anscheinend das Opfer sind, aber hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Ihren Zauberstab kontrolliere, um das zu überprüfen?

Harry zog seinen Zauberstab. Was soll ich —

Prior Incantato, sagte Sprout. Sie runzelte die Stirn. Das ist eigenartig, Ihr Zauberstab scheint überhaupt noch nicht benutzt worden zu sein.

Harry zuckte mit den Schultern. Das wurde er wirklich nicht. Ich habe meinen Zauberstab und die Bücher erst vor ein paar Tagen bekommen.

Sprout nickte. Dann haben wir einen klaren Fall von versehentlicher Magie von einem Jungen, der sich bedroht fühlte. Und die Regeln sagen eindeutig, dass Sie dafür nicht verantwortlich gemacht werden. Aber was Sie angeht... und wandte sich zu den Slytherins. Sie senkte ihre Augen demonstrativ zu Nevilles Büchern auf dem Boden.

Es gab eine lange Stille, als sie die fünf Slytherins ansah.

Drei Punkte abgezogen von Slytherin, für jeden, sagte sie schließlich. Und sechs für ihn, und zeigte auf den mit Torte bedeckten Jungen. Belästigen Sie nie wieder meine Huflepuffs, oder meinen Schüler Harry Potter. Und jetzt ab.

Sie musste das nicht wiederholen; die Slytherins drehten sich um und beeilten sich, davonzukommen.

Neville fing an, seine Bücher aufzuheben. Er schien zu weinen, aber nur ein bisschen. Das konnte davon kommen, dass der Schock verzögert eintrat, oder weil die anderen Jungen ihm halfen.

Vielen Dank, Harry Potter, sagte Professor Sprout zu ihm. Sieben Punkte für Ravenclaw, einen für jeden Hufflepuff, den Sie beschützen halfen. Und mehr werde ich dazu nicht sagen.

Vielleicht hätte er doch nach Hufflepuff gehen sollen. Sprout war cool.

Scourgify, sagte Sprout zu der Tortenschweinerei auf dem Boden, die daraufhin prompt verschwand.

Dann ging sie wieder, den Flur entlang, der zum grünen Arbeitsraum führte.

Wie hast Du das gemacht? zischte einer der Hufflepuff-Jungen, sobald sie verschwunden war.

Harry lächelte eingebildet. Ich kann alles geschehen lassen, was ich will, ich brauche nur mit den Fingern zu schnippen.

Der Junge machte große Augen. Wirklich?

Nein, sagte Harry. Aber wenn Du es allen weitererzählst, denk daran, es Hermione Granger zu sagen, Erste Klasse in Ravenclaw, sie kennt eine amüsante Anekdote. Er hatte absolut keine Ahnung, was hier vor sich ging, aber er wolte mit Sicherheit nicht die Gelegenhait auslassen, seine wachsende Legende zu pflegen. Ach, und was war das mit dem Todesfluch?

Der Junge sah ihn schräg an. Das weißt Du wirklich nicht?

Wenn ich es wüßte, würde ich nicht fragen.

Die Worte des Todefluchs lauten, schluckte der Junge, und seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern, und er hielt seine Hände zu den Seiten, als ob er demonstrieren wollte, dass er keinen Zauberstab hielt, Avada Kedavra.

Ja, natürlich waren sie das.

Harry fügte das zu der wachsenden Liste von Dingen hinzu, die er nie seinem Vater, Professor Michael Verres-Evans, erzählen würde. Es war schlimm genug, darüber zu reden, dass er der einzige war, der den entsetzlichen Todesfluch überlebt hatte, ohne dabei zuzugeben, dass der Todesfluch ausgerechnet Abrakadabra hieß.

Aha, sagte Harry nach einer Pause. Dann war das wohl das letzte Mal, dass ich das gesagt habe, bevor ich mit den Fingern schnippe. Obwohl die Wirkung sich als taktisch nützlich erwiesen hatte.

Warum hast Du —

Bei Muggles aufgewachsen. Muggles glauben, es ist ein Witz, und er ist lustig. Ehrlich, das ist alles, was passiert ist. Tschuldigung, aber wie war Dein Name?

Ich bin Ernie Macmillan, sagte der Hufflepuff. Er streckte seine Hand aus, und Harry schüttelte sie. Es ist mir eine Ehre.

Harry verbeugte sich leicht. Schön, Dich kennenzulernen, und lass das mit der Ehre.

Dann drängten sich die anderen Jungen dazu und es gab einen kurzen Sturm von Vorstellungen.

Als sie damit fertig waren, schluckte Harry. Das würde jetzt sehr schwierig werden. Ahm… wenn ihr mich alle entschuldigen könntet… Ich muss Neville etwas sagen.

Alle Augen drehten sich zu Neville, der einen Schritt zurück tat und etwas besorgt aussah.

Ich schätze, sagte Neville mit winziger Stimme, Du wirst sagen, dass ich tapferer sein sollte —

Oh, nein, nichts in der Art! sagte Harry hastig. Damit hat es nichts zu tun. Es ist nur, äh, etwas, was mir der Sprechende Hut gesagt hat —

Auf einmal sahen die anderen Jungen sehr neugierig aus, außer Neville, der nun noch mehr besorgt aussah.

Irgendetwas schien Harrys Kehlkopf zu blockieren. Er wusste, er sollte damit einfach herausplatzen, aber es war, als hätte er einen großen Ziegelstein verschluckt, der ihm jetzt quer saß.

Es war, als müsste Harry ganz bewustt die Kontrolle über seine Lippen übernehmen und jede Silbe einzeln erzeugen, aber er bekam es hin. Ich, es, tut, mir, leid. Er atmete aus und tief wieder ein. Was ich, äh, gestern getan habe. Du… musst dabei nicht großzügig sein oder so, ich verstehe es, wenn Du mich einfach nur hasst. Es geht nicht darum, dass ich cool sein will, weil ich mich entschuldige, oder dass Du das akzeptieren musst. Was ich getan habe, war falsch.

Es gab eine Pause.

Neville presste die Bücher noch fester an seine Brust. Warum hast Du es getan? sagte er mit dünner, zitternder Stimme. Er blinzelte, als ob er seine Tränen zurückhielt. Warum macht das jeder mit mir, sogar der Junge-der-überlebte?

Harry fühlte sich auf einmal kleiner als jemals vorher in seinem Leben. Es tut mir leid, sagte Harry noch einmal, jetzt mit rauher Stimme. Es ist nur… Du sahst so ängstlich aus, es war wie ein Schild 'Opfer' über Deinem Kopf, und ich wollte Dir zeigen, dass nicht alles schlimm wird, dass Dir manchmal die Monster auch Schokolade geben… Ich dachte, wenn ich Dir das zeige, könnte Dir klarwerden, dass es nicht so viel gibt, wovor man Angst haben muss —

Aber das gibt es, flüsterte Neville. Du hast es heute gesehen, das gibt es!

Sie hätten nichts wirklich Schlimmes vor Zeugen getan. Ihre stärkste Waffe ist die Furcht. Darum nehmen sie sich Dich vor, weil sie sehen können, dass Du Angst hast. Ich wollte Dich weniger ängstlich machen… Dir zeigen, dass die Furcht schlimmer war als die Sache selbst… oder das war es zumindest, was ich mir selbst einredete, aber der Sprechende Hut hat mir gesagt, dass ich mir etwas vormache, dass ich es eigentlich getan habe, weil es mir Spaß gemacht hat. Das ist es, weswegen ich mich entschuldige —

Du hast mir wehgetan, sagte Neville. Gerade jetzt. Als Du mich gegriffen und von ihnen weggezogen hast. Neville streckte seinen Arm aus und zeigte darauf, wo Harry ihn ergriffen hatte. Da bekomme ich wahrscheinlich einen blauen Flack, so hart wie Du gezerrt hast. Tatsächlich hast Du mir mehr wehgetan als die Slytherins, die mich herumgeschubst haben.

Neville! zischte Ernie. Er wollte Dich retten!

Es tut mir leid, flüsterte Harry. Als ich das sah, wurde ich… sehr wütend...

Neville sah ihn fest al. Also hast Du mich ganz heftig rausgezerrt und Dich dahin gestellt, wo ich war, und gesagt 'Hallo, ich bin der Junge-der-überlebte'.

Harry nickte.

Du bist bestimmt irgendwann mal total cool, sagte Neville. Aber gerade jetzt, da bist Du es nicht.

Harry verschluckte den plötzlich entstandenen Kloß in seinem Hals und ging weg. Er verfolgte den Flur bis zur Kreuzung, bog links in einen Gang ab und ging weiter, ohne zu schauen.

Was sollte er denn machen? Niemals wütend werden? Er war sich nicht sicher, ob er das ohne Wut überhaupt hätte tun können, und wer weiß, was dann mit Neville und seinen Büchern geschehen wäre. Außerdem hatte Harry genug Fantasy-Bücher gelesen um zu wissen, wohin das führte. Er würde seine Wut unterdrücken, und das würde nicht funktionieren, und sie würde wieder herauskommen. Und nach der ganzen langen Reise von Selbst-Entdeckung würde er am Ende lernen, dass die Wut ein Teil seines Selbst war und dass er nur lernen konnte, damit vernünftig umzugehen, wenn er sie akzeptierte. Star Wars war das einzige Universum, in dem die Antwort tatsächlich war, sich von allen negative Gefühlen fern zu halten, und irgendwas an Yoda brachte Harry immer dazu, diesen kleinen grünen Schwachkopf zu hassen.

Also war der naheliegende zeitsparende Plan, diese Reise von Selbst-Entdeckung zu überspringen und gleich zu dem Teil zu kommen, wo ihm klar wurde, dass nur das Akzeptieren der Wut als Teil seines Selbst dazu führte, dass er sie unter Kontrolle halten konnte.

Das Problem war, dass er sich nicht mal außer Kontrolle fühlte, wenn er wütend war. Nur wenn er später zurückblickte, schienen die Geschehnisse insgesamt als… wäre alles irgendwie außer Kontrolle geraten.

Er fragte sich, ob den Spielleiter das interessierte, und ob er dadurch Punkte gewonnen oder verloren hatte. Harry selbst fühlte sich, als ob er eine Menge Punkte verloren hatte, und er war sicher, die alte Dame in dem Bild würde sagen, dass das die einzige Meinung von Bedeutung war.

Und Harry fragte sich auch, ob der Spielleiter Professor Sprout geschickt hatte. Das war eine logische Vermutung: Die Nachricht hatte gedroht, die Spielleitung zu informieren, und dann war Professor Sprout da. Vielleicht war Professor Sprout selbst der Spielleiter — den Vorstand von Haus Hufflepuff würde man sicher als letztes verdächtigen, und das sollte sie eigentlich an das obere Ende von Harrys Liste bringen. Er hatte schließlich auch ein oder zwei Kriminalromane gelesen.

Also, wie stehe ich jetzt im Spiel? fragte Harry laut.

Ein Blatt Papier flog über seinen Kopf, als hätte es jemand von hinter ihm aus geworfen — Harry drehte sich um, aber es war niemand da —, und als Harry sich wieder nach vorne drehte, schwebte der Zettel zu Boden.

Darauf stand:

PUNKTE FÜR STIL: 10
PUNKTE FÜR GUTES DENKEN: -3.000.000
BONUS FÜR RAVENCLAW-HAUSPUNKTE: 70
PUNKTESTAND: -2.999.871 VERBLEIBENDE ZÜGE: 2

Minus drei Millionen Punkte? sagte Harry gekränkt in den leeren Gang. Das ist übertrieben! Ich will eine Beschwerde bei der Spielleitung einreichen! Und wie soll ich drei Millionen Punkte in den nächsten zwei Zügen gutmachen?

Ein weiterer Zettel flog über seinen Kopf.

BESCHWERDE: ABGELEHNT
DIE FALSCHEN FRAGEN STELLEN: -1.000.000.000.000 PUNKTE
PUNKTESTAND: -1.000.002.999.871
VERBLEIBENDE ZÜGE: 1

Harry gab auf. Mit einem verbleibenden Zug war alles, was er tun konnte, seine beste Vermutung zu äußern, auch wenn sie nicht sehr gut war. Ich rate, dass das Spiel das Leben repräsentiert.

Ein letzter Zettel flog über seinen Kopf, auf dem stand:

VERSUCH FEHLGESCHLAGEN
FEHLGESCHLAGEN FEHLGESCHLAGEN FEHLGESCHLAGEN
AIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEE
PUNKTESTAND: MINUS UNENDLICH
DU HAST DAS SPIEL VERLOREN

LETZTE ANWEISUNG:
Geh hoch zu Professor McGonagalls Büro

Die letzte Zeile war in seiner eigenen Handschrift.

Harry starrte eine Weile auf die letzte Anweisung und zuckte dann mit dem Schultern. Na gut. Also Professor McGonagalls Büro. Wenn sie der Spielleiter war…

Na gut, ehrlich gesagt konnte Harry sich absolut nicht vorstellen, wie es ihm vorkommen würde, wenn Professor McGonagall der Spielleiter war. Sein Gehirn war einfach total leer. Es war, buchstäblich, unvorstellbar.

Einige Bilder später — es war kein langer Weg, Professor McGonagalls Büro war nicht weit vom Transfigurationsraum, wenigstens nicht an Montagen in ungeraden Jahren — stand Harry vor der Tür ihres Büros.

Er klopfte.

Herein, sagte Professor McGonagalls gedämpfte Stimme.

Er trat ein.

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Kapitel 14: Das Unbekannte und das Unkennbare

{in Arbeit}

Melenkurion abatha! Duroc minas mill J. K. Rowling!


Es gab geheimnisvolle Fragen, aber eine geheimnisvolle Antwort war ein Widerspruch in sich.


Herein, sagte Professor McGonagall's gedämpfte Stimme.

Und Harry trat ein.

Das Büro der Stellvertretenden Schulleiterin war aufgeräumt und wohlorganisiert; an der Wand direkt neben dem Schreibtisch war ein Labyrinth von hölzernen Schubladen in allen Formen und Größen, die meisten mit etlichen Pergamentrollen, und es war irgendwie vollkommen klar, dass Professor McGonagall genau wusste, was jede Schublade bedeutete, auch wenn es sonst niemand wusste. Ein einzelnes Pergament lag auf ihrem Schreibtisch, der davon abgesehen leer war. Hinter dem Schreibtisch war eine geschlossene Tür, mit mehreren Schlössern versperrt.

Professor McGonagall saß auf einem Hocker ohne Lehne hinter dem Schreibtisch und wirkte etwas beunruhigt — ihre Augen weit offen, vielleicht mit einem Hauch Besorgnis, als sie Harry ansah.

Mr. Potter? fragte Professor McGonagall. Worum geht es?

Harry fiel nichts ein. Das Spiel hatte ihn instruiert, hierher zu kommen, und er erwartete, sie hätte etwas im Kopf…

Mr. Potter? fragte Professor McGonagall, und fing an, leicht verärgert auszusehen.

Zum Glück fiel Harrys in Panik verfallenem Gehirn in diesem Moment ein, dass er schon geplant hatte, etwas mit Professor McGonagall zu disktuieren. Etwas wichtiges, das ihre Zeit sehr wohl wert war.

Äh..., sagte Harry. "Wenn es irgendwelche Zauber gibt, die sie sprechen können, um sicherzugehen, dass uns niemand belauscht…:

Professor McGonagall stand von ihrem Sitz auf, schloss die äußere Tür fest, zog ihren Zauberstab und sagte Zaubersprüche auf.

Es war gerade jetzt, dass Harry einfiel, dass er gerade die unbezahlbare und unwiederbringliche Gelegenheit hatte, Professor McGonagall eine Slapstickbrause anzubieten, und er konnte nicht wirklich glauben, dass er ernsthaft daran dachte und dass es in Ordnung wäre, die Flecken würden ja nach ein paar Sekunden verschwinden, und er sagte diesem Teil von ihm, er sollte jetzt mal still sein.

Das tat er, und Harry ordnete seine Gedanken, was er sagen wollte. Er hatte nicht vorgehabt, diese Diskussion so früh zu führen, aber da er schon mal hier war…

Professor McGonagall beendete einen Zauberspruch, der noch viel älter klang als Latein, und setzte sich wieder.

In Ordnung, sagte sie leise. Niemand hört uns zu. Sie wirkte ziemlich angespannt.

Oh, ja, sie erwartet, dass ich sie erpresse, um Informationen über die Prophezeiung zu bekommen.

Ah, Harry würde ein andermal darauf zurückkommen.

Es ist wegen der Sache mit dem Sprechenden Hut, sagte Harry. (Professor McGonagall blinzelte.) Äh… ich glaube, da ist noch ein Zauber auf dem Sprechenden Hut, einer, von dem der Sprechende Hut selbst nichts weiß, etwas, das ausgelöst wird, wenn der Sprechende Hut 'Slytherin' sagt. Ich hörte eine Botschaft, von der ich ziemlich sicher bin, dass Ravenclaws sie eigentlich nicht hören sollen. Sie kam in dem Moment, als sich der Sprechende Hut von meinem Kopf hob und die Verbindung sich löste. Es klang wie ein Zischen und wie Englisch gleichzeitig, McGonagall atmete scharf ein, und sie sagte: Grüße von Slytherin an Slytherin, suchst Du mein Geheimnis, sprich mit meiner Schlange.

Professor McGonagall saß da mit offenem Mund und starrte Harry an, als hätte er eben zwei weitere Köpfe bekommen.

Also..., sagte Professor McGonagall langsam, als könnte sie selbst die Worte nicht so recht glauben, die ihr über die Lippen kamen, Sie entschlossen sich, gleich zu mir zu kommen und mir davon zu erzählen.

Ja, klar, natürlich, sgte Harry. Er war nicht nötig, zuzugeben, wie lange er gebraucht hatte, daran zu denken. Im Gegensatz zu, etwa, es selbst zu erforschen oder es den anderen Kindern zu erzählen.

Ich… verstehe, sagte Professor McGonagall. Und wenn Sie, vielleicht, den Eingang zu Salazar Slytherins legendärer Geheimer Kammer entdecken würden, einen Eingang den Sie und nur Sie öffnen könnten...

Ich würde den Eingang wiedere schließen und Ihnen sofort berichten, so dass ein Team von erfahreren magischen Archäologen zusammengstellt werden könnte, sagte Harry prompt. Dann würde ich den Eingang wieder öffnen und sie würden vorsichtig hineingehen und sicherstellen, dass nicht gefährliches darin ist. Ich könnte später hineingehen und mich umsehen, oder wenn sie mich bräuchten, um noch irgendetwas zu öffnen, aber das wäre, nachdem die Gegend für ungefährlich erklärt wurde und sie Fotos hätten, wie alles aussah, bevor die Leute anfangen, in dieser unbezahlbaren historischen Stätte herumzutrampeln.

Professor McGonagall saß da mit offenem Mund und starrte ihn an, als hätte er sich gerade in eine Katze verwandelt.

Das ist doch offensichtlich, wenn man kein Gryffindor ist, sagte Harry freundlich.

Ich glaube, sagte Professor McGonagall mit leicht erstickter Stimme, Sie unterschätzen, wie selten gesunder Menschenverstand ist, Mr. Potter.

Das klang ungefähr richtig. Allerdings… Ein Hufflepuff hätte das selbe gesagt.

McGonagall schwieg betroffen. Das ist wahr.

Der Sprechende Hut bot mir Hufflepuff an.

Sie blinzelte, als suie ihn ansah, als könnte sie ihren Ohren nicht trauen. Hat er das wirklich?

Ja.

Mr. Potter, sagte McGonagall, und nun war ihre Stimme leise, es war das letzte Mal vor fünf Jahrzehnten, dass ein Schüler in den Mauern von Hogwarts starb, und jetzt bin ich mir sicher, dass es vor fünf Jahrzahnten das letzte Mal war, dass jemand diese Botschaft gehört hat.

Ein Schauer durchführ Harry. Dann werde ich ganz sicher gehen, nichts in dieser Sache zu unternehmen, ohne sie zu fragen, Professor McGonagall. Er macht eine Pause. Und darf ich vorschlagen, dass Sie die besten Leuten zusammenbringen, die Sie finden können, und haerausfinden, ob es möglich ist, diesen Zauber von Sprechenden Hut zu entfernen… und wenn das nicht geht, vielleicht einen anderen Zauber hinzufügen, einen Quietus, der sich kurz aktiviert, wenn der Hut vom Kopf eines Studenten genommen wird, das könnte als ein Behelf funktionierten. Da, keine toten Schüler mehr. Harry nickte zufrieden.

Professor McGonagall sah noch fassungsloser aus, wenn man sich so etwas überhaupt vorstellen konnte. Ich kann ihnen nicht genug Punkte dafür geben, ohne den Haus-Cup gleich direkt an Ravenclaw zu geben.

Ahm, sagte Harry. Ahm. Ich würde lieber nicht so viele Hauspunkte bekommen.

Darauf sah Professor McGonagall ihn misstrauisch an. Warum nicht?

Harry fiel es etwas schwer, das in Worte zu fassen. Weil es einfach zu traurig wäre, wissen Sie? Wie… wie damals, als ich noch versuchte zur Schule zu gehen in der Muggle-Welt, und immer, wenn es ein Gruppenprojekt gab, fing ich an und machte alles selbst, weil die anderen mich nur gebremst hätten. Ich freue mich, wenn ich viele Punkte bekomme, mehr als jeder andere vielleicht, aber wenn ich so viele Punkte gewinne, dass das allein den Haus-Cup entscheidet, dann wäre es, als trüge ich Haus Ravenclaw auf dem Rücken, und das wäre einfach zu traurig.

Ich verstehe... sagte McGonagall zögernd. Es war offensichtlich, dass diese Art zu denken ihr nie eingefallen war. Und wenn ich Ihnen also fünfzig Punkte gebe?

Harry shook his head again. It's not fair to the other children if I earn lots of points for grownup things that I can be part of and they can't. How is Terry Boot supposed to earn fifty points for reporting a whisper he heard from the Sorting Hat? It wouldn't be fair at all.

I see why the Sorting Hat offered you Hufflepuff, said Professor McGonagall. She was eyeing him with a strange respect.

That made Harry choke up a bit. He'd honestly thought he wasn't worthy of Hufflepuff. That the Sorting Hat had just been trying to shove him anywhere but Ravenclaw, into a House whose virtues he didn't have…

Professor McGonagall was smiling now. And if I tried to give you ten points…?

Are you going to explain where those ten points came from, if anyone asks? There might be a lot of Slytherins, and I don't mean the children at Hogwarts, who would be really really angry if they knew about the spell being taken off the Sorting Hat and found out I was involved. So I think that absolute secrecy is the better part of valour. No need to thank me, ma'am, virtue is its own reward.

So it is, Professor McGonagall said, but I do have a very special something else to give you. I see that I have greatly wronged you in my thoughts, Mr. Potter. Please wait here.

She got up, went over to the locked back door, waved her wand, and a sort of blurry curtain sprang up around her. Harry could neither see nor hear what was going on. It was a few minutes later that the blur vanished and Professor McGonagall was standing there, facing him, with the door behind her looking as though it hadn't ever been opened.

And Professor McGonagall held out in one hand a necklace, a thin golden chain bearing in its center a silver circle, within which was the device of an hourglass. In her other hand was a folded pamphlet. This is for you, she said.

Wow! He was going to get some sort of neat magical item as a quest reward! Apparently that business with refusing offers of monetary rewards until you got a magic item actually worked in real life, not just computer games.

Harry accepted his new necklace, smiling. What is it?

Professor McGonagall took a breath. Mr. Potter, this is an item which is ordinarily lent only to children who have already shown themselves to be highly responsible, in order to help them with difficult class schedules. McGonagall hesitated, as though about to add something else. I must emphasise, Mr. Potter, that this item's true nature is secret and that you must not tell any of the other students about it, or let them see you using it. If that's not acceptable to you, then you can give it back now.

I can keep secrets, Harry said. So what does it do?

So far as the other students are concerned, this is a Spimster wicket and it is used to treat a rare, non-contagious magical ailment called Spontaneous Duplication. You wear it under your clothes, and while you have no reason to show it to anyone, you also have no reason to treat it as an awful secret. Spimster wickets are not interesting. Do you understand, Mr. Potter?

Harry nodded, his smile widening. He sensed the work of a competent Slytherin. And what does it really do?

It's a Time-Turner. Each spin of the hourglass sends you one hour back in time. So if you use it to go back two hours every day, you should always be able to get to sleep at the same time.

Harry's suspension of disbelief blew completely out the window.

You're giving me a time machine to treat my sleep disorder.

You're giving me a TIME MACHINE to treat my SLEEP DISORDER.

YOU'RE GIVING ME A TIME MACHINE IN ORDER TO TREAT MY SLEEP DISORDER.

Ehehehehhheheh... Harry's mouth said. He was now holding the necklace away from him as though it were a live bomb. Well, no, not as if it were a live bomb, that didn't begin to describe the severity of the situation. Harry held the necklace away from him as though it were a time machine.

Say, Professor McGonagall, did you know that time-reversed ordinary matter looks just like antimatter? Why yes it does! Did you know that one kilogram of antimatter encountering one kilogram of matter will annihilate in an explosion equivalent to 43 million tons of TNT? Do you realise that I myself weigh 41 kilograms and that the resulting blast would leave A GIANT SMOKING CRATER WHERE THERE USED TO BE SCOTLAND?

Excuse me, Harry managed to say, but this sounds really really really REALLY DANGEROUS!  Harry's voice didn't quite rise to a shriek, he couldn't possibly scream loud enough to do this situation justice so there was no point in trying.

Professor McGonagall looked upon him with tolerant affection. I'm glad you're taking this seriously, Mr. Potter, but Time-Turners aren't that dangerous. We wouldn't give them to children if they were.

Really, Harry said. Ahahahaha. Of course you wouldn't give time machines to children if they were dangerous, what was I thinking? So just to be clear, sneezing on this device will not send me into the Middle Ages where I will run over Gutenberg with a horse cart and prevent the Enlightenment? Because, you know, I hate it when that happens to me.

McGonagall's lips were twitching in that way she had when she was trying not to smile. She offered Harry the pamphlet she was holding, but Harry was carefully holding out the necklace with both hands and staring at the hourglass to make sure it wasn't about to turn. Don't worry, McGonagall said after a momentary pause, when it became clear that Harry wasn't going to move, that can't possibly happen, Mr. Potter. The Time-Turner cannot be used to move more than six hours backwards. It can't be used more than six times in any day.

Oh, good, very good, that. And if someone bumps into me the Time-Turner will not break and will not trap the whole castle of Hogwarts in an endlessly repeating loop of Thursdays.

Well, they can be fragile... said McGonagall. And I do think I've heard about strange things happening if they're broken. But nothing like that! 

Perhaps, Harry said when he could speak again, you ought to provide your time machines with some sort of protective shell, rather than leaving the glass exposed, so as to prevent that from happening.

McGonagall looked quite struck. That's an excellent idea, Mr. Potter. I shall inform the Ministry of it.

That's it, it's official now, they've ratified it in Parliament, everyone in the wizarding world is completely stupid.

And while I hate to get all PHILOSOPHICAL, Harry desperately tried to lower his voice to something under a shriek, has anyone thought about the IMPLICATIONS of going back six hours and doing something that changes time which would pretty much DELETE ALL THE PEOPLE AFFECTED and REPLACE THEM WITH DIFFERENT VERSIONS -

Oh, you can't change time! Professor McGonagall interrupted. Good heavens, Mr. Potter, do you think these would be allowed students if that was possible? What if someone tried to change their test scores?

Harry took a moment to process this. His hands relaxed, just a little, from their white grip on the hourglass chain. Like he wasn't holding a time machine, just a live nuclear warhead.

So... Harry said slowly. People just find that the universe… happens to be self-consistent, somehow, even though it has time-travel in it. If I and my future self interact then I'll see the same thing as both of me, even though, on my own first run through, my future self is already acting in full knowledge of things that, from my own perspective, haven't happened yet... Harry's voice trailed off into the inadequacy of English.

Correct, I think, said Professor McGonagall. Although wizards are advised to avoid being seen by their past selves. If you're attending two classes at the same time and you need to cross paths with yourself, for example, the first version of you should step aside and close his eyes at a known time - you have a watch already, good - so that the future you can pass. It's all there in the pamphlet.

Ahahahaa. And what happens when someone ignores that advice?

Professor McGonagall pursed her lips. I understand that it can be quite disconcerting.

And it doesn't, say, create a paradox that destroys the universe.

She smiled tolerantly. Mr. Potter, I think I'd remember hearing if that had ever happened.

THAT IS NOT REASSURING! HAVEN'T YOU PEOPLE EVER HEARD OF THE ANTHROPIC PRINCIPLE? AND WHAT IDIOT EVER BUILT ONE OF THESE THINGS FOR THE FIRST TIME? 

Professor McGonagall actually laughed. It was a pleasant, glad sound that seemed surprisingly out of place on that stern face. You're having another 'you turned into a cat' moment, aren't you, Mr. Potter. You probably don't want to hear this, but it's quite endearingly cute.

Turning into a cat doesn't even BEGIN to compare to this. You know right up until this moment I had this awful suppressed thought somewhere in the back of my mind that the only remaining answer was that my whole universe was a computer simulation like in the book Simulacron 3 but now even that is ruled out because this little toy ISN'T TURING COMPUTABLE! A Turing machine could simulate going back into a defined moment of the past and computing a different future from there, an oracle machine could rely on the halting behavior of lower-order machines, but what you're saying is that reality somehow self-consistently computes in one sweep using information that hasn't… happened… yet...

Realisation struck Harry a pile-driver blow.

It all made sense now. It all finally made sense.

SO THAT'S HOW THE COMED-TEA WORKS! Of course! The spell doesn't force funny events to happen, it just makes you feel an impulse to drink right before funny things are going to happen anyway! I'm such a fool, I should have realised when I felt the impulse to drink the Comed-Tea before Dumbledore's second speech, didn't drink it, and then choked on my own saliva instead - drinking the Comed-Tea doesn't cause the comedy, the comedy causes you to drink the Comed-Tea! I saw the two events were correlated and assumed the Comed-Tea had to be the cause and the comedy had to be the effect because I thought temporal order restrained causation and causal graphs had to be acyclic BUT IT ALL MAKES SENSE ONCE YOU DRAW THE CAUSAL ARROWS GOING BACKWARDS IN TIME! 

Realisation struck Harry the second pile-driver.

This one he managed to keep quiet, making only a small strangling sound like a dying kitten as he realised who'd put the note on his bed this morning.

Professor McGonagall's eyes were alight. After you graduate, or possibly even before, you really must teach some of these Muggle theories at Hogwarts, Mr. Potter. They sound quite fascinating, even if they're all wrong.

Glehhahhh...

Professor McGonagall offered him a few more pleasantries, demanded a few more promises to which Harry nodded, said something about not talking to snakes where anyone could hear him, reminded him to read the pamphlet, and then somehow Harry found himself standing outside her office with the door closed firmly behind him.

Gaahhhrrrraa... Harry said.

Why yes his mind was blown.

Not least by the fact that, if not for the Prank, he might well have never obtained a Time-Turner in the first place.

Or would Professor McGonagall have given it to him anyway, only later in the day, whenever he got around to asking about his sleep disorder or telling her about the Sorting Hat's message? And would he, at that time, have wanted to pull a prank on himself which would have led to him getting the Time-Turner earlier? So that the only self-consistent possibility was the one in which the Prank started before he even woke up in the morning…?

Harry found himself considering, for the first time in his life, that the answer to his question might be literally inconceivable. That since his own brain contained neurons that only ran forwards in time, there was nothing his brain could do, no operation it could perform, which was conjugate to the operation of a Time Turner.

Up until this point Harry had lived by the admonition of E. T. Jaynes that if you were ignorant about a phenomenon, that was a fact about your own state of mind, not a fact about the phenomenon itself; that your uncertainty was a fact about you, not a fact about whatever you were uncertain about; that ignorance existed in the mind, not in reality; that a blank map did not correspond to a blank territory. There were mysterious questions, but a mysterious answer was a contradiction in terms. A phenomenon could be mysterious to some particular person, but there could be no phenomena mysterious of themselves. To worship a sacred mystery was just to worship your own ignorance.

So Harry had looked upon magic and refused to be intimidated. People had no sense of history, they learned about chemistry and biology and astronomy and thought that these matters had always been the proper meat of science, that they had never been mysterious. The stars had once been mysteries. Lord Kelvin had once called the nature of life and biology - the response of muscles to human will and the generation of trees from seeds - a mystery infinitely beyond the reach of science. (Not just a little beyond, mind you, but infinitely beyond. Lord Kelvin certainly had felt a huge emotional charge from not knowing something.) Every mystery ever solved had been a puzzle from the dawn of the human species right up until someone solved it.

Now, for the first time, he was up against the prospect of a mystery that was threatening to be permanent. If Time didn't work by acyclic causal networks then Harry didn't understand what was meant by cause and effect; and if Harry didn't understand causes and effects then he didn't understand what sort of stuff reality might be made of instead; and it was entirely possible that his human mind never could understand, because his brain was made of old-fashioned linear-time neurons, and this had turned out to be an impoverished subset of reality.

On the plus side, the Comed-Tea, which had once seemed all-powerful and all-unbelievable, had turned out to have a much simpler explanation. Which he'd missed merely because the truth was completely outside his hypothesis space or anything that his brain had evolved to comprehend. But now he actually had figured it, probably. Which was sort of encouraging. Sort of.

Harry glanced down at his watch. It was nearly 11AM, he'd gotten to sleep last night at 1AM, so in the natural state of affairs he'd go to sleep tonight at 3AM. So to go to sleep at 10PM and wake up at 7AM, he should go back five hours total. Which meant that if he wanted to get back to his dorm at around 6AM, before anyone was awake, he'd better hurry up and…

Even in retrospect Harry didn't understand how he'd pulled off half the stuff involved in the Prank. Where had the pie come from?

Harry was starting to seriously fear time travel.

On the other hand, he had to admit that it had been an irreplaceable opportunity. A prank you could only pull on yourself once in a lifetime, within six hours of when you first found out about Time-Turners.

In fact that was even more puzzling, when Harry thought about it. Time had presented him with the finished Prank as a fait accompli, and yet it was, quite clearly, his own handiwork. Concept and execution and writing style. Every last part, even the ones he still didn't understand.

Well, time was a-wasting and there were at most thirty hours in a day. Harry did know some of what he had to do, and he might figure out the rest, like the pie, while he was working. There was no point putting it off. He couldn't exactly accomplish anything stuck here in the future.

Five hours earlier, Harry was sneaking into his dorm with his robes pulled up over his head as a thin sort of disguise, just in case someone was already up and about and saw him at the same time as Harry lying in his bed. He didn't want to have to explain to anyone about his little medical problem with Spontaneous Duplication.

Fortunately it seemed that everyone was still asleep.

And there also seemed to be a box, wrapped in red and green paper with a bright golden ribbon, lying next to his bed. The perfect, stereotypical image of a Christmas present, although it wasn't Christmas.

Harry crept in as softly as he could manage, just in case someone had their Quieter turned down low.

There was an envelope attached to the box, closed by plain clear wax without a seal impressed.

Harry carefully pried the envelope open, and took out the letter inside.

The letter said:

This is the Cloak of Invisibility of Ignotus Peverell, passed down through his descendants the Potters. Unlike lesser cloaks and spells it has the power to keep you hidden, not merely invisible. Your father lent it to me to study shortly before he died, and I confess that I have received much good use of it over the years.

In the future I shall have to get along with Disillusionment, I fear. It is time the Cloak was returned to you, its heir. I had thought to make this a Christmas present, but it wished to come back to your hand before then. It seems to expect you to have need of it. Use it well.

No doubt you are already thinking of all manner of wonderful pranks, as your father committed in his day. If his full misdeeds were known, every woman in Gryffindor would gather to desecrate his grave. I shall not try to stop history from repeating, but be MOST careful not to reveal yourself. If Dumbledore saw a chance to possess one of the Deathly Hallows, he would never let it escape his grasp until the day he died.

A Very Merry Christmas to you.

The note was unsigned.

Hold on, Harry said, pulling up short as the other boys were about to leave the Ravenclaw dorm. Sorry, there's something else I've got to do with my trunk. I'll be along to breakfast in a couple of minutes.

Terry Boot scowled at Harry. You'd better not be planning to go through any of our things.

Harry held up one hand. I swear that I intend to do nothing of the sort to any of your things, that I only intend to access objects that I myself own, that I have no pranking or otherwise questionable intentions towards any of you, and that I do not anticipate those intentions changing before I get to breakfast in the Great Hall.

Terry frowned. Wait, is that -

Don't worry, said Penelope Clearwater, who was there to guide them. There were no loopholes. Well-worded, Potter, you should be a lawyer.

Harry Potter blinked at that. Ah, yes, Ravenclaw prefect. Thank you, he said. I think.

When you try to find the Great Hall, you will get lost. Penelope stated this in the tones of a flat, unarguable fact. As soon as you do, ask a portrait how to get to the first floor. Ask another portrait the instant you suspect you might be lost again. Especially if it seems like you're going up higher and higher. If you are higher than the whole castle ought to be, stop and wait for search parties. Otherwise we shall see you again four months later and you will be five months older and dressed in a loincloth and covered in snow and that's if you stay inside the castle.

Understood, said Harry, swallowing hard. Um, shouldn't you tell students all that sort of stuff right away?

Penelope sighed. What, all of it? That would take weeks. You'll pick it up as you go along. She turned to go, followed by the other students. If I don't see you at breakfast in thirty minutes, Potter, I'll start the search.

Once everyone was gone, Harry attached the note to his bed - he'd already written it and all the other notes, working in his cavern level before everyone else woke up. Then he carefully reached inside the Quietus field and pulled the Cloak of Invisibility off Harry-1's still-sleeping form.

And just for the sake of mischief, Harry put the Cloak into Harry-1's pouch, knowing it would thereby already be in his own.

I can see that the message is passed on to Cornelion Flubberwalt, said the painting of a man with aristocratic airs and, in fact, a perfectly normal nose. But might I ask where it came from originally? 

Harry shrugged with artful helplessness. I was told that it was spoken by a hollow voice that belled forth from a gap within the air itself, a gap that opened upon a fiery abyss.

Hey! Hermione said in tones of indignation from her place on the other side of the breakfast table. That's everyone's dessert! You can't just take one whole pie and put it in your pouch!

I'm not taking one pie, I'm taking two. Sorry everyone, gotta run now! Harry ignored the cries of outrage and left the Great Hall. He needed to arrive at Herbology class a little early.

Professor Sprout eyed him sharply. And how do you know what the Slytherins are planning?

I can't name my source, Harry said. In fact I have to ask you to pretend that this conversation never happened. Just act like you happened across them naturally while you were on an errand, or something. I'll run on ahead as soon as Herbology gets out. I think I can distract the Slytherins until you get there. I'm not easy to scare or bully, and I don't think they'll dare to seriously hurt the Boy-Who-Lived. Though… I'm not asking you to run in the hallways, but I would appreciate it if you didn't dawdle along the way.

Professor Sprout looked at him for a long moment, then her expression softened. Please be careful with yourself, Harry Potter. And… thank you.

Just be sure not to be late, Harry said. And remember, when you get there, you weren't expecting to see me and this conversation never happened.

It was horrible, watching himself yank Neville out of the circle of Slytherins. Neville had been right, he'd used too much force, way too much force.

Hello, Harry Potter said coldly. I'm the Boy-Who-Lived.

Eight first-year boys, mostly the same height. One of them had a scar on his forehead and he wasn't acting like the others.

Oh wad some power the giftie gie us To see oursel's as others see us! It wad frae monie a blunder free us, And foolish notion -

Professor McGonagall was right. The Sorting Hat was right. It was clear once you saw it from the outside.

There was something wrong with Harry Potter.

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